Dienstag, 24. Juli 2012

Kommt Bewegung ins Thema Drafting?


Bei der Ironman Europe Organisation scheint sich viel zum Guten hin zu bewegen. Ich war nicht schlecht überrascht, dass ich auf meinen offenen Brief postwendend eine Antwort bekommen habe. Und der Aufforderung, einige Ideen zum viel diskutierten Thema Drafting zu unterbreiten, bin ich gerne nachgekommen. Auch darauf wieder sehr schnell eine sehr positive Antwort.

Ich hoffe sehr, dass Bewegung ins Thema kommt. Und mich würde es sehr interessieren, was ihr, meine Blog-Leser, von meinen Vorschlägen haltet. Lasst mich wissen, was ihr gut oder weniger gut findet. Schreibt mir eure Erfahrungen. Und entwickelt eigene Ideen, wie wir wieder zu fairen Rennen für alle kommen. Hier unter Kommentare oder auf facebook an meine Pinwand. Danke.

Vorschläge zum Thema Drafting - gesendet an Ironman Europe am 23. Juli 2012

Hier einige Anregungen ohne Anspruch auf Durchführbarkeit – da seid Ihr die Profis. Aber ich denke, man sollte über viele, zum Teil auch verrückte Ideen, diskutieren, damit am Schluss etwas Brauchbares dabei herauskommt. 1978 mit 15 Verrückten war’s halt noch ein wenig einfacher.

1.   Wellenstart

Der Schwimmstart mit zum Teil 2‘800 Athleten, die gemeinsam ins Wasser gehen, mag schöne Bilder liefern und den Zuschauern die Nackenhaare aufstellen. Für die Mehrheit der Teilnehmer ist das Schwimmen in der Waschmaschine der absolute Horror. Es ist reiner Zufall, dass es nicht mehr schlimme Unfälle im Wasser gibt. Ich kenne gestandene Athleten, welche vor dem Schwimmstart Beruhigungsmittel nehmen müssen, damit sie nicht in Panik geraten.


Hier, und in der Folge auf dem Rad, wäre es sinnvoll, über einen Wellenstart nachzudenken. So werden die vielen Teilnehmer besser über die Radstrecke verteilt und es sollte weniger zu Gruppenbildungen kommen.

2.   Verwarnungen

Die Marshalls werden über Helmfunk miteinander vernetzt. Vor einer schwarzen Karte wird eine Verwarnung ausgesprochen und über Funk den anderen Marshalls mitgeteilt. Beim zweiten Vergehen wird die schwarze Karte gezeigt.

3.   Überholregel

Beginnt ein Teilnehmer mit dem Überholen, darf er sich erst wieder einreihen, wenn er entweder an der Spitze der Gruppe ist oder der Abstand zweier Teilnehmer mindestens 20 Meter beträgt. Schafft er dies nicht und drängt sich zwischen zwei mit korrektem Abstand fahrenden Teilnehmer, bekommt er die schwarze Karte. Diese kann er nur verhindern, wenn er sich ans Ende der Gruppe zurückfallen lässt und wieder auf 10 Meter Abstand geht.

4.   Windschattenfahren erlauben

Klingt wie Blasphemie aber im Vergleich zur heutigen Situation würde sich kaum viel ändern. Ich glaube auch, dass die gleichen Teilnehmer die Rennen gewinnen würden, wie heute schon. Wer nämlich in einem Schnellzug über seine Verhältnisse fährt, wird beim Laufen dafür bestraft – von seinem Körper.

Unser Sport hat sich rasant verändert. Die Felder werden immer grösser. Die Top-Athleten in den Altersgruppen werden immer schneller und die Leistungsdichte wird immer grösser. Wer heute nach Hawaii will, muss einen ungeheuren Aufwand treiben – zeitmässig und finanziell. Oft hat man nur eine Chance pro Jahr für eine Quali. Das alles führt dazu, dass es da draussen ein Schlachtfeld Mann gegen Mann ist. Dem sollte auch die WTC Rechnung tragen und nicht krampfhaft am Mythos „jeder alleine“ festhalten. Schliesslich schwimmen wir ja auch im Wasserschatten und beim Laufen ist oft die zweite Position die bessere.

Montag, 23. Juli 2012

Offener Brief an Ironman Switzerland und Ironman Europe

Sehr geehrte Ironman-Verantwortliche

Am 15. Juli habe ich am Ironman Switzerland teilgenommen. Bevor ich zu meinem eigentlichen Anliegen komme, möchte ich dem Veranstalter aber meinen Dank für einen sehr gut organisierten Anlass aussprechen, verbunden mit der Hoffnung, dass zukünftig wieder mehr Athleten diesen Ironman am wunderschönen Zürichsee in ihren Rennkalender aufnehmen.

Nun aber zum Grund meines offenen Briefes: Das Ärgernis Race Marshalls!

Schon nach rund 17 km auf der Radstrecke bekam ich die schwarze Karte für Windschattenfahren. Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich festhalten, dass ich zum gegebenen Zeitpunkt meiner eigenen Schätzung nach ca. 8 m Abstand zum Vordermann hatte und dieser Penalty folglich absolut reglementskonform war. Trotzdem ärgere ich mich bis heute einerseits über mich selbst, andererseits aber über den wohl etwas übermotivierten Marshall.

Wir waren einen Gruppe von ca. sechs Teilnehmern. Wie so oft am Anfang der Radstrecke überschätzten meine Kollegen laufend ihre Tempofestigkeit. Die Folge davon war, dass fast konstant überholt wurde und ebenso konstant der berüchtigte Ziehharmonika-Effekt entstand. Kurz: es war mitunter sehr schwierig, laufend den geforderten Abstand von 10 m einzuhalten.

Entscheidend ist meiner Ansicht nach, dass der Marshall meine Bemühungen nach reglementskonformem Verhalten ignorierte. Ich würde schätzen, dass ich nie näher als 7 m auffuhr, mich aber immer wieder auf die 10 m zurückfallen liess, manchmal auch weiter als 10 m. Es kam auch immer wieder vor, dass ein Teilnehmer nur einen oder zwei der Gruppe überholte und dann den Überholfortgang abbrach, bevor er an der Spitze war. In diesem Fall sollte in Zukunft auch eine schwarze Karte gezückt werden, denn in dieser Konstellation fährt der Überholenden ja in die 10 m-Zone, ohne den Überholvorgang abzuschliessen. Zudem nötigt er die Überholten dazu, effektiv zu bremsen, weil sie sonst nie und nimmer innerhalb der 20 Sekunden die 10 m wieder herstellen können.

Ein Marshall sollte meines Erachtens erkennen können, ob ein Teilnehmer sich bemüht, den Abstand einzuhalten. Im Zweifelsfalle sollte er erst eine Verwarnung aussprechen, bevor er das Rennen eines Teilnehmers ruiniert. Besonders ärgerlich ist es dann, wenn man nur kurz später ganze Pulks von Teilnehmern sieht, welche zum Teil mit nur drei, vier Metern Abstand fahren - über Kilometer. Oft begleitet von einem Marshall, der, wenn überhaupt, nur ein einzelnes Bauernopfer aus der Gruppe büsst.

Und wo bitte im Reglement steht geschrieben, dass, kaum geht es leicht bergauf, alle Rad an Rad fahren dürfen? Wenn Sie sich davon ein Bild machen wollen, dann beobachte Sie das Geschehen einfach einmal ein Weilchen bei der ersten Penalty-Box in Zürich, wo grosse geschlossene Gruppen vorbeifahren, während der Marshall sich ein Zigarettchen gönnt und kurz mal Pause macht.

Die 180 km sind als Einzelzeitfahren zu bestreiten, steht geschrieben. Das klingt beinahe wie ein Witz, denn die Strecken sind mit Teilnehmern übervölkert. Wer mitten drin ist, hat dazu ganz einfach keine Chance. Und immer wieder an die Fairness der Teilnehmer zu appellieren ist ganz einfach nur billig.

Als schneller Schwimmer (73. overall) wurde ich meines Erachtens doppelt bestraft: Mit einem Penalty, den 1'500 andere auch verdient hätten und Gegnern in meiner AK, die weiter hinten bequem im Gruppetto mitfahren konnten.

Ich denke es ist an der Zeit, dass das Reglement einer grundlegenden Überarbeitung bedarf. Und die Marshalls sollten dahingehend geschult werden, dass sie offensichtliche Hinterradlutscher von denjenigen unterscheiden können, die bemüht sind, fair zu fahren. Denn auch dieses Jahr hat Zürich wieder eines klar gezeigt: Streng nach Reglement müssten mindestens 90% aller Teilnehmer eine schwarze Karte sehen.

Ich meinerseits werde weiterhin versuchen, fair zu fahren. Aber Hand aufs Herz: 10 m, 2 m, 20 Sekunden - muss ich in Zukunft einen Infrarot-Distanzmesser und eine Stoppuhr mitführen, damit ich von weitern Penalties verschont bleibe? Ich hoffe nicht!

Freundliche Grüsse

Gilbert Fisch aka Ironshark

Dienstag, 17. Juli 2012

IronMadness Switzerland: Ironschnecke.



Ich wollte wie ein Ironshark zubeissen und bin dann wie eine Ironschnecke über die Laufstrecke gekrochen - nur die Schleimspur hat gefehlt.

Zugegeben, das klingt wie eine ganz herbe Enttäuschung, schon ein wenig gekennzeichnet von der Post Ironman Depression (aka PID). Keine Bange, dem ist nicht so. Vielmehr hat mir dieses Faszinosum (Worterfinder: Faris al Sultan) Ironman wieder einmal ein Lektion in Sachen Herausforderung, mentaler Stärke und Demut erteilt. Doch nun erst einmal alles der Reihe nach.

Ich habe es wieder geschafft: Am Sonntag Morgen um 02:58 Uhr bin ich aufgewacht, genau zwei Minuten bevor der Wecker los ging. Nach meinen Schlaforgien in den Nächten zuvor war ich voll ausgeruht und sofort hellwach. Das Frühstück ging ohne Problem hinunter und schon wenige Minuten später kündigte sich das an, worauf wir Ironman alle ganz sehnlich warten, weil wir es zu hause erledigen wollen und nicht in der Wechselzone.

Um 04:45 Uhr machte ich mich dann auf nach Zürich, wo mir mein Marktgschpusi Jeannine dankenswerter weise ihren Parkplatz zur Verfügung stellte. Linsen rein und ab in Richtung Wechselzone. Es tröpfelte leicht, der Wind war nicht mehr so stark wie am Samstag. So weit, so gut.

Die Wechselzone in Zürich war auch dieses Jahr ein Ärgernis. Viel zu eng, aber man geht ja freundschaftlich mit seinen Nachbarn um. Kaum angekommen, treffe ich auch schon Andrea (aka Queen of Clearwater, jetzt auch eine Ironwoman!!). Pumpen, einrichten, überprüfen, schwatzen, wieder überprüfen, noch einmal überprüfen, und noch einmal ....

Die Zeit verflog und schon stand ich, nach dem finalen Angstbisi, beim Schwimmstart. Sue (aka The cutest Ass on a Bike), Evelyn, Brigitte, Barbara, Sandro und Peter wünschten mir mir Glück, aber irgendwie war ich schon im Tunnel. Dann gings Schlag auf Schlag. Die Pros und dann schon die Sirene - los gings!

Nach ca. 150 Metern hatte ich mich frei geschwommen und auch schon Wasser in der Brille. Aber nach anfänglichem Chnorzen fand ich dann nach der ersten Boje meinen Rhythmus und konnte auch easy rund fünf Mal meine Brille leeren. Die Wellen waren nicht allzu schlimm, lediglich im Seiten und Gegenwind spürte ich, dass ich härter als sonst arbeiten musst. Leider verpasste ich eine grössere Gruppe und schwamm alleine rund 20 Meter hinter dieser her. Aber der Aufwand um aufzuschliessen war mir in Anbetracht der paar Sekunden Zeitgewinn zu gross.

Als ich aus dem Wasser stieg, kündige mich der Speaker als Führenden der M55 an, "with a blazing sub-60"! Gut, dachte ich, unter einer Stunde im rauhen Wasser, das ist schon einmal ganz ordentlich.

Auf dem Velo fand ich kurz nach dem Bellevue meine Beine und konnte gut Druck machen. Mein Tacho streikte, aber der Umstand, dass ich 54 x 12 in Schwung halten konnte, zeigte mir, dass ich flott unterwegs war. Nach ein paar Kilometern bekam ich Gesellschaft von hinten, aber ich liess sie fahren. Dann bildete sich aber trotzdem ein Minigrüppchen, das leider sehr nervös war - immer wieder Überholvorgänge, die abgebrochen wurden, bevor der Fahrer an der Spitze war. Handörgeln war angesagt.

Ich war ja von 2010 vorgewarnt und versuchte, so gut es ging, reglementskonform zu fahren. Dann, nach 17 km taucht neben mir ein Marshall auf und zeigt mir die schwarze Karte. Dazu werde ich morgen einen offenen Brief an die BK Sportpromotion und Ironman Europe publizieren. Heute nur so viel: Ich fragte ihn fünf Mal, ob diese eine Ermahnung sei, weil ich mir keiner Schuld bewusst war. Nein, es war eine Schwarze - 6 Minuten Zwangspause!

Bleib ruhig und fahr nicht los wie ein Irrer, sagte ich mir. Bloss, ich hatte wirklich gute Beine und so steigerte ich stetig den Druck auf die Pedalen - umso mehr, als ich anfing, einen nach dem anderen wieder einzusammeln. In den Steigungen hielt ich mich zurück, aber sonst pushte ich sehr, sehr hart. Und das Wetter - war mir egal, ich konnte ja eh nichts ändern.

Nachdem mich Katja und Freddie bei der erste Passage auf dem Heartbreak Hill mit neuem Treibstoff versorgt hatten, machte ich weiter Dampf. Aber ich spürte, dass die Verhältnisse mehr Energie kosteten, als mir lieb war. Und so hatte ich den Eindruck, dass meine rund 2'500 Kalorien fürs Velo an diesem Tag knapp bemessen waren.

Nach rund 160 km im Seefeld eine Schrecksekunde. Ich pushte so hart, dass ich in beiden Oberschenkeln Krämpfe hatte. So musste ich dann definitiv etwas Druck herausnehmen und konnte die Krämpfe so wieder los werden.

In T2 dann die Bestätigung: Die ersten Vier in der M55, Vincent, Detlef, Aldo und ich waren fast gleichauf. Ich war felsenfest davon überzeugt: Ich werde sie totlaufen!! Wie man sich doch täuschen kann, denn nun sollte ich die brutalen Unplanbarkeiten des Ironman gleich in Reihe erleben.

Ich lief los und fand sofort meinen angestrebten Rhythmus. Und genialerweise konnte ich Aldo und Detlef gleich überholen und distanzieren. Wie mein Garmin mir dann gestern bestätigte, pendelte ich mich bei 4:45 Min./km ein und es fühlte sich perfekt an. Ausser mein linker Fuss: Jeder Schritt schmerzte, ein brennender Stich unter der Fusssohle. Hatte ich womöglich eine Falte in der Socke? Erst aber musste ich ein dringendes Bedürfnis erledigen - die Blase drückte. Normal, bei allen meinen bisherigen Ironma war das auch so.

Dann, bei km 5, musste ich das mit der Socke klären. Ich setzte mich auf eine Parkbank und nun sollte es sich rächen, dass ich mit Schnürsenkeln lief. Ich musste aufbinden, bevor ich den Schuh abziehen konnte - bloss, um herauszufinden, dass meine Socke perfekt am Fuss lag. Also wieder rein in den Schuh, binden und weiter. Der Schmerz blieb, aber ich konnte ihn ausblenden

Anfang der 2. Laufrunde begann mein Magen zu rebellieren. Ich musste aufs Klo. Noch nie musste ich aufs Klo, warum heute?, schoss es mir durch den Kopf. Immerhin war mir danach wieder etwas besser und ich konnte weiter ordentlich laufen.

Dann, ohne Vorankündigung, bei km 16 wars aus mit dem Flow und was kam war der Blow. Trotz regelmässiger und planmässiger Verpflegung: Flasche leer! Und nun begann ich zu kriechen wie eine Schnecke. Da war es auch egal, dass ich in der 3. Runde noch einmal aufs Toi-Toi musst.

 

Da waren sie dann wieder, diese 6 Min./km, die ich nie mehr laufen wollte. Und es schmerzte - in der Seele und in den Beinen. Aufgeben? Nie! Marschieren? Bist du deppert! Viele Menschen haben mich in den folgenden Stunden schamlos angelogen. Sieht gut aus, haben sie mir zugerufen. Danke, ich wusste, dass es nicht stimmt, aber es hat geholfen. DNF is not an option!

Nach 10:33 Stunden war es dann endlich vorbei. Platz 4 - nicht eine Hoffnung (oder besser Träumchen) hatte sich erfüllt. Das ist Ironman - you never know! Auch in der Niederlage ist man ein Sieger - wo gibt es so etwas sonst noch? Das macht diesen Sport so grossartig - darum liebe ich es jedes Mal, egal ob ich einen perfekten Tag hatte oder viele Hindernisse überwinden musste.

Vielen Dank allen, die an mich geglaubt haben und mich so toll unterstützten. You guys rock!

Und bei der Siegerehrung durfte ich den Sieger der M75 kennenlernen: Georg von Schrader - 14:20:15 Std. - Inspiration pur!! Mein Highlight des Wochenendes!


Samstag, 14. Juli 2012

IronMadness Switzerland: Flow or Blow!

15 Minuten im höchst welligen Zürichsee - 20 Minuten Velo erst mit 50 km/h, dann mit 25 - und 10 Minuten per pedes. Auch die letzten Entscheidungen sind gefallen: Full Wetsuit und Scheibenrad - Wind hin oder her.

Arme und Beine fühlen sich gut an, der Kopf ist auch parat. Es kann also losgehen, morgen früh um 7.00 Uhr. Ich werde mit Startnummer 539 ins Rennen gehen und mich den ganzen Tag auf eine Gratwanderung begeben: Flow oder Blow!

Weil es immer etwas schwierig ist, eine spezifischen Athleten im Getümmel ausfindig zu machen - so werde ich morgen zu erkennen sein:





















Danke für die Unterstützung und nicht böse sein, wenn ich auf Anfeuerungsrufe nicht gross reagiere: der Grat zwischen Flow und Blow ist wirklich sehr, sehr schmal und bedarf vollster Konzentration!

Mittwoch, 11. Juli 2012

IronMadness Switzerland: Alles im Fluss

Noch vier Mal schlafen und dann geht es endlich los. Richtig, endlich, denn nun fühlt sich alles so an, wie es muss. Der Rucksack ist fast am Platzen und die Vorfreude steigt von Stunde zu Stunde.

Alles ist im Fluss!

Die heutige Laufeinheit - Zum letzten Mal die Beine testen und Gas geben. Das ging locker und sehr, sehr zügig ab. Der Rhythmus lässt sich problemlos abrufen und stimmt exakt mit dem daraus resultierenden Speed überein. Die Atmung passt ebenfalls bestens ins Gesamtbild.

Die letzte Massage vor dem Rennen - Keine Tiefenmassage mehr, sondern eine Lockerungs- uns Stimulierungsmassage. Die Muskulatur ist geschmeidig wie ein guter Hefeteig. Keine Verspannungen oder sogar Triggerpoints!

Der Appetit hat sich gezügelt - Am Anfang der Taperphase gehen zwar die Umfänge zurück, aber mein Appetit bleibt. Gar nicht gut. Nun hat er sich an das stark reduzierte Training angepasst und vor allem die Lust auf Süsses ist fast weg. Ausgenommen bleibt selbstverständlich das Käfeli und das Stück Kuchen bei Sam.

Der Schlafrhythmus stimmt - Es bereitet mir keine Mühe, schon um 21 Uhr ins Bett zu gehen und auch recht schnell einzuschlafen. So komme ich auf gut 9 Stunden Schlaf jede Nacht. Legales und kostenloses Doping.

Der Song fürs Rennen ist gewählt - Und er läuft fast ununterbrochen. Bitte sehr:




Dazu folgendes. Bisher waren meine Race-Songs ja immer aus der Heavy Metal-Kiste - laut und aggressiv. Dieser Song von Joe Bonamassa ist da schon fast leise - dafür hat er einen bluesigen Beat, der exakt den Rhythmus aufweist, den ich am Sonntag anschlagen will! Mit einem Ziel: in den Flow kommen!

Diesen Flow kann ich nur erreichen, wenn ich ein positives Verhältnis dieser beiden Elemente schaffen kann: Meiner Einschätzung der Grösse der Herausforderung und der Beurteilung meines Könnens - die sogenannte HK-Balance. Daran habe ich gearbeitet und hoffe, es richtig hin zu bekommen. Dann kann ich ein harmonisches Erlebnis geniessen, bei dem Geist und Körper mühelos zusammenwirken. Und das ist es, was ich bei einem Ironman suche.

Esoterisch? Keineswegs. Man nennt es auch das perfekte Rennen. Es ist nur möglich, wenn man sich realistisch einschätzt und diese Einschätzung leistungsmässig erfüllen kann. Dann kommt man in den Flow. Und letztendlich zur unbezahlbaren Befriedigung, das Beste gegeben zu haben, was an diesem Tag möglich war.

Dienstag, 10. Juli 2012

IronMadness Switzerland: Gschwellti Härdöpfel.

Heute Abend um 17.15 Uhr betrug die offizielle im Strandbad Mythenquai gemessene Wassertemperatur des Zürichsees genau 22°. Dank den in den nächsten Tage etwas kühleren Lufttemperaturen dürften alle "Nichtschwimmer" unter den teilnehmenden Triathleten nun definitiv aufatmen können - es wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Neopren-Rennen geben.

Meine Sorge gilt nicht der Frage, ob mit oder ohne Neo, sondern vielmehr, wie hoch die Wassertemperatur sein wird. Aus langjähriger Erfahrung weiss ich, dass meine Körpertemperatur im Neo schon ab 21° Wassertemperatur dermassen ansteigt, dass ich mich schon nach kurzer Schwimmdistanz wie ein gschwellter Härdöpfel fühle. Ganz, ganz unangenehm und mitunter begleitet von leichten Schwindelanfällen.

So habe ich mich für alle Eventualitäten entsprechend vorbereitet. Meine neueste Errungenschaft ist der xterra Vector Pro 2 Sleveless. Aufgebaut wie ein normaler Neo aber ohne Ärmel. So kann die überschüssige Hitze über die nackten Arme abgeleitet werden und ich fühle mich pudelwohl im Wasser.

Erst gestern Montag kam das Teil aus dem fernen San Diego an und wurde ausgiebigen Tests unterzogen. Schwimmen im open water bei 21° - sehr gut; open water bei 22° - immer noch sehr gut; pool bei 24° - gut. Wichtig war für mich herauszufinden, wie es sich an fühlt, wenn die Wassertemperatur nur knapp unter den 24.5° liegt, ab der der Neo verboten wird. Auch hier zeigte sich, dass genügend überschüssige Wärme entweichen kann.

Einzige offene Frage bleibt, ab genau welcher Temperatur ich vom fullsuit auf den sleveless umsteigen sollte. Das hängt auch noch mit der Aussentemperatur zusammen - je kälter der Morgen, desto wärmer kann das Wasser sein. Aber verrückt machen werde ich mich deswegen nicht. Spätestens am Sonntag Morgen um 6:30 Uhr werde ich entscheiden und keine Minute darüber nachdenken, ob es richtig war oder nicht. Einmal im Wasser, kann ich eh nichts mehr daran ändern.

Dass der sleveless auch nicht gerade langsam ist, hat mir heute eine Testeinheit über 300m im Pool gezeigt. Da konnte ich ganz entspannt lächeln!

Montag, 9. Juli 2012

IronMadness Switzerland: Alles umsonst?

Heute in einer Woche wird alles vorbei sein, der Ironman, die Awards Ceremony, die Spannung. Die Erwartungen werden entweder erfüllt oder enttäuscht sein. Vielleicht stellt sich dann die Frage: War alles umsonst?

Diese Frage stellte ich mir schon während der ganzen letzten Woche. Da denkt man, alles sei im grünen Bereich und man hätte in der Vorbereitung alles richtig gemacht. Und dann beginnen diese zwei Wochen Tapering. In der Woche zuvor schon hatte ich das Tapering jeden Tag im Kopf - mit dem Resultat, dass ich noch ein bisschen härter arbeitete. Nicht länger, härter. Einen möglichen Erholungstag habe ich von Tag zu Tag hinausgeschoben. Schliesslich stand ja das Tapering an und damit Zeit für die Erholung.

Ich wurde zum Propheten im eigenen Lande, auf den ich selbst nicht mehr hörte. Schliesslich bin ich es doch, der immer allen predigt, sie sollen besser auf ihre Erholung achten.

So begann ich dann also mit dem Tapering und suchte vom ersten Tag an die hammermässige Form. Glücklicherweise konnte ich wenigstens aufs Engelchen hören und mich mässigen. Aber in jeder Trainingseinheit hatte ich das Gefühl, es würde auf einmal nicht mehr so rund laufen. Ich suchte krampfhaft die sofortige Bestätigung, dass ich gleich am nächsten Tag hätte am Ironman starten können.

Bloss: mein Körper tat mir diesen Gefallen nicht. Ich fühlte mich gut, aber nicht sehr gut. Ich hatte gute Beine, aber sie waren noch müde. Ich konnte schnell laufen, aber es tat weh. Ich schwamm gut, aber die Lockerheit ging mir abhanden. Dann lass ich in Sebastian Kienles Blog folgendes: "In der Woche vor dem Rennen ging es mir nicht so gut. Doch statt mich einfach mal locker zu machen hab ich eher unterschwellig probiert mir im Training zu beweisen, dass ich fit bin. Nicht gerade ein Zeichen von Souveränität." (Bericht über die Challenge Kraichgau)

Selbst Profiathleten geht es also oft nicht besser. Sie machen sich verrückt, anstatt sich locker zu machen. Sie verstehen die Zeichen des Körpers falsch und suchen am falschen Ort eine falsche Bestätigung. Genau so erging es mir.

Ich machte mich locker - alles ein bisschen langsamer, hier und da etwas kürzer. Ich weiss was ich kann, darum hörte ich sofort auf, mir im Training alles immer wieder aufs Neue beweisen zu wollen. Und siehe da, schon fühlt sich alles wieder ganz wunderbar an.

Vor allem aber ist die Frage verschwunden: Alles umsonst? In diesen zwei Worten liegt der Selbstzweifel begraben, der am Ende zum Scheitern führt. Um ein Haar hätten mich diese zwei Worte die tolle Vorbereitung mit so vielen schönen Momenten vergessen lassen. Verrückt!

Also, liebe Blog-Leser, alles wieder im grünen Bereich. Heute schwamm ich sogar sehr gut und vor allem super locker! Morgen gehts aufs Velo. Das wird ganz sicher ein Höllenspass!

Donnerstag, 5. Juli 2012

IronMadness Switzerland: Miep-Miep!

Auch für den Ironman Switzerland müssen selbstverständlich neue Schuhe her. Stand bei den beiden Starts über die halbe Ironmandistanz vor allem der Speed im Vordergrund, bestimmen dieses Mal die Renntaktik und die Distanz die Auswahl des Schuhwerks.

Selbstverständlich brauche ich einen Treter, der etwas robuster gebaut ist und damit auch mehr Laufkomfort dank verbesserter Dämpfung bietet. Aber weil ich sehr aggressiv ins Rennen gehen und das Geschehen weit vorne mitgestalten will, müssen die Laufschuhe auch schnell sein. Denn mein Ziel ist es, möglichst lange der Gejagte zu sein.

Da kommt mir die neue Marke "Roadrunner" gerade recht. Sie haben einen Schuh speziell für Gejagte entwickelt, mit dem diese über sich hinaus wachsen können. Erst einmal ein kleiner Testbericht aus der Wüste Arizona, wo diese Produkteeigenschaft ausgiebig und erfolgreich getestet wurde:

Und hier ist das Resultat dieser spannenden und vielversprechenden Neuheit unter den Laufschuhen. Der erste Schuh, mit dem man nicht auf Wolken läuft und der nicht per se schneller macht - der Schuh, mit dem man an der Aufgabe wächst:


Ich bin mir sicher, dieses Produkt wird noch viel Staub aufwirbeln!

Dienstag, 3. Juli 2012

IronMadness Switzerland: Du bist was du isst!

In einem Ironman sind Erfolg oder Misserfolg ganz eng mit der Ernährung verknüpft. Ich weiss aus Erfahrung, dass ich rund 400 Kalorien pro Rennstunde brauche, um ohne nennenswerte Krisen über die Runden komme. An einem heissen Tag benötige ich zudem rund 0.8 Liter Flüssigkeit und 3 - 4 Salztabletten die Stunde. Klingt nach viel Salz, ist aber getestet und passt - für mich wohlverstanden, bitte keinesfalls als generelle Empfehlung verstehen!!

Und so werde ich mich am 15. Juli verpflegen:
  • Velo, flüssig: Kartoffelquellstärke, Maltodextrin, Saccharose, Fructose, Kochsalz, Magnesiumcitrat, H2O
  • Velo, fest: Fructosehaltiger Glucosesirup, H2O, Taurin, Kaliumphosphat, Salz, Nicotinamid, Calciumpantothenat, Pyridoxinhydrochlorid, Ribovlavin, Koffein, Insitol, Ascorbinsäure, Leucin, Valin, Isoleucin, Geliermittel
  • Laufen, flüssig: H2O, Koffein-Citrat, Vanille-Extrakt, Karamell, Coco, Zitronensäure, Limonellsaft, Zucker, Orangenöl, Limonenöl, Muskatnussöl, Zimtöl, Korianderöl, Neroliöl, Alkohol
  • Laufen, fest: Fructosehaltiger Glucosesirup, H2O, Taurin, Kaliumphosphat, Salz, Nicotinamid, Calciumpantothenat, Pyridoxinhydrochlorid, Ribovlavin, Koffein, Insitol, Ascorbinsäure
  • Velo + Laufen: Natriumchlorid, Kaliumcitrat, Hydroxypropyl, Methyl Cellulose, Calciumcitrat, Magnesiumcitrat, Stearin Säure, Magnesium Stearat, Cholecalciferol
 Mmhhhh, da läuft mir jetzt vor lauter Vorfreude schon das Wasser im Mund zusammen. Alles wirklich leckere Sachen, die mich stark und schnell machen.

Aber auf eines freue ich mich ganz besonders. Selbstverständlich auch über Monate ausprobiert und qualifiziert sowohl als magenverträglich wie auch äusserst wirkungsvoll - Raketentreibstoff, sozusagen:

Geröstete Erdnüsse, Nougat, Caramel und Schokolade - SNICKERS!

Übrigens: Ich verwende ausschliesslich allen im Handel zugängliche Produkte und mische mir mit dem Chemiebaukasten keineswegs mein persönliches Süppchen. Um welche Produkte es sich handelt, findet man ganz einfach heraus, indem man die oben genannten Inhaltsstoffe mit den Inhaltsangabe auf der Verpackung vergleicht. Viel Vergnügen!

Sonntag, 1. Juli 2012

IronMadness Switzerland: T A P E R - Take it easy!

Endlich ist es soweit: Morgen beginnt das Tapering! Hinter mir liegen noch einmal 10 Tage knüppelhartes Training. Vor allem nach dem letzten Wochenende mit der mit 6 Stunden Velo plus 40 Minuten Koppellauf längsten Tageseinheit und der eher zähen Laufeinheit vom Sonntag war ich gespannt, ob ich die Woche ohne aktiven Ruhetag überstehen würde.

Weil ich aber in jedem Fall auf das Engelchen und nicht das Teufelchen hörte, konnte ich alle Einheiten wie geplant umsetzen - mit kleinen Anpassungen, die aber allesamt auf Kosten der Quantität und nicht der Qualität gingen. Selbst der plötzliche Hitzeinbruch konnte mir kaum etwas anhaben und ich habe mich immer gut von den Strapazen erholt.

Besonders erfreulich waren einmal mehr die Laufeinheiten. Es kamen noch einmal 75 km hinzu und ich kann nun wirklich sagen, dass extrem viel Heu in der Scheune liegt. Es scheint sich auszuzahlen, dass ich mein gesamtes Lauftraining auf Atem- und Armrhythmus aufgebaut habe. Die Zeit habe ich jeweils nur zur Überprüfung am Ende des jeweiligen Abschnitts genommen. Und auf den Puls habe ich, wie immer, gar nicht geschaut.

Von meinen beiden IM 70.3-Rennen weiss ich nun, dass ich sehr lange recht nahe am Limit laufen kann. Und ich weiss auch, dass ich hart Radfahren kann, bis in erste Krämpfe hinein, und trotzdem schnell laufen. Das gibt ein enormes Selbstvertrauen.

Doch jetzt steht erst einmal der Feinschliff an. Ab morgen reduziere ich den Trainingsumfang, aber nicht die Intesität. Mein Körper soll sich auch in den nächsten beiden Wochen immer daran erinnern, was ich ihm in den vergangenen Wochen beigebracht habe: hart Schwimmen, hart Radfahren und schnell und regelmässig laufen - bis es hart wird und dann alles geben, was noch drin steckt.


Vor dem Taper-Blues habe ich keine Angst, denn erfahrungsgemäss macht sich bei mir eine riesige Vorfreude auf das Rennen breit. Und locker kann ich allemal bleiben - meine Kona-Reise habe ich letzte Woche fest gebucht :-)!