Montag, 31. Dezember 2012

31'536'000



Heute neigt sich (schon) wieder ein Jahr zu Ende. Eben erst hat es begonnen und schwupps, schon ist es wieder vorbei.

Nun, das neue Jahr 2013 wird uns wie jedes Jahr exakt 31'536'000 Sekunden Zeit zur Verfügung stellen. Das sind zwar 86'400 Sekunden weniger als im 2012, aber wer will denn schon kleinlich sein. Viel Zeit also, mit der wir alle hoffentlich etwas Gescheites anzufangen wissen. Ich weiss nicht, wie es euch beim betrachten dieser Zahl geht, aber ich finde, knapp über 31 Millionen Sekunden eigentlich ziemlich mickrig. Mag sein, dass sich unser Zahlenverständnis insgesamt etwas verschoben hat, seit wir in den Medien fast nur noch mit Milliarden-Beträgen (meist Defizite) konfrontiert werden.

Aber was ist eigentlich Zeit? Nun, physikalisch gesehen ist Zeit eine Grössenart mit dem Formelzeichen t und ihre SI-Einheit ist die Sekunde s. Die Zeit beschreibt die Abfolge von Ereignissen, hat also im Gegensatz zu anderen physikalischen Größen eine eindeutige, unumkehrbare Richtung.

Aus einer philosophischen Perspektive beschreibt die Zeit das Fortschreiten der Gegenwart von der Vergangenheit kommend zur Zukunft hinführend. Eine dichterische Annäherung an das Wesen der Zeit stammt von Michael Ende: „Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken je darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bisschen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit.“ (Momo, 1973).

Der Mann hat recht. Wir leben mit der Zeit ohne uns gross darüber Gedanken zu machen. Es ist auch gar noch nicht so lange her, da begann ein Tag mit dem Sonnenaufgang und endete, als die Sonne wieder am Horizont unter ging. Der Tag gehörte der Arbeit, die Nacht der Ruhe. Nur wenige Begüterte konnten die Nacht zum Tage machen.

Das Unheil mit der Zeit begann zu jenem Zeitpunkt, als der Mensch anfing, sie zu messen. Mit der Erfindung der mechanischen Uhr war die Zeit auf einmal eine genau messbare Einheit. Die innere Uhr des Menschen wich dem Sekundenzeiger auf dem Zifferblatt. Und je wichtiger die genaue Uhrzeit wurde, desto grösser der Leistungsdruck, denn schon bald setzte sich durch: Zeit ist Geld.

Heute rennen wir alle permanent der Zeit hinterher. Es gibt so viel zu tun in so kurzer Zeit. Jeder Tag hat nun einmal nur 86'400 Sekunden und diese lassen sich nicht vermehren. Ganz im Gegensatz zu den Projekten, welche wir in diesen 86'400 Sekunden erfolgreich zum Abschluss bringen wollen. Und so hetzen wir durch den Tag, getrieben vom tickenden Sekundenzeiger, der unbarmherzig die Zeit zerrinnen lässt. Vorbei ist vorbei.

Wer sich als Ausdauersportler beweisen will steht ganz besonders unter Zeitdruck. Zusätzlich zu allem, was der Tag ihm abverlangt, muss er auch noch sein Training in den von der Natur unwiderruflich festgelegten Zeitrahmen quetschen. Da bleibt wenig Zeit, einmal nur entspannt durchzuatmen.

Subjektiv gesehen verrinnt die Zeit hingegen absolut nicht linear. Schöne Momente erscheinen viel zu kurz, quälende viel zu lang. Aktive Momente gehen schnell von dannen, während in der Langeweile die Zeit nur zäh zu fliessen scheint. Aber gerade darin liegt doch die grosse Chance: im Genuss der Zeit.

Wer die Zeit realistisch für schöne Momente plant, wird von ihr mit reichen Erinnerungen belohnt. Wer aus jeder Situation das Beste für sich schöpfen kann, erlebt keine Langeweile. Wer den wirklich wichtigen Momenten genug Raum lässt damit sie sich entwickeln können, den wird die Zeit nicht bestrafen.

Das wünsche ich euch allen für 2013. Lüftet das Geheimnis der Zeit und "move in the right direction"!


Mittwoch, 26. Dezember 2012

Die Welt dreht sich noch und einige drehen völlig durch!

Am 21. Dezember sollte sie untergehen, die Welt. Aufhören zu drehen quasi. Nun, sie dreht sich noch und ihre Bewohner, allen voran der Homo Sapiens dreht weiter durch. Nichts Neues im Westen, ebenfalls nichts neues im Osten, Süden und Norden .

Der fitnessbewusste Triathlet dreht durch, weil die Büchse mit den Weihnachtsguetzli einfach nicht leer werden will. Was tun? Einfach die Büchse ignorieren und warten, bis sie zu hart zum Essen geworden sind? Und dabei das schlechte Gewissen ertragen, weil sie ja mit viel Liebe gebacken worden sind ... von der Freundin, der Frau, der Grossmutter oder der Schwiegermutter? Mein Tipp: alle auf einmal vernichten, ohne Rücksicht auf Verlust - weg ist weg und schon in ein, zwei Tagen stellt sich ein wunderbar reines Gewissen ein. Der Mensch vergisst schnell!

Eben noch berichtete ich von der wunderbaren Vorweihnachtszeit mit leeren Hallenbädern und schon ist auch diese Herrlichkeit wieder Schnee von gestern (in sich selbst ein schwieriges Thema, liegt doch nach den Föhntagen selbst in den Bergen nur noch wenig davon). Der 26. Dezember scheint für viele der Tag zu sein, an dem die Schwimmpause vorbei ist. Nicht umsonst nennen die englischsprachigen Länder diesen Tag Boxing Day - so viele Triathleten pro Liter Wasser boxten sich heute Morgen durchs Hallenbad Lenzerheide. Nicht einfach, da nicht durchzudrehen.

Am begabtesten punkto Durchdrehen zeigen sich aber wieder einmal die Amis. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten mutiert immer mehr zum Land der unbegrenzten Peinlichkeiten. Hier ein paar Müsterchen:

Das Magazin Inside Triathlon listet in seiner jährlichen Rangliste der einflussreichsten Persönlichkeiten im Triathlon einen gewissen Lance Armstrong auf dem 2. Rang. Gott sei Dank ist dieses Krebsgeschwür ein für allemal aus unserem Sport entfernt worden.

Nach dem Massaker an der Schule von Newton bietet die National Riffle Association (NRA) an, an allen Schulen Waffenkontrollen auf eigene Rechnung durchzuführen. Das ist, wie wenn das kolumbianische Drogenkartell anbietet, Drogenkontrollen an den Schulen durchzuführen. Absurd. Und die waffenverrückten Amis drehen nun total durch: Sie rüsten massiv auf und legten sich automatische und halbautomatische Waffen unter den Christbaum. Was für eine Gesellschaft ist das, in der Waffenbesitz ein Teil der Kultur ist? Und bis heute haben sich die Amis nicht für den Genozid an der Urbevölkerung entschuldigt! Das nächste Massaker ist mit Sicherheit schon in Planung. God bless Amerika!

Und last but not least diese Geschichte. Da dreht ein Zahnarzt durch und feuert nach neun Jahren seine Assistentin, weil sie sich angeblich zu sexy kleidet und seinen Bittgesuchen, ihn nicht dauernd in Versuchung zu bringen, ignoriert. Er findet, das sei wie wenn man einen Lamborghini in der Garage stehen hat und ihn nicht fahren darf. Darauf hin verklagt die Gekündigte ihn wegen Diskriminierung. Der Richter findet: Der arme Zahnarzt muss beschützt werden und lehnt die Klage ab. Die junge Frau zieht weiter vor das oberste Gericht im Bundesstaat Iowa und verliert auch dort in letzter Instanz. Nun kann der Zahnarzt beruhigt auch wieder engere Hosen zur Arbeit tragen.

Diese letzte Geschichte hinterlässt allerdings einige Sorgenfalten auf meiner Stirn. Stellt euch vor, ein Triathlet im Land der unbegrenzten Peinlichkeiten kann es nicht mehr ertragen im gleichen Rennen wie das weibliche Geschlecht zu starten. Weil Triathletinnen oft so sexy sind und er seine Erregung im engen Outfit nicht mehr verbergen kann.

In seiner Verzweiflung wendet er sich an die Triathletinnen und bittet diese, zukünftig weniger sexy in die Rennen zu gehen und wenn möglich doch einfach auch noch gleich die Burka zu tragen. Aber er findet kein Gehör - auch nicht bei der WTC, Challenge und allen anderen Veranstaltern.

Dann dreht er völlig durch und klagt. Und siehe da, im bigotten Amerika finden sich Richter, die sehen das genau so - unzumutbar für den Mann. Dann gute Nacht. Männlein und Weiblein starten zukünftig getrennt - die einen am Samstag, die anderen am Sonntag. Ich meine, dann hätte am 21. Dezember die Welt auch gleich untergehen dürfen.

Nun denn, wir wollen den Teufel nicht an die Wand malen. Noch ist ja nichts dergleichen in der Pipeline. Aber die Welt scheint sich immer schneller zu drehen und mit zunehmendem Tempo reissen in vielen Gehirnen offenbar die Synapsen.

Wann endet eigentlich der nächste Maya-Kalender? Ich glaube in 7000 Jahren. Ob's dann den Homo Sapiens noch gibt?

Freitag, 21. Dezember 2012

Watt is denn datt?

Während die einen schon im warmen Wetter auf den Kanaren ihre Kilometer abspulen, verbringe ich meine Zeit unter anderem im lauschigen Trocknungsraum an der Gumelenstrasse 15 in Horgen. Dort scheint zwar weder die Sonne noch riecht es nach Meer, dafür herrschen ideale Bedingungen für spezifisches, der Jahreszeit angepasstes Radtraining.

Im Sommer liefert mir ein Billig-Velokomputer ein paar wenige Daten, wie etwas Dauer, Distanz, Geschwindigkeit und Trittfrequenz. Das reicht mir vollkommen aus, denn ich trainiere entweder easy, moderat oder hart. Und wie sich das anfühlt weiss ich, dazu brauche ich keine weiteren Daten.

Jetzt, im Winter, ist das etwas anders. Meine CompuTrainer-Rolle liefert was das Herz begehrt, auch die unbestechlichen Wattzahlen. Mehr noch, der Rollenwiderstand wird über die Wattzahlen gesteuert. Und weil ich zwei von drei Trainingseinheiten mit ERG VIDEO-Dateien absolviere, ist es unerlässlich, dass ich meine momentane Leistungsfähigkeit in Watt kenne - oder besser gesagt: meine FTP. Funktional Treshold Power, auf Deutsch: Leistung in Watt, die während einer Stunde aufrecht erhalten werden kann.

Wieso ist das wichtig? Nun, wenn ich den FTP beim Start des Programmes zu hoch festlege, dann bremst die Rolle zu stark und ich trainiere zu hart oder explodiere sogar. Nicht gut - und macht überhaupt keinen Spass.

So habe ich also letzte Woche einen simplen Test gemacht. Nach ca. 30 Minuten Einfahren mit einigen kurzen, harten Belastungen zum Durchpusten der Kompressorrohre fuhr ich 20 Minuten mit 2% Steigung so hart aber gleichmässig, wie es ging. Das Resultat wird auf 60 Minuten hochgerechnet und liefert eben den FTP. Meiner: 247 Watt. Watt is denn datt?

Das war dann schon einmal ein kleiner Schock - so wenig! Ich dachte, der würde so bei 270 - 280 Watt liegen. Tut er aber nicht. Und so weiss ich also, warum ich immer wieder da hinunter steige und mich an Ort und Stell abstrample. Mein Coach meinte diese Woche: Besser realistisch zu starten und die Einheiten wie geplant zu absolvieren als mit einer "romantischen Wunschvorstellung" und mal für mal frustriert zu scheitern. Kluger Coach!

Für die Watt-Freaks noch ein paar Zahlen. Pete Jacobs hat dieses Jahr in Kona 281 Watt Durchschnittsleistung gedrückt. Das entspricht 78% seines FTP von 359 Watt. Damit bewegte er sich voll am Limit für eine Belastung über 4 Stunden. Bei einem Körpergewicht von ca. 69 kg entspricht sein FTP 5.2 Watt/kg. Verglichen mit einem Weltklasse-Radprofi ist das schon sehr beachtlich - die drücken nämlich so zwischen 5.8 und 6.4 Watt/kg.

Interessant, aber am besten gleich wieder vergessen. Schliesslich könnte ich ja Petes Vater sein. Aber ganz ehrlich: Wenn im Frühling vielleicht, vielleicht so gegen 300 Watt zu Buche stehen würden, das wäre halt schon geil. Watt is den datt? Ironshark auf Abwegen? Tststs ....

Montag, 17. Dezember 2012

Oh du fröhliche Weihnachtszeit ...

Wie gewohnt trifft uns auch in diesem Jahr die Advents- und Weihnachtszeit mit der inzwischen zur Gewohnheit gewordenen Kommerz-Wucht. Maja-Kalender und damit Weltuntergang hin und her, das Motto lautet: Kaufen bis zum Umfallen. Stellt sich die Frage: Was passiert eigentlich mit all den Geschenken, wenn am 21. Dezember die Welt hopps geht?

Ein echter Triathlet weiss diese Jahreszeit natürlich bestens in seinem Sinne zu nutzen. Erst einmal gilt es die lähmende Besinnlichkeit zu vertreiben. Da bietet sich natürlich der vom geheimen zum offiziellen Saisonhöhepunkt mutierte Bierathlon bestens an. Hier gilt: Saufen bis zum Umfallen! Immerhin bescherte die Natur den Teilnehmern dieses Jahr eine spektakuläre Winterlandschaft, welche aber wohl bereits nach der 2. oder 3. Flasche Bier kaum mehr bewundernd wahrgenommen wurde. Vielmehr galt es für die Protagonisten auf dem rutschigen Geläuf die Balance zu halten. Der Besinnlichkeits-Erstickungsfaktor dieses Anlassen erreicht denn auf einer Skala von 1 = Besinnlichkeit bis 10 = Biersinnlichkeit easy das Punktemaximum!

Dann lockt der Dezember mit seinen reduzierten Möglichkeiten fürs Velofahren draussen dazu, schon mal ein erstes Trainingslager an der Sonne zu absolvieren. Erst vor wenigen Jahren noch galt es als professionell, wenn der Triathlet im Frühling anstatt einer zwei Wochen ins Trainingslager fuhr. Heute, wo jede einschlägige Postille das "Trainieren wie die Profis" zum festen redaktionellen Bestandteil gemacht hat, kommt man damit im Reigen der Mitbewerber nicht mehr durch. So jetten sie also schon im Advent auf die Azoreninseln, wo Sonne und Wärme locken und legen schon mal die Grundlagen für eine erfolgreiche Saison. Ganz nach dem Motto: Nützts nichts, schadets nichts. Zumindest für die Psyche ist es allemal förderlich, denn das Grau in Grau in unseren Breitengraden übersteht ja nicht jeder ohne mittlere Depression. Schon gar nicht der ambitionierte Age Grouper.

Die Daheimgebliebenen profitieren derweil von den veränderten Verhaltensmustern vieler Mitmenschen während der Adventszeit. Je näher Weihnachten rückt und je wilder die Einkaufsschlacht in den Konsumtempeln tobt, desto leerer sind die Hallenbäder. Vor allem die Spezies der Rückenschwaderer und Brustbremser scheint dem Ruf nach opulentem Gabenstapel unter dem Weihnachtsbaum nicht widerstehen zu können. So präsentieren sich denn die Bahnen im Hallenbad meist leer und einladend.

Glücklicherweise nehmen aber nur ganz wenige Triathleten diese Einladung auch freudig an. Jetzt, wo die Aussichten auf ruhiges, ungestörtes Techniktraining so rosig wären, glänzen sie durch Abwesenheit. Entweder sind alle auf einer Insel oder sie üben sich in der zur Gewohnheit gewordenen, mehrmonatigen Schwimmabstinenz nach der langen, harten Saison. Ein kleines Technikseminar im Januar wirds dann schon wieder richten.

Hoch erfreut über das Fest der Liebe sind auch die vielen Velohändler. Jetzt zeigen viele Triathleten wieder ungeniert ihre Selbstverliebtheit und gönnen sich etwas für unter den Christbaum. Schliesslich gilt es im kommenden Frühling auch materialmässig wieder an vorderster Front mitzumischen.

Nun denn, jeder nach seiner Fasson. Spass am Tun steht an erster Stelle und das ist auch gut so. Wer was tut und wo er es tut bekommt man ja eigentlich auch erst mit, seit es so bahnbrechende Erfindungen wie social media gibt. Fast nichts bleibt mehr verborgen und damit steigt natürlich auch der Neid der Daheimgebliebenen.

Aber es gibt ja glücklicherweise auch noch die Kellerasseln und die Dämmerungsgnome. Sie erschrecken den Nachbarn, der nichtsahnend ein Glas Konfi holen will und die Spaziergänger, welche ihre Hunde gassi führen. Sie schwitzen leise und wenig spektakulär auf ihren Rollen oder stampfen wie die Irren Stufe um Stufe auf den Aussichtsturm mitten im Wald (gäll Beat!). Und sie nutzen die leeren Bahnen im Hallenbad.

Nicht umsonst heisst es: Oh du fröhliche, oh du seelige ... Wie gesagt: jedem so, wie es ihm gefällt! Und am Schluss bekommt eben jeder das, was er sich verdient hat!


Montag, 10. Dezember 2012

Sing me a song.

Heute einmal etwas ganz anderes. Ich meine damit: nichts mit Triathlon. Dafür mit Musik. Und mit Sportskanonen - ehemaligen und aktiven. Fleissige Blogleser kennen ja meine Vorliebe für die eher "Sex, Drugs and Rock'n Roll"-lastige Stilrichtung und so musste ich in der Vergangenheit auch immer wieder entsprechende Kommentare einstecken.

Nun, heute befasse ich mich mit Sport und Musik. Nein, nicht mit "We are the Champions" und ähnlichen, millionenfach missbrauchten Meilensteinen der Musikgeschichte - degradiert zu Gröhlhymnen bei jeder mehr oder weniger unpassenden Feiergelegenheit. Vielmehr geht es um Sportler, denen man ein Mikrophon in die Hand gedrückt hat und sagte: Sing doch mal, ist doch nicht so schwer.

Beginnen wir einfach mit einem doch schon recht antiquierten Beispiel aus den sechziger Jahren. Ob der Kaiser damals schon Kaiser war entzieht sich zwar meines Wissens, aber Fussball spielen konnte er damals schon sehr gut. Das wars dann aber auch schon.


Was der Franz kann, kann ich auch, dachte sich wohl der nächste Protagonist. Zumal der Kaiser ja zwischenzeitlich auch in Kitzbühl lebt. So fesch der Hansi am Gamslernhang durch die Slalomtore gefahren ist, so unerträglich sind heute seine Liedchen. Einfädler schon beim ersten Ton.




Was macht man, wenn einem die grandiosen Skirekorde auf einmal abhanden kommen? Richtig, Frau greift zum Mikrophon und trällert. Schlager verzeiht ja so einiges. Aber was vor Jahren in Interviews noch als so schön authentisch und bodenständig herüber kam, klingt heute ganz einfach grauenvoll. Unübertreffbar: Bääääääärgeeee!! Damit kommst du leider nicht aus dem Schneider, liebes Vreni!



Aber es geht auch richtig gut. Ok, gut ist immer Geschmackssache. Aber mal ehrlich: schlechte Stimmen gepaart mich noch schlechteren Liedchen, das kann einfach nie gut gehen.

Also wenden wir uns doch drei meines Erachtens sehr gelungenen Abstechern von Sportgrössen ins Musikbusiness zu.

Mein Favorit sind nicht die Fanta4 (obwohl ich die auch Spitze finde, sie aber keine Spitzensportler sind), sonder die Golf Boys - 4 Weltklassegolfer, alle auf der PGA Pro Tour. Ich meine auch sie sind wohl kaum Vokalakrobaten mit Handicap 0. Aber sie haben das Optimum aus ihren Möglichkeiten herausgeholt und erst noch ein witziges Video abgeliefert. Zudem merkt man: Das ist ein Spass und muss nicht mit einem Paycheck belohnt werden.



Jetzt mein erklärter Favorit, was die Musik angeht. Dieser Typ Matt Reardon war/ist ein Freerider. Einer dieser Wahnsinnigen, die sich mit Skiern an den Füssen über Klippen stürzen. Und die sehen immer aus wie wenn sie nie trainieren und immer nur Party machen. No risk no fun und so. Also der hat sich einfach ne Band zusammengestellt und rockt drauflos, wie wenns den Berg runter ginge. Und ja, der auf den Skiern, das ist er in dem Video!


Dann mal weiter zu ..... der Führenden in der Weltcup-Zwischenwertung der Damen - Tina Maze. Ok. über den Song lässt sich streiten, über das Video auch. Aber die junge Frau sieht im Helm im Ziel bei den Interviews immer so streng aus ... und die Nase ist auch etwas lang. Ich weiss, da kann sie ja nichts dafür. Aber hier macht sie sich einmal so richtig locker. Und bei der Stimme punktet sie, im Gegesatz zu vielen anderen, ebenfalls.


Da ist es doch gut, dass Triathlon medial gesehen weiterhin nur eine Randsportart ist. So kommt wohl keinem in den Sinn, er könnte im Anschluss an seine sportliche Karriere noch eine musikalische anhängen. Halleluja!

Sonntag, 9. Dezember 2012

Kurze Hose, laues Spätsommerlüftchen

Gestern war ich dann mal kurz in Kanada für meine Veloeinheit. Genauer gesagt in Mont Tremblant, Quebec, etwa 90 Autominuten nordwestlich von Montreal. Seit diesem Jahr ist Mont Tremblant neuer Austragungsort des Ironman Kanada.

Die äusseren Bedingungen waren perfekt für meine dreistündige Einheit: Stahlblauer Himmel, laue Spätsommertemperaturen, kurze Hose und Trikot, im Ohr AC/DC, Aerosmith und Soundgarden. So fuhr ich also durch bereits herrlich verfärbte Wälder, entlang plätschernden Flüssen auf perfekten Strassen und arbeitete an meiner Ausdauer und Kraft.

Besonders angenehm war, dass die kanadischen Autofahrer immer sehr rücksichtsvoll überholten, nicht einer hupte und weit und breit keine einzige Ampel zum Anhalten mahnte. Obwohl ortsunkundig musste ich nicht einmal anhalten um mich zu orientieren, denn ein ortsansässiger Zeitfahrspezialist wies mir den Weg.

So gingen denn die drei Stunden wie im Fluge vorüber und es war fast schade, dass es so schnell vorbei war. Die Strecke war anspruchsvoll, welliges Gelände durchsetzt auch mit knackigen Aufstiegen. Perfekt für diese Jahreszeit.

Die Hin- und Rückreise gestalteten sich ebenfalls absolut problemlos: Vier Stockwerke mit dem Lift, das wars. Versteht sich von selbst, dass dafür nur Handgepäck wie Laptop, Schweisstuche und Kopfhörer notwendig war.

So weit, so gut. Für nächsten Samstag muss ich dann noch eine Zusatzschlaufe einbauen, geht die Einheit doch neu über 3.30 Stunden. Auch dann wird wieder wunderschönes Wetter sein und die Verhältnisse perfekt. Was will Ironman mehr!

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Horrorszenarien.

Jimmy Kimmel ist einer von vielen amerikanischen medialen Multitalenten: Comedian, Autor, Produzent und Moderator von Game- und Talkshows. So ist er u.a. auf ABC mit seiner Jimmy Kimmel Live Show zu später Stunde zu sehen.

Nun, seine Show ähnelt, wen wundert's, denjenigen der Grössen wie David Letterman, Jay Leno oder Conan O'Brien. Etwas allerdings gibt es nur bei ihm: Er fordert jeweils Eltern auf, ihren Kindern etwas "Erschreckendes" zu offenbaren um dann ihre Reaktion zu filmen und auf youtube hochzuladen.

So geschehen auch an Halloween, als er seine Zuseher aufforderte, den Kindern vorzugauckeln, sie hätte alle ihre gesammelten Süssigkeiten verspiesen. Das grenzt ja fast schon an Kindesmisshandlung und dementsprechend waren auch die Reaktionen.

Bevor ich diese nun veröffentliche, ein kleines Experiment:

Liebe Lebenspartner eine Triathleten, sagt eueren Lieben, ihr hättet gestern sein oder ihr Triathlonvelo verschenkt.

Lieben Coaches, sagt euren Schäfchen, ihr würdet ihnen eine strickte zweiwöchige Trainingspause verordnen.

Liebe Rennveranstalter, schreibt euren Teilnehmern, ab sofort seien Neoprenanzüge bei jeder Wassertemparatur verboten.

Dann werden die Reaktione wohl ziemlich genau gleich ausfallen, wie diejenigen der Kids, die sich um ihr Halloween Candy betrogen fühlten. Viel Spass!


Samstag, 1. Dezember 2012

Von der, auf der und vor der Rolle.

Winterzeit = Rollentraining. Pardon, Ergometertraining. Die einen schwören drauf, die anderen hassen es. Manche lassen es ganz, andere tun es trotzdem. Und nur wenige (Schätzung des Schreibenden) tun es mit Passion. Nun, ich oute mich hiermit: ich tue es mit Passion.


Wer glaubt, die Rolle sei eine Erfindung der Neuzeit hat sich gewaltig getäuscht. Schon die ganz frühen Heroen der Landstrasse, also diejenigen, welche noch Rotwein mit Strychnin im Bidon hatten, erkannten die Vorteile des winterlichen Rollentrainings. Allerdings waren damals die Rollen noch etwas grobschlächtig, aber die Form der freien Rolle hat sich bis heute gehalten. Und ich erinnere mich: zu meinen Amateurzeiten waren solche Rollen (natürlich bereits etwas filigraner und leichter gebaut) die einzig erhältlichen.

Dass man Rollentraining durchaus auch etwas anders interpretieren kann, zeigt dieses Bild. Empfehlenswert sicher nur in flachem Gelände ohne nennenswerten Verkehr. Obwohl dieses Gerät wohl für die strammsten Waden sorgt, hat es den Nachteil, dass es im Winter ziemlich untauglich ist. Die Sturzgefahr bei Schnee und Eis ist zwar praktisch Null, aber die kalten Temperaturen sind es ja, die ein Rollentraining indoors überhaupt erst notwendig machen. Zudem dürfte es schwierig sein, bei Glätte die notwendige Traktion aufs Hinterrad zu bringen.

Ich arbeite mit einer Rolle der Marke CompuTrainer - ein US-Produkt. Technisch nicht der neueste Schrei, aber mit einigen interessanten Softwar-Optionen ausgerüstet. So etwa die Real Time Videos von ERGVideo. Will heissen, man fährt echte Strecken, welche auf Video abgespielt werden und die Rollenbremse simuliert diese Strecke 1:1. Das ist nicht nur trainingstechnisch interessant, es ist auch viel kurzweiliger. Denn auf der Rolle hat eine Stunde bekanntlich gefühlte 120 Minuten.

Nun, gestern waren also meine neuen ERGVideos in der Post. Nach gut zwei Stunden waren sie auch auf dem Laptop installiert und alles schien perfekt. Heute Morgen dann stieg ich hinunter in mein temporäres Winterbüro (sprich Trocknungsraum) und plante, die IM Mt. Tremblant-Strecke zu fahren. Plante.

Ich schloss also den Laptop an die Rolle an und wollte diese mit dem Programm koppeln. Und da war es, dieses Pop-up-Fenster, welches meist nichts Gutes verheisst. Es stand geschrieben: Ergvideotng.exe funktioniert nicht mehr ... nach einer Lösung wird gesucht. Und prompt natürlich auch keine gefunden. Na bravo. 15 Minuten später, etwas genervt, weil nichts, was ich probierte, etwas an diesem Zustand geändert hätte, brach ich die Übung ab.

Nein, nicht das geplante 3-stündige Rollentraining mit 2 x 15 Minuten TT - lediglich den Versuch, dieses Training auf der IM-Strecke zu absolvieren. Also schaltete ich in den langweilige SpinScan-Modus, der mir immerhin die Kraftverteilung auf der Pedale grafisch anzeigte. Plus viele andere Werte - die meisten davon eher unwichtig.

Und so pedalierte ich also vor mich hin, die Stunde nun mit gefühlten 180 Minuten. Wenigstens funktonierte der Musikplayer im IPhone tadellos, so dass ich meine neuesten Downloads geniessen konnte.

War ich vor rund zwei Wochen noch ziemlich von der Rolle, fühlte sich das heute doch schon wie ein prächtiges Training an. Auf der Rolle lässt es sich halt einfach sehr zielgerichtet arbeiten, ohne Verkehr, ohne Kälte ... aber es braucht schon etwas Inspiration, um diese Stunden zu überstehen. Unverzichtbar ist dabei mindestens ein Ventilator vor der Rolle, ansonsten man recht schnell aus den Schuhen tropft.

Kommen wir noch einmal zurück zur Inspiration. Wer keine Möglichkeit hat, während dem Rollentraining fern zu sehen, einen Film anzuschauen oder Musik zu hören, der kann sich ja vielleicht von diesem Bild die notwendige Inspiration holen.


Und sorry Ladies, aber ich habe trotz langem Suchen für euch kein adäquates Bild gefunden - nur diesn Herrn hier. Und der gibt leider ich Sachen Motivation überhaupt nichts her.



Donnerstag, 29. November 2012

Mach mir den Hengst.

Triathleten sind ja meist sehr polisportiv veranlagt, was das Interesse an passiven Sportarten angeht. Ich persönlich kenne aber keinen, der bekenneder Anhänger des Pferderennsports ist. Ab und an lohnt es sich aber dennoch, etwas über den Gartenzaun zu blicken - besonders wenn es sich um ein Jahrhundertereignis handelt.

Ich spreche von Frankel, einem Ausnahmehengst, der während seiner rund dreijährigen Aktivzeit als Galopper in allen 14 Rennen ungeschlagen blieb und insgesamt fast 3 Millionen Pfund zusammengaloppiert hat. Galileo ist sein Vater, Saddler's Wells sein Grossvater und Northern Dancer sein Urgrossvater. Nun, mir als Laien sagen diese Namen nichts - aber es waren wohl alle irrsinnig erflogreiche Rennpferde. Interessant ist, dass ein Decksprung des Urgrossvaters 1 Million US$ gekostet hat.

Nun, Frenkel ist also quasi von Royalem Blut und ein Nachkomme einer hochkarätigen Zuchtlinie. Und als solcher ist er selbst für die Zucht ein königlicher Hengst, bei dem die Stuten, oder besser die Züchter, nun Schlange stehen. Anstatt zukünftig auf Turf im Kreis herumzurennen, wird der Gute nun also Stuten decken. Und dazu bekommt er nun potenzfördernde Nahrung und darf jeden Tag mit seinem Pfleger 10 km spazieren gehen.

Am 14. Februar 2013 wird es soweit sein - sinnigerweise am Valentinstag. Dann wird er die erste von 100 handverlesene Edelstuten decken. Einige werden über 17'000 km weit reisen für ein Schäferminütchen mit dem edlen Samenspender. Insgesamt waren rund 250 Anfragen eingegangen.

Wer nun denkt, dass dies ein wohlverdienter Ruhestand für ein honoriges Pferd wäre, hat sich gewaltig getäuscht. Frenkel muss nämlich drei Mal pro Tag ran: 8.30 Uhr morgens, 15 Uhr am Nachmittag und 21.30 Uhr abends. Dabei wird es ihm an nichts fehlen und er wird wohl auch das eine oder andere Extramöhrchen bekommen.

Richtig fett hingegen wird die Brieftasche seines Besitzers Prinz Khalid Abdullah werden. Pro erfolgreichen Deckprung (will heissen: das Fohlen wird lebend geboren) kassiert er 190'000 US$. Macht dann also insgesamt 19 Millionen US$ - 30 Stuten aus seinem eigenen Stall lässt er ebenfalls noch bespringen. Könnte ja ein neuer Frankel darunter sein.

Im Frühjahr werden dann die ersten Fohlen geboren und zwei Jahre später werden die ersten Nachkommen auf der Rennbahn zu sehen sein. So wird es bis Ende 2016 dauern, bis die Züchter wissen werden, ob sich ihre Investition gelohnt hat.

Ob Frankel das alles gefällt entzieht sich meiner Kenntnis. Ich denke, niemand hat ihn je gefragt.

Wenn man sich also etwas näher mit der Pferdezucht befasst, insbesondere derer edler Rennpferde, fragt man sich da nicht automatisch: Wieso gibt es keine Athletenzucht? Ich meine, es wäre doch verlockend, wenn z.B. Usain Bolt nach Abschluss, oder vielleicht noch besser auf dem Höhepunkt seiner Karriere quasi in die Zucht ging. Wer weiss, vielleicht ist er ja das Produkt einer geheimen Sprinterzucht auf Jamaica. So, wie die da rennen, ist so eine Vermutung doch nicht einfach von der Hand zu weisen.

Man stelle sich vor: Macca wird mit Chrissie Wellington gekreuzt, Craig Alexander mit Leanda Cave. Bei Caroline Steffen und David Dellow wird das wohl in absehbarer Zeit von alleine passieren ;-)! Gäbe das nicht Offspring mit Gewaltspotential?

Na ja, wohl kaum. Denn die Linie des Stammbaumes muss schon recht lang sein und welcher "Züchter " hat schon den Nerv, über 20 Jahre zu warten - bei jeder neuen Generation? Ist denn also wohl nichts, obwohl, bei diesen Deckgebühren ... mmhhh, ist doch irgendwie verlockend .... ok, blöde Idee, lassen wir das.


Montag, 26. November 2012

Die Sache mit dem Füdli.

So, die erste Woche im neuen Trainingszyklus liegt hinter mir. Eigentlich wollte ich schreiben "die erste Woche auf dem Weg nach Kona 2017", aber wie blöd wäre das wohl, wenn ich nun alles im Hinblick auf ein Ziel in fünf Jahre kommentiere? Ziemlich blöd!

Darum keine Angst, ich werde weder heute noch in Zukunft in eine emotionale, theatralische und tendenziell übertriebene Form der Artikulation - auch Pathos genannt - verfallen, wenn es um die Schilderung meiner sportlichen Errungenschaften auf meiner Reise geht. Besonders dann nicht, wenn es lediglich um mein Füdli und das sonntägliche Erlebnis rund um dieses Körperteil geht.

Pardon, Füdli ist natürlich in der von wissenschaftlich anatomischen Begrifflichkeiten überschwemmten, modernen Triathlosprache schon für sich ein Unwort. Sprechen wir also vom Gluteus, dem Gesässmuskel, der sich wiederum in den Gluteus Maximus, Medius und Minimus unterteilt. Aber Schwamm drüber, Gluteus reicht ja völlig. Dieser Muskel spielt also heute die Hauptrolle, und wer nun findet, das ginge ihm am Arsch vorbei, dem sage ich an dieser Stelle "Adjeu" und hoffe, er möge doch wieder hereinschauen, später einmal.

Nun denn, in meinem Trainingsplan stand am Sonntag: Long Hike Day - so etwas wie "langer Wandertag". Ja, ihr habt schon richtig gelesen, Wandertag, und nicht etwa Low Intensity Base Run. Manch ein Triathlet wäre wohl schon bei diesem Einheiten-Titel in schiere Panik verfallen, denn Triathleten rennen doch und wandern nicht. Ist unter der Ehre, geht gar nicht.

Weil es ja nichts bringt mit einem Coach zusammen zu arbeiten und dann doch nicht zu machen, was er sagt, ging ich also wandern. Nicht nur, denn ich liebe es, das möchte ich fürs Protokoll doch noch festhalten. Bewaffnet mit Trekking Schuhen (nein, keine Wanderschuhe, weil ich ja nicht ins Hochgebirge ging) und Nordic Walking Stöcken gings los. Zügig selbstverständlich, so mit 9:20 Min./km.

So durchkämmte ich die spätherbstlichen Wälder immer auf der Suche nach der nächsten steilen Rampe. Denn auch wenn Wandern draufsteht kann am Schluss etwas sportlich Wertvolles dabei herauskommen.

Für einmal ging es also nicht ums Anfersen und den Kniehub, sondern um den dynamischen Fussabdruck, aktive Armarbeit und die korrekte Körperhaltung.

So, kommen wir nun wieder zurück zum eigentlichen Kern: dem Gluteus. Dieser ist nicht nur der grösste Muskel in unserem ganzen Körper, sondern bestimmt auch die Laufleistung ganz wesentlich. Spätestens wenn man sich zum Beispiel diesen Gluteus einmal näher betrachtet, weiss man, wieso Serana Williams so pfeilschnell auf dem Tennisplatz unterwegs ist. Wobei sie ihn wohl kaum mit Wandern trainiert.

Zurück zu meinem Allerwertesten, äh, eben Gluteus. Dieser wurde gestern in seiner ganzen Ausdehnung prächtig gefordert. So prächtig, dass ich heute Morgen einmal mehr mit einem satten Muskelkater aufgewacht bin. Hallo, ich bin doch ein Ironman und wo steht, dass Ironman vom Wandern einen Muskelkater bekommen?

Nein, ich falle nicht zurück in die post off-season depression, im Gegenteil. Ist doch grossartig. Wer sagt denn, dass man immer wie ein gehetzter Waldaffe in der Gegend herumrennen muss? Ich gehe jetzt erst mal Wandern. Und sollte mich das in der nächsten Saison dorthin bringen, wo ich es mir erhoffe, dann schreibe ich einen Wanderführer für Triathleten. Versprochen!

Mittwoch, 21. November 2012

Post off-season depression.

Wer Ausdauersport betreibt kennt die Leere nach dem Wettkampf, egal ob Ironman, Marathon oder sonstige Ultra-Events. Das Ziel, auf das man wochen- oder gar monatelang hingearbeitet hatte, ist erreicht und von einer Sekunde auf die andere schwebt man ziel- und orientierungslos im Kosmos.

Weil wir Ausdauersportler aber sowohl mit dem schwebenden Zustand (Ausnahme: der Flow im Wettkampf) als auch mit der Ziel- und Orientierungslosigkeit hoffnungslos überfordert sind, beenden wir all dies in der Regel entweder mit einer Anmeldung für eine neue Herausforderung oder mit zu kurzen Erholungsphasen ... oder mit kurzfristigen Panikteilnahmen an sich in Hülle und Fülle anbietenden ausserplanmässigen Wettkämpfen.

Gerade in der Triathlonszene sind die dutzenden Herbstläufe äusserst beliebt. Da rennen sie dann wie die wahnsinnigen um Seen, durch Altstädte oder sogar die Berge hinauf. Bei Kälte, Nässe, Schnee oder Dunkelheit. Das nennt man dann "Arbeiten am Laufdefizit". Über Sinn oder Unsinn möchte ich mich aber hier nicht aufhalten - schliesslich wurde ich ja in der Vergangenheit auch oft an solchen Anlässen gesichtet.

Meine heutigen Ausführungen drehen sich um die post off-season depression, welche sich gerade wie der zähe Herbstnebel über mich gelegt hat und sich wohl die nächsten Tage auch kaum auflösen wird.

Meine off-season dauerte dieses Mal genau fünf Wochen. In den vergangenen zwei Jahren waren es jeweils nur zwei, vor allem auch darum, weil ich noch späte Ironmans bestritt (Arizona und Cozumel). Und da wollte ich zu Weihnachten hin schon wieder einigermassen fit sein, damit ich die Feiertage gut zu Trainingszwecken missbrauchen konnte.

Während diesen fünf Wochen bewegte ich mich hin und wieder etwas. Will heissen: 30 Minuten locker bädelen, 40 Minuten jöggelen oder ein paar Kilometer auf dem Velo. Aber auch viele Tage mit no sports! In dieser Zeit fiel auch die Entscheidung, wieder mit einem Coach zusammen zu arbeiten: Kristian Manietta von TriSpecific war erste Wahl und er nahm mich erfreulicherweise in sein Programm persönlich betreuter Athleten auf. Selbstverständlich wohnt er nicht gleich um die Ecke, etwas weiter weg, in Australien. Wenn schon, denn schon.

So erhielt ich pünktlich auf meinen Trainingsstart am letzten Montag meinen ersten Plan, ca. 9:30 Std. swim, bike, run, 2 x Rumpfkraft und 4-5 Std. Wandern am Sonntag. Selbstverständlich ging mir bei Durchsicht des Planes der eingebrannte Standardgedanke durch den Kopf: ganz schön wenig.

Heute Mittwoch bin ich wieder einmal geläutert, etwas ernüchtert und vielleicht auch etwas depressiv. Die Erinnerung an das Gefühl der Unbesiegbarkeit während den Tagen auf Hawaii ist noch zu lebendig. Alle Systeme auf go, die Form im oberen drittel der Messskala, Beine und Arme stark und bereit Kilometer zu fressen.

Fünf Einheiten sind absolviert und es gibt wohl kaum eine Stelle in meinem Körper, die nicht schmerzt. Besonderen Schaden angerichtet hat einmal mehr das Kraft- und Rumpfprogramm. Dabei habe ich nicht eine Hantel angefasst und lediglich mit dem Körpergewicht und teilweise mit dem Physioball gearbeitet. Beim Schwimmen fallen mir die Arme ab, bevor der imaginäre Wendepunkt auf der Ironmanstrecke erreicht ist. Und beim Laufen scheinen die Füsse in Wanderschuhen zu stecken und nicht in den leichten, schnellen Tretern.

Aber Hilfe naht: das Langzeitgedächtnis liefert prompt Informationen aus der Vergangenheit, welche mit dem eben Erlebten absolut kongruent sind. Und so macht sich die Erkenntnis breit, dass es jedes Jahr dasselbe ist mit dem Trainingsanfang. Weit wichtiger jedoch ist die Information, dass sich die post off-season depression zusammen mit allen Begleiterscheinungen in der Regel bereits nach einer Woche wieder verabschiedet. Gott sei Dank!

Montag, 19. November 2012

Time is on my side.

Kaum zu glauben, aber diese Bilder sind nun schon etwas über fünf Wochen alt. In meinem Kopf sind sie zwar immer noch recht lebendig, aber dennoch legt sich ganz langsam ein Schleier über sie. Aber mit nur einem kurzen Blick auf das Video kommen die ganzen Emotionen wieder hoch. Grossartig.


Das Zurückkommen war nicht einfach. Der Jetlag legte mich fast zwei Wochen lang flach. Mein Kopf war immer noch in Kona. Fast jede Nacht träumte ich, ich wäre immer noch dort. Du Lust auf Bewegung war entsprechend klein. Aber die Post Ironman Depression blieb aus, denn ich war ja definitiv am Ende meiner vier Jahre dauernden Reise angekommen.

So war es ein leichtes, meinem Körper die wohlverdiente Ruhe zu geben. Es zeigte sich schnell, dass eine fünfwöchige Trainingspause - oder wohl besser off-season - keineswegs zu lang sein würde. Im Gegenteil, alle Systeme freuten sich, endlich einmal abschalten zu können. So blieb es denn bei gelegentlichen kurzen, lockeren Bewegungsmomenten - manchmal auch so wenig wie das Umblättern von Seiten im spannenden Buch.

Aber es stellte sich natürlich die Frage, wie es denn jetzt weitergehen sollte? Ich merkte schnell, dass ich mehr brauche, als einfach eine neue Saison zu planen. Ok, Iroman Austria ist gesetzt und der Wunsch nach einer Rückkehr auf Big Island latent vorhanden. Was aber ist die Vision? Quo vadis?

Dann machten sich erste erschreckend kühne Gedanken breit. Einen Ironman zu gewinnen war bei weitem nicht der kühnste. Dieser erschreckte mich und ich scheuchte ihn auch gleich wieder weg - mit dem Gedanken: hör auf zu spinnen! Aber er kam wieder und wieder zurück, nahm Gestalt und Form an und verlor seinen Schrecken.

Ironman World Champion 2017! Fünf Jahre Zeit, darauf hinzuarbeiten. Fünf Jahre lang auf eine neue Reise gehen. Fünf Jahre lang mit Geduld an allem arbeiten, das es dazu braucht.

Dieser Faszination bin ich erlegen. Aber ich weiss, dass es viel dazu braucht, das ich nicht oder nur beschränkt beeinflussen kann. Und trotzdem: ich habe meine beste Leistungsfähigkeit auf der Ironman-Strecke noch nicht erreicht. Wieso also nicht gezielt daran arbeiten, weiter Fortschritte machen und dann in der M60 alles auf eine Karte setzen?

Und siehe da, nichts sprach mehr dagegen. Auch nicht die schweren Arme heute Morgen beim ersten Training auf dem Weg dahin. Kein Wunder nach fünf Wochen Schlendrian. Aber eben: Time is on my side.

Donnerstag, 25. Oktober 2012

Fisch im Haifischbecken.


Wenn am Renntag in Hawaii am Samstag Morgen der Startschuss für die Pro-Frauen fällt, drängen sich über 1'800 Age Grouper über eine ca. 5 m breite Treppe und einen 20 m breiten Sandstreifen in den Pazifik. Die guten Schwimmer zieht es schnurstracks zur Startlinie, die weniger guten warten hinten bei der Strandmauer bis kurz vor dem Start. Denn einmal an der Startlinie heisst es mit möglichst kleinem Energieverlust schwimmend seine Startposition zu verteidigen.


Es dauert denn auch endlos scheinende 25 Minuten, bis um 7.00 Uhr endlich der Startschuss fällt. Und was hier auf dem Bild wie ein locker aufgereihtes Grüppchen von Schwimmern aussieht ist in Tat und Wahrheit ein dauerndes Gerangel. Die Marshalls paddeln auf ihren Surfbrettern quer durch die Bucht und versuchen die Startlinie zu halten. Trotzdem verschiebt sich die ganze Masse laufend etwas nach vorne und man muss höllisch aufpassen, dass man sich nicht auf einmal drei oder vier Reihen weiter hinten findet.

Unmöglich, in der Masse einen Athleten auszumachen? Denkste. Ich wusste genau, wo in etwa ich mich einreihte und dank hoher Fotoauflösung und Zoom habe ich mich auch tatsächlich gefunden. Voilà, der Fisch im Haifischbecken:


Samstag, 20. Oktober 2012

Nadel und Tinte.

Die Zeit hier in Santa Monica neigt sich nun auch dem Ende zu und morgen früh trete ich die Heimreise an. Die Saison 2012 ist abgeschlossen - wow, was für ein tolles Triathlon-Jahr durfte ich erleben!

Als ich die Kona-Reise plante, wusste ich noch nicht, ob es eine gute Idee sein würde, auf dem Rückweg hier einen Zwischenhalt zu machen. Der einzige Grund dafür war, dass ich mein Sea Turtle-Tattoo im gleichen Studio stechen lassen wollte wie der Shark: House of Ink. Aber damit verbunden war natürlich die Voraussetzung, dass ich erst die Finish Line erreichen musste.

Nun, während einem Ironman kann viel schief gehen, auf das kein Athlet einen Einfluss hat: Sturz, Panne ohne Reparturmöglichkeit oder ein mediznisches Ereignis. Aufgabe aus einem anderen Grund war ja bekanntlich definitiv ein no go. Aber Hand aufs Herz: Wenn es passiert wäre, hätte dieser Abstecher hierher nichts anderes als eine frustbeladene Zeit bedeutet.

So war ich natürlich sehr erleichtert, als ich mich am Donnerstag Morgen auf den Weg nach Venice Beach machte. Es war ein wunderbarer Tag, die Hitzewelle der vorangegangenen Tage war gerade noch rechtzeitig zu ende.

Ocean Walk von Santa Monica nach Venice Beach.

Wie immer waren viele Jogger, Skater, Biker und Menschen auf allen möglichen anderen Fortbewegungsgeräten unterwegs. Ich hingegen genoss es einfach, einmal einfach spaziergangmässig unterwegs zu sein.

Im House of Ink angekommen erkundigte ich mich nach dem Vorlagenbuch mit den Sharks und Sea Turtles. Es war unauffindbar. So musste ich online aus tausenden von Vorlagen diejenige Sea Turtle suchen, die nicht nur zum Shark passt, sondern mir auch so gefiel, dass ich sie für den Rest meines Lebens auf der Wade tragen möchte. Und es war wieder ganz einfach. Ich scrollte ein wenig und schon sprang sie mich an!

Nun ging es darum, die Zahlen 13, 10, 12 und 18, 00, 26 mit in das Motiv zu integrieren. Um die Sea Turtle herum waren auf der Vorlage Luftblasen und so kamen Sunny (mein "Stecher") und ich zum Schluss, dass sich die Zahlen innerhalb der Bubbles gut machen würden.

Gesagt, getan und schon gings los mit den Schmerzen. Insgesamt 2 1/2 Stunden lag ich da. Erst wurden die Konturen gestochen, was erträglich war. Dann gings ans Färben, also Ausfüllen ... autsch! Und last but not least kamen die Luftblasen mit den Zahlen dazu ... Zähne zusammenbeissen.

Harte Jungs mit butterweichem Kern - Sunny, 3. von rechts.

Das Resultat ist überwältigend und wird den Emotionen beim Überqueren der Finish Line voll und ganz gerecht. Und Sunny gefiel es so sehr, dass er das fertige Motiv in sein Portfolio aufnahm!

Nun ziert die Sea Turtle also meine rechte Wade und der Shark ist nicht mehr so alleine. Und sie wird mich immer daran erinnern, wie unbeschreiblich der 13.10.12 war und welche Emotionen ich um 18:00:26 erleben durfte.


Donnerstag, 18. Oktober 2012

Rückblick.


Ich sitze im Hotel in Santa Monica, wo ich bis am Samstag noch ein wenig die Westküste geniessen werde. Der Red Eye-Flug von Kona nach LA verlief einmal mehr ohne bemerkenswerte Ereignisse - gut so. Zeit also, den vergangenen Samstag etwas zu reflektieren und für einen Moment zurück zu blicken.

Beginnen wir mit dem Ende - der Finish Line. Auch vier Tage nach dem Rennen fällt es mir schwer, die Emotionen, welche ich erleben durfte, in Worte zu fassen. Damit bin ich aber nicht alleine. Alle Athleten mit denen ich über das Rennen sprach, geht es wie mir. Es ist so überwältigend, dass es ganz einfach nicht adäquat beschrieben werden kann.

Der Moment, wenn man die letzte Steigung auf dem Queen K Highway geschafft hat und die Palani Road hinunterläuft, wenn man den Jubel auf dem Ali'i Drive hört, Mike Reilly, wie er jeden einzelnen im Ziel begrüsst, dieser Moment ist schon unbezahlbar. Dann weiss man, es geht nur noch etwas weniger als einen Kilometer und es ist geschafft. Der Lärm wird immer lauter und wenn man dann endlich auf den Ali'i Drive einbiegt, jubeln einem die Zuschauer entgegen. Kids strecken dir die Hände zum Abklatschen entgegen und strahlen, wenn man diese Einladung annimmt.

Dann der grosse Moment: Gilbert, you are an Ironman! Wer mich kennt, weiss, dass ich auf jedem Foto lache. Aber so ein Lachen habe selbst ich bei mir noch kaum gesehen.

Nur noch wenige Meter!
GESCHAFFT! 
You are an Ironman - The stage for Finishers!
 
Alle Leiden sind dann vergessen. Und davon gab es mehr als genug. Hawaii-Kenner bestätigten, dass es wohl das schwerste Rennen seit dem Jahr 2000 gewesen ist. Der Wind blies zeitweilig orkanartig - und während rund 80% der Velostrecke seitlich von vorne. So war auch bei nur 7 Meter Abstand nie auch nur der Hauch eines Windschattens spürbar.

Möglichst klein machen war die Devise.

Auf dem Velo haben wohl alle mehr Körner verschossen als geplant. Ich hatte bis km 150 super gute Beine, dann kam zwar nicht der Hammermann, aber die Muskulatur begann recht schnell Ermüdungserscheinungen zu zeigen. Auf alle Fälle dauerte es doch gut drei Kilometer auf der Laufstrecke, bis ich mich wieder einigermassen wohl fühlte.

Wohlfühltempo auf dem Ali'i Drive.
Dann wusste ich bereits, dass nichts mehr zwischen mich und meinem grossen Traum kommen konnte - obwohl es noch unendlich weit war und auch noch recht heiss werden sollte.

Und nach dem Rennen? Nie mehr? Nein, im Gegenteil - grosse Lust auf mehr ... auch auf mehr Hawaii. So habe ich vor der Abreise meine Blumen-Lei (hawaiianische Blumenkette) ins Meer geworfen. Man sagt, dass einem die Insel dann wieder zurückkommen lässt .... Aloha!




Sonntag, 14. Oktober 2012

Don't worry - be happy!


Es ist vollbracht. Um 18:00:26 Ortszeit Kona durfte ich Mike Reillys Worte "Gilbert, you are an Ironman" hören!

Wie üblich läutete um 3:00 Uhr der Wecker. Ich hatte recht gut geschlafen und war sofort hellwach. Aber oh weh, meine Gelassenheit der letzten Tage machte schnell einer ordentlichen Portion Nervosität Platz. Ich hatte einen richtigen Kloss im Bauch. Viele Gedanken schossen mir durch den Kopf. Vor allem aber einer machte mir zu schaffen: Würde es aufgehen?

Nach einem kleinen Frühstück gings auch schon zum Ali'i Drive, wo wir mit dem Hannes Shuttle Service zum Pier gebracht wurden. Als Erstes stand das Body Marking auf dem Programm. Unglaublich, wie viel Energie schon in der Luft lag. Dann ab zum Bike, alles vorbereiten, mit Freunden plaudern und sich Glück wünschen. Und schon schoss die Kanone die Profi-Männer ins Rennen - fünf Minuten später die Frauen.

Für mich bedeutete das: ab ins Wasser und zur Startline schwimmen, notabene 25 Minuten vor dem Start. Schon bald herrschte eine wildes Getümmel im Wasser und so war ich froh, dass es nach einer gefühlten Ewigkeit auch für uns Age Grouper endlich losging.

Ich startete recht weit links und das zahlte sich aus. Ohne grössere Keilerei kam ich gut weg und fand sofort meine Rhythmus. Bis zum Wendepunkte kam es mir vor wie eine halbe Ewigkeit, der Rückweg dafür umso kürzer. Es war sehr rau, viele Wellen und starke Strömungen. Aber ich fühlte mich ausgezeichnet und fand auch bald "gute Füsse", hinter denen ich mich quasi installierte und so Kraft sparen konnte.

Aus dem Wasser ins Wechselzelt und dann durch die ganze Wechselzone zum Velo rennen. Mein erster Eindruck: die Beine waren vielversprechen. Als ich mich aufs Velo schwang sagte ich mir: von jetzt an musst du dein Ding machen, nichts anderes als dein Ding. Ganz nach dem Motto: Don't worry - be happy! Ich wollte nur mein Tempo fahren und keinen Meter das Tempo der anderen.

Auf den ersten 30 Kilometer bildeten sich grosse Gruppen, in denen gelutscht wurde, was das Zeugs hielt. Ich setzte mich immer an den Schluss und liess sie fahren, wenn es zu schnell wurde. Nach rund 60 km, vor dem Aufstieg nach Hawi hatte sich die Situation entschärft und es würde recht fair gefahren.

Mann, es war windig. Die letzten vier Kilometer vor dem Wendepunkt bliess und ein Orkan entgegen und es war saumässig hart. Auch auf dem Rückweg steiffer Gegenwind. Aber ich hatte gute Beine und bis km 150 fühlte ich mich prima. Dann musste ich dennoch etwas Federn lassen und etwas herausnehmen. Schliesslich stand ja noch ein Longjog auf dem Programm.

In T2 liess ich mir Zeit und wechselte ganz entspannt. Meine hintere Beinmuskulatur hatte doch etwas mehr gelitten, als ich dachte. Dann lief ich so entspannt wie möglich los und versuchte in einen Wohlfühl-Rhythmus zu kommen. Schliesslich ging es jetzt nur noch darum, das Ding nach Hause zu schaukeln. Glücklicherweise war es auf dem Ali'i Drive nicht so heiss und es wehte ein angenehmes Lüftchen.

Als ich nach rund 17 km unten an der Palani war, blickte ich hoch und sagte zu mir: Du weisst nicht, ob du je es je wieder nach Kona schaffst - also renn die Palani hoch, marschieren verboten. Gesagt getan und schon gings auf dem Queen K Highway in Richtung Energy Lab.

Bis Halbmarathon lief ich die Aid Station durch, danach entschied ich mich, jeweils zu gehen, um möglichst viel Flüssigkeit aufnehmen zu können. Dass ich gut hydriert war zeigte sich daran, dass ich zweimal aufs Toi-Toi musste. Dann fing der Magen an zu rumoren und ein dritter Stopp wurde notwendig. Glücklicherweise konnte ich damit auch gleichzeitig die Bauchschmerzen "entsorgen".

Auch im Energy Lab war es nicht so drückend heiss, wie ich es erwartet hatte. Wieder auf dem Highway warens dann noch 10 km - allerdings endlose. Ich realisierte, dass ich die 11 Stunden brechen konnte und so überwand ich meine schon zur Tradition gewordene Krise zwischen km 23 und 32 und fand wieder zu einem besseren Rhythmus.

Als ich auf den Ali'i Drive einbog hätte ich die ganze Welt umarmen können. Dass es dann mit der sub-11 nicht ganz reichte war absolut unwichtig. Ich schrieb einen Wimpernschlag die Geschichte dieses Rennens mit, als ich über die Ziellinie lief. Und dann war ich einfach nur noch glücklich - und erschöpft.

Aber der Tag sollte noch einen weiteren fantastischen Höhepunkt bereithalten. Um 22 Uhr machte ich mich auf den Weg zur Finish Line- Party. Und was dort bis Mitternacht abging war allergrösstes Kino. Tausende von frenetisch jubelnden Menschen begrüsste die Finisher im Ziel. Gänsehautfeeling pur. Um nichts in der Welt hätte ich dieses Spektakel verpassen wollen.

Vielen Dank allen, die in Gedanken mit mir unterwegs waren. Auch dieser Energie ist es zu verdanken, dass ich es geschafft habe. Und darum gehört der Moment auch ein wenig euch!

Freitag, 12. Oktober 2012

Ready to rock.

Keine 24 Stunden mehr, und die Kanone wird 1800 Athleten aus 60 Ländern auf eines der grössten Sportabenteuer auf diesem Planeten schicken. Über 55'000 Triathleten haben rund um den Globus versucht, hier auf Hawaii einen Startplatz zu erhalten. Zu den Glücklichen zu gehören, die es geschafft haben, ist etwas ganz besonderes und macht mich schon ein bisschen stolz.

Heute Morgen war ich kurz im sehr welligen Pazifik und genehmigte mir einen Espresso auf dem Coffee Boat. Noch einmal Oatmeal Brulée im Lava Java. Dann 20 Minuten aufs Velo und - welche in Zufall - mit Caroline Steffen auf dem Ali'i Drive dahinschleichen. Und zuletzt noch einmal 10 Minuten laufen.

Ich bin parat. Es macht den Anschein, dass die Vorbereitungsstrategie wieder einmal perfekt aufgegangen ist. Ich fühle mich sehr gut akklimatisiert, das Jet Lag ist überwunden und ich konnte jede Nacht sehr gut schlafen. Und ich bin sehr gut erholt, die Beine fühlen sich ausgezeichnet an.

Jetzt übernimmt die Anspannung, etwas Nervosität kommt auf und der Respekt vor dem morgigen Tag nimmt zu. Denn ich weiss, auch wenn die Beine noch so gut sind, irgendwann da draussen kommt der Moment, wo es hässlich wird. Darum gehe ich auch nicht in ein Rennen, sondern auf eine persönliche Abenteuerreise an deren Ende ich einen Wimpernschlag lang die Geschichte dieses Events mitschreiben darf - der Moment, wenn ich die Finish Line überqueren werde.

Ich danke alle Freunden und Bekannte  für die tolle Unterstützung auf dem Weg zu diesem einzigartigen Moment. Eure Wünsche und Gedanken werden mich mittragen und mir Kraft geben. Mahalo!

Wie immer gibts alle News auf www.ironmanlive.com - der Live Stream dauert bis zum allerletzten Zieleinlauf um 23 Uhr lokaler Zeit. Meine Startnummer ist die 398. Und für den Fall, dass ihr meinen Zieleinlauf verfolgen wollt: ich trage das blau-weisse Thanyapura Outfit, welches ich die ganze Saison über bei Rennen trug.

Donnerstag, 11. Oktober 2012

Underpants Run - wider den tierischen Ernst.

Am Donnerstag, also zwei Tage vor dem Rennen, findet in Kona der traditionelle Underpants Run statt. Ins Leben gerufen wurde dieser Spass wider den tierischen Ernst in den späten 90ern von den amerikanischen Triathleten, welche sich damit über die immer etwas spärlich bekleideten Europäer lustig machten. Diese fanden es nämlich nicht notwendig, ihre Blösse (knappe Speedos und superkleine Tops waren damals in style) zu bedecken, bevor sie sich nach dem Training in die angesagten Restaurants zum Essen begaben.

Zusammen mit meinen Hamburger Freunden Jörn und Ulli nahm ich heute Morgen zum ersten Mal teil. Ein buntes, lustiges Spektakel mit vielen zum Teil echt schrägen Unterwäsche-Teilen. Hier ein paar Impressionen:





Für mich gibts heute keinen Sport mehr. Auf dem Programm stehen: Material vorbereiten und Welcome Dinner. Daneben: Ruhe, Ruhe, Ruhe.

Selbstverständlich wird auf dem Ali'i Drive weiterhin wild und verbissen gerannt und auf dem Queen K Highway werden Powerintervalle von intergalaktischem Ausmass absolviert. Gestern Abend um 17.30 Uhr - 30 Minuten vor Sonnenuntergang - sind uns auf dem Weg zum Restaurant fürs Abendessen in 40 km Entfernung von Kona noch mindestens ein halbes Dutzend Ironspinner auf dem Velo entgegen gekommen.

Morgen heisst es Einchecken. Endlich. Und selbstverständlich gibts hier eine Vorschau und eine persönliche Prognose. Mahalo!

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Fussmarsch zum Konsumtempel.

Heute fand die traditionelle Nations Parade statt. Eine bunt zusammengewürfelte Prozession bestehend aus Triathleten aus aller Welt marschiert vom Pier ca. 1 km weit auf dem Ali'i Drive durch das Städtchen und wird von den Einheimischen, Supportern und Volunteers lautstark bejubelt. So gab es bereits heute ein Schweizer Stimmungsnest, das für viel Lärm und herzhafte Hopp Schwiz-Rufe besorgt war.

Ich meinerseits habe diese Parade schon einmal dazu genützt, das Gefühl für die Drafting-Zone von hier 7 Metern zu trainieren. Immer schön Abstand zum letzten Teilnehmer aus der Schweizer Gruppe halten - kann ja nicht schaden. Und weil es ziemlich wenig Wind hatte, musste ich dadurch auch kaum mehr Leistung bringen. Obwohl, im Gegensatz zu 2009 war die Parade echt schnell unterwegs. Die Entwicklung in unserem Sport macht einfach vor gar nichts halt.

Auch wenn wir auf sicherem, trockenen Untergrund unterwegs waren, für die grösstmögliche Sicherheit war auf jeden Fall gesorgt. Gleich hinter uns waren die Kajak Safety Patrol in ihren Trockenkanus unterwegs. Am Morgen sorgen diese Helfer jeweils für sicheres Schwimmen im Meer.


Wer die Amis kennt ist auch kaum überrascht, dass sich das Ende dieses kleinen Fussmarsches genau bei der Ironman Expo befindet und - oh Wunder - dieselbe genau zu diesem Zeitpunkt ihre Pforten öffnet. So ergiesst sich der Strom kaufwütiger Ironmänner denn auch unaufhaltbar durch den Konsumtempel für Ausdauerathleten. Und böse Zungen behaupten, die Nationen-Parade sein nur aus dem Grund erfunden worden, dass auch der verbissenste Athlet, der tagein taugaus mit starrem Blick vorwärts den Ali'i Drive hinauf und hinunter düst weiss, wo sich die Expo befindet!

Nun denn, meine Dollars blieben auch heute im Angesicht all dieser Goodies brav in der Hosentasche.

Sportlich gesehen war es ein ruhiger Tag. Die letzte kurze Veloeinheit war bereits um 8 Uhr absolviert, gefolgt von einem gemütlichen Frühstück und Ruhe im Apartment. Dann am Nachmittag eine letzte leichte Massage. Der Physiotherapeut meinte, meine Beine fühlten sich ausgezeichnet an. Immer gut, die Bestätigung auch aus berufenem Munde zu erhalten.

Dienstag, 9. Oktober 2012

Wenn ...

Seit ich am letzten Mittwoch hier in Kona angekommen bin herrschen sehr angenehme Temperaturen. Am Abend kühlt es schön ab und tagsüber klettert das Thermometer kaum über 26°. Dafür ist es meist etwas feuchter als normalerweise, aber so richtige Hitzetage gabs bisher keine. Auch der Wind bliess bisher eher als laues Lüftchen und war weit entfernt von dem, was alle auf dem Velo so fürchten. Und es wird berichtet, dass rund um Hawi zeitweise sogar absolute Flaute herrschte.

So kommts, dass das Wörtchen "wenn" im Zusammenhang mit dem Rennen am Samstag immer öfter bemüht wird. Wenn der Wind nicht so stark ist ... Wenn wir auf dem Rückweg Rückenwind haben werden ... Wenn es nicht so heiss wird auf der Laufstrecke ...

Verbunden mit diesem "wenn" sind immer Hoffnungen ... auf einen schnellen Radsplitt ... auf weniger Aufwand auf dem Velo ... auf schnellere Laufzeiten ... auf weniger Leiden ...

Je näher der Tag X kommt und je wahrscheinlicher es laut Wettervorhersagen wird, dass dies alles eintreffen wird, desto mehr vertrauen viele Teilnehmer darauf, dass es dann tatsächlich auch so sein wird. Und dann, am 13. Oktober, morgens um 7 Uhr, ist vielleicht alles ganz anders. Was dann?

Was, wenn hin und zurück nach Hawi meist Gegenwind herrscht? Wenn die berüchtigten Windböen für Fast-Stillstand sorgen? Wenn im Energy Lab 40° herrschen? Dann gibt es nichts zu kaufen für die geile Radeinheit in der Vorwoche, bei der es mit 40 km/h hin und zurück ging!!

Gut beraten ist, wer auf seine Fähigkeiten vertraut und darauf, dass er mit allen möglichen Bedingungen fertig werden wird. Man muss sich schon fragen, wieso so viele Teilnehmer erst in der Nachmittagssonne, wenn es am heissesten ist, ihre Lauf- und Veloeinheiten absolvieren? Die Antwort ist einfach: sie wollen bereit sein und glauben, dass sie das nur der Fall ist, wenn sie bei möglichst schwierigen Bedingungen trainieren.

Nur, während sie jetzt schon viele unnötige Körner verballern, ziehe ich mich lieber in das angenehm kühle Apartment zurück und suche Erholung, Erholung und noch einmal Erholung. Ich weiss, was ich kann und dass es nichts gibt, was ich nicht meistern könnte.

Jeder Gedanke an den Samstag und wie es dann wohl sein könnte verbraucht nur unnötige Energie. Und wenn schon, dann visualisiere ich den fantastischen Moment, auf den ich so lange hingearbeitet habe:

The Finish Line!

Sonntag, 7. Oktober 2012

Swim start and finish line.

Wenig deutet in Kona während den rund 50 ironmanfreien Wochen des Jahres auf dieses Sportspektakel hin. Bevor die rund 1800 Eisenmänner und -frauen inklusive Entourage wie die Heuschrecken hier einfallen, um dann kurz darauf wieder zu entschwinden, ist Kona einfach nur ein verschlafenes Städtchen auf Big Island.

Man muss schon gut hinschauen, um die Existenz des IM Hawaii überhaupt zu finden. Da wäre erst einmal das Pier, welches ziemlich genau 1800 Velos Platz bietet. Darum können hier auch nicht mehr Teilnehmer starten. Der Einstieg zum Schwimmstart ist eine ca. 5 Meter breite Treppe und diese führt zu einem ca. 30 Meter breiten "Sandstrand", der allerdings nur bei Ebbe sichtbar ist!


Und so sieht das aus ca. 50 Metern Distanz aus. Eine breite Quaimauer trennt den Ali'i Drive vom Meer.

Damit die Finish Line auch jedes Jahr am gleichen Ort ist, gibt es eine spezielle Hinweistafel. So kommts, dass man in seiner Vorstellung den Zieleinlauf schon einmal punktgenau "üben" kann. Aber selbst das suchende Auge muss schon genau hinschauen, um diese Tafel zu bemerken.


Dem aufmerksamen Auge entgeht aber auch nicht, dass hier auch das Hawaiian International Billfish Tournament stattfindet - jeweils im August. Wer es also als Triathlet nicht hierher schafft, kann Neo, Velo und Laufschuhe gegen eine Fischerrute eintauschen und sich hier versuchen. Aber Vorsicht, das ist auch Ausdauersport, denn hier werden die wirklich grossen Fische gefangen:




Ob die Teilnehmer an diesem Event wohl auch Tag und Nacht den Ali'i Drive hinauf und hinunter rennen und das halb nackt? Wohl kaum. Wie auch immer, Petri Heil!

Busy morning - lazy afternoon.

Heute stand die letzte "längere" Veloausfahrt auf dem Programm, plus ein kurzer Koppellauf. Nun, länger hiess in diesem Fall so rund 2 Stunden und ca. 30 Minuten laufen. Um 8 Uhr morgens - nach einem kurzen Espresso im Lava Java - gings auf den Queen K-Highway, in Begleitung von Jörn und Klausi. Jörn hatte ich in Cozumel kennengelernt, wo wir noch in derselben AK starteten und uns als 2. und 3. für Kona qualifizieren konnten.

Für einmal war es bewölkt und auf dem Rückweg regnete es stellenweise sogar leicht. Dafür war die Temperatur sehr angenehm, trotz der hohen Luftfeuchtigkeit. Weil Klausis Programm mit demjenigen von Jörn und mir nicht ganz kompatibel war, trennten wir uns nach ca. 35 km. Wir fuhren noch etwas weiter bis nach Waikaloha, einem Hotelresort bei ca. km 45. Wie es sich für zwei reifere Semester gehört, legten wir einen kurzen Kaffeestopp ein, bevor wir uns auf den Rückweg im Gegenwind aufmachten.

Nach 2:40 Std. und gut 87 km waren wir zurück. Die Fahrt war nicht ganz so wie geplant - die zwei berühmten "f"s hinterliessen auch heute ein paar Spuren. Sie stehen für to far und to fast, also zu weit und zu schnell. Aber der "Schaden" hielt sich in ganz engen Grenzen, was der anschliessende Koppellauf bestätigte. Leicht und locker gings auf dem Ali'i Drive voran und die Beine fühlten sich prima an.

Soweit also der busy morning.

Der Nachmittag ist voll und ganz der Regeneration gewidmet. Nach einem leichten Lunch ging ich noch kurz Einkaufen und dann war "alle Viere von sich strecken" angesagt. Am Samstag ist um diese Jahreszeit im TV Collage Football angesagt. Von morgens früh bis abends spät, ein Spiel nach dem anderen.

Und weil auch der IM Hawaii irgendwie nur ein Rennen wie jedes andere ist, kann es auch nicht schaden, hier und da einmal ein Bierchen zu geniessen. Besonders während man ein Football-Spiel am Fernsehen auf dem Bett liegend anschaut.


Soweit der lazy afternoon.

Obwohl die Anzahl der Triathleten vor Ort nun jeden Tag zunimmt, das morgenliche  Schwimmen am Pier fast schon zu busy ist (es mehren sich die Frontalzusammenstösse im Wasser!!) und vom Sonnauf- bis untergang emsiges Trainingstreiben zu beobachten ist, werde ich von Tag zu Tag entspannter. Ich kann jede Nacht rund eine Stunde länger schlafen und fühle mich schon sehr ausgeruht. Vor allem aber bin ich dieses Mal völlig immun gegen die Verlockung, mich dem allgemeinen Hype anzuschliessen.

Ich mache mein Ding, basta!

Freitag, 5. Oktober 2012

Room with a view.

Entlang dem Ali'i Drive stehen viele der Apartment-Anlagen, in denen die meisten Athleten während dem Ironman Hawaii logieren. Ich wohne dieses Jahr im Royal Sea Cliff. Das Apartment ist frisch renoviert und glücklicherweise wurden anstelle von diesen unsäglichen amerikanischen Langhaarteppichen Parkettböden verlegt. So tropft weder die Nase noch kratzt der Hals.

Schon von der Terrasse hinab bietet sich eine wunderbare Aussicht auf den Pazifik und die Kaffeeplantagen an den Hängen oberhalb von Kona. Hier ein paar Eindrücke:

Blick Richtung Kona - Gleich nebenan wohnen Caroline Steffen und
David Dellow.
Blick Richtung Vulkan.
Sandstrand?? - No way - Lavastrand!
Dann gibt es noch einen ganz speziellen Blick aufs Meer direkt vor dem Apartment. Im kleinen roten Kreis auf dem Bild unten seht ihr .... die letzte Boje beim Wendepunkt auf der Schwimmstrecke. Hier gäbe es also die erste Möglichkeit, direkt zurück ins Bett ..... just kidding!!

Ganz schön weit draussen - aber hey, 3,8 km sind
3,8 km!
Und last but not least: Mein eigener Wasserfall -
direkt vor der Apartmenttüre!

Langsam fühle ich mich angekommen. Obwohl ich logischerweise in der Nacht noch nicht durchschlafen kann, fühlte ich mich heute Morgen schon recht ausgeschlafen. Um 7 Uhr stieg ich beim Pier schon ins raue Wasser und schwamm etwas über 30 Minuten, die sich wegen der Wellen eher wie 50 Minuten anfühlten. Um 8 Uhr ist schon so viel los, dass Zusammenstösse im Wasser wohl an der Tagesordnung sind.

Das Frühstück im Lava Java schmeckte auch heute unglaublich gut. Und auch da wird es jetzt von Tag zu Tag voller.

Jetzt gehts ab in die Laufschuhe. Mal sehen, was die Beine schon hergeben. Aber mehr als 60 Minuten ganz easy tue ich mir nicht an. Ich stelle mich schon einmal darauf ein, massenhaft von keuchenden Spinnern überholt zu werden. Jedem das seine halt!

Aloha - aber nicht ohne Sitzleder!

So eine Reise nach Kona ist ohne Zweifel eine Ausdauerprüfung der Extraklasse. Wer also hier auf Hawaii am Ironman starten will, muss wohl oder übel eine rund 27 Stunden dauernde Prüfung aller Sinne auf sich nehmen.

Für mich gings los mit einem kurzen Spaziergang zum Bahnhof Horgen. Mit der S-Bahn um 8.04 Uhr weiter in Richtung Flughafen. Selbstverständlich ist im Berufs-Verkehr erstmal kein Sitzplatz frei. Aber Schwamm drüber, schliesslich darf man ja auf dieser Reise noch mehr als genug sein Hinterteil bemühen.

Nur 38 Minuten später war ich also am Flughafen und genehmigte mir erst einmal einen feinen Espresso und einen Muffin. Früh genug war ich ja da, so auf den letzten Drücker ist nicht mein Ding. Dann gings ab zum Gate, wo ich um 10.10 Uhr nach Frankfurt abflog.

Ein grosses Thema für die Economy-Passagiere ist ja immer die Beinfreiheit. Nun, für diesen kurzen Flug sollte dieselbe zum letzten Mal auf der Reise noch einigermassen genügend sein. Leider!

In Frankfurt galt es dann erst einmal die Zeit bis zum Abflug nach San Francisco um 14 Uhr tot zu schlagen. Im ganzen Termial gab es nur einen Sandwichstand, kein Restaurant, kein Starbucks oder ähnliches. So hiess es rund 20 Minuten anstehen, bis das Sandwich zu Mittag verspiesen werden konnte.

Wer öfter nach Amerika fliegt weiss, dass die Amis schon fast paranoid sind, was die sogenannte Sicherheit angeht. Man ist also gut beraten, früh ans Gate zu gehen um die ganzen Prozeduren über sich ergehen zu lassen. Fotografieren ist auch verboten, so konnte ich lediglich das Gate-Zeichen festhalten.

Umso erfreulicher war, dass der Flug pünktlich abhob. Weniger erfreulich war dann dafür die Beinfreiheit. In der alten B747 der United kommt wirklich Sardinenfeeling auf. Wer grösser als 1.80m ist, der hat ein echtes Knieproblem - bei mir gings gerade noch so. Schliesslich dauerte der Flug nun etwas über 10 Stunden und der Flieger war bis auf den letzten Platz besetzt.

Das Essen war dafür überraschend gut, aber eben halt nur ein Portiönchen und so war ich froh, dass ich einiges an Zwischenverpflegung mit dabei hatte.

Vier Spielfilme später kamen wir wiederum pünktlich ich San Francisco an. Es war gegen 16 Uhr Lokalzeit und die Reise dauerte nun schon 17 Stunden. Imigration und Zoll waren zum Glück schnell erledigt und so gings ein weiteres Mal zum Gate für den Weiterflug. Nicht, ohne vorher wieder Proviant zu kaufen, denn auf dem Weiterflug nach Kona gabs nichts zu essen.

Auch hier gings ruck-zuck und es schien, als dass wir ein weiteres Mal pünktlich abfliegen konnten. Doch dann kam die Mitteilung des Piloten, dass sich der Abflug verzögern würde, weil noch einige Velos fehlen würden. Wow, da wartet der Triathlet doch gerne etwas, wenn die Aussicht aufs Velo am Zielort damit auf fast 100% steigen.

Mit einer Stunde Verspätung gings dann zum dritten Mal in die Luft. Und 5.30 Stunden später waren wir endlich in Kona. Dauer der Reise bis zu diesem Zeitpunkt: 25 Stunden! Beinfreiheit wie im Bild oben. Aber jetzt war auch etwas Schlafen erlaubt, ohne die Nachtruhe später zu gefährden.

Nach der Begrüssung durch Hannes und Abholen des Gepäcks (yesssss, Velo und Koffer waren da!!) ging es weiter zum Alamo-Schalter zum Abholen des Mietwages. Mittlerweile war auch meine Müdigkeit so gross, dass ich vergass, auch diese Station bildlich festzuhalten.

Nach dem Einchecken im Royal Sea Cliff, Abholen des Gepäcks an der Lobby, dem Herausfinden, wie "das Apartment" funktioniert und einer wohltuenden Dusche war um 23 Uhr Hawaii-Zeit Lichterlöschen. Notabene 11 Uhr Schweizer Zeit und nach insgesammt 27 Stunden auf Achse.

Schlafen ist dann trotz grosser Müdigkeit eher schwierig, weil der Jetlag voll zuschlägt. Aber dank Melatonin gings doch für ein paar Stunden. Und so kams, dass ich um 7 Uhr morgens bereits am Pier zum lockeren Schwimmen war. Und das hat bereits für die anstrengende Reise entschädigt.


Wer also nach Kona will, braucht neben viel Ausdauer auch Sitzleder. Aber allerspätestens im Lava Java sind die Reisstrapazen vergessen. Aloha.