Donnerstag, 25. Oktober 2012

Fisch im Haifischbecken.


Wenn am Renntag in Hawaii am Samstag Morgen der Startschuss für die Pro-Frauen fällt, drängen sich über 1'800 Age Grouper über eine ca. 5 m breite Treppe und einen 20 m breiten Sandstreifen in den Pazifik. Die guten Schwimmer zieht es schnurstracks zur Startlinie, die weniger guten warten hinten bei der Strandmauer bis kurz vor dem Start. Denn einmal an der Startlinie heisst es mit möglichst kleinem Energieverlust schwimmend seine Startposition zu verteidigen.


Es dauert denn auch endlos scheinende 25 Minuten, bis um 7.00 Uhr endlich der Startschuss fällt. Und was hier auf dem Bild wie ein locker aufgereihtes Grüppchen von Schwimmern aussieht ist in Tat und Wahrheit ein dauerndes Gerangel. Die Marshalls paddeln auf ihren Surfbrettern quer durch die Bucht und versuchen die Startlinie zu halten. Trotzdem verschiebt sich die ganze Masse laufend etwas nach vorne und man muss höllisch aufpassen, dass man sich nicht auf einmal drei oder vier Reihen weiter hinten findet.

Unmöglich, in der Masse einen Athleten auszumachen? Denkste. Ich wusste genau, wo in etwa ich mich einreihte und dank hoher Fotoauflösung und Zoom habe ich mich auch tatsächlich gefunden. Voilà, der Fisch im Haifischbecken:


Samstag, 20. Oktober 2012

Nadel und Tinte.

Die Zeit hier in Santa Monica neigt sich nun auch dem Ende zu und morgen früh trete ich die Heimreise an. Die Saison 2012 ist abgeschlossen - wow, was für ein tolles Triathlon-Jahr durfte ich erleben!

Als ich die Kona-Reise plante, wusste ich noch nicht, ob es eine gute Idee sein würde, auf dem Rückweg hier einen Zwischenhalt zu machen. Der einzige Grund dafür war, dass ich mein Sea Turtle-Tattoo im gleichen Studio stechen lassen wollte wie der Shark: House of Ink. Aber damit verbunden war natürlich die Voraussetzung, dass ich erst die Finish Line erreichen musste.

Nun, während einem Ironman kann viel schief gehen, auf das kein Athlet einen Einfluss hat: Sturz, Panne ohne Reparturmöglichkeit oder ein mediznisches Ereignis. Aufgabe aus einem anderen Grund war ja bekanntlich definitiv ein no go. Aber Hand aufs Herz: Wenn es passiert wäre, hätte dieser Abstecher hierher nichts anderes als eine frustbeladene Zeit bedeutet.

So war ich natürlich sehr erleichtert, als ich mich am Donnerstag Morgen auf den Weg nach Venice Beach machte. Es war ein wunderbarer Tag, die Hitzewelle der vorangegangenen Tage war gerade noch rechtzeitig zu ende.

Ocean Walk von Santa Monica nach Venice Beach.

Wie immer waren viele Jogger, Skater, Biker und Menschen auf allen möglichen anderen Fortbewegungsgeräten unterwegs. Ich hingegen genoss es einfach, einmal einfach spaziergangmässig unterwegs zu sein.

Im House of Ink angekommen erkundigte ich mich nach dem Vorlagenbuch mit den Sharks und Sea Turtles. Es war unauffindbar. So musste ich online aus tausenden von Vorlagen diejenige Sea Turtle suchen, die nicht nur zum Shark passt, sondern mir auch so gefiel, dass ich sie für den Rest meines Lebens auf der Wade tragen möchte. Und es war wieder ganz einfach. Ich scrollte ein wenig und schon sprang sie mich an!

Nun ging es darum, die Zahlen 13, 10, 12 und 18, 00, 26 mit in das Motiv zu integrieren. Um die Sea Turtle herum waren auf der Vorlage Luftblasen und so kamen Sunny (mein "Stecher") und ich zum Schluss, dass sich die Zahlen innerhalb der Bubbles gut machen würden.

Gesagt, getan und schon gings los mit den Schmerzen. Insgesamt 2 1/2 Stunden lag ich da. Erst wurden die Konturen gestochen, was erträglich war. Dann gings ans Färben, also Ausfüllen ... autsch! Und last but not least kamen die Luftblasen mit den Zahlen dazu ... Zähne zusammenbeissen.

Harte Jungs mit butterweichem Kern - Sunny, 3. von rechts.

Das Resultat ist überwältigend und wird den Emotionen beim Überqueren der Finish Line voll und ganz gerecht. Und Sunny gefiel es so sehr, dass er das fertige Motiv in sein Portfolio aufnahm!

Nun ziert die Sea Turtle also meine rechte Wade und der Shark ist nicht mehr so alleine. Und sie wird mich immer daran erinnern, wie unbeschreiblich der 13.10.12 war und welche Emotionen ich um 18:00:26 erleben durfte.


Donnerstag, 18. Oktober 2012

Rückblick.


Ich sitze im Hotel in Santa Monica, wo ich bis am Samstag noch ein wenig die Westküste geniessen werde. Der Red Eye-Flug von Kona nach LA verlief einmal mehr ohne bemerkenswerte Ereignisse - gut so. Zeit also, den vergangenen Samstag etwas zu reflektieren und für einen Moment zurück zu blicken.

Beginnen wir mit dem Ende - der Finish Line. Auch vier Tage nach dem Rennen fällt es mir schwer, die Emotionen, welche ich erleben durfte, in Worte zu fassen. Damit bin ich aber nicht alleine. Alle Athleten mit denen ich über das Rennen sprach, geht es wie mir. Es ist so überwältigend, dass es ganz einfach nicht adäquat beschrieben werden kann.

Der Moment, wenn man die letzte Steigung auf dem Queen K Highway geschafft hat und die Palani Road hinunterläuft, wenn man den Jubel auf dem Ali'i Drive hört, Mike Reilly, wie er jeden einzelnen im Ziel begrüsst, dieser Moment ist schon unbezahlbar. Dann weiss man, es geht nur noch etwas weniger als einen Kilometer und es ist geschafft. Der Lärm wird immer lauter und wenn man dann endlich auf den Ali'i Drive einbiegt, jubeln einem die Zuschauer entgegen. Kids strecken dir die Hände zum Abklatschen entgegen und strahlen, wenn man diese Einladung annimmt.

Dann der grosse Moment: Gilbert, you are an Ironman! Wer mich kennt, weiss, dass ich auf jedem Foto lache. Aber so ein Lachen habe selbst ich bei mir noch kaum gesehen.

Nur noch wenige Meter!
GESCHAFFT! 
You are an Ironman - The stage for Finishers!
 
Alle Leiden sind dann vergessen. Und davon gab es mehr als genug. Hawaii-Kenner bestätigten, dass es wohl das schwerste Rennen seit dem Jahr 2000 gewesen ist. Der Wind blies zeitweilig orkanartig - und während rund 80% der Velostrecke seitlich von vorne. So war auch bei nur 7 Meter Abstand nie auch nur der Hauch eines Windschattens spürbar.

Möglichst klein machen war die Devise.

Auf dem Velo haben wohl alle mehr Körner verschossen als geplant. Ich hatte bis km 150 super gute Beine, dann kam zwar nicht der Hammermann, aber die Muskulatur begann recht schnell Ermüdungserscheinungen zu zeigen. Auf alle Fälle dauerte es doch gut drei Kilometer auf der Laufstrecke, bis ich mich wieder einigermassen wohl fühlte.

Wohlfühltempo auf dem Ali'i Drive.
Dann wusste ich bereits, dass nichts mehr zwischen mich und meinem grossen Traum kommen konnte - obwohl es noch unendlich weit war und auch noch recht heiss werden sollte.

Und nach dem Rennen? Nie mehr? Nein, im Gegenteil - grosse Lust auf mehr ... auch auf mehr Hawaii. So habe ich vor der Abreise meine Blumen-Lei (hawaiianische Blumenkette) ins Meer geworfen. Man sagt, dass einem die Insel dann wieder zurückkommen lässt .... Aloha!




Sonntag, 14. Oktober 2012

Don't worry - be happy!


Es ist vollbracht. Um 18:00:26 Ortszeit Kona durfte ich Mike Reillys Worte "Gilbert, you are an Ironman" hören!

Wie üblich läutete um 3:00 Uhr der Wecker. Ich hatte recht gut geschlafen und war sofort hellwach. Aber oh weh, meine Gelassenheit der letzten Tage machte schnell einer ordentlichen Portion Nervosität Platz. Ich hatte einen richtigen Kloss im Bauch. Viele Gedanken schossen mir durch den Kopf. Vor allem aber einer machte mir zu schaffen: Würde es aufgehen?

Nach einem kleinen Frühstück gings auch schon zum Ali'i Drive, wo wir mit dem Hannes Shuttle Service zum Pier gebracht wurden. Als Erstes stand das Body Marking auf dem Programm. Unglaublich, wie viel Energie schon in der Luft lag. Dann ab zum Bike, alles vorbereiten, mit Freunden plaudern und sich Glück wünschen. Und schon schoss die Kanone die Profi-Männer ins Rennen - fünf Minuten später die Frauen.

Für mich bedeutete das: ab ins Wasser und zur Startline schwimmen, notabene 25 Minuten vor dem Start. Schon bald herrschte eine wildes Getümmel im Wasser und so war ich froh, dass es nach einer gefühlten Ewigkeit auch für uns Age Grouper endlich losging.

Ich startete recht weit links und das zahlte sich aus. Ohne grössere Keilerei kam ich gut weg und fand sofort meine Rhythmus. Bis zum Wendepunkte kam es mir vor wie eine halbe Ewigkeit, der Rückweg dafür umso kürzer. Es war sehr rau, viele Wellen und starke Strömungen. Aber ich fühlte mich ausgezeichnet und fand auch bald "gute Füsse", hinter denen ich mich quasi installierte und so Kraft sparen konnte.

Aus dem Wasser ins Wechselzelt und dann durch die ganze Wechselzone zum Velo rennen. Mein erster Eindruck: die Beine waren vielversprechen. Als ich mich aufs Velo schwang sagte ich mir: von jetzt an musst du dein Ding machen, nichts anderes als dein Ding. Ganz nach dem Motto: Don't worry - be happy! Ich wollte nur mein Tempo fahren und keinen Meter das Tempo der anderen.

Auf den ersten 30 Kilometer bildeten sich grosse Gruppen, in denen gelutscht wurde, was das Zeugs hielt. Ich setzte mich immer an den Schluss und liess sie fahren, wenn es zu schnell wurde. Nach rund 60 km, vor dem Aufstieg nach Hawi hatte sich die Situation entschärft und es würde recht fair gefahren.

Mann, es war windig. Die letzten vier Kilometer vor dem Wendepunkt bliess und ein Orkan entgegen und es war saumässig hart. Auch auf dem Rückweg steiffer Gegenwind. Aber ich hatte gute Beine und bis km 150 fühlte ich mich prima. Dann musste ich dennoch etwas Federn lassen und etwas herausnehmen. Schliesslich stand ja noch ein Longjog auf dem Programm.

In T2 liess ich mir Zeit und wechselte ganz entspannt. Meine hintere Beinmuskulatur hatte doch etwas mehr gelitten, als ich dachte. Dann lief ich so entspannt wie möglich los und versuchte in einen Wohlfühl-Rhythmus zu kommen. Schliesslich ging es jetzt nur noch darum, das Ding nach Hause zu schaukeln. Glücklicherweise war es auf dem Ali'i Drive nicht so heiss und es wehte ein angenehmes Lüftchen.

Als ich nach rund 17 km unten an der Palani war, blickte ich hoch und sagte zu mir: Du weisst nicht, ob du je es je wieder nach Kona schaffst - also renn die Palani hoch, marschieren verboten. Gesagt getan und schon gings auf dem Queen K Highway in Richtung Energy Lab.

Bis Halbmarathon lief ich die Aid Station durch, danach entschied ich mich, jeweils zu gehen, um möglichst viel Flüssigkeit aufnehmen zu können. Dass ich gut hydriert war zeigte sich daran, dass ich zweimal aufs Toi-Toi musste. Dann fing der Magen an zu rumoren und ein dritter Stopp wurde notwendig. Glücklicherweise konnte ich damit auch gleichzeitig die Bauchschmerzen "entsorgen".

Auch im Energy Lab war es nicht so drückend heiss, wie ich es erwartet hatte. Wieder auf dem Highway warens dann noch 10 km - allerdings endlose. Ich realisierte, dass ich die 11 Stunden brechen konnte und so überwand ich meine schon zur Tradition gewordene Krise zwischen km 23 und 32 und fand wieder zu einem besseren Rhythmus.

Als ich auf den Ali'i Drive einbog hätte ich die ganze Welt umarmen können. Dass es dann mit der sub-11 nicht ganz reichte war absolut unwichtig. Ich schrieb einen Wimpernschlag die Geschichte dieses Rennens mit, als ich über die Ziellinie lief. Und dann war ich einfach nur noch glücklich - und erschöpft.

Aber der Tag sollte noch einen weiteren fantastischen Höhepunkt bereithalten. Um 22 Uhr machte ich mich auf den Weg zur Finish Line- Party. Und was dort bis Mitternacht abging war allergrösstes Kino. Tausende von frenetisch jubelnden Menschen begrüsste die Finisher im Ziel. Gänsehautfeeling pur. Um nichts in der Welt hätte ich dieses Spektakel verpassen wollen.

Vielen Dank allen, die in Gedanken mit mir unterwegs waren. Auch dieser Energie ist es zu verdanken, dass ich es geschafft habe. Und darum gehört der Moment auch ein wenig euch!

Freitag, 12. Oktober 2012

Ready to rock.

Keine 24 Stunden mehr, und die Kanone wird 1800 Athleten aus 60 Ländern auf eines der grössten Sportabenteuer auf diesem Planeten schicken. Über 55'000 Triathleten haben rund um den Globus versucht, hier auf Hawaii einen Startplatz zu erhalten. Zu den Glücklichen zu gehören, die es geschafft haben, ist etwas ganz besonderes und macht mich schon ein bisschen stolz.

Heute Morgen war ich kurz im sehr welligen Pazifik und genehmigte mir einen Espresso auf dem Coffee Boat. Noch einmal Oatmeal Brulée im Lava Java. Dann 20 Minuten aufs Velo und - welche in Zufall - mit Caroline Steffen auf dem Ali'i Drive dahinschleichen. Und zuletzt noch einmal 10 Minuten laufen.

Ich bin parat. Es macht den Anschein, dass die Vorbereitungsstrategie wieder einmal perfekt aufgegangen ist. Ich fühle mich sehr gut akklimatisiert, das Jet Lag ist überwunden und ich konnte jede Nacht sehr gut schlafen. Und ich bin sehr gut erholt, die Beine fühlen sich ausgezeichnet an.

Jetzt übernimmt die Anspannung, etwas Nervosität kommt auf und der Respekt vor dem morgigen Tag nimmt zu. Denn ich weiss, auch wenn die Beine noch so gut sind, irgendwann da draussen kommt der Moment, wo es hässlich wird. Darum gehe ich auch nicht in ein Rennen, sondern auf eine persönliche Abenteuerreise an deren Ende ich einen Wimpernschlag lang die Geschichte dieses Events mitschreiben darf - der Moment, wenn ich die Finish Line überqueren werde.

Ich danke alle Freunden und Bekannte  für die tolle Unterstützung auf dem Weg zu diesem einzigartigen Moment. Eure Wünsche und Gedanken werden mich mittragen und mir Kraft geben. Mahalo!

Wie immer gibts alle News auf www.ironmanlive.com - der Live Stream dauert bis zum allerletzten Zieleinlauf um 23 Uhr lokaler Zeit. Meine Startnummer ist die 398. Und für den Fall, dass ihr meinen Zieleinlauf verfolgen wollt: ich trage das blau-weisse Thanyapura Outfit, welches ich die ganze Saison über bei Rennen trug.

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Underpants Run - wider den tierischen Ernst.

Am Donnerstag, also zwei Tage vor dem Rennen, findet in Kona der traditionelle Underpants Run statt. Ins Leben gerufen wurde dieser Spass wider den tierischen Ernst in den späten 90ern von den amerikanischen Triathleten, welche sich damit über die immer etwas spärlich bekleideten Europäer lustig machten. Diese fanden es nämlich nicht notwendig, ihre Blösse (knappe Speedos und superkleine Tops waren damals in style) zu bedecken, bevor sie sich nach dem Training in die angesagten Restaurants zum Essen begaben.

Zusammen mit meinen Hamburger Freunden Jörn und Ulli nahm ich heute Morgen zum ersten Mal teil. Ein buntes, lustiges Spektakel mit vielen zum Teil echt schrägen Unterwäsche-Teilen. Hier ein paar Impressionen:





Für mich gibts heute keinen Sport mehr. Auf dem Programm stehen: Material vorbereiten und Welcome Dinner. Daneben: Ruhe, Ruhe, Ruhe.

Selbstverständlich wird auf dem Ali'i Drive weiterhin wild und verbissen gerannt und auf dem Queen K Highway werden Powerintervalle von intergalaktischem Ausmass absolviert. Gestern Abend um 17.30 Uhr - 30 Minuten vor Sonnenuntergang - sind uns auf dem Weg zum Restaurant fürs Abendessen in 40 km Entfernung von Kona noch mindestens ein halbes Dutzend Ironspinner auf dem Velo entgegen gekommen.

Morgen heisst es Einchecken. Endlich. Und selbstverständlich gibts hier eine Vorschau und eine persönliche Prognose. Mahalo!

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Fussmarsch zum Konsumtempel.

Heute fand die traditionelle Nations Parade statt. Eine bunt zusammengewürfelte Prozession bestehend aus Triathleten aus aller Welt marschiert vom Pier ca. 1 km weit auf dem Ali'i Drive durch das Städtchen und wird von den Einheimischen, Supportern und Volunteers lautstark bejubelt. So gab es bereits heute ein Schweizer Stimmungsnest, das für viel Lärm und herzhafte Hopp Schwiz-Rufe besorgt war.

Ich meinerseits habe diese Parade schon einmal dazu genützt, das Gefühl für die Drafting-Zone von hier 7 Metern zu trainieren. Immer schön Abstand zum letzten Teilnehmer aus der Schweizer Gruppe halten - kann ja nicht schaden. Und weil es ziemlich wenig Wind hatte, musste ich dadurch auch kaum mehr Leistung bringen. Obwohl, im Gegensatz zu 2009 war die Parade echt schnell unterwegs. Die Entwicklung in unserem Sport macht einfach vor gar nichts halt.

Auch wenn wir auf sicherem, trockenen Untergrund unterwegs waren, für die grösstmögliche Sicherheit war auf jeden Fall gesorgt. Gleich hinter uns waren die Kajak Safety Patrol in ihren Trockenkanus unterwegs. Am Morgen sorgen diese Helfer jeweils für sicheres Schwimmen im Meer.


Wer die Amis kennt ist auch kaum überrascht, dass sich das Ende dieses kleinen Fussmarsches genau bei der Ironman Expo befindet und - oh Wunder - dieselbe genau zu diesem Zeitpunkt ihre Pforten öffnet. So ergiesst sich der Strom kaufwütiger Ironmänner denn auch unaufhaltbar durch den Konsumtempel für Ausdauerathleten. Und böse Zungen behaupten, die Nationen-Parade sein nur aus dem Grund erfunden worden, dass auch der verbissenste Athlet, der tagein taugaus mit starrem Blick vorwärts den Ali'i Drive hinauf und hinunter düst weiss, wo sich die Expo befindet!

Nun denn, meine Dollars blieben auch heute im Angesicht all dieser Goodies brav in der Hosentasche.

Sportlich gesehen war es ein ruhiger Tag. Die letzte kurze Veloeinheit war bereits um 8 Uhr absolviert, gefolgt von einem gemütlichen Frühstück und Ruhe im Apartment. Dann am Nachmittag eine letzte leichte Massage. Der Physiotherapeut meinte, meine Beine fühlten sich ausgezeichnet an. Immer gut, die Bestätigung auch aus berufenem Munde zu erhalten.

Dienstag, 9. Oktober 2012

Wenn ...

Seit ich am letzten Mittwoch hier in Kona angekommen bin herrschen sehr angenehme Temperaturen. Am Abend kühlt es schön ab und tagsüber klettert das Thermometer kaum über 26°. Dafür ist es meist etwas feuchter als normalerweise, aber so richtige Hitzetage gabs bisher keine. Auch der Wind bliess bisher eher als laues Lüftchen und war weit entfernt von dem, was alle auf dem Velo so fürchten. Und es wird berichtet, dass rund um Hawi zeitweise sogar absolute Flaute herrschte.

So kommts, dass das Wörtchen "wenn" im Zusammenhang mit dem Rennen am Samstag immer öfter bemüht wird. Wenn der Wind nicht so stark ist ... Wenn wir auf dem Rückweg Rückenwind haben werden ... Wenn es nicht so heiss wird auf der Laufstrecke ...

Verbunden mit diesem "wenn" sind immer Hoffnungen ... auf einen schnellen Radsplitt ... auf weniger Aufwand auf dem Velo ... auf schnellere Laufzeiten ... auf weniger Leiden ...

Je näher der Tag X kommt und je wahrscheinlicher es laut Wettervorhersagen wird, dass dies alles eintreffen wird, desto mehr vertrauen viele Teilnehmer darauf, dass es dann tatsächlich auch so sein wird. Und dann, am 13. Oktober, morgens um 7 Uhr, ist vielleicht alles ganz anders. Was dann?

Was, wenn hin und zurück nach Hawi meist Gegenwind herrscht? Wenn die berüchtigten Windböen für Fast-Stillstand sorgen? Wenn im Energy Lab 40° herrschen? Dann gibt es nichts zu kaufen für die geile Radeinheit in der Vorwoche, bei der es mit 40 km/h hin und zurück ging!!

Gut beraten ist, wer auf seine Fähigkeiten vertraut und darauf, dass er mit allen möglichen Bedingungen fertig werden wird. Man muss sich schon fragen, wieso so viele Teilnehmer erst in der Nachmittagssonne, wenn es am heissesten ist, ihre Lauf- und Veloeinheiten absolvieren? Die Antwort ist einfach: sie wollen bereit sein und glauben, dass sie das nur der Fall ist, wenn sie bei möglichst schwierigen Bedingungen trainieren.

Nur, während sie jetzt schon viele unnötige Körner verballern, ziehe ich mich lieber in das angenehm kühle Apartment zurück und suche Erholung, Erholung und noch einmal Erholung. Ich weiss, was ich kann und dass es nichts gibt, was ich nicht meistern könnte.

Jeder Gedanke an den Samstag und wie es dann wohl sein könnte verbraucht nur unnötige Energie. Und wenn schon, dann visualisiere ich den fantastischen Moment, auf den ich so lange hingearbeitet habe:

The Finish Line!

Sonntag, 7. Oktober 2012

Swim start and finish line.

Wenig deutet in Kona während den rund 50 ironmanfreien Wochen des Jahres auf dieses Sportspektakel hin. Bevor die rund 1800 Eisenmänner und -frauen inklusive Entourage wie die Heuschrecken hier einfallen, um dann kurz darauf wieder zu entschwinden, ist Kona einfach nur ein verschlafenes Städtchen auf Big Island.

Man muss schon gut hinschauen, um die Existenz des IM Hawaii überhaupt zu finden. Da wäre erst einmal das Pier, welches ziemlich genau 1800 Velos Platz bietet. Darum können hier auch nicht mehr Teilnehmer starten. Der Einstieg zum Schwimmstart ist eine ca. 5 Meter breite Treppe und diese führt zu einem ca. 30 Meter breiten "Sandstrand", der allerdings nur bei Ebbe sichtbar ist!


Und so sieht das aus ca. 50 Metern Distanz aus. Eine breite Quaimauer trennt den Ali'i Drive vom Meer.

Damit die Finish Line auch jedes Jahr am gleichen Ort ist, gibt es eine spezielle Hinweistafel. So kommts, dass man in seiner Vorstellung den Zieleinlauf schon einmal punktgenau "üben" kann. Aber selbst das suchende Auge muss schon genau hinschauen, um diese Tafel zu bemerken.


Dem aufmerksamen Auge entgeht aber auch nicht, dass hier auch das Hawaiian International Billfish Tournament stattfindet - jeweils im August. Wer es also als Triathlet nicht hierher schafft, kann Neo, Velo und Laufschuhe gegen eine Fischerrute eintauschen und sich hier versuchen. Aber Vorsicht, das ist auch Ausdauersport, denn hier werden die wirklich grossen Fische gefangen:




Ob die Teilnehmer an diesem Event wohl auch Tag und Nacht den Ali'i Drive hinauf und hinunter rennen und das halb nackt? Wohl kaum. Wie auch immer, Petri Heil!

Busy morning - lazy afternoon.

Heute stand die letzte "längere" Veloausfahrt auf dem Programm, plus ein kurzer Koppellauf. Nun, länger hiess in diesem Fall so rund 2 Stunden und ca. 30 Minuten laufen. Um 8 Uhr morgens - nach einem kurzen Espresso im Lava Java - gings auf den Queen K-Highway, in Begleitung von Jörn und Klausi. Jörn hatte ich in Cozumel kennengelernt, wo wir noch in derselben AK starteten und uns als 2. und 3. für Kona qualifizieren konnten.

Für einmal war es bewölkt und auf dem Rückweg regnete es stellenweise sogar leicht. Dafür war die Temperatur sehr angenehm, trotz der hohen Luftfeuchtigkeit. Weil Klausis Programm mit demjenigen von Jörn und mir nicht ganz kompatibel war, trennten wir uns nach ca. 35 km. Wir fuhren noch etwas weiter bis nach Waikaloha, einem Hotelresort bei ca. km 45. Wie es sich für zwei reifere Semester gehört, legten wir einen kurzen Kaffeestopp ein, bevor wir uns auf den Rückweg im Gegenwind aufmachten.

Nach 2:40 Std. und gut 87 km waren wir zurück. Die Fahrt war nicht ganz so wie geplant - die zwei berühmten "f"s hinterliessen auch heute ein paar Spuren. Sie stehen für to far und to fast, also zu weit und zu schnell. Aber der "Schaden" hielt sich in ganz engen Grenzen, was der anschliessende Koppellauf bestätigte. Leicht und locker gings auf dem Ali'i Drive voran und die Beine fühlten sich prima an.

Soweit also der busy morning.

Der Nachmittag ist voll und ganz der Regeneration gewidmet. Nach einem leichten Lunch ging ich noch kurz Einkaufen und dann war "alle Viere von sich strecken" angesagt. Am Samstag ist um diese Jahreszeit im TV Collage Football angesagt. Von morgens früh bis abends spät, ein Spiel nach dem anderen.

Und weil auch der IM Hawaii irgendwie nur ein Rennen wie jedes andere ist, kann es auch nicht schaden, hier und da einmal ein Bierchen zu geniessen. Besonders während man ein Football-Spiel am Fernsehen auf dem Bett liegend anschaut.


Soweit der lazy afternoon.

Obwohl die Anzahl der Triathleten vor Ort nun jeden Tag zunimmt, das morgenliche  Schwimmen am Pier fast schon zu busy ist (es mehren sich die Frontalzusammenstösse im Wasser!!) und vom Sonnauf- bis untergang emsiges Trainingstreiben zu beobachten ist, werde ich von Tag zu Tag entspannter. Ich kann jede Nacht rund eine Stunde länger schlafen und fühle mich schon sehr ausgeruht. Vor allem aber bin ich dieses Mal völlig immun gegen die Verlockung, mich dem allgemeinen Hype anzuschliessen.

Ich mache mein Ding, basta!

Freitag, 5. Oktober 2012

Room with a view.

Entlang dem Ali'i Drive stehen viele der Apartment-Anlagen, in denen die meisten Athleten während dem Ironman Hawaii logieren. Ich wohne dieses Jahr im Royal Sea Cliff. Das Apartment ist frisch renoviert und glücklicherweise wurden anstelle von diesen unsäglichen amerikanischen Langhaarteppichen Parkettböden verlegt. So tropft weder die Nase noch kratzt der Hals.

Schon von der Terrasse hinab bietet sich eine wunderbare Aussicht auf den Pazifik und die Kaffeeplantagen an den Hängen oberhalb von Kona. Hier ein paar Eindrücke:

Blick Richtung Kona - Gleich nebenan wohnen Caroline Steffen und
David Dellow.
Blick Richtung Vulkan.
Sandstrand?? - No way - Lavastrand!
Dann gibt es noch einen ganz speziellen Blick aufs Meer direkt vor dem Apartment. Im kleinen roten Kreis auf dem Bild unten seht ihr .... die letzte Boje beim Wendepunkt auf der Schwimmstrecke. Hier gäbe es also die erste Möglichkeit, direkt zurück ins Bett ..... just kidding!!

Ganz schön weit draussen - aber hey, 3,8 km sind
3,8 km!
Und last but not least: Mein eigener Wasserfall -
direkt vor der Apartmenttüre!

Langsam fühle ich mich angekommen. Obwohl ich logischerweise in der Nacht noch nicht durchschlafen kann, fühlte ich mich heute Morgen schon recht ausgeschlafen. Um 7 Uhr stieg ich beim Pier schon ins raue Wasser und schwamm etwas über 30 Minuten, die sich wegen der Wellen eher wie 50 Minuten anfühlten. Um 8 Uhr ist schon so viel los, dass Zusammenstösse im Wasser wohl an der Tagesordnung sind.

Das Frühstück im Lava Java schmeckte auch heute unglaublich gut. Und auch da wird es jetzt von Tag zu Tag voller.

Jetzt gehts ab in die Laufschuhe. Mal sehen, was die Beine schon hergeben. Aber mehr als 60 Minuten ganz easy tue ich mir nicht an. Ich stelle mich schon einmal darauf ein, massenhaft von keuchenden Spinnern überholt zu werden. Jedem das seine halt!

Aloha - aber nicht ohne Sitzleder!

So eine Reise nach Kona ist ohne Zweifel eine Ausdauerprüfung der Extraklasse. Wer also hier auf Hawaii am Ironman starten will, muss wohl oder übel eine rund 27 Stunden dauernde Prüfung aller Sinne auf sich nehmen.

Für mich gings los mit einem kurzen Spaziergang zum Bahnhof Horgen. Mit der S-Bahn um 8.04 Uhr weiter in Richtung Flughafen. Selbstverständlich ist im Berufs-Verkehr erstmal kein Sitzplatz frei. Aber Schwamm drüber, schliesslich darf man ja auf dieser Reise noch mehr als genug sein Hinterteil bemühen.

Nur 38 Minuten später war ich also am Flughafen und genehmigte mir erst einmal einen feinen Espresso und einen Muffin. Früh genug war ich ja da, so auf den letzten Drücker ist nicht mein Ding. Dann gings ab zum Gate, wo ich um 10.10 Uhr nach Frankfurt abflog.

Ein grosses Thema für die Economy-Passagiere ist ja immer die Beinfreiheit. Nun, für diesen kurzen Flug sollte dieselbe zum letzten Mal auf der Reise noch einigermassen genügend sein. Leider!

In Frankfurt galt es dann erst einmal die Zeit bis zum Abflug nach San Francisco um 14 Uhr tot zu schlagen. Im ganzen Termial gab es nur einen Sandwichstand, kein Restaurant, kein Starbucks oder ähnliches. So hiess es rund 20 Minuten anstehen, bis das Sandwich zu Mittag verspiesen werden konnte.

Wer öfter nach Amerika fliegt weiss, dass die Amis schon fast paranoid sind, was die sogenannte Sicherheit angeht. Man ist also gut beraten, früh ans Gate zu gehen um die ganzen Prozeduren über sich ergehen zu lassen. Fotografieren ist auch verboten, so konnte ich lediglich das Gate-Zeichen festhalten.

Umso erfreulicher war, dass der Flug pünktlich abhob. Weniger erfreulich war dann dafür die Beinfreiheit. In der alten B747 der United kommt wirklich Sardinenfeeling auf. Wer grösser als 1.80m ist, der hat ein echtes Knieproblem - bei mir gings gerade noch so. Schliesslich dauerte der Flug nun etwas über 10 Stunden und der Flieger war bis auf den letzten Platz besetzt.

Das Essen war dafür überraschend gut, aber eben halt nur ein Portiönchen und so war ich froh, dass ich einiges an Zwischenverpflegung mit dabei hatte.

Vier Spielfilme später kamen wir wiederum pünktlich ich San Francisco an. Es war gegen 16 Uhr Lokalzeit und die Reise dauerte nun schon 17 Stunden. Imigration und Zoll waren zum Glück schnell erledigt und so gings ein weiteres Mal zum Gate für den Weiterflug. Nicht, ohne vorher wieder Proviant zu kaufen, denn auf dem Weiterflug nach Kona gabs nichts zu essen.

Auch hier gings ruck-zuck und es schien, als dass wir ein weiteres Mal pünktlich abfliegen konnten. Doch dann kam die Mitteilung des Piloten, dass sich der Abflug verzögern würde, weil noch einige Velos fehlen würden. Wow, da wartet der Triathlet doch gerne etwas, wenn die Aussicht aufs Velo am Zielort damit auf fast 100% steigen.

Mit einer Stunde Verspätung gings dann zum dritten Mal in die Luft. Und 5.30 Stunden später waren wir endlich in Kona. Dauer der Reise bis zu diesem Zeitpunkt: 25 Stunden! Beinfreiheit wie im Bild oben. Aber jetzt war auch etwas Schlafen erlaubt, ohne die Nachtruhe später zu gefährden.

Nach der Begrüssung durch Hannes und Abholen des Gepäcks (yesssss, Velo und Koffer waren da!!) ging es weiter zum Alamo-Schalter zum Abholen des Mietwages. Mittlerweile war auch meine Müdigkeit so gross, dass ich vergass, auch diese Station bildlich festzuhalten.

Nach dem Einchecken im Royal Sea Cliff, Abholen des Gepäcks an der Lobby, dem Herausfinden, wie "das Apartment" funktioniert und einer wohltuenden Dusche war um 23 Uhr Hawaii-Zeit Lichterlöschen. Notabene 11 Uhr Schweizer Zeit und nach insgesammt 27 Stunden auf Achse.

Schlafen ist dann trotz grosser Müdigkeit eher schwierig, weil der Jetlag voll zuschlägt. Aber dank Melatonin gings doch für ein paar Stunden. Und so kams, dass ich um 7 Uhr morgens bereits am Pier zum lockeren Schwimmen war. Und das hat bereits für die anstrengende Reise entschädigt.


Wer also nach Kona will, braucht neben viel Ausdauer auch Sitzleder. Aber allerspätestens im Lava Java sind die Reisstrapazen vergessen. Aloha.






Dienstag, 2. Oktober 2012

Auf Wiedersehen in Kona.


Vorabend Check-in ist eine patente Sache. Ohne Hektik und Stress fuhr ich heute Nachmittag zum Flughafen und checkte mein Bike und den Koffer ein. Keine Warteschlangen, einfach so in nur 10 Minuten war alles erledigt. Und der Bike-Zuschlag war mit CHF 136.- anstatt € 150.- auch noch vergleichsweise günstig.

Nun verbringen meine beiden Gepäckstücke also erst eine Nacht im Flughafen, bevor es morgen früh um 10.10 Uhr erst einmal nach Frankfurt geht. Dann weiter nach San Francisco, wo die unsägliche Immigration auf uns wartet, der Zoll, alles wieder aufgeben und dann hoffentlich pünktlich weiter nach Kona. Mit nur 1:40 Std. Aufenthaltszeit in San Francisco mache ich mich schon einmal darauf gefasst, dass es das eine oder andere Gepäckstück wohl nicht mit in den Flieger schaffen wird - am ehesten wohl der Radkoffer.

Trotzdem hoffe ich auf ein baldiges Wiedersehen mit all meinen Prezisiosen in Kona!

Langsam steigt nun auch die Spannung. Wie üblich hatte ich heute wenig bis gar keinen Bock auf Training - passiert immer am Tag vor einer grösseren Reise. So habe ich die Schwimm- und Laufeinheit etwas beschnitten. Spielt eh keine Rolle mehr, wenn der Startschuss fällt. Eher im Gegenteil: Todmüde auf eine 24-Stundenreise zu gehen ist auch idiotisch.

Nun bleibt nur noch, morgen auch an alle Stecker und Kabel zu denken - lieber einen Kabelsalat als einen Salat wegen fehlenden Kabeln. Sonst liegt alles bereit und es kann los gehen.

Aus Kona werde ich täglich berichten. Also Leute, dranbleiben!