Sonntag, 15. November 2009

Clearwater race report.


Die IM 70.3 World Championships hier in Clearwater sind verschriehen als ultimatives Windschattenrennen. Die Radstrecke ist Topfeben und super schnell. Jedes Jahr versichern die Organisatoren, alles zu unternehmen, um das Windschattenfahren zu unterbinden. Und jedes Jahr dann wieder dasselbe Bild: Gruppen von bis zu 50 Athleten Rad an Rad. Meiner Meinung nach ist die Einteilung der Startwellen mit ein Grund, wieso es dazu kommt. Beispiel: Drei Minuten nach meiner AG 50-54 startet die AG 30-34. Noch Fragen? Würden die Jungen zuerst und die Alten zuletzt starten, hätten zumindest weniger Alte die Möglichkeit, mit den schnellen Jungen mitzufahren.

Ich wusste um diese Problematik. Meine Ziele waren: So schnell wie noch nie schwimmen, möglichst nahe an 2:15 Std. auf dem Velo und dann auf der Laufstrecke einfach noch herauspressen, was noch drin ist. Aber ich wollte die Velozeit sauber fahren, ohne Gruppe und Windschatten-Unterstützung. Also blieb nur die Flucht nach vorne.

Der Schwimmstart wurde vom Strand am Golf von Mexiko in den Jachthafen verlegt. Die stürmische See und die Strömungen waren einfach zu gefährlich. Weil die Platzverhältnisse im Hafen aber eng sind, starteten wir einer nach dem anderen, so alle 2 Sekunden ging ein Athlet ins Wasser. Meine AG gleich hinter den +45 Frauen. Ich wollte ganz zuvorderst ins Wasser und schwamm als 4. los. Von Anfang an gab ich mächtig Gas und stieg nach 27:17 Min. aus dem Wasser - Bestzeit in meiner AG und 89. Rang overall!! Erstes Ziel erreicht.

Nach einem schnellen Wechsel aufs Velo fand ich sofort meine Beine und überholte innert wenigen Kilometern die fünf noch vor mir liegenden Frauen. Nun war ich allein an der Spitze aller AG-Teilnehmer, vor mir nur noch die Profis. Nach 25 km kam dann der erste Schnellzug der Dreissigjährigen. Die vier Spitzenreiter legten ein abartiges Tempo vor. Ich folgte mit sauberen sieben Metern Abstand, musste aber einsehen, dass es für mich zu schnell war. Entweder in die Zone fahren (also bescheissen) oder abreissen lassen - ich entschied mich für die saubere Lösung und liess abreissen. Dann wieder rund 20 km alleine bis die nächste Fünfergruppe kam. Hier konnte ich mitfahren. Ein Race Marhall hatte uns auf dem Kiecker und fuchtelte drohend mit seiner roten Karte. Ich nahm sicherheitshalber 10 Meter Abstand, passte nicht gut auf und schon waren sie wieder weg. Den Rest bis in die T2 fuhr ich wieder alleine. Nach 2:17:11 stieg ich vom Rad. Zweites Ziel fast erreicht, dafür so sauber wie wohl nur ganz wenige an diesem Tag. Auf dem Weg ins Wechselzelt sah ich dann rund eineinhalb Minuten hinter mir den ersten Pulk mit gut 50 Athleten einbiegen - mit allen Favoriten in meiner AG.

Wieder ein schneller Wechsel und los auf die Laufstrecke. Die 90 km waren sehr hart und meine Renneinteilung forderte ihren Tribut. Die Laufbeine waren nur bedingt da und links und rechts schossen die schnellen Läufer vorbei. Im Kopf war ich voll da, keine Schwäche, kein Teufelchen, aber die Beine entwickelten nicht den Speed, den ich mir gewünscht hätte. Ich kämpfte, gab alles und kam nach 4:34:19 als 23. ins Ziel. Total erschöpft, aber wirklich sehr zufrieden. Ich kann von mir behaupten, dass diese Zeit aufgrund meiner Leistung zustande kam - ich wäre wohl keine Sekunde langsamer gewesen, wenn ich ganz alleine unterwegs gewesen wäre. Viele konnten das gestern nicht von sich behaupten.

Vor wenigen Tagen bin ich der FaceBook Gruppe "Say no to drafting" beigetreten. Das verpflichtet. So schwierig es ist, hier in Clearwater auf dem engen Kurs und wegen der idiotischen AG-Einteilung sauber zu fahren, so notwendig ist es, Zeichen zu setzen. Irgendwann geht der Platz aus, um mit 7 Metern Abstand zu fahren. Das müssen die Veranstalter einsehen und es müssen einige Änderungen gemacht werden. Aber auch die Athleten müssen zurück zu fairem Wettkampfverhalten, sonst geht der Sport vor die Hunde.

Lasst es mich noch einmal in aller Deutlichkeit sagen: Ich bin glücklich mit meinem Abschneiden. Mein 23. Rang ist alles andere als eine Enttäuschung - mein Wettkampf war das absolute Maximum, das ich gestern zu leisten im Stande war. Und diese Leistung war etwas vom Besten, was ich bisher abgeliefert habe. 22 Athleten waren besser als ich, ihnen gehört mein Respekt - Fairness hin oder her.

Nun beginnt die Off-Season. Und damit endet das Jahr 1 des Blogs Mission Possible. Aber keine Angst, es geht weiter. Ich habe viele Pläne und einige handfeste Überraschungen im Köcher. Lasst euch überraschen, wenn es Anfang Dezember mit neuem Motto und neuen, spannenden Inhalten weitergehen wird.

Vielen Dank für Eure Treue und die vielen Einträge, Komplimente und den Support.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

BRAVO!
A BIENTOT EN SWISS :)
MiKe

Anonym hat gesagt…

hi gilbert, toll gemacht! gratulation zu deiner leistung. nun hast du dir aber die off-season verdient. freue mich auf ein baldiges wiedersehen in unserer gegend.
bis bald und schöne grüsse auch an andrea.
rené stutz