Montag, 26. August 2013

Quäl dich du Sau: Laktatfestival am Lauerzersee!

Ach, was waren das doch schöne Tage in Le Bourg d'Oisans. Für einmal blieben die Laufschuhe und die Badehose (fast) unberührt und dafür konnte sich das Velo nicht über mangelnde Aufmerksamkeit beklagen. Rauf und runter, mal weniger steil, mal mehr, manchmal so richtig. Und immer umgeben von einer atemberaubenden Bergkulisse. Bitte sehr, noch 500m bis zur Passhöhe des Col du Galibier:


Nach nur einem aktiven Ruhetag mit etwas Schwimmen und Laufen ging es am Samstag Morgen in lieb gewordener Tradition nach Seewen zum Schwyzer Triathlon. In den vergangenen Jahren hatte ich dieses tolle Rennen immer wieder als "Wurst und Brot Weltmeisterschaft" bezeichnet. Das war jedoch keineswegs despektierlich gemeint - ganz im Gegenteil. Denn schliesslich leisten der Veloclub Ibach und OK-Präsident Guido Purtschert und sein Helferteam grossartige Arbeit und bescheren uns Athleten Jahr für Jahr ein erstklassiges Rennen.

Da war ich nun also, am schönen Lauerzersee, wo ich jedes Jahr die Blaumeisen zwitschern höre und mir das Laktat so ungewohnt heftig durch die Venen schiesst. Der kurze Schwumm und Lauf am Freitag hatten mir bestätigt, was ich eigentlich schon wusste: ich war sehr müde, die Schultern steif und die Beine richtig schwer. So entschied ich mich für ein langes und sorgfältiges Einfahren und Einschwimmen.

Nach 40 Minuten auf dem Velo waren die Beine warm und der Motor schien einigermassen zu laufen. Nun versuchte ich noch, auch die Arme im Wasser auf Touren zu bringen. Das erwies sich als ungemein schwieriger und so sah ich - ganz im Gegenteil zu meinen üblichen Starts - dem Schwimmen mit sehr gemischten Gefühlen entgegen. Mit nur 2 km in zwei Wochen wird auch der Ironshark zu einer Wanderschnecke.

Dann gings los und schon nach weniger als 100 m schmerzten die Arme, die Schultern und die Lunge ganz fürchterlich. 400 m können sooooo lang sein, wenn nichts geht. Als es endlich wieder an Land ging, war ich zwar vorne mit dabei aber ich hörte die Blaumeisen schon sehr laut zwitschern. Der Wechsel aufs Velo war, na ja, mittelprächtig. Die erste Gruppe war weg und zwei schossen an mir vorbei, ohne dass ich hätte reagieren können. Dann keilte  Ironnonno vorbei und brüllte "komm", aber ich war gerade dabei, meine Schuhe zu schliessen.

So fand ich mich in einer ersten Verfolgergruppe, die dann doch sehr gut harmonierte - nimmt man einmal den Staffelstarter aussen vor, der noch nie etwas von einer gleichmässigen Ablösung gehört hatte. Aber ich kam bei beiden Aufstiegen mit - hurrah, das Bergtraining schlägt an!

Dann in die Laufschuhe. Lunge in Flammen, Beine am Arsch! Ich drückte einfach noch raus, was übrig war, denn das Zwitschern wurde immer lauter. Und flugs sprintete mich 30 m vor dem Ziel noch einer nieder, oder dass ich etwas hätte dagegen tun können. Erst dachte ich, er hätte mich vom Podest gestossen, aber am Ende war es ein 5. Rang.

Das Wichtigste: es hat wieder riesigen Spass gemacht. Einmal etwas anderes als 70.3 und Ironman. Vollgas bis zum Umfallen. Tolle Stimmung und lauter fröhliche Gesichter. Wider den tierischen Ernst, einfach Freude am Fighten. Als dann das Adrenalin weg war, hing ich wie ein angezählter Boxer in den Seilen. Und am Sonntag war ich immer noch so kaputt, dass ich nach 200 m im Pool das Handtuch warft.

Aber ich werde wieder kommen, im 2014. Und auch in einem Jahr werden mir die Blaumeisen zu zwitschern und ich werden mir eine Stunde lang sagen: Quäl dich du Sau.

Freitag, 23. August 2013

Quäl dich du Sau: Die Weltrekord-Banane!

Gestern Donnerstag wollten Kristian und ich es noch einmal wissen. Um 8.30 Uhr gings los, wiederum bei Kaiserwetter. Raus aus dem Haus und schon grüsste die Alpe d'Huez zwischen den Dächern! Aber für einmal war sie nicht das Ziel unserer Anstrengungen, sondern fünf andere Pässe.



Auch bei dieser Route war die Einrollstrecke sehr kurz und so gings schon nach rund 10 Minuten wieder den Berg hinauf. Genau gesagt für rund 48 km - das Ziel: der Col du Lautaret (quasi en passant) und weiter hoch zum Col du Galibier. Genau, dieses Mal fuhren wir ihn von der anderen Seite als am Dienstag auf La Marmotte.

Mein bisher längster Aufstieg war der Mount Lemmon in Tucson mit 42 km. Bis zum Col du Lautaret
schien es ewig zu dauern, obwohl die Strasse nur selten über 7% stieg. Dann aber, auf den letzten 8 km hoch zum Galibier, konnte ich das Jauchzen fast nicht unterdrücken. Die Strasse steigt gleichmässig mit 6-7% an, auf dem letzten Kilometer dann doch noch mit über 10%. Aber diese Landschaft lässt einem alle Anstrengung vergessen. Und einmal oben, kommt man sich vor wie ein König!

Übrigens: An allen legendären Pässen der Tour de France stehen kurz unterhalb des Gipfels Fotografen und schiessen Bilder. Dann drücken sie einem eine Karte mit Code in die Hand und so kann man auf der entsprechenden Website seine Schnappschüsse anschauen und bestellen - zum stolzen Preis von 19 €. Aber hey, schliesslich fühlt man sich wie ein Grimpeur in der Tour!
Vom Galibier hinunter führt eine sehr lange Abfahrt, unterbrochen vom Col du Télégraphe mit einer Gegensteigung. Auch die tut weh, denn nach rund 16 km bergab schmerzen die Beine, wenn es ruck-zuck wieder steil hoch geht. So kann man den Télégraphe also guten Gewissens auch auf dieser Route zu den zu erklimmenden Pässen zählen.

Dann geht es noch einmal 12 km hinunter, bevor man wieder auf rund 600m.ü.M. angelangt ist. Aber wir belohnten uns mit einem feinen Käffchen und füllten die Speicher wieder auf.

Mit dabei hatte ich die Weltrekord-Banane, die mich schon am Vortag ungegessen begleitete und so rund 3300 Höhenmeter zurücklegte, bis sie endlich in meinem Magen landete.



Und geschmeckt hat sie ausgezeichnet - kein Wunder bei dieser sorgsamen Höhenluft-Präparierung!

Nach diesem Stopp und der geilen Abfahrt gings in Richtung Col du Mollard. Dieser Pass liegt auf der Anfahrt zum Col de la Croix de Fer, dem letzten grossen Hindernis des Tages. Wir wählten eine weniger bekannte Route, welche uns über 41 Serpentinen durch den Wald hoch führten. Absolute Ruhe, ein Traum. Nachdem wir uns noch kurz verfuhren, konnten wir auch diesen Col auf unserer Bucket List abhaken.

Nun wartete nur noch der Col de la Croix de Fer darauf, von uns an diesem Tag bezwungen zu werden. Natürlich ging es erst wieder mächtig runter auf ca. 1100m.ü.M., bevor der 14km lange Anstieg begann. An allen bekannten Cols werden am Strassenrand die Distanz zur Passhöhe, die Höhe über Meer und die durchschnittliche Steigung bis zur nächsten Markierung angegeben. Der Anstieg begann sehr moderat : nie mehr als ca. 5%. So wurde zwar die Distanz zur Passhöhe schnell kleiner, aber die noch zu überwindenden Höhenmeter nicht. Und so kams, dass auf den letzten sechs Kilometern die Sache noch einmal richtig Steil wurde ... bis zu 12%! Aber die Beine waren so gut, dass sie auch diese Prozente wegdrückten.

Selbstverständlich hatten wir dann auf der Abfahrt über den Col du Glandon wieder einmal heftigen Gegenwind, so dass die drei Gegensteigungen als letzte Tageshindernisse noch einmal so richtig schmerzten.

Am Ende waren es dann auch wieder 175 km, gespickt mit 4300 Höhenmetern. Aber die Müdigkeit wurde von einem unbezahlbaren Glücksgefühl überragt.

In 8 Tagen hatten wir einen kurzen Regenschauer und sonst immer eitel Sonnenschein. Nicht eine kritische Situation wegen ungeduldigen oder genervten Autofahrern. Keinen Platten! Dabei sind wir rund 770 km weit gefahren und haben 19500 Höhenmeter überwunden. Da kommt nichts als Freude auf.

Nun hat mich Horgen wieder. Und morgen geht es gleich an den Schwyzer Triathlon. Mit nur 12 km Lauftraining und 1 km Schwimmen, dafür recht müden Velobeinen wird das wohl eine echte Herausforderung an die Leidensfähigkeit. Von "immer schön gleichmässig" zu " volle Kanne" mit nur einem Tag aktiver Erholung - das kann ja heiter werden!


Mittwoch, 21. August 2013

Quäl dich du Sau: Die Tote, das Murmeltier und überhaupt!

Nach dem wohlverdienten Ruhetag am Sonntag, wo es im lokalen 25m-Becken für einmal wirklich nur flach und geradeaus ging, sattelten wir am Montag wieder voller Tatendrang unsere Karbon-Esel. Auf dem Programm stand eine mittelschwere Runde quasi zum Einrollen für den epischen Dienstag.

Gleich Ausgangs Le Bourg d'Oisans biegt die Strasse in Richtung Col d'Ornon ab. Mit einer Länge von
11.2 km und lediglich 637 Höhenmetern gehört er zu der Kategorie der "Pässchen" ohne Schreckensmomente. Die Strasse schlängelt sich wunderschön in einem engen Tal hinauf und der Aufstieg fordert nicht viel ab - schliesslich sind 8% Steigung in der Zwischenzeit normal geworden!

Dann geht es hinunter auf ca. 550m.ü.M., bevor man den Aufstieg zum Col de la Morte in Angriff nimmt - also den Pass der toten Frau. Die Strasse führt über verschiedene längere und kürzere Rampen bis auf 1368m.ü.M hoch auf die Alpe du Grand Serre, eine der vielen Skistationen im Gebiet. Dort oben ist auch gleich die Passhöhe.

Auf der gesamten Runde sind uns Wegmarkierungen mit der Bezeichnung TRI aufgefallen - allerdings in der Gegenrichtung. Der Alpe d'Huez-Triathlon führt hier durch, bevor es von Le Bourg d'Oisans aus den Aufstieg zur Alpe d'Huez zu bewältigen gilt - nur um da oben noch 21,9 zu laufen. Auf dieser Runde muss man schon abartig fit sein, um bei diesem Triathlon ein Wörtchen mitreden zu können.

Wir hingegen rollten im Gegenwind lediglich noch zum Ausgangspunkt zurück. Zwei Pässe mehr, die wir auf unserer Bucket List abhaken konnten - und ein Triathlon, der neu auf die Liste kam! Alles in allem also ein eher ruhiger Tag mit dennoch 100 km und weiteren 2000 Höhenmetern. Ah ja, und dann gabs noch ein Koppelläufchen - schliesslich bin ich immer noch Triathlet und nicht Bergziege.

Gestern dann quasi die Königsetappe: La Marmotte - das Murmeltier. Die Runde ist identisch mit der Marmotte Granfondo, einem Klassiker unter den Jedermann-Rennen in den Alpen. Jedes Jahr nehmen zwischen 5000 und 7000 Hobbyfahrer daran teil.

Die Route führt erst über den Col du Glandon (1918m.ü.M.), den Col du Telegraph (1566m.ü.M.), den Col du Galibier (2642m.ü.M.) und den Col du Lautaret (2058m.ü.M.). Zurück in Le Bourg d'Oisans ist allerdings noch nicht fertig lustig, denn dann geht es zum Dessert noch auf die Alpe d'Huez hoch - also noch einmal von rund 700 auf 1880m.ü.M. So läppern sich 174km mit 5070 Höhenmetern zusammen - und weil wir auch gleich noch wieder runter fuhren, gabs sogar fast 200 km.

Was soll ich dazu sagen, das Bilder nicht viel besser zum Ausdruck bringen!

Der Blick auf den Mont Blanc, gleich hinter dem Col du Glandon - das waren übrigens die einzigen Wolken an diesem Tag!

Noch nicht in der Hälfte des Galibier-Aufstiegs geht es über den Col du Telegrphe - wunderschöner Aufstieg im Wald mit 7-8%!





Das Dach unserer französichen Alpen-Woche: der Galibier, eines der Monumente der Alpen. Auch dieser Aufstieg ist recht gleichmässig mit 7-9% und ein episches Erlebnis!

Das Besondere am Lautaret: vom Galibier geht es nur runter - ein Pass, der ohne Steigung zu bewältigen ist!

Und dann, nach 9 Stunden Fahrzeit und noch einmal 21 Kehren war es endlich soweit: Arrivée sur l'Alpe d'Huez! Kaputt aber glücklich!

Keine Frage, das war die bergigste Tour meines bisherigen Velofahrerlebens. Der Respekt im Vorfeld war gross, die Freude darüber, es geschafft zu haben und dabei so viel Spass zu haben, umso grösser.

Zur Feier des Tages liessen wir uns zu einem Besuch in der Gelateria hinreissen. Ja, ja, ich weiss, im Gelati ist weisser Zucker drin, das Zeugs, gegen das ich immer wettere. Aber lecker war es trotzdem. Und auch Mack, Kristians und Charlottes Sohn, hat es natürlich geschmeckt! Und nein, er ist nicht in den Glace-Kübel gefallen, für dieses Gesicht reichte ein Cornet mit einer Kugel Schoggi!


Heute liessen wir es dann etwas ruhiger angehen. Die kurze Runde über 42 km begann zwar mit den steilsten Kehren der Alpe d'Huez (bis 14%) und hatte auch wieder rund 1100 Höhenmeter zu bieten. Dafür gabs einen Kaffee-Stopp in Auris sur Oisans, einer weiteren Ski-Station auf 1600m.ü.M. Und wieder ein Koppelläufchen. Am Samstag steht schliesslich der Schwyzer Triathlon in Seewen an. Nur Schwimmen konnte ich nicht - der Pool war total belegt mit plantschenden Touris!

Nun steht morgen Donnerstag der letzte grosse Test an. Dieses Mal geht es von der hiesigen Seite erst über den Col du Lautaret (jetzt als Steigung!!) hinauf auf den Galibier. Dann hinunter und wieder hinauf zum Col du Telegraph, über den Col de Mollard, den Col de la Croix de Fer und letztlich den Glandon (auch wieder nur abwärts!) zurück nach Le Bourg. Macht dann noch einmal 171 km mit knapp 4600 Höhenmetern! Und überhaupt, wenn schon, denn schon!

Samstag, 17. August 2013

Quäl dich du Sau: Alles Monster oder was?

Seit drei Tagen bin ich nun hier in Bourg d'Oisan am Fusse der Alpe d'Huez. Genau genommen erst ab morgen Sonntag, denn bis dahin logieren wir (Kristian Maniettas Familie und ich) am Berg zwischen Oz en Oisan Village und Station auf ca. 1100 m.ü.M. Was nichts anderes bedeutet, dass jede Trainingsfahrt mit einem ca. 5 km langen Aufstieg mit rund 300 Höhenmetern endet!

Am Donnerstag Mittag bin ich also angekommen und um 15 Uhr machten wir uns schon auf den Weg für eine kleine Nachmittagsrunde: Alpe d'Huez. Nach kurzer Anfahrt gings ausserhalb von Bourg d'Oisans gleich richtig zur Sache. Erst geht es einmal für ca. 2 km mit fast 15% in den Berg hinein. So quasi als kleiner coup de reveil pour les jambes. Und dann wird es nie wirklich einfach, eigentlich immer so zwischen 8 und 10%. 21 Kehren, alle nach Siegern auf der Alpe benannt. 13 km und 1130 Höhenmeter gilt es zu bewältigen. Was auf dem Papier nicht wirklich schwer aussieht ist in Tat und Wahrheit ein ganzes Stück harte Arbeit.

Nach 60 km und 1600 Höhenmetern waren wir dann in gut 3 Stunden wieder zurück. Der Schlussaufstieg zum Hotel war einfacher als angenommen, aber schliesslich hatten wir ja auch nicht so viel in den Beinen. Das sollte sich am Freitag dann schlagartig ändern.

Tag 2 und ein weiteres Tour de France Monster stand auf dem Programm: Der Col de Glandon. Mit "nur" 1924 m.ü.M. sieht der auf den ersten Blick zwar nicht wie ein Monster aus, aber der Schein trügt. Wir leisteten uns nämlich das Vergnügen, ihn sowohl von Süden - quasi als amuse bouche -, wie auch von Norden zu erklimmen.

Der Aufstieg von Süden her bietet immerhin den Luxus von drei kurzen Abfahrten innerhalb der Steigung, ansonsten ist er erst steil und wird dann gegen Ende doch noch etwas erträglicher. Von Norden her steigt er erst recht regelmässig mit rund 8% und wird dann gegen Ende immer steiler. Auf den letzten 3 km gilt es noch einmal rund 400 Höhenmeter und hat Werte bis zu 13%.

Beide Aufstiege waren je rund 21 km lang. Und eigentlich gings recht ordentlich hoch, bis auf die letzten 3 km beim zweiten Aufstieg. Just als es richtig steil wurde kamen die Oberschenkelkrämpfe. Absteigen unmöglich, sonst kommt man nie mehr zurück in den Sattel. Also gabs nur eines: Quäl dich du Sau! Und so erreichte ich die Passhöhe zum zweiten Mal an diesem Tag mit zwei brennenden Fackeln in beiden Oberschenkeln.

Die Freude an der folgenden Abfahrt währte nicht lange, denn nun galt es die drei Abfahrten vom Morgen in der Gegenrichtung zu erklimmen. Und wieder Krämpfe. Diese Tour-Monster!!! Und noch galt es ja den Schlussaufstieg zum Hotel zu bewältigen. Und siehe da, der hatte mit der Steigung vom Vortag fast nichts mehr gemeinsam.

Am Ende des Tages zeigte der Velocomputer 102 km und 3300 Höhenmeter. Und einen Schnitt von 18,6 km/h! In meinem ganzen Leben bin ich noch nie so langsam unterwegs gewesen.

Heute Samstag dann eine etwas leichtere Affiche: Der Col de Sarenne. Der wurde dieses Jahr zum ersten mal von der Tour befahren und zwar über Alpe d'Huez. Wir fuhren ihn von der anderen Seite und trafen wieder auf ein Monster. Wenn es einmal nur 8-10% hoch geht fühlt sich das beinahe schon wie ein Kindergeburtstag an. Immer wieder hat es Rampen mit 13%, sogar 15%. Und die letzten 4 km in den Serpentinen sind im Durchschnitt 9,5% steil.

Gestern habe ich mir im lokalen Bikeshop einen 28er montieren lassen. Der hat mir heute das Leben gerettet. Und nur damit ich es auch erwähnt habe: ich fahre eine Kompakt-Kurbel mit 50/34! Der grosse Unterschied zu den schweizer Alpenpässen ist, dass es hier im Schnitt einfach rund 1.5% steiler hoch geht. Klingt nach wenig, ist im wahren Leben aber ein riesiger Unterschied.

So gab's denn heute auf 80 km wieder schöne 2100 Höhenmeter. Und nach drei Tagen sind wir zwar "nur" knappe 250 km weit gekommen, haben aber dafür 7000 Höhenmeter überwunden. Und in den nächsten Tagen warten weitere Monster: Galibier, Telepraph, Croix de Fer, etc.

Die ersten drei Tage auf dem Weg zum Überbiker wären also geschafft. Nur noch 727 to go!

Mittwoch, 14. August 2013

Hallo Ironman Western Australia in zwei Bildern.

Nein, liebe Blog-Leser, ich habe mich nicht im Logo vergriffen. Dies ist tatsächlich die Nachlese zum IM 70.3 Wiesbaden. Ausnahmsweise nur in zwei Bildern, dafür mit einer selbstkritischen Nachbetrachtung.

Zwei Rennen, Klagenfurt und Wiesbaden, zwei ungenutzte Chancen für die Hawaii-Quali. Beide Male lagen sie auf dem Silbertablett bereit für mich, beide Male schnappte sie mir ein anderer Weg. Erst fehlten 2:44 Minuten, dann 52 Sekunden. Es wäre einfach, nun das Schicksal zu bemühen und mit ihm zu hadern. Oder wehklagend das fehlende Quentchen Glück zu beweinen. Die beiden Pinkelpausen - Hawaii-Slot im Toi-Toi verpinkelt. Oder das Suchen des Bike-Beutels in T1.

Ich habe mich zwei Mal selbst geschlagen. Wer auf dem Velo die Zeit gleich zweistellig verliert, der soll nicht klagen. Alles Jammern über die knackigen Anstiege, die vielen Höhenmeter, die Schwierigkeit, einen guten und gleichmässigen Rhythmus zu finden wäre lächerlich. Ich weiss seit Jahren, dass dies meine Achillesverse ist.

Trotzdem habe ich nichts dagegen unternommen. Ich habe es ganz einfach verdrängt und mit Vorliebe Rennen mit gleichmässigen Anstiegen und langen Flachpassagen bestritten - und auch so trainiert. Nun bin ich dafür bestraft worden. Oder wohl besser gesagt: hart daran erinnert worden.

Und so werde ich ein neues Projekt starten: Überbiker! Na ja, einem Ironnonno werde ich wohl nie das Wasser reichen können. Aber genau so, wie ich meine Laufschwäche überwunden habe, genau so werde ich auch diese Veloschwäche ausmerzen. Zeitrahmen: zwei Jahre.

Wiesbaden hatte aber auch etwas sehr Positives. Beim Laufen konnte ich trotz schon sehr müden Beinen mit den Besten meiner AK mithalten. Und noch Plätze gutmachen. Drei Jahre hat es gedauert, bis ich mit gezieltem Training meinem lethargischen Laufstil Dynamik einhauchen konnte und damit auch viel schnellere Zeiten erziele.

Ironshark mit Flugphase. Früher klebte ich am Boden. Und ich weiss, es geht noch schneller!

Ausserhalb des Bilds: Helmut Berger, der mich angrinst. Noch konnte er nicht wissen, dass es für ihn das Hawaii-Ticket bedeutet.

Mein nächster Versuch, vom Big Island eine Einladung zu erhalten findet am 8. Dezember in Busselton beim IM Western Australia statt. Ist doch auch nicht schlecht einmal um dieses berühmte Pier herum zu schwimmen.


Montag, 12. August 2013

Knapp daneben ist eben auch daneben.

Schon beim Einchecken passierte es. Die nette junge Dame kicherte und gab ihrer Freundin ein Zeichen. Dann tuschelte sie: das ist er jetzt. Und gleich darauf gestand sie mir, dass sie beide die Startunterlagen mit abgepackt hatten und sich bei der Nummer 666 fragten, wie der Teufel wohl aussehen würde.

Ob ich denn ihren Vorstellungen eines Fürsten der Finsternis auch entspräche, das konnte ich nicht in Erfahrung bringen. Aber im Laufe Sonntags wurde ich noch ein paar Mal auf meine Startummer angesprochen.

Nun, um es vorweg zu nehmen, so richtig teuflisch gut war meine Vorstellung in Wiesbaden nicht. Schwimmen ok, aber kaum mehr. Velo im Rahmen meiner momentan einfach zu bescheidenen Möglichkeiten. Laufen ein weiterer Lichtblick. Am Ziel resultierte ein doch eher ernüchternder 13. Rang - so weit hinten war ich in einem 70.3-Rennen meines Wissens noch nie klassiert.

Aber das spricht auch für die unglaubliche Leistungsstärke und -dichte in der M55. Und sich mit den Besten der Besten zu messen macht ganz einfach unglaublich viel Spass.

So, nun war die Nummer 666 also auf dem 13. Platz gelandet. Zum Glück bin ich weder einen Hang zum Okkulten noch bin ich abergläubig. Aber mit diesem Resultat war es eigentlich von vornherein klar, dass es mit einem Hawaii-Slot nichts werden würde. Im Rang vor mit war Helmut Berger klassiert, ein Facebook-Freund, den ich am Wochenende nun auch persönliche kennenlernen durfte. Und er sagte mir, dass er den Slot nehmen würde, sollte es denn einen so grossen Roll-Down geben.

Es gab also keinen Grund nach der Siegerehrung länger zu bleiben und so gingen Ironnonno, frischgebackener Europameister, und ich gemütlich essen. Bei mir machte sich überhaupt kein Wehmut nach der verpassten 2. Chance auf eine Hawaii-Teilnahme breit. Schliesslich gestaltet sich mein Herbst und Winter auch ohne Hawaii sehr verlockend und mit vielen Höhepunkten.

Heute Morgen traten Sandro und ich dann zeitig die Heimreise an. In Basel legten wir eine kurze Kaffeepause ein. Auf facebook hatte ich eine Nachricht von Helmut - er hatte den Slot! Und für mich hiess das: neuer persönlicher Rekord! Dieses Mal war in um 52 Sekunden an Hawaii vorbei geschrammt!

Doch auch jetzt bleibt die Wehmut oder das Hadern mit dem Schicksal aus. Knapp daneben ist eben auch daneben. Und Helmut hat sich die Teilnahme verdient, denn er hat mächtig dafür gekämpft, nie aufgegeben und an seine Chance geglaubt. Gratulation!

Der kurzfristig zum Teufel mutierte Ironshark war also in Wiesbaden immer noch etwas zahnlos. Zähne hingegen , und dies nicht zu knapp, hat die sehr anspruchsvolle Velostrecke. Bittesehr:

Na ja, schlecht war die Form ja nicht. Also habe ich mir vielleicht eher die Zähne ausgebissen. Egal, aber ich weiss jetzt ganz genau, woran ich arbeiten muss.

Und noch etwas: Der IM 70.3 Wiesbaden ist ein ganz hervorragend organisiertes Rennen. Deutsche Gründlichkeit durch und durch. Prädikat sehr empfehlenswert für alle, die einen wirklich anspruchsvollen Halben machen möchten.

Abschliessend noch einmal herzliche Gratulation an Ironnonne zum EM-Titel und Alfie Caprez zum Vize. Auch Irene Gambaro sei nicht vergessen - auch sie Vize. Und generell an alle, die in diesem harten Rennen bis zum Ende alles gegeben haben.

Dienstag, 6. August 2013

Keine Angst vor dem Höllenfeuer!

Es war in den späten 90ern und anfangs des neuen Jahrtausends, als mich meine Wege einmal jährlich im November nach Wiesbaden führten. Ziel der Reise war die DIMA, Europas bedeutendste Fachmesse für Dialog Marketing.

Ich war ja nicht ganz unerfolgreich in diesem Genre. So wurde ich denn von den Partnern und Lieferanten zu jeder bedeutenden Party eingeladen und entsprechend hofiert. Meine Mitarbeiter und ich taten alles, um unsere Kunden vor Ort zu verwöhnen. Und es galt, viele neuen Kontakte zu knüpfen und neue Kunden zu gewinnen.

Wir liessen es uns gut gehen. Abgestiegen wurde im Nobelhotel Nassauer Hof und eingeladen in die Ente vom Lehel, einer der führenden Gourmet-Tempel in Deutschland. So manche teure Flasche fand ihr Ende und ebenso wohl manche Hirnzelle. Schön war's aber eben tempi passati. Die Messe gibt es nicht mehr, meine Firma ist in einer anderen aufgegangen und der Barpianist im Puff (Insider wissen dies zu deuten!) greift auch nicht mehr in die Tasten.

Nun geht es am Freitag zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder in die hessische Landeshauptstadt. Aber anstatt Champagner gibt es isotonische Getränke, anstatt Fois Gras Energiegels und anstatt rauchenden Zigarren rauchende Veloreifen! So ändern sich die Zeiten!

Wenn ich am Sonntag Morgen um 7:45 Uhr mit der Nummer des Fürsten der Finsternis, der 666, im Waldsee bei Raunheim in die Europameisterschaft starte und gleich ein höllisches Tempo anschlage, dann geht es um nichts weniger als Hawaii 2013 ja oder nein.

Ich weiss jetzt schon, dass es ein Ritt durch das Höllenfeuer sein wird - aber das macht mir überhaupt keine Angst. Mehr brennen als in den vergangen drei Wochen können die Lunge und die Beine nicht. Und das werden sie auch am Sonntag, denn das Streckenprofil birgt viel Zünstoff für schmerzende Extremitäten.

So sehe ich den kommenden Ereignissen sehr gelassen entgegen. Die Renntaktik ist klar: Alles auspacken, was drin steckt. Angriff ab dem ersten Meter. So einfach ist das. To be or not to be ... oder wohl besser to fly or not to fly ... nach Kona.

Und wenn es nicht sein soll? Dann soll es halt im 2013 nicht sein. Das Einzige was sich kurzfristig ändern wird, ist die Flugrichtung nach Australien.

Aber ganz ehrlich: es wäre halt schon geil, in Kona auch dieses Jahr am Start zu sein. Daumen drücken sei darum explizit erwünscht :-)!