Dienstag, 27. April 2010

Thank you very much for your business.



Also, ich bin wieder zu hause. Nach 16 Stunden in Begleitung von reiferen Damen mit wenig schmeichelhaften Figuren, genannt Flight Attendants. Ich bin mir absolut sicher, dass diese Damen (und auch Herren) auch schon zur Zeit dieses Werbespots geflogen sind.

Auch dieses Mal war meine Reise wieder gespickt mit eher nervtötenden Episödchen.

Um 4.10 Uhr ging der Wecker los. Duschen, fertig packen, Banane und Apfel essen, Espresso trinken, Gepäck verladen und eine halbe Stunde später waren Sergio und ich schon unterwegs zum San Diego Airport. Am Check-in dann die erste - harmlose - Episode. Beim Buchen hatte der Call Agent meine beiden nicht unter einem Confirmation Code zusammengefasst. So dauerte es rund 20 Minuten, bis meine beiden Gepäckstücke nach Zürich durchgecheckt werden konnten. Aber es war genügend Zeit vorhanden - auch für einen weitere Espresso, Muffin und ein Scone. Der Flug nach Philadelphia startete pünktlich und ich war guten Mutes, problemlos reisen zu können.

Kurz vor Philadelphia bemerkte ich, dass wir nicht in den Sinkflug übergingen, sondern kreisten. Und schon kam die Durchsage vom Flight Deck (ja, ja, so heisst das, nicht nur schnöde Cockpit!!): We are in a holding pattern! Kein Problem, ich hatte ja über drei Stunden Aufenthalt und der Abflug meines Anschluss-Fluges war erst um 18.10 Uhr. 20 Minuten später wieder das Flight Deck: They don't let us down and we are running out of fuel. We shall go to Baltimore and refuel. Na super. In Baltimore angekommen, quaselte der vom Flight Deck etwas von schlechtem Wetter in Phili, und, dass wir in 30 Minuten wieder in der Luft wären. Als der Tank wieder voll war, mussten noch die Klos geleert und Wasser aufgefüllt werden. Wieder 15 Minuten.

Dann wieder Kaptain Kirk von Flight Deck: Now folks, they just grounded us for 45 Minutes but we hope to get airborne right after that. Thank you for your cooperation. Eigentlich wollte ich ja alles andere als kooperieren, z.B. fluchen, etwas mit f... you, oder mein 1200 Seiten starkes Buch werfen. Denn langsam zerrann die Zeit.

Nach 45 Minuten endlich eine gute Nachricht aus dem - genau - Flight Deck: We will get you to Phili and we are no. 3 for take-off. Und tatsächlich, wir hoben ab. Nur: es blieben nur noch 50 Minuten bis zum Abflug meiner Anschluss-Maschine. Landung in Phili um 17.40 Uhr. Noch 30 Minuten. Durchsage von Kaptain Kirk: We have to cross an active runway! Wie bitte? Dann taxiing zum Gate B9. 17.50 Uhr. Ich hechtete aus dem Flugzeug und rannte das Dock hoch. Oh je, Gate A24 war am anderen Ende ganz hinten. So startete ich meinen Hindernisslauf mit Rucksack und rannte, was die Beine hergaben. Um 18.03 Uhr war ich am Gate A24, stieg in das Flugzeug und hinter mir wurde die Türe geschlossen!

Wir landeten in Zürich 40 Minuten früher als geplant. Das Essen an Bord war unter jeder Sau. Die Flight Attendants waren wieder alt und dick. Das Flight Deck meldete sich nur zwei Mal. So weit so gut .... mein gesamtes Gepäck ist missing in action. Und mein Tracking Code nützt mir auch nichts, weil US Airways die Suche erst nach 24 Stunden beginnt! Wie sagte die dicke Alte doch noch so schön: Thank you very much for your business!

Mittwoch, 21. April 2010

Recovery swim.


Ein ganz normaler Tag in San Diego.

Auf dem richtigen Weg.

Geplant war die Rückkehr aus New Orleans gestern Dienstag. Daraus wurde nichts. Als am Montag definitiv feststand, dass Georges und ich nicht abfliegen können, teilte uns US Air mit, dass bis am Montag nächster Woche alle Flüge total ausgebucht sind. Also buchte ich den erstmöglichen Rückflug. Georges tat das gleiche 10 Minuten später - und erwischte einen freien Sitz auf dem Flug von heute Mittwoch! Glück gehabt. Ich dagegen entschied mich, die "Wartezeit" in San Diego bei Coach Sergio zu verbringen. Not a bad place to recover from a hard race!

So bin ich nun also seit zwei Tagen wieder in der Männer-WG mit Hund. Das Wohnzimmer ist renoviert und neu möbliert und in meinem Zimmer gibt es jetzt auch ein Lampe! Leider spielt das Wetter hier verrückt - es ist recht kalt und es erinnert an das typische Schweizer Aprilwetter. Schwamm drüber, diese Tage sind eh fürs wenig tun reserviert.

Da bleibt auch genügend Zeit, um den einen oder anderen Gedanken über den bisherigen Verlauf der Vorbereitung auf die Mission Possible 2010 - On the way to Kona again festzuhalten.

Der erste Test in New Orleans ist erfolgreich verlaufen. Natürlich habe ich mit einem Podestplatz geliebäugelt. Gescheitert ist dieses Vorhaben aber mehr an der Stärke der Gegner als an meinem Unvermögen, etwas mehr als 2 Minuten schneller zu sein. An einem absolut perfekten Tag - so wie beispielsweise bei meinem Sieg am IM 70.3 Switzerland im letzten Jahr wäre wohl der 3. Platz möglich gewesen. Der Sieg oder 2. Platz nicht - Dana und Georges waren ganz einfach zu stark und zeigten ein absolut fantastisches Rennen mit dem Prädikat "Weltklasse".

Was stimmt mich also so positiv? Das Schwimmen war unglaublich schwierig. Die Wellen waren so unberechenbar, dass es zum reinen Kraftakt mutierte. Es galt, eine hohe Kadenz anzuschlagen und zu hämmern. Die vielen Kilometer mit Paddles zahlten sich voll aus. Wäre ich nicht noch falsch geschwommen bei der letzten Boje, ich hätte die 30 Minuten unterboten - an diesem Tag eine super Zeit (so zum Beispiel 2 Minunten schneller als Sam Warriner, Siegerin bei den W-Pro).

Auf dem Velo war ich drei Minuten schneller als im letzten Jahr - mit schlechteren Beinen. Nicht wirklich schlecht, aber, wie ich schon im Race Report geschrieben habe, einfach nicht ganz so gut. Schwierig zu umschreiben. Was zählt: auch wenn die Beine nicht ganz so wollen wie ich, kann ich immer noch sehr schnell fahren. Ich habe weiter an Kraft gewonnen. Und was ganz wichtig ist: an Erfahrung. Denn ich bin immer ruhig geblieben und hatte alles unter Kontrolle. Ich habe auf den ersten 10 Kilometer mit brutal schmerzenden Beinen nicht überzockt und bin dann in der Folge so kontrolliert gefahren, dass das Laufen nicht zum Desaster wurde. Nicht einfach, wenn man feststellen muss, dass die Gegner aufholen.

Um das Laufen richtig einzuordnen, musste ich erst ein paar Tage darüber schlafen. Ich wollte satt unter 1:40 Std. laufen - 1:36-1:38! Meine Trainingsleistungen deuteten allesamt darauf hin, dass ich diese Zeit drin habe. Schon auf den ersten Metern merkte ich, dass es eine zähe Angelegenheit geben würde. Es war heiss und feucht - nicht mein Ding. Aber mein Selbstvertrauen war da, gestärkt von den vielen harten Einheiten in der Vorbereitung. Ich wusste: Du kannst auch mit müden Beinen noch gut laufen. Also konzentrierte ich darauf, aktiv zu laufen, die Arm- und Fussarbeit und hielt die Laufkadenz möglichst hoch. So war ich schnell am überholen und wurde nur ganz sporadisch selber überholt, obwohl nur 4 Minuten hinter uns die AG 30 ins Rennen gegangen war. Bis Kilomter 10 lief es mir dann auch wirklich gut. Keine Krämpfe und ich kam immer näher an den 3. heran. Zum ersten Mal in einem Halbironman orientierte ich mich voll und ganz nach vorne. Ich wollte diesen 3. Platz. Nun, ich bin letztendlich mehr an der Stärke meines Gegners gescheitert, als an mir selbst. Die Zeit von 1:45 ist natürlich nicht gerade berauschend, aber hinter jeder Zeit verbirgt sich eine Geschichte. Ohne Krämpfe auf den letzten 3 Kilometern wäre es vielleicht noch aufgegangen. Ist es aber nicht. Ich habe noch nie so gelitten bei einem Lauf - und ich habe noch nie so sehr an mich selbst geglaubt. Das zählt, darauf kann man aufbauen und schon bald werde ich unter 1:40 laufen.

Meine Message an alle meine Athleten: Auch ihr werdet stark sein! Freut euch auf den Ernstfall - die Arbeit wird sich auszahlen. Ihr bringt alles mit, was es braucht, um tolle Rennen abzuliefern. Konzentriert euch auf das, was ihr beeinflussen könnt, nicht auf das, was ausserhalb passiert. Glaubt an euch - dig deep - you can do it!

Dienstag, 20. April 2010

Race Report IM 70.3 New Orleans.

Das ist sie, die Finisher Medaille vom IM 70.3 New Orleans. Nicht Gold, Silber oder Bronze, einfach nur die Medaille, die am Sonntag rund 1700 Finisher erhalten haben. Wieso ich auf diese Auszeichnung trotz verpasstem Podest richtig Stolz bin, könnt ihr gleich hier erfahren.

Um 3.30 Uhr piepste der Wecker und ich war sofort hell wach. Vor dem Laptop ass ich mein erprobtes Race Day-Frühstück und erkundigte mich nach dem Stand der Vulkanasche - zumindest diese Infos verhiessen nichts Gutes. Aber erst das Race, dann alles weitere. Kurz nach fünf klopfte Georges an die Türe und wir machten uns auf den Weg zum Shuttle Bus, der uns in die ca. eine halbe Stunde entfernte Wechselzone brachte. Nachdem wir unseren Wechselplatz eingerichtet hatten und einige Zeit vor den Toi-Tois mit Warten verbrachten, wurde die Wechselzone um 6.45 Uhr geschlossen und wir begaben uns zum Schwimmstart.

Punkt 7.00 Uhr wurden die Profis ins Wasser geschickt. Der Lake Pontchatrain war sehr rauh, aber vom Ufer aus sah es nicht allzu schlimm aus. Bis um 7.52 Uhr nahm der Wind noch zu und als der Startschuss für unsere Age Group viel, hatten die Wellen eine beachtliche Grösse angenommen. Nach einem 80m-Lauf im nur knietiefen Wasser konnten wir dann endlich losschwimmen. Schon nach wenigen Zügen war klar: das wird ein hartes Stück Arbeit, denn die Wellen bretterten total unregelmässig über einem herein. Die Orientierung war schwierig und schon nach gut 5 Minuten war ich mitten in den vor uns gestarteten Frauen. Der Rückweg von der Wendeboje wurde erschwert durch die tief liegende Sonne, welche blendete. Und so kam es, dass ich mich an der letzten Boje verschwamm und einen kleinen Umweg in kauf nehmen musste. Trotz sehr, sehr schwierigen Bedingungen war ich nach gut 30 Minuten aus dem Wasser und auf Platz 3.

Ab aufs Velo. Oh je, voll in den Gegenwind. Mit wirklich schlechten Beinen versuchte ich, trotzdem einen Rhythmus zu finden und nicht schon auf den ersten 10 km zu viele Körner zu verschiessen. Der Blick auf den Tacho verhiess nichts Gutes: 31 km/h. Ganz langsam wurden die Beine besser und als es nach rund 10 km aus dem Wind hinaus ging, konnte ich ordentlichen Druck entwickeln. Aber es waren nicht ganz die Beine, die ich mir wünschte. Sie waren nicht schlecht, aber er Aufwand um schnell zu sein war einfach ein bisschen zu gross. Also ging es nun darum, ohne allzu grossen Landschaden anzurichten trotzdem eine gute Pace anzuschlagen. Nach rund 75 km dann ein kleiner Dämpfer: Georges hatte fast zu mir aufgeschlossen - damit hatte ich dann doch nicht gerechnet. Aber ich blieb ruhig und freute mich für ihn, denn offensichtlich erwischte er einen gigantischen Tag auf dem Velo. Als ich die letzte kleine Steigung über eine Brücke hinter mir hatte und meine Beine keine Krampferscheinungen zeigten, war ich schon einmal beruhigt. Denn im letzten Jahr begann zu diesem Zeitpunkt das Desaster. Zu dritt kamen wir geschlossen in T2 an. Aber ich wusste: Diese Beine werden dich nicht zur angestrebten Zeit von 1:38 tragen.

Auf dem ersten Kilometer versuchte ich, eine möglichst hohe Laufkadenz zu entwickeln. Total Konzentration auf die Arm- und Fussarbeit - ich wollte so aktiv wie möglich laufen. Das gelang nicht schlecht, einfach der Speed wollte sich so recht einstellen. Trotzdem überholte ich mehr als ich selbst überholt wurde. Bei Kilometer 10 kreuzte ich Georges, der seinen Vorsprung gar nicht so stark ausgebaut hatte und in Führung lag. Und ich witterte Morgenluft, denn ich kam immer näher an den 2. heran. Dann wurde ich vom nachmaligen Sieger überholt - der flog förmlich an mir vorbei. Ich war nun aber wild entschlossen, mir den 3. Platz zu holen und versuchte, mit mehr Druck zu laufen. Bis auf 60m kam ich an den 3. heran. Dann blieb der Abstand über einige Kilometer gleich. Als wir auf die endlos lange Esplanade einbogen, musste ich für meinen Effort büssen. Erste Wadenkrämpfe stellten sich ein und zu allem Überdruss wurde ich auch noch von einem weitern Konkurrenten überholt. Alles Beissen nützte nichts. So lief ich nach 4:45 Stunden als 5. über die Ziellinie. Erschöpft aber glücklich.

Es war eines dieser Rennen, die ich als Charakter-Rennen bezeichne. Es will sich einfach kein Flow einstellen, man hat immer den Eindruck, dass es einfach ein bisschen zu schwer ist. Anstatt einfach Gas zu geben sucht man ständig den optimalen Krafteinsatz. Aufwand und Ertrag scheinen nicht zu stimmen. Es gibt nur eines: den Kampf und Chrampf vom ersten bis zum letzten Meter. Am Schluss winkt der Sieg über alle fiesen Dämonen!

Mein Fazit: Wohl fast alles richtig gemacht. An einem suboptimalen Tag das Beste herausgeholt. Saisonstart mit einem 5. Rang in einem starken Feld in einem sehr schweren Rennen. Ständig nach vorne orientiert in einem Rennen, das ich wohl vor zwei Jahren noch aufgegeben hätte. Der eingeschlagene Weg stimmt, daran zweifle ich keine Sekunde. Ich freue mich auf St. Pölten!

Montag, 19. April 2010

Samstag, 17. April 2010

Henkersmahlzeit.



Pre-Race Report.


Mit der 1337 werde ich also morgen früh um 7.52 Uhr Lokalzeit (14.52 Uhr Schweizer Zeit) die Saison 2010 in Angriff nehmen. Neben mir mit der 1336 Georges Bürgi. Eben haben wir unseren Bike-Check durchgeführt - meiner etwas kürzer, denn der Lenker war zu wenig fest angezogen und kippte bei Schlägen nach vorne hinunter. Besser heute als morgen. Jetzt ist definitiv alles getan, noch das Bike Check-in am Nachmittag und das wars dann.

Vieles ist anders in diesem Jahr - allem voran: ich bin jetzt selbst ein Coach. Athleten vertrauen mir ihre sportlichen Träume an und das ist eine grosse Verantwortung. Sie werden morgen aus zwei Gründen mit Interesse nach New Orleans blicken. Erstens, weil sie (und das hoffe ich doch sehr) mir die Daumen drücken und ein tolles Rennen wünschen. Zweitens, weil sie auf ein Hammer-Resultat hoffen, was für sie gleichbedeutend ist mit: Das GF X TRAINING-Prinzip funktioniert. Das bedeutet für mich natürlich zusätzlichen Druck, mit dem ich aber gut umgehen kann. Die Erwartungen spornen mich an und ich werde wirklich alles, alles geben - versprochen!

Mir ist aber auch aufgefallen, dass viel Ansporn gegenüber früher eine ganz andere Tonlage angenommen hat. Meine offene Art zu kommunizieren ist wohl dafür verantwortlich. Konnte ich früher einfach so frisch von der Leber weg über mein Training berichten, tue ich dies heute natürlich auch mit dem Hintergedanken, neue Athleten für GF X TRAINING zu gewinnen. Selber Schuld also. Wer im Glashaus sitzt, sollte bekanntlich nicht mit Steinen werfen. So bin ich überzeugt, dass der eine oder andere sich im Falle eines Misserfolges morgen insgeheim ins Fäustchen lacht. Nun, wie gesagt, damit muss ich leben.

Auch im 2010 treibt mich in erster Linie die Freude am Triathlon an. Diese Freude versuche ich meinen Athleten weiter zu geben - mit Rat und Tat, Motivation und Zuspruch, als Coach und als Freund. Wenn sie ihre sportlichen Ziele erreichen macht mit das ebenso glücklich, wie wenn ich selbst ein gutes Resultat erziele. Multiple Freude sozusagen - darauf freue ich mich dieses Jahr am meisten!

Also Leute, Daumen drücken - aus welchem Grund auch immer. Wie immer könnt ihr mein Rennen über Ironman Live verfolgen. Laisser les bons temps rouler!

Freitag, 16. April 2010

New Orleans.

Der grossen Aschewolke sind wir ja gerade noch entkommen. Ob wir es allerdings planmässig wieder zurück schaffen, das weiss im Moment noch keiner. Wir sind auf jeden Fall ohne nennenswerte Vorkommnisse in New Orleans angekommen und daran, uns einzuleben. Alles ist auf Sonntag fokussiert. Der Pre-Race-Bericht dann ebenfalls morgen.

Vor dem Race-Briefing gabs noch das Wiedersehen mit Sergio, der am Sonntag ebenfalls am Start sein wird. Auch wenn er auf dem Bild etwas verschlafen wirkt - er ist parat!!

Donnerstag, 15. April 2010

Philadelphia.


Erster Zwischenhalt. Smooth trip so far.

1:0 für Georges.


Im Sprint auf den Airport-Shuttle schlägt mich Georges um eine Länge und geht 1:0 in Führung.

Dienstag, 13. April 2010

Rückblick Fuerteventura.

Als ich gestern, nach etwas mehr als zwei Wochen, meine Rückreise antrat, gab es wieder einmal einige, bei mir fast schon auf der Tagesordnung stehende Reiseerlebnisse. Am Flughafen angekommen blinkte schon die Anzeigetafel beim Flug nach Zürich: Abflug um 18.10 Uhr anstatt 17.30 Uhr. Na bravo! Dann das Check-in und ab mit dem Velokoffer zum Schalter Special Baggage. Oh je, der Koffer passte nicht durch den Scanner! "Impossible", meinte die nette, inkompetente Frau am Bildschirm. Wir versuchten noch, den Koffer quasi diagonal durchzubringen, aber das liess keinen klaren Scanvorgang zu. "You can not take bike" - sicher, weg damit, wer will schon ein gebrauchtes Zeitfahrvelo im Wert von über CHF 13'000.- mit nach Hause nehmen. Eine gewisse Hektik brach aus, denn nun kam der Auftritt des verantwortlichen Sicherheitsfuzzis in Begleitung von zwei Flughafenangestellten und zwei Air Berlin-Mitarbeiter gestellten sich auch noch dazu. Allen standen herum, ich bot an, den Koffer zwecks visueller Inspektion zu öffnen. "No, not possible". Da stand ich also, wie ein Eskimo in der Wüste, und kam mir vor, als wenn ich der einzige Fuerte-Touri mit Fahrradkoffer bin. Dann der Durchbruch. Es ging das Gerücht, es gäbe in einem Nebenraum einen grösseren Scanner. Tatsächlich, nach 40 Minuten kollektiver Ratlosigkeit schob ich meinen Koffer dort hin, er wurde gescannt und dann endlich aufs Gepäckband gelegt. Uff!

In Zürich angekommen, kurz vor Mitternacht, fehlte dann vor allem eins: Mein Radkoffer!! Gut, dass ich alles doppelt habe, denn am Donnerstag gehts ja ab nach New Orleans. Da konnte ich wenigstens für einmal ganz ruhig bleiben. Und vor einer Stunde dann die definitive Entwarnung: Der Koffer ist unterwegs!

Nun also zu Fuerteventura. Erst einmal: Das Playitas ist wirklich eine tolle Anlage. Kleiner Wermutstropfen: Der 50-Pool ist zu dieser Jahreszeit von Vereinen so stark belegt, dass für den allein reisenden Age Grouper oft gar kein Platz ist. Wer nicht flexibel ist, hat ein Problem. Auch nicht wahnsinnig prickelnd sind die Möglichkeiten zum Laufen. Dafür ist das Gym erste Sahne. Und man kann die Wäsche waschen - immer von Vorteil. Das Essen ist ordentlich, hat aber keinen 4-Sterne-Standard, die Zimmer gross genug und sauber.

Zum Velofahren. Treuer Begleiter auf allen Trainingsfahrten ist der Wind. Mal stark, mal weniger, aber immer omnipräsent. Und die Insel ist auch äusserst coupiert. Pro Kilometer muss man gut 1.5 Höhenmeter rechnen. So werden die Veloeinheiten fast ausnahmslos zu Kraft-/Ausdauer-Einheiten. Und das schlaucht. Wer da nicht vorsichtig mit seinen Resourcen umgeht, wird sein blaues Wunder erleben. Wers richtig macht, kann gerade was die Kraft angeht ausgezeichnet arbeiten und profitieren.

Ich denke, ich war nicht zum letzten Mal im Playitas. Zumal man das Thema Wetter aus dem Kopf verbannen kann. Es ist eigentlich immer sehr angenehm warm, selten heiss und Regen kennt man kaum. Wer allerdings plant, auf Fuerteventura einfach nur viele Radkilometer abzustramplen, sollte sich überlegen, ob es nicht abwechslungsreichere Destinationen gibt.

Samstag, 10. April 2010

Die Hölle des Nordens.

Morgen ist es wieder soweit. Egal, ob sie Staub schlucken oder Schlamm fressen, was bei Paris-Roubaix abgeht ist der Wahnsinn. Zur Einstimmung ein kleiner Rückblick auf 2006!

Freitag, 9. April 2010

Fire your Guns.


Knapp eine Woche vor dem Ironman 70.3 New Orleans ist wieder Rock'n Roll angesagt. Wenn am 18. April um 7:52 Uhr Lokalzeit der Startschuss fällt, ist alles, was vorher war, Makulatur und nur noch eines zählt: Fire your Guns!

Wer meinen Blog regelmässig liesst, kennt meinen Vergleich mit dem prall gefüllten Rucksack. Jeden Tag im Training wird etwas in den Rucksack gepackt, langsam, aber stetig, bis er sich immer mehr füllt und immer dicker und praller wird. Auch wenn es noch so verlockend ist, einmal etwas aus dem Rucksack zu nehmen und so richtig die Sau raus zu lassen - um auf den Tag in perfekter Form zu sein, gilt es, Disziplin walten zu lassen.

Seit Anfang Dezember habe ich meinen Rucksack wieder gefüllt. So auch die letzten Tage hier auf Fuerteventura. Und es hat sich wieder einmal gelohnt - der Rucksack ist prall, ja geradezu zum bersten voll. Heute beim langen Lauf kam noch das zweitletzte kleine Stückchen hinein in knapp einer Stunde nach dem Krafttraining ist er bis oben voll. Die Arbeit ist getan. Aber ich bin nun nicht etwa müde und sehne die Taperphase herbei - nein, ich fühle mich schon ganz prächtig in Form.

Und das ist es, was den grossen Unterschied zu früher ausmacht. Die Form ist schon hervorragend, bevor die Ruhephase beginnt. Das beruhigt ungemein. Und zusammen mit dieser inneren Ruhe kommt die Hochform. Von Tag zu Tag wird der Energielevel steigen, bis es mich fast zerreisst. Dann geht der Rucksack auf und ich lasse es krachen: Fire your guns!

Dienstag, 6. April 2010

Der Prinz, die Rolle und ich.

Heute war wieder einmal mehr Schlaf als Training angesagt. Nach 10 Stunden Nachtruhe ein ausgiebiges Frühstück in der wie immer sehr angenehmen Gesellschaft von Doris Beusch. Dann Zimmerstunde bis 11.30 Uhr und ab in den Pool: 3.2 km ( 25x100m mit 5-10 Sek. Pause und natürlich Paddles und Pull-buoy). Zurück aufs Zimmer und - ich fass es nicht - zwei Stunden gepennt! Um 15.00 Uhr ins Gym zum Krafttraining, gefolgt von Gelati und Espresso.

So vergehen sie, die Tage hier auf Fuerteventura. Treue Begleiter sind der Prinz und die Rolle. Rolle? Trainiert der bekloppte Ironshark auf der Insel auf der Rolle? Entwarnung. Es handelt sich bei meinem treuen Begleiter um die legendäre Prinzenrolle!


Kleiner Hinweis zum Bild: Sabor heisst nicht Sabber, sondern Geschmack!

Ja, es gibt sie immer noch - lecker knusprige Kekse gefüllt mit Schokolade. Verändert hat sich nur der Prinz und die Verpackung, der Inhalt verspricht immer noch schokoladig-süsses Naschen zwischendurch. So bereitet mir also der Griff zur Rolle jeden Tag ein paar Momente des Genusses, wobei die Anzahl der süssen Verfehlungen strickte auf drei limitiert ist. Dafür ist dann der Genuss umso grösser.


Meine Empfehlung: Kauft euch eine Prinzenrolle und reist zurück in die Kindheit - viel Vergnügen!

Sonntag, 4. April 2010

Einmal (fast) wie Cancellara und zwei (S)pässchen!

Gestern ging ein mittelstarker Wind hier auf Fuerteventura, der recht gleichmässig aus Nordosten bliess. Meine zweistündige Veloeinheit führte mich erst rund 70 Minuten genau in diese Richtung - also immer schön gegen den Wind. Aber ich plante Grosses für den Weg zurück ins Playitas. Auf dem Programm standen 30 Minuten TT und die wollte ich für einmal mehr fliegend als fahrend zurück legen. Nach 32 km mühsamem Chätschen konnte ich also endlich umdrehen, den 53x11er einlegen und losfliegen. Für einmal wie Fabian Cancellara blochen, war das Ziel. Nun, ich legte in den 30 Minuten fast einen 50er-Schnitt hin, mit Spitzengeschwindigkeiten von gegen 65 km/h. Geiles Gefühl - das ging ab wie Zäpfchen. Allerdings musste ich erkennen, dass Fäbu wohl mindestens eine 60er hingelegt hätte, wenn nicht mehr. Ich meine der Mann fährt im Flachen einen 70er und das ohne Rückenwind. Der Typ ist halt einfach von einem anderen Planeten - dafür kann er nicht Schwimmen!!

Heute gings dann auf die lange Ausdauertour mit anschliessenden 30/30ern. Schon am frühen Morgen hörte ich die Palmen im Wind gehen - kein gutes Zeichen. Prompt bliess der Wind dann auch so stark wie noch nie in der vergangenen Woche. Mein Weg führte mich wieder gegen Nordosten, also frontal in den Wind hinein. In den ersten zwei Stunden fuhr ich knapp 48 km und musste immer drücken! Training auch für den Kopf! Dann, nach ca. 60 km endlich der Abzweiger und Rückenwind. Blöd nur, dass genau dort die Berge warteten. Heute gings über zwei (S)pässchen, beide etwa 6 km lang und mit kleinen, steilen Rampen durchsetzt. Also wieder drücken.

Karge Wüstenlandschaft und schöne Passstrassen ohne Verkehr!

Immer wieder einmal musste ich mein Velo ganz schön halten oder in den Wind legen - eine herausfordernde Konzentrationssache. Vor allem der Seitenwind war tückisch - fahren in Aeroposition unmöglich. Zum Dessert dann die letzten 12 km etwas flacher, dafür wieder voll gegen den Wind. Jetzt war entscheidend, dass ich mich gut verpflegt hatte (Winforce sei Dank!) und sowohl der Kopf und die Beine immer noch prächtig funktionierten.

Im Hotel angekommen ein schneller Wechsel in meine superleichten Mizunos und ab an die Strandpromenade für 20 x 30/30. Erst wollte ich mich ja nach 10 belohnen für die starke Veloleistung, aber es lief mir dermassen gut, dass ich die 20 zu Ende lief.

Mein Velocomputer offenbarte, was meine Beine schon wussten. Für 110 km benötigte ich 4:22 Std. Insgesamt standen 1780 Höhenmeter zu buche. Der Schnitt lag bei 25.4 km/h - so langsam bin ich gewöhnlich nur in den Alpen unterwegs. Das positive Fazit: Es läuft, die Beine sind gut, der Kopf ist stark und die Wechsel aufs Laufen werden immer besser! Olé!

Samstag, 3. April 2010

El Faro de Entallada.

Etwas ausserhalb des Dörfchens Las Playitas steht ein Leuchtturm: El Faro de Entallada. Und wie man weiss, stehen Leuchttürme entweder auf Klippen oder Bergen. Letzteres trifft für den El Fara de Entallada zu.

Zu diesem Leuchtturm hinauf führt die hier wohl beliebteste Laufstrecke - Ehrensache, dass mich mein langer Lauf vom Freitag da hinauf führte. Von meinem Hotelzimmer zum "Gipfel" hinauf sind es genau 7 km. Und diese haben es ganz schön in sich: Es geht gehörig bergauf und meist läuft man gegen den Wind.

Der Blick hinauf!
Der Blick hinunter!

Oben angekommen hat man einen wunderbaren Rundblick über die Insel und das Meer. Der Rückweg ist dann auch nicht viel einfacher - wer läuft schon gern recht steil bergab. Prompt habe ich heute auch einen Muskelkater! Die Landschaft präsentiert sich wie überall auf dieser Vulkaninsel: karg, Geröll durchsetzt mit ganz wenigen mickrigen Büschen und Gräsern. Ausser ein paar Ziegen gibts hier gar nichts. Die einen findens öd, ich finde es faszinierend.

Ah ja, selbstverständlich gabs dann am Nachmittag noch das obligate Krafttraining im super ausgerüsteten Gym hier in der Hotelanlage. Richtig hart, denn zuvor gabs den ebenfalls obligaten Mittagsschlaf!