Sonntag, 31. März 2013

Ostern 2013 - Zeit, Eier zu zeigen!


Wir leben in einem Land, das arm an natürlichen Ressourcen ist. Was wir in Hülle und Fülle haben ist Wasser. Das blöde daran ist nur, dass es irgendwann vom Himmel auf die Erde fallen muss. Und, dass dies meist so geschieht, wie an diesen Ostern 2013 - an mehreren aufeinanderfolgenden Tagen.

Bläst dann zu allem Übel noch arktische Kaltluft über die Lande, dann kanns trotz meteorologischem UND kalendarischem Frühling auch einmal in der Form von Schnee sein. Nichts Neues!

Drei der vier Ostertage sind vorüber und die schlimmsten Befürchtungen haben sich eigentlich bewahrheitet. Es war permanent nass, kalt, grau, deprimierend und wenig motivierend. Wirklich? Kommt natürlich drauf an, was man sich vorgenommen hatte und wie man mit solchen nicht beeinflussbaren Ereignissen umgeht.

Der gemeine Triathlet freute sich ja schon seit Wochen auf das Oster-Wochenende. Plan A sah vor endlich ausgiebig lang aufs Velo zu sitzen und möglichst viele Kilometer zurück zu legen. Wie jedes Jahr an Ostern, schliesslich müssen Kilometer her, koste es was es wolle, weil sonst die ganze Saison in Gefahr scheint.

So hatte dann die gängigen Wetter-Websites letzte Woche Rekordbesuch von velogeilen Ausdauersportlern, welche pausenlos auf ein Wunder hofften. Anstatt an ihrem Plan B zu arbeiten.

Nun, es kam ja nur so, wie es schon gut eine Woche im voraus angekündigt wurde. Also gab es auch für mich kein Entkommen und die Kilometer draussen mussten adäquat ersetzt werden. Schliesslich geht für mich in zwei Wochen mit der Challenge Fuerteventura die Wettkampfsaison los.

Der Freitag war easy. Schwimmen und Laufen. Da konnte mich das Wetter mal. Der Samstag war da schon etwas diffizil: Lange Radeinheit mit Koppellauf. Erst dachte ich ja, es gäbe am Morgen noch so ein trockenes Fenster. Irrtum. Nass von A-Z. Also ab in den Trockungsraum. Herrlich, es war trocken, angenehme Temperatur, es ging ein Lüftchen, kurze Hose und Trikot, absolut kein Verkehr und eine megageile Einheit ... über 4 Stunden. Dann rein in die Wintersachen und raus zum Laufen. Ging ab wie Zäpfchen.

Heute dann der lange Lauf und Schwimmen. Ok, im Schneegestöber wars dann doch nicht so prickelnd wie noch vor wenige Tagen, wo der Schweiss die Schuhe zum Glubbschen brachte. Aber auch nach fünf Wochen Australien gibt es einen Weg zurück zum Training bei 1° Celsius.

Und morgen? Es soll ja trocken werden. Nun, ist mir eh egal, denn ich Schwimme und mache meine 20 x 1 Minute Hill Reps ... auf der Rolle!

Und je mehr ich über diese Ostern 2013 nachdenke, desto besser gefallen sie mir. Ich denke über meine lieben Mitbewerber nach, welche - so hoffe ich doch schwer - keinen Plan B haben oder nicht die Eier dazu, das durchzuziehen, was sie sich vorgenommen hatten. Denn die Hirnwindungen des Ausdauerathleten produzieren in solchen Fällen meist Frust, daraus entstehen Zweifel am eigenen Können und die münden in übermässiges Kompensieren des Verpassten. Alles Faktoren, die einer nachhaltigen Form abträglich sind.

Ich gratuliere allen, die einen Plan B hatten und das Beste aus diese Ostern 2013 machten - die Eier zeigten anstatt in Selbstmitleid und Jammern zu versinken!

Eines möchte ich an dieser Stelle aber dennoch festhalten: Auch ich radle gerne draussen, geniesse die Sonne, gönne mir unter dem Sonnenschirm einen Espresso und freue mich an den ersten Rändern an Beinen und Armen. Es bleiben ja noch Pfingsten!

Freitag, 29. März 2013

Neue Saison - altes Problem: Drafting!

Kaum kommt die neue Ironman-Saison in die Gänge häufen sich die Berichte über Windschattenfahren. So hat Gina Crawford in ihrem Blog einen Race-Bericht über den IM Melbourne verfasst, in dem sie ausführlich beschreibt, wie die nur 5 Minuten nach den Pros gestarteten schnellen Age Grouper in Riesenpulks das Frauen-Pro-Rennen verfälschten. Normalerweise wären die Age Grouper 15 Minuten nach den Pro-Frauen gestartet, aber die schwierigen Schwimmbedingungen machten nicht nur eine Verkürzung der Schwimmstrecke auf 1500 Meter nötig, sondern auch eine Reduktion des Abstandes.

Vor allem in Ironman-Rennen mit bis zu 2500 Startern oder noch mehr (2800 in Klagenfurt 2013!) gehört das Windschattenfahren in grossen Pulks zum Tagesgeschäft. Dabei gibt es die notorischen Betrüger, die sich einen Dreck um das Reglement scheren und sich alle Vorteile verschaffen, die sie kriegen können.

Dann aber - und ich glaube, es handelt sich dabei immer noch um die Mehrzahl der Teilnehmer - gibt es diejenigen, welche fair fahren wollen und es einfach NICHT KÖNNEN!

Nach meinen Ausführungen im Anschluss an meine Zeitstrafe beim IM Switzerland im letzten Jahr habe ich eine kleine Analyse gemacht. Die Daten basieren auf dem IM Switzerland 2009, welcher ja bekanntlich ausverkauft war und - so glaube ich - 2300 Starter hatte. Ich habe analysiert, in welchem Zeitraum jeweils 100 Teilnehmer aus dem Wasser kommen und auf die Radstrecke gehen. Hier die Zahlen:

100 - 200     202 Sek.
201 - 300     104 Sek.
301 - 400       98 Sek.
401 - 500     121 Sek.
501 - 600     124 Sek.
601 - 700     101 Sek.
701 - 800     109 Sek.
801 - 900       88 Sek.
901 - 1000     89 Sek.
1001 - 1100  102 Sek.
1101 - 1200    96 Sek.
1201 - 1300  167 Sek.

Gehen wir nun davon aus, dass auf einer flachen Strecke, wie wir sie in Zürich auf den ersten rund 25 km haben, von den ersten 1300 Teilnehmern wohl jeder in der Lage ist ein Tempo von 36 km/h zu fahren, passen auf einen Kilometer bei 10 Meter Abstand genau 100. Diese legen den Kilometer in 100 Sekunden zurück.

Es gibt nun aber 100er-Gruppen, die weniger als 100 Sekunden Abstand haben, wenn sie aus dem Wasser kommen. Die können gar nicht 10 Meter Abstand einhalten. Und alle diejenigen, welche nur wenig über 1 Sekunde haben um sich einzureihen, scheitern an der Staudynamik, welche wir aus dem Strassenverkehr kennen.

FAZIT: DAS REGLEMENT MIT 10 METERN ABSTAND AUF DEM RAD IST ZUMINDEST IM ERSTEN DRITTEL DES IRONMAN NICHT UMSETZBAR!

Darum lieben Ironman Corporation, WTC und liebe Race Directors: IHR VERLANGT UNMÖGLICHES VON DEN ATHLETEN! Es ist an der Zeit, die billige "Athleten, nehmt eure Verantwortung wahr" aufzugeben und Eigenverantwortung zu übernehmen.

Wenn ein Ironman mit über 2000 Teilnehmern stattfindet, ja sogar mit über 2500, dann kann nur ein gescheit angelegter Wellenstart die Lösung des Problems sein. Wie das funktionieren soll, dass ist Euch überlassen, Ihr seid die Profis. Und wir bezahlen viel Geld dafür, dass wir ein faires Rennen angeboten bekommen.


Solche Bilder faszinieren im Triathlon niemanden. Es ist an der Zeit, dass sich etwas verändert. Nicht primär bei den Athleten, sondern bei den Ironman-Verantwortlichen.

Montag, 25. März 2013

Lust statt Frust und ein nagelneues Ü-Bööt!

Grüezi mitenand! Also, ich bin dann mal wieder hier. Genau genommen schon seit Samstag Mittag. Weil aber Landen und Ankommen irgendwie zwei verschiedene Sachen sind, hat es bis heute gedauert mit dem Blog schreiben.

Am Freitag um 16.30 Uhr bin ich in Peregian Springs in den Shuttle Bus zum Flughafen Brisbane gestiegen. Ziemlich genau 29 Stunden später landete ich ich Zürich und rund 1.5 Stunden später öffnete ich meine Wohnungstüre: 30.5 Stunden also, um genau zu sein. Einmal um den halben Globus. Vom Spätsommer in den Frühling, der sich, auch wenn man nicht allzu genau hinsieht, wohl doch eher als zäher Spätwinter präsentiert. Temperaturunterschied bis zu 30° Celsius.

Das wäre doch eigentlich Grund genug für den Wetter-Blues oder den "ich will wieder weg"-Frust. Keineswegs. Ja sicher, es ist kalt und unfreundlich. So what? Kenne ich doch - habe ich in den letzten 56 Jahren schon mehrfach erlebt. Ändern kann ich es nicht, also mach ich mir fast bis gar keine Gedanken darüber.

Mein 90 Minuten-Lauf gestern morgen früh, dem Zürichsee entlang, in langen Hosen, Merino-Unterwäsche, Handschuhen und Kappe war auf alle Fälle mit sehr viel Lust verbunden. Und auch sonst: ich mache da weiter, wo ich in Australien aufgehört habe und darauf habe ich total viel Lust!

Noch Down Under habe ich fleissig Online-Bestellungen aufgegeben. Und heute wurde ich mit vielen Päckchen belohnt. Mit darunter Protein aus Milch von Kühen, die nur auf der Weide gehalten werden und ausschliesslich Gras fressen! Veganes Erbsen-Protein, um Abwechslung in die Proteinquelle zu bringen. Dann Hammer Perpetuem, meine neue Verpflegung auf dem Velo.

Und im dritten Päckchen war das Teil, auf welches ich sehnlichst gewartet hatte: Das Ü-Bööt!

Im Gegensatz zu einem U-Boot, welche ja bekanntlich unter Wasser taucht, handelt es sich beim Ü-Bööt um einen Überwasser-Riesenschwimmer. Sieht aus wie zwei aneinander befestigte Torpedos und liefert, wie nicht anders zu erwarten, einen fundamentalen Auftrieb.


In dieses Teil habe ich mich in Australien regelrecht verliebt. Kein so mickriger Styropor-Pull-Buoy, sondern ein ausgewachsenes Monster. Mit dem lässt sich eine Stunde Fesselband mit Paddles schwimmen, Rollwenden inbegriffen. Dieses Teil ist ein Freudenspender ohne gleichen und macht echt Lust auf lange Schwimmeinheiten.

Erfunden haben ihn übrigens die Schweden - meiner Meinung nach ihr wichtigster Exportartikel seit ABBA.So werde ich nun also auch hier noch lustvoller ins Wasser springen und viele, viele Kilometer schwimmen.

Und was das Oster-Wochenende angeht: Ja, auch ich hoffe auf einigermassen passables, trockenes Wetter, am liebste am Samstag. Dann geht's vier Stunden auf die Strasse. An den anderen Tagen hingegen ist es mir eigentlich schnuppe, wie es wird. Schliesslich gibts Rollen, Laufbänder und über dem Pool hat es eh ein Dach. Ich werde mir die Lust aufs Training doch nicht durch einen Frust aufs Wetter vermiesen lassen.

Freitag, 22. März 2013

All good things come to an end or ...

... ich hüpfe dann mal wieder zurück!

G'day! Ein untrügliches Zeichen für die bevorstehende Rückreise auf die nördliche Halbkugel ist die Tatsache, dass ich in den letzten Tagen nur noch den Wetterbericht für Horgen auf Meteozentrale aufgerufen habe und nicht mehr denjenigen für die Sunshine Coast.

Schön wars, anstrengend, motivierend und inspirierend. Neue Freundschaften wurden geschlossen. Bestehende vertieft. Und die Gewissheit wuchs, dass ich schon recht bald wieder hierher zurückkommen werde.

Heute Abend um 20.45 Uhr geht's los in Richtung Dubai und dann weiter nach Zürich. Nicht gerade ein Katzensprung, dauert die Reise doch gut und gerne 30 Stunden. No worries - hier wird ja schliesslich auch wesentlich weiter gesprungen!




Dienstag, 19. März 2013

Das Känguru-Syndrom.

G'day! Kurz nach meiner Ankunft hatte ich versprochen, etwas zum Thema Verkehr zu schreiben. Nun, kurz vor meiner Abreise ist es definitiv an der Zeit, mein Versprechen einzulösen.

Australien ist fast 7'700'000 Quadratkilometer gross, hat aber nur ca. 23 Millionen Einwohner - etwa 2.8 pro km2! Die riesigen Distanzen werden per Flugzeug, Bahn (je eine Verbindung Ost/West und Nord/Süd) oder Auto zurückgelegt. Da verwundert es nicht, dass viele Güter per Truck bewegt werden - mit solchen Riesendingern:

Interessant ist das vorne montierte Monstergitter. Damit werden unliebsame Hindernisse aus dem Weg geräumt, denn Anhalten oder Ausweichen steht nicht auf dem Fahrplan der Truckies. So kommt es wenig selten vor, dass auch Kängurus einfach aus dem Weg radiert werden.

Und irgendwie hat sich diese "Weg-damit-Mentalität" scheinbar bei den meisten Aussies festgesetzt. Sobald sie sich ans Steuer setzen, betrachten sie alles auf zwei Beinen oder zwei Rädern als Fremdkörper auf "ihrer" Strasse. Ich nenne dies das Känguru-Syndrom.

So ist man als Fussgänger oder Radfahrer sehr gut beraten, wenn man auf keinerlei Rücksichtnahme durch die Autofahrer zählt. Ausweichen, bremsen oder gar verlangsamen und über die Strasse winken gehören hier nur in ganz seltenen Ausnahmefällen zum Verhaltens-Repertoire der einheimischen Autofahrer. Hupen tun sie übrigens auch nicht - die Hupe ist das überflüssigste Bestandteil in den hiesigen Autos. Während den ganzen rund fünf Wochen habe ich nicht eine Hupe gehört!

So lernt man hier als Velofahrer, seine Absichten unmissverständlich durch lange im Voraus geplante und absolut unverwechselbare und deutliche Handzeichen kund zu tun. Tut man es nicht, endet man schnell als Känguru!

Besonders anspruchsvoll ist dies im Kreiselverkehr. Und davon gibt es hier entlang der Sunshine Coast so viele pro m2, wie wohl auf der ganzen Welt sonst nicht. So nennt man Noosa auch die Roundabout Capital of the world - rund 120 sind es an der Zahl. Wie viele weiss niemand so genau .. man hat irgendwann aufgehört sie zu zählen.

Die meisten Kreisel verbinden mehr als vier Strassen. Und folgen Schlag auf Schlag.

Sich in diesem Wirr-Warr von Richtungsänderungen zurecht zu finden und dabei noch immer schön brav rechtzeitig Zeichen zu geben ist ganz schön schwierig und gefährlich. Eile mit Weile ist die besten Vorwärtsstrategie.







Aber man muss den Aussies auch zugute halten, dass sie alles versuchen, das Radfahren sicher zu machen - zumindest auf dem Reissbrett. Viele Strassen haben grosszügig bemessene Radstreifen, welche unmissverständlich gekennzeichnet sind. Und wenigstens hier geniesst der Radfahrer etwas Respekt - die grüne Farbe scheint das Känguru-Syndrom partiell auszuschalten!

Nun denn, bis auf einen Platten bin ich bisher schadlos an Leib und Material über die Runden gekommen. Und nun stehen für morgen und übermorgen nur noch drei Radeinheiten an und ich habe nicht vor, irgend einem Aussie hinter seinem Steuer einen Grund zu liefern, mich mit einem dieser Artgenossen zu verwechseln. Sollte doch ganz einfach sein: Das Känguru trägt keinen Helm! No worries!


Samstag, 16. März 2013

Beaches, a castle and one tough Aussie chick!

G'day! Samstag ist langer Bike-Tag mit Koppellauf. Und endlich spielt jetzt ja auch das Wetter mit und die Sunshine Coast präsentiert sich von ihrer besten Seite. Das taten heute auch meine Beine, nachdem sie gestern vom Massage-Genie Duncan Crosby weltmeisterlich geknetet wurden. Weltmeisterlich? Nun, Duncan knetet sie alle: Emma, Jan, Peter, Rinny, Laura, Greg, Javier .... die hübsche junge Frau, die vor mir auf der Pritsche lag, war niemand anders als Emma Snowsill!

Nachdem Kristian noch in den USA weilt und Michael am Tapern ist, blieben von unserem Samstag-Grüppchen nur Lisa und ich übrig. Wir legten den Start kurzerhand eine halbe Stunde nach hinten, also 5.30 Uhr anstatt 5.00 Uhr. Unsere Route führte uns entlang all dieser wunderbaren endlosen Strände an der Sunshine Coast:
Peregian Beach
Marcus Beach
Sunrise Beach
Coolum Beach

Twin Waters
Wende-Punkt Bli Bli Castle
Vom Bli Bli Castle gings dann wieder zurück, Beach um Beach. Bli Bli war über Jahrzehnte Zentrum des australischen Zuckerrohr-Anbaus. Als diese Ära zu Ende ging schützte die Regierung die Sumpflandschaften kurzerhand als grüne Oase. Die Burg ist übrigens weder mittelalterlich noch echt! In den 70er-Jahren wurde sie als Touristenattraktion erbaut und beherbergt heute u.a. ein Puppenmuseum. Und irgendwie steht das Ding völlig quer in der Landschaft .. aber auffällig ist das Castle auf jeden Fall.

Lisa erzählte mir, dass sie als Kind in Bli Bli die Ferien verbrachte und in der Burg Ritter und Fräulein spielen konnte. Nun, aus dem Fräulein ist ein super toughes Aussie chick geworden. Fast unmöglich dieses zierliche Persönchen vom Hinterrad abzuschütteln. Hat sie sich einmal festgebissen bleibt sie dran. So macht's richtig Spass!

Da vergisst man gleich alle Schmerzen, denn auch ohne Kristian und Micheal gings zur Sache. Nette Gesellschaft und alle diese wunderschönen Beaches, was will Triathlet mehr? Und so ist heute definitiv der Entscheid gefallen, mich für 2014 beim IM Melbourne einzuschreiben. Zu verlockend ist die Aussicht, dem europäischen Winter einmal ganz zu entfliehen und Weihnachten und Neujahr am Strand zu verbringen. Alles getreu dem Motto: No worries!

Donnerstag, 14. März 2013

Der ganz normale Wahnsinn.

G'day! Seit nunmehr fast vier Wochen bin ich hier im Boot Camp. Drill Sergant Kristian ist seit Dienstag Morgen bis am Sonntag in den USA und so beginnen die Trainingseinheiten am Morgen etwas später. Langsam spüre ich die Anstrengungen, denn es gab bisher keinen Ruhetag. Nutzlos mit mir über dieses Thema diskutieren zu wollen.

Nun, übers Wetter habe ich ja schon ausgiebig berichtet. Allerdings komme ich auch heute nicht darum herum, denn es offenbarte sich eine kleine meteorologische Sensation. Bilder sagen mehr als tausend Worte:



(Wahnsinn. Die Software ist mit den Bildern des wolkenlosen Himmels dermassen überfordert, dass das Video im Moment nicht verarbeitet wird. Also Umweg über Youtube, damit sich alle daran satt sehen können ... hahaha!)

Da wird einem auf einen Schlag klar, wieso die Gegend hier Sunshine Coast heisst. Und ja, ich habe ein schlechtes Gewissen, meinen Lesern diese Bilder zu zeigen - am Tag, als in Europa der Winter ein Comeback feierte.

Schönes Wetter hin oder her, heute stand ein Leistungstest auf dem Programm - also Garage! Sag ichs doch, der ganz normale Wahnsinn. Und verlangt bei uns jeder Coach von seinen Athleten, dass sie vor einem Leistungstest das Training zurückschrauben, damit sie gut erholt sind, hämmern wir am Tag zuvor Bergintervalle raus und legen 40 schnelle 100er in den lokalen Pool.

Um 8 Uhr morgens gings dann los, selbstverständlich mit nichts mehr als drei Schluck Goji-Saft und einem Espresso im Magen. 30 Minuten easy Aufwärmen, dann noch einmal 30 Minuten mit kurzen, harten Intervallen öffneten die Beine für den eigentlichen 20-Minuten-Test. Der ist ganz einfach: 2% Steigung, alles raushämmern, was drin ist. Dann wir die durchschnittliche Wattzahl um 5% reduziert (Hochrechnungsfaktor auf eine Stunde) und schon kennt man seinen FTP (Functional Treshold Power) - oder eben, was man über eine Stunde leisten kann.

Das Ergebnis ist erfreulich, die 20 Minuten waren schrecklich ... 288 Watt Durchschnittsleistung = 274 Watt FTP. Oder 27 Watt mehr als im November.

Der eigentliche Wahnsinn beginnt allerdings erst mit der nächsten Rolleneinheit. Denn nun wird der FTP angepasst und jede einzelne Einheit wird damit noch härter. Das kann ja lustig werden.

Gelaufen bin ich dann auch noch. Mit schweren und übersäuerten Beinen. Auch dieser Wahnsinn hat eine Struktur: 10-10-10-10 plus 6 x 20. Für die Laien: easy-moderat-moderat/hart-hart-20 Sekunden Bergsprint. Da knicken dir doch glatt die Beine weg.

Was ich dann am Nachmittag erleben durfte, passt weniger zum Thema ganz normaler Wahnsinn und ist eher im Bereich "für den Müll" anzusiedeln.

Meine Schaltung ist defekt. Darum musste ich nach Noosa in den Bike Shop, wo heute das Ersatzteil hätte ankommen sollen. Hätte, denn es war nicht da. Und die Beteuerung des netten Chefs, es könne jeden Moment eintreffen, halfen nur wenig bei der Bewältigung des Frusts. So entschied ich mich nach einer Stunde nach Hause zu fahren und morgen wieder zu kommen. Und wie es halt so kommt, fange ich mir auch noch einen Platten ein. Zu weit weg vom Bike Shop um umzukehren, aber immer noch 15 km von zu hause weg. Also vorsichtig auf dem Platten heimrollen. Grrrrr....

Nun, mein Ärger war denn auch ganz schnell wieder verflogen. No worries hat mich eben auch schon fest im Griff und das ist gut so. Dabei geholfen hat auch, dass Tony, mein Landlord, heute einen Chuck from the Webber macht.

Chuck? Webber? Die Auflösung kommt hier:


Augenscheinlich ist der Vogel eben gerade auf dem Grill gelandet. Den hat das schöne Wetter wohl ebenso verwirrt, wie meine Wenigkeit. Und so muss er nun 90 Minuten durchs Fegefeuer, weil er seinen Glauben in die Wettergötter verloren hatte.

Immerhin, im Webber profitierte der Chuck von der Bräunungsgaranie. Gleichmässig, rundherum, ohne Sonnenbrand, dafür aussen knusprig und innen saftig. Davon träumt doch jeder australische Chuck. No worries eben auch beim Federvieh.





Sonntag, 10. März 2013

Pre and post Coke run.

G'day! Wie ich schon mehrfach berichtete, sind die Aussies Frühaufsteher. Das hat einerseits damit zu tun, dass hier im Sommer die Sonne schon um 4.45 Uhr aufgeht. Dafür ist es dann um 19 Uhr schon wieder dunkel. Also treibt der Aussie Sport vor der Arbeit.

Das gilt natürlich insbesondere auch für die Triathleten. Und ganz besonders für meinen Coach Kristian. Stehen Velo oder Laufen an erster Stellen im Trainingsplan gehts um 5.00 Uhr los. Und das Schwimmtraining beginnen wir auch nur darum erst um 5.30 Uhr, weil der Pool erst dann öffnet.

Da bleibt keine Zeit für ein Frühstück. Und so kommts, dass alle frühmorgenlichen Einheiten auf nüchternen Magen folgen. Erst dachte ich, das würde mich umbringen. Aber weit gefehlt. Denn, vorausgesetzt die Ernährung nach den Einheiten stimmt, beginnt man den Tag ja mit vollen Speichern. Will heissen, rund 1900 kcal sind drin - mehr geht aus physiologischen Gründen eh nicht. Und dann trainieren wir ja auch den für lange Ausdauerwettkämpfe unerlässlichen Fettstoffwechsel als unverzichtbare Energiequelle.

Wichtig ist aber, bei den langen Einheiten von Anfang an wettkampfmässig zu Verpflegen. Also alles über 2 Stunden, sonst kommts zum Hungerast.

Übrigens: Auch vor einem Ironman werde ich zukünftig auf ein Frühstück verzichten ... der Speicher ist ja eh voll. So kann ich in Zukunft vor dem Rennen gut 90 Minuten länger im Bett bleiben. Und ich brauche keine Angst zu haben, dass ich am Start so ein unangenehmes Völlegefühl habe.

Doch was hat es denn jetzt mit dem pre and post Coke run auf sich? Wie gesagt renne ich also um 5 Uhr morgens los, bewaffnet mit einem Gel und Wasser - und 2 $. Während der ersten Stunde laufe ich dann recht gemütlich und ziehe mir am Wendepunkt der Laufstrecke den Gel rein. Das ist auch gleichzeitig der Startschuss für den negativen Splitt - jetzt gehts mit Ironman-Wettkampftempo weiter.

Nach 2 km, im Örtchen Coolum, erfolgt ein kurzer Stopp ein einem kleinen Laden, der schon in aller Herrgottsfrühe auf hat. Dort passiert es dann: Für 1.95 $ gibts eine eiskalte Dose Coca Cola. Und die verschwindet in einem Zug im Magen, gefolgt von drei, vier bombastischen Rülpsern. Dann gehts ab wie Zäpfchen. Macca hat in seinem Buch "I'm here to win" geschrieben, Coca Cola sei der beste Sportdrink der Welt. Nun, wenn ich so erlebe, was eine Dose Cola mit meinen Beinen anstellt, muss ich ihm recht geben.

Es ist, wie wenn der Turbolader auf einmal einsetzt. Kein Vergleich zum Laufen vor der Dose. Die Beine sind da, der Kopf ist hellwach, das Tempo steigt. Geil.

Ich weiss, das widerspricht allem, was uns die Ernährungswissenschaft und die Hersteller von Sportgetränken so alles auftischen. Wobei: das meiste ist eh Marketing und nur darauf ausgerichtet, uns allerlei Schrott zu verkaufen. Ich werde in meinem nächsten Ironman wohl alle 10 km bei einer Aidstation meine sechs bis acht Becher Coke trinken. Und kräftig rülpsen. No worries!

Samstag, 9. März 2013

Wenn sie dich aus der Komfortzone kicken!

G'day! Drei Wochen werden es morgen sein, seit ich am anderen Ende der Welt mein Zelt aufgeschlagen habe. Wie die Zeit doch vergeht. Der Wetterkapriolen zum Trotz konnten wir das Training im vollen Umfang durchziehen - lediglich am letzten Wochenende mussten wir die lange Radeinheit infolge Dauerregens und Sturm in die Garage verlegen.

Der einzige Tag, der mir nach wie vor Schwierigkeiten bereitet, ist der Samstag. Dann steht die lange Veloeinheit auf dem Programm ... 5 Stunden, gespickt mir 3 x 30 Minuten IM-Race-Pace-TT. Mit von der Partie sind jeweils Coach Kristian, Michael und Lisa. Während die beiden Herren sich in IM-Melbourne-Topform befinden, ist Lisa ganz einfach super fit und super stark ... und super hübsch!!

So kommt's, dass das Einfahren entlang der Küste mit stetigem Auf und Ab im Wind für mich schon fast zur TT-Einheit wird. Während die beiden Raketen vorne noch miteinander schnurren, bekomme ich schon einen Tritt in den Hintern und werde unsanft aus der Komfortzone gekickt! Hart aber herzlich.

Wenn ich dann die ersten beiden "lockeren" Stunden überstanden habe, geht die Post erst recht ab. Was die so drücken ist abartig. Nun, beide stehen mit Radsplitts knapp über 4:40 zu Buche .. beats me!

So versuche ich verzweifelt, so lange wie möglich dran zu bleiben. Bis es dann früher oder später eben doch passiert und ich ganz einfach hoch gehe:


Nun, hier haben sie erst gerade den Sommer hinter sich und sind voll im Saft. Ich hingegen komme aus dem Winter und habe vorher noch keine Radeinheit über 3 Stunden absolviert. Da ist der Sprung auf 5 Stunden doch signifikant, vor allem, wenn so gekeilt wird. Im Normalfall steigere ich meine langen Radeinheiten jeweils um 30 Minuten pro Woche.

Anyway, was mich nicht umbringt, das macht mich stärker. Aber hart ist es schon, immer wieder abgehängt zu werden, obwohl die Lunge brennt, die Oberschenkel explodieren und die böse Stimme im Oberstübchen dauernd protestiert. Zähne zusammenbeissen heisst es dann, denn wenn sie mich im Niemandsland abhängen, bin ich ziemlich verloren.

Heute hatte Coach Kristian dann doch etwas "erbarmen" mit mir und schickte mich nach gut 3.5 Stunden zurück und in die Laufschuhe. Kaputter als kaputt geht nicht und bringt schon gar nichts. Aber nach Smoothie und Käffchen ist auch die angeschlagene Psyche wieder im Lot und freut sich aufs Bierchen heute Nachmittag. No worries eben!

Mittwoch, 6. März 2013

Superkompensation.


G'day! Wer sich jetzt einen Einblick in das Geheimnis erhofft, warum die Aussies so starke Triathleten hervorbringen, der kann gleich aufhören weiter zu lesen. Wäre ja auch zu komisch, wenn ich plötzlich an dieses antiquierte Superkompensations-Zeugs glauben würde, nur weil ich gerade ein paar Wochen Down Under verbringe.

Nein, mein heutiger Exkurs hat vielmehr mit der Überwindung und Verarbeitung physischer und mentaler Widerwärtigkeiten am heutigen Mittwoch zu tun!

Wie immer am Mittwoch begann der Arbeitstag mit dem Sprung ins Nass um 5.30 Uhr. 10 x 400m standen auf dem Programm. Coach Kristian murmelte etwas von 100m hart anschwimmen und dann moderat finishen. Nun, irgendwie war er heute einfach zu gut drauf und so ratterte er wie ein Besessener drauflos. Mein Geist war zwar willig, aber mein Fleisch schwach. So wurde schon die Frühmorgen-Einheit zum kleineren Debakel.

Das schrie bereits nach Superkompensation Nr. 1: Doppelter Smoothie und glutenfreies Müsli! Schliesslich wollten wir bereits um 8.30 Uhr die Veloeinheit unter die Räder nehmen.

Gesagt getan. Was dann folgte war die Fortsetzung des Debakels im Pool. Einer dieser Tage, an dem der Wind zu stark bläst, die Strasse zu holprig ist, der Belag zu rauh ist, die Hügel zu steil sind und überhaupt die Pumpe einfach nicht hochgehen will.

Das schrie nach der Superkompensation Nr. 2 - 5! Glücklicherweise wollte Kristian schon nach 40 Minuten Fahrt in seinem Lieblings-Coffee Shop schnell einen Espresso trinken. Also stoppten wir im Little Cove und ich schlürfte ein leckeres Tässchen gebraut aus Bohnen aus dem Jemen!

Dann folgten zwei Stunden Leid und Schmerz. Als es endlich vorüber war, kompensierten wir es mit einer leckeren Chicken Pie (2) und einem Apple Crumble (3). Selbstverständlich wieder begleitet von einem Käffchen.

Aber der Körper schrie nach mehr. So kams, dass ich nach dem Duschen einen leckeren Blueberrie-Protein-Shake (4) zubereitete und gleich noch ein Mittagsschläfchen einlegte.

Zum Abschluss der Superkompensation an diesem Mittwoch fuhr ich dann mit meinem Scooter noch nach Sunshine Beach und genoss in meinem liebsten Coffee Shop Costa Noosa Espresso ein weiteres Leckerli (5) aus preisgekrönten australischen Bohnen!















So kommts, dass Körper und Geist langsam wieder im Einklang stehen und die Zuversicht auf einen guten Trainingstag morgen Donnerstag steigt. Damit das auch ganz sicher eintreten wird, folgt heute Abend dann sicherheitshalber noch Schritt 6 der Superkompensation: Lamb from the Webber!


Ja wenn schon, denn schon. Aussergewöhnliche Ereignisse verlangen auch nach ebensolchen Gegenmassnahmen. No worries!

Dienstag, 5. März 2013

Sonnenschein.






G'day! Gestern feierte die Sonne ein kurzes, aber angenehmes Comeback. Nur, um sich heute wieder hinter den Wolken zu verstecken und sich in flüssiger Form zu präsentieren. Neu hat sich nun aber ein weiteres Naturelement hinzu gesellt: Der Wind!

Am Strand bläst es wie blöd. So bleiben die kilometerlangen Strände mehr oder weniger verlassen. Aber richtige Aussies klemmen das Surfbrett unter den Arm und trotzen den Elementen. Schliesslich bringt der Wind die geilen Wellen, von denen jeder Surfer träumt. Und wer nicht auf dem Brett steht, der legt sich drauf.

Surfen scheint hier wohl auch zum Schulunterricht gehören, tummelte sich heute am Coolum Beach doch ein ganze Klasse im Wasser.


Wer übrigens glaubt, alle Australier seien schlank und fit, der täuscht sich gewaltig. Laut Statistik sind mittlerweile 75% alle Aussies übergewichtig oder fettleibig!

Der Grund für meinen Abstecher nach Coolum war ein Sonnenschein: ich traf mich mit Caroline Steffen zum Kaffeeklatsch! Sie lebt ganz in der Nähe etwas ausserhalb von Mooloolaba und ist eben gerade aus Abu Dhabi zurückgekehrt, wo sie mit einem 2. Rang am Internationalen Triathlon ihr Konto aufpepeppt hat. Mit zwei zweiten Plätzen ist sie gut in die neue Saison gestartet und nun steht der erste Höhepunkt an: IM Melbourne am 23. März.


Selbstverständlich kam sie mit dem Velo angedüst ... ein lockeres Ausfährtchen nach anstrengendem Rennen und etwas Jetlag. Aber sie ist super gut drauf und der Sieg in Melbourne wird ziemlich sicher nur über Xena führen.

Mein Training läuft auch in der dritten Woche absolut nach Plan. Heute morgen musste ich zwar alleine Schwimmen gehen, weil Coach Kristian im Hinblick auf seinen Start in Melbourne einen ruhigen Morgen vorzog. Ich fühlte mich nach der gestrigen Massage zwar, wie wenn ein Zug über mich gefahren wäre, aber schliesslich bin ich ja hier um zu arbeiten. Also gings schnurstracks zum Pool und nach 70 Minuten waren auch die heutigen 4 km im Kasten. Autsch zwar, aber under the belt!

Kurz vor Mittag stand dann noch die Laufbandeinheit an. 10 x 5 Minuten Marathon-Race-Pace hätten es sein sollen, also laut Plan 4:50 min/km, jeweils mit 1 Minute easy dazwischen. Überraschenderweise fühlten sich meine Beine nach dem Aufwärmen super gut an und so schraubte ich ein wenig am Tempo. So lief ich die ersten 5 Intervalle mit 4:30 min/km, um dann jeden weiteren noch etwas schneller zu laufen. Mehr Halbmarathon-Pace halt.

Postwendend kam dann der Rüffel vom Coach. Nun denn, es war hart aber geil. No worries!

Sonntag, 3. März 2013

Schnorcheln.

G'day! Ich mache es kurz heute. Seit zwei Wochen bin ich nun hier in Peregian Springs, Queensland. Dieser Teil nennt sich Sunshine Coast. Seit dem 17. Februar sind insgesamt 365.6 Liter Regen pro m2 gefallen - im Durchschnitt fallen im Schweizer Mittelland 1'180 Liter im Jahr! Von den 15 Tagen hat es an 14 geregnet, einer war trocken. Am nassesten Tag regnete es 73.6 Liter/m2.

Schnorcheln kann man hier also auch an Land!

Das sind doch für einmal andere Referenzwerte als die langweiligen Kilometer im Pool, auf der Strasse, in den Laufschuhen. Oder die angeberischen Stundenkilometer, Höhenmeter und Minuten/km. Oder Wattleistungen, seien es Durchschnitts- oder Spitzenwerte.


Fazit: Es ist zwar Rainy Season, aber das hat keinen Einfluss auf die gute Laune. Alles läuft bestens - wenn man sich zu helfen weiss. No worries!

Samstag, 2. März 2013

Down Under steht vieles etwas Kopf.

G'day! Australien ist ja nicht nur ziemlich weit weg vom Schuss, es liegt bekanntlich auch in der südlichen Hemisphäre unseres Planeten. So kommt es, dass viele Dinge anders laufen als bei uns.

Beginnen wir mit den Jahreszeiten. Vorgestern war der meteorologische Herbstanfang! Ja genau, Herbstanfang. Während bei uns alle nach Frühling und Sommer schreien, hat sich der Sommer hier schon verabschiedet. Während wir im Flachland wieder einmal grüne Weihnachten hatten, fiel hier Weihnachten am Strand dem schlechten Wetter mit Wind und Regen zum Opfer.

Hier in Queensland ist im Spätsommer und bei Herbstanfang die Rainy Season. Und in diesem Jahr macht sie ihrem Namen alle Ehre! Die schönsten Monate sind im Winter und Frühling, wenn es in der Nacht zwar etwas kühler wird, tagsüber aber immer Temperaturen über 20 Grad herrschen. Da habe ich mir wohl doch die falsche Jahreszeit ausgesucht ... just kidding!

Australien hat nur 22 Millionen Einwohner! Kaum zu glauben, bei der Grösse dieses Kontinents. Und trotzdem funktioniert hier augenscheinlich alles ausgezeichnet. Die Infrastruktur ist auf hohem Niveau, die Strassen gut unterhalten und die sozialen Systeme ausgezeichnet, bis hin zur staatlichen Gesundheitsversorgung. So zahlt mein Vermieter Tony mit 65 lediglich 109 $ für seine private Krankenversicherung. Die Aussies scheinen im Umgang mit Geld ein gutes Händchen zu haben.

Apropos Geld. Hier haben die Aussies eine Erfindung gemacht, welche sie nun erfolgreich anderen Ländern verkaufen: Plastikgeld! Nein, ich sprechen nicht von Kreditkarten, sondern von Banknoten. Die sind hier tatsächlich aus Plastik.

Diese Noten lassen sich beim besten Willen einfach nicht falten. Sie sind absolut reissfest und sehr robust. So können sie einfach so ins Velotrikot gesteckt werden und bleiben auch bei intensivem Schwitzen absolut einwandfrei. Im schlimmsten Fall wäscht man sie einfach unter fliessendem Wasser ab!

Gestern feierte Tony seinen 16 1/4. Geburtstag! Wie das? Nun, Tony wurde in einem Schaltjahr am 29. Februar geboren und hat folglich nur einmal alle vier Jahre Geburtstag. Biologisch gesehen ist er also 65 geworden, aber er kokettiert damit, der erfahrenste 16 1/4-jährige zu sein. Er ist übrigens der einzige Mensch, den ich kenne, der an einem 29. Februar geboren wurde.

Mein Glück mit Tony ist, dass er ebenfalls ein absoluter Früchte-, Obst- und Grünzeugs-Liebhaber ist. So ist der Kühlschrank immer voll mit Salat und Gemüse, eine riesige Obstschale steht auf der Küchenzeile und frische Ananas gibt's  auch jeden Tag.

Wer bei uns mit dem Auto unterwegs ist und parkieren muss, der weiss, wie ärgerlich das ist: Parkplätze sind Mangelware, teuer und Parkhäuser so teuer, dass ich jedes Mal den Eindruck habe, ich müsste das ganze Parkhaus kaufen.

Hier gibt's Parking en masse und ich habe noch nicht eine Parkuhr gesehen! Da könnten sich die Damen und Herren Politiker bei uns doch einmal ein kleines Reischen hierher leisten und sich von den Verhältnissen hier inspirieren lassen.

Und dann herrscht hier selbstverständlich Linksverkehr. Australien gehört ja zum Britischen Commonwealth und damit ist die Englische Königin auch hier das Staatsoberhaupt. Das mit dem Linksverkehr ist denn auch kein Problem, mit dem Velo schon gar nicht. Einzig als Fussgänger muss man sich daran gewöhnen, vor dem Überqueren der Strasse erst nach rechts zu schauen. Selbst das Autofahren mit dem Steuerrad rechts im Auto ist kein Problem ... meine Feuertaufe am letzten Montag verlief auf alle Fälle absolut problemlos.

Ob sich das Wasser hier beim Ablaufen wirklich in die andere Richtung dreht entzieht sich allerdings weiterhin meiner Kenntnis. Mangels Badewanne kann ich das nur schlecht prüfen. Aber ehrlich gesagt ist mir das auch absolut wurscht ... oder no worries eben!