Dienstag, 28. Januar 2014

65 can save a life! ist online.

Rund US$ 85'000 an Spenden aus aller Welt konnten wir mit unserem 33-26 ride for charity:water sammeln. Ein tolles Ergebnis, denn es bedeutet unter dem Strich, dass mehr als 1'300 Familien in Kambodscha einen Bio-Sand-Filter erhalten werden - und damit sauberes Trinkwasser für mindestens 15 Jahre.

Aber der Kampf gegen die globale Wasserkrise und die damit verbundene Kindersterblichkeit geht weiter. Immer noch gibt es 800'000 Menschen auf unserem blauen Planeten ohne Zugang zur Quelle alle Lebens: sauberes Wasser.

Darum werde ich mich auch zukünftig dafür einsetzen, diesen Missstand zu beseitigen. So faszinierend und unvergesslich der 33-26 ride auch war, er darf kein einmaliges Erlebnis bleiben. Zu gross ist die Not und das Elend, das die Menschen ohne sauberes Wasser erdulden müssen.

Darum habe ich in den vergangenen Wochen eine Website gestaltet, welche als Anlaufstelle für Spendenprojekte von Ausdauerathleten dient. Diese Spendeaktionen werden alle Wasserprojekte von charity:water unterstützen, bei denen garantiert 100% aller Spenden dort ankommen, wo sie gebraucht werden.

Hier geht es zur Website: 65 can save a life!

Ganz aktuell ist im Moment meine Spendenaktion zu meinem 57. Geburtstag. Jeder ist dazu eingeladen, mit einer Spende von US$ 20 eine Party zu ermöglichen, welche nicht am 18. Februar stattfinden wird und weder in der Schweiz, noch in Australien, wo ich mich immer noch aufhalte. Sie wird - und das hat charity:water eben bestätigt - irgendwo in Kenya stattfinden, wenn ein Dorfgemeinschaft einen frisch gebohrten Brunnen feiern wird, der ihre Wassernot ein für alle Mal beseitigt.

Das Besondere an dieser Aktion: Ich werde jede Spende verdoppeln! Also Leute: mitmachen - macht mich arm!

Hier geht es direkt zur Geburtstags-Party!

Wenn du dein eigenes Wasserprojekt starten möchtest und es auf meiner Website platzieren willst, setz dich einfach mit mir in Verbindung und ich werde dich unterstützen: gfisch@bluewin.ch!


Nur US$ 20 kostet es, einem Menschen in einem Drittweltland sauberes Wasser zu schenken. So wenig für uns - so unbezahlbar für sie!

Mittwoch, 22. Januar 2014

Aussie Days: 26. Januar - Australian Day!

Der Australia Day ist Australiens offizieller Nationalfeiertag und wird am 26. Januar gefeiert. Im Gegensatz zum 1. August, wo der Sage nach die drei Urkantone Uri, Schwyz und Nidwalden 1291 auf dem Rütli die Eidgenossenschaft begründeten, erinnert das australische Gegenstück an die Ankunft der First Fleet in Sydney Cove am 26. Januar 1788. Damals hatte die Schweiz schon fast 500 Jahre auf dem Buckel.

Die einzigen Prallelen zum Schweizer Nationalfeiertag bestehen wahrscheinlich darin, dass ein Grill angeschmissen wird und literweise Bier fliesst. Aber schon beim Grillgut scheiden sich die Geister, denn Cervelat und Bratwurst gibt es hier nicht. Und auf schwülstige Reden landauf, landab verzichten die Aussies eh, denn die halten nur vom Fressen und Saufen ab.

Dafür werden die Titel des Order of Australia und des Australiers des Jahres an diesem Tag verliehen. Da kann man sich ja auch prächtig zuprosten. Und natürlich dürfen die vielen Feuerwerke nicht fehlen - obwohl das bei der zur Zeit herrschenden Trockenheit in vielen Landesteilen wohl nur auf oder am Wasser empfehlenswert ist.

In einem haben uns die Aussies aber auf jeden Fall etwas voraus. Für einige Jahr wurde der Nationalfeiertag am dem 26. Januar nächstgelegenen Montag gefeiert - langes Wochenende lässt grüssen. Heutzutage wird er aber am tatsächlichen Jahrestag zelebriert. Fällt er hingegen - wie dieses Jahr - auf ein Wochenende, ist der darauffolgende Montag zusätzlich frei.

Die Flotte, eben First Fleet genannt, welche dem Australia Day als Ereigni dient, verliess am 13. Mai 1787 Portsmouth in England. An Bord waren 756 Strafgefangene und 550 Besatzungsmitglieder. Sie umfasste insgesamt 11 Schiffe.

Laut englischem Straftrecht durften alle verurteilten Kriminellen mit einer Strafe von mindestens 7 Jahren deportiert werden. Und so kams, dass bis zum Einstellen der Deportation am 26. Juni 1857 insgesamt 134'000 verurteilte Sträflinge von England nach Australien gebracht wurden.

Die Australier hören es - wen wundert's - gar nicht gerne, wenn man sie als eine Nation entsprungen aus dem Abschaum aus England bezeichnet. Und trotzdem hat so manch einer einen lückenlosen Stammbaum zurück in diese Zeit.

Vor wenigen Wochen machte Aldi (ja, die gibt's hier leider auch) Schlagzeilen im Zusammenhang mit dem Australia Day. Man dachte in deren Chefetage, es wäre doch witzig, ein paar besonders gelungene, patriotische T-Shirts zum Nationalfeiertag in den Verkauf zu geben:


Das Exemplar links mit dem Aufdruck "Australia Est. 1788" sorgte für einen Sturm der Entrüstung. Established, zu gut Deutsch gegründet, stiess vielen Aussies und vor allem Aborigines sauer auf. Sie begründeten ihren Ärger über dieses T-Shirt damit, dass es rassistisch sei, könne doch nie und nimmer von gegründet die Rede sein, vielmehr jedoch von besetzt oder im besten Fall kolonialisiert.

Da steckt schon ein Funken Wahrheit drin, denn damals war es bekanntlich Usanz, neu entdeckte Kontinente oder Länderein ganz einfach zu annektieren und dem König und Vaterland zukommen zu lassen. Ureinwohner hin oder her, zumal sich diese aufgrund ihrer naturverbundenen Lebensweise recht einfach als "Wilde" kategorisieren liessen.

Nun denn, Aldi blieb nichts anderes übrig, als dieses T-Shirt wieder aus dem Regal zu nehmen. Obwohl es auch viele Stimmen gab, die sich für einen Verkauf aussprachen - auch hier gibt's halt viele Prolls (hier heissen sie bogans)!

Immerhin hat sich am 13. Februar 2008 Australiens damaliger Premierminister Kevin Rudd in einer denkwürdigen Ansprache vor dem Parlament bei den Ureinwohner für das ihnen zugefügte Leid entschuldigt. Etwas, was z.B. die Amerikaner gegenüber den Indianern noch immer nicht getan haben.


Sonntag, 12. Januar 2014

Aussie Days: Der Versuch, ein ganzes Pferd zu werden.

Der Alltag hat mich wieder. Und weil es am 9. Februar mit dem 70.3 Geelong schon wieder um einen Slot geht, bestimmt das Training meinen Tagesablauf zu grossen Teilen.

Langsam verabschiedet sich die Müdigkeit aus dem 33-26 ride for charity:water aus meinen Knochen und das Gefühlt für swim/bike/run kommt zurück. Und auch der Kopf ist wieder frei, um das Ziel Quali für die 70.3 Worlds in Mont Tremblant fokussiert anzugehen.

Hier in Australien bestimmen die Cricket Test gegen England die Headlines. Nachdem die Aussies die Ashes mit einem clean sweap (will heissen 5:0) zurückgewonnen haben, spielen sie nun weitere sog. 1 day tests gegen den gleichen Gegner. Ich kann mich für diese Sportart weiterhin kaum begeistern und so wundere ich mich einfach nur, welchen Stellenwert er hier geniesst. Manchmal sind bis zu 10 Seiten im Sportteil grosser Zeitungen damit gefüllt.

Und dann sind sie hier ja auch ganz verrückt nach Pferderennen. Darüber und den Melbourne Cup, der das ganze Land lahmlegt, habe ich ja schon berichtet. Letzte Woche nun fand der sogenannte Magic Million Sale an der Gold Coast statt.

Wenn ich es richtig mitbekommen habe, werden dort einjährige Vollblüter versteigert und alles gerät in Verzückung, wenn es ein Pferd für eine Million AUD oder mehr den Besitzer zu wechseln. Ein Jahr später sind diese Pferde (also alle, nicht nur diejenigen für über eine Million - was sehr selten ist) dann berechtigt, in der Magic Million Classic an den Start zu gehen.

Vor ein paar Tagen nun hat das Pferd "Unencumbered" (was soviel wie "unbelastet" heisst) dieses prestigeträchtige Rennen für Zweijährige gewonnen.

Auch ich stand diese Woche am Start für ein Rennen - gegen mich selbst. Coach Kristian verordnete mir einen Schwellentest auf dem computrainer. Autsch! Die Belastung dauert zwar nur 20 Minuten aber die ist so was von Vollgas, dass sich die Balken biegen. Und schliesslich will man ja einen Fortschritt sehen, weil sonst die kollektive Panik ausbricht.

Übrigens: Wir stechen weder ins Ohrläppchen, noch in den Finger. Dieser Test verläuft absolut unblutig. Einfach 20 Minuten alles raushauen bei 2% Steigung.

Und dann, nach 20 nie enden wollenden Minuten spuckt der Computer das Resultat aus. In meinem Fall:
  • 305 Watt im Durchschnitt (das macht mich zu einem 41,4%igen Pferd)
  • 289 Watt theoretischen Leistung bei 60 Minuten Vollgas (oh je, ich bin nur noch zu 39.3% ein Pferd)
  • + 8 Watt gegenüber Anfang Oktober 2013 (1% mehr Pferd, als vorher)
Damit der Test für meinen Coach relevante Daten lieferte, musste ich am Morgen eine 3 km-Schwimmeinheit mit 2 km Time Trial absolvieren. Schliesslich steigen wir Triathlonisten ja immer erst nach einer Runde bädelen aufs Rad.

Nun denn, wieder ein Mü besser geworden. Dumm nur, dass ab morgen Montag der Rollenwiderstand den neuen Werten angepasst wird. Und ob ich das dann so prickelnd finde, weiss ich noch nicht. Schliesslich hat's auch vorher schon mächtig weh getan.

Aber ich will dann mal nicht jammern. Schliesslich werde ich bald 57 und es scheint immer noch aufwärts zu gehen. Zumindest auf dem Papier. Für die Motivation und das Selbstvertrauen ist's auf alle Fälle gut. Auch, wenn ich wohl zu Lebzeiten kein ganzes Pferd mehr werde.


Mittwoch, 8. Januar 2014

33-26 ride for charity:water - Tag 6: Kings and queens / Heros

Ist es wirklich der letzte Tag des Abenteuers 33-29?, fragte ich mich, als frühmorgens um 4:45 Uhr der Wecker läutete. Noch einmal über 200 km und dann vorbei? Und wie haben meine Beine die Hölle von gestern verdaut?

Im Gegensatz zu den vorangegangen Tagen brachen wir schon um 5:30 Uhr auf - alle wollten zeitig in Noosa ankommen. Und so kam's halt wie immer - Achtung, fertig, %*"/+&! Und hätten wir nicht nach 25 km einen Kaffeehalt eingelegt, ich wäre wohl heute noch alleine unterwegs. Meine Beine gaben mir eine klare Antwort auf die oben gestellte Frage: Fuck you!

Zähne zusammen beissen, sagte ich mir. Es ist der letzte Tag und dann ist es vorbei. Einfacher gesagt als getan. Und als wir dann in zum welligen Aufstieg zu zum Lake Vivenhoe kamen, hatte ich die Schnauze definitiv voll. Ich liess mich zurückfallen, fuhr mein eigenes Tempo (wie immer nur wenig langsamer, denn ich hatte Sichtkontakt) und wie durch ein Wunder fühlte ich mich schlagartig besser und hatte enormen Spass.

Dann liess sich Luke zurückfallen und schnautzte mich an, ich solle mich gefällig etwas anstrengen und nicht immer 100 m hinter der Gruppe fahren. So müssten sie immer warten. Ich sagte ihm, ich gäbe was ich noch übrig hatte und wenn das nicht reichten sollte, so be it. Und er solle mich gefällig in Ruhe lassen. Darauf schlich er sich irritiert von dannen.

Nun, kurz darauf konnte ich wieder aufschliessen und wir radelten zügig erst dem erwähnten Lake Wivenhoe und dann dem Lake Somerset entlang. Beide Stauseen schützen Brisbane vor Sturzfluten, liefern Trinkwasser und auch Strom. Die Landschaft ist absolut atemberaubend - auch wenn wir den ganzen Tag über einen bedeckten Himmel hatten. Die Farben waren grossartig.

In der Gruppe wuchs der Widerstand gegen die letzten 40 km, welche laut Streckenplan noch einmal enorm anspruchsvoll waren. Auf meinen Einwand hin, einfach etwas langsamer zu fahren reagierte sie ignorant - sie wollten einfach ihren Willen durchsetzen. Die Helden waren alle müde. Gut so!

Und so kam es, dass wir schon früh in Richtung Sunshine Coast abbogen und uns zwischen Caloundra und Mooloolaba verboternerweise zwischen unseren Begleitfahrzeugen auf die Autobahn begaben. Wir hatten Glück, denn der Wind kam von Süden und das bedeutete Rückenwind. So ging's mit fast 50 Sachen zügig voran in Richtung Noosa Main Beach.

Ich hatte mich inzwischen vollständig aufgefangen und meine Beine kooperierten in vollem Umfang. Zurück in bekannten Gefielden spannte ich mich mit Kristian vor die Gruppe und wir fuhren der Küsten entlang dem Ziel entgegen. Zum ersten Mal in sechs Tagen sahen wir wieder das Meer und Strände.

Und dann war es soweit. Wir überfuhren den Noosa Hill und dann bergab auf den Noosa Main Beach zu. Es war geschafft. Der Empfang von Freunden und Familie war herzlich und alle waren glücklich, dass wir unfallfrei und gesund angekommen waren.

So gigantisch das Erlebnis war, meine Emotionen und Gefühle waren gemischt. Stolz, es geschafft zu haben mischten sich mit der Enttäuschung, als schwächstes Glied in der Gruppe nicht immer mitgehalten zu haben. Die physische Anstrengung war enorm und wohl mit das Härteste, was ich bisher gemacht hatte. Aber der psychische Druck war noch um einiges grösser. Und ganz ehrlich, daran werde ich wohl noch ein Weilchen zu knabbern haben.

Sechs Tage unterwegs als Aussenseiter, das ist hart. Um das zu verarbeiten habe ich diese sechs Tage mit meinen Berichte und den Bildgeschichten aufgearbeitet. Ich war zwar dabei, hatte aber nie das Gefühl, mit dazu zu gehören.

Fertig gejammert. Ich hoffe, ihr hattet Spass an den selbstgebastelten Bildgeschichten und meinen Schilderungen.

Und hier nun der 6. und letzte Akt:


Grosser Kanton - ihr wisst schon!

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Dienstag, 7. Januar 2014

33-26 ride for charity:water - Tag 5: Hells bells

Am Morgen des 5. Tages hatten sich die Gewitter über Casino verzogen und die Temperatur war durchaus im angenehmen Bereich. Wieder mit Kristian im Zimmer verliess ich mich darauf, dass sein Wecker um 4:45 Uhr den angenehmen Träumen den Garaus machen würde. Aber weit gefehlt: Kein Wecker und prompt verschliefen wir uns bis um 6 Uhr.

So kam gleich etwas Hektik auf, obwohl draussen von den Kollegen auch noch nicht viel zu sehen war. Und unsere Support Crew hatte nun auch ihren ersten Durchhänger. Kein Tisch mit allerlei Leckerem zum Frühstück - es galt, sich alles selbst zusammen zu suchen.

Aber alle schienen den vorangegangenen Hitzetag gut verdaut zu haben. Ob das auch für die Pizza, resp. Take-away Chinese galt, entzieht sich meiner Kenntnis. Die zwei einsamen gesunden Esser am Vorabend waren Kristian (als Zölliakie-Patient notwendigerweise) und ich (freiwillig).

Für einmal informierte Kristian etwas ausführlicher über das Streckenprofil des Tages. Vom Start weg sollte es immer leicht ansteigen aber mit lediglich ca. 400 Höhenmeter über den ersten Berg konnte uns das nach allem, was wir an den Vortagen so erlebt hatten, kaum erschüttern.

Nach rund 50 km wollten wir uns dann ein Käffchen gönnen, aber der einzige Kiosk weit und breit hatte keinen Kaffee im Sortiment. So hielten wir am lokalen Kinderspielplatz an und brauten uns das brauen Gold selbst. Nicht, ohne dass drei von uns in ein und denselben Hundegaggel traten und erst einmal das braune Stinkende loswerden mussten!

Mit nur rund 190 km war dies auch gleich die kürzeste Etappe auf unserer Fahrt nach Noosa. Dafür verliessen wir den Gliedstaat New South Wales und überquerten die Grenze zu Queensland. Auf dem Weg zu dieser Grenze fuhren wir über die Lions Road und den Lions Border National Park. Unzählige zum Teil sehr baufällige Brücken galt es mit guten Steuerkünsten zu passieren, denn die Holzplanken waren teilweise absolut lose.

Der Aufstieg zur Grenze durch den National Park war dann einer der schönsten Streckenabschnitte der ganzen Tour. Tropischer Regenwald in sattesten Grüntönen liessen einen die zum Teil ruppigen Anstiege und die hohe Luftfeuchtigkeit vergessen.

Nach dem Mittagshalt fuhren wir zum ersten Mal mit Gegenwind. Und wie gehabt schien das meine Kollegen dazu zu animieren, mächtig auf's Gas zu drücken. Noch war die Distanz zum Tagesziel über 70 km - zu weit, um sie alleine im Gegenwind zu fahren. Also blieb mir nichts anderes übrig, als auf Teufel komm raus dranzubleiben.

Und das war sehr, sehr schwierig, denn wir fuhren auf einer Windkannte - bekannt aus der Tour de France. Weil wir aber nicht die ganze Strasse für uns zur Verfügung hatten, konnte wir keine Windstaffel bilden uns so musste jeder für sich schauen, dass er kein Loch aufriss. Meine Füsse machten mir zunehmend zu schaffen. Weil es am Nachmittag auch wieder so gegen die 40° ging dehnten sie sich aus und hatten zu wenig Platz in den Radschuhen. Zeitweise musste ich aus den Schuhen heraus und wie beim Tri-Start auf den Schuhen fahren. Das machte es noch schwerer, dran zu bleiben.

Dann, nach rund 2 Stunden gnadenlosem gekeile endlich die erste Ampel der Stadt Ipswich, in deren Vorort Yamanto unser Motel lag. Und das keine Sekunde zu spät, denn ich war nun wirklich am Ende meiner physischen und mentalen Kräfte. Und so kam's, dass ich mich bei der Ankunft einfach nur noch auf den Boden legen konnte, so kaputt war ich.

Aber einen Cider und einige kühlen Orangenschnitze später erholte ich mich dann doch recht schnell. Und weil bis zum Abendessen (im Restaurant!!!) noch rund vier Stunden Zeit war, konnte ich in aller Gemütlichkeit duschen und mir dann im Organic Coffee Shop einen leckeren Smoothie, einen doppelten Espresso und zwei Goji-Balls genehmigen.

Einen Tag noch und dann würde es geschafft sein. Über 1'000 km in 5 Tagen - zum ersten Mal war ich ein bisschen Stolz auf mich.

Und hier die bewegten Bilder zum Tag 5. Wer aufmerksam gelesen hat, der wird die Musikwahl sofort verstehen!!



Und für die Deutschen Freunde der Beschiss-Link- ich bescheisse, nicht ihr :-)!

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Montag, 6. Januar 2014

33-26 ride for charity:water - Tag 4: Summer song

Auch zu dritt im Zimmer lässt es sich schlafen. Die Nach im Bates-Motel in Ebor verbrachte ich im Zimmer mit Adam, dem Fotografen, und Luke, dem Vize-Weltmeister. Was Luke und ich gemeinsam hatten? Nun, wir konnten beide lange nicht einschlafen. Adam hingegen döste friedlich vor sich hin. Und was lernen wir daraus: Fahrrad fahren ist aufregender als das Fotografieren.

Aufgrund der sehr spartanisch eingerichteten Zimmer ohne Küchenzeile gab's zum ersten Mal auch keine Eier und Speck zum Frühstück. Aber Bananen, Nüsse, Kürbisbrot und Avocado stillten der ersten Hunger vorzüglich.

Wie üblich schwangen wir uns um 7 Uhr auf unsere Velos und nahmen den Weg nach Casino unter die Räder. Kristian versprach uns hoch und heilig, dass es auf dieser Etappe keine versteckten Berge geben würde und wir einen negativen Höhenunterschied von über 1'000 m geniessen könnten. Das traf dann tatsächlich auch zu - und trotzdem bewältigten wir von oben nach unten wieder über 2'200 Höhenmeter. Das Land hier schenkt einem nichts.

Und es war warm. Von Anfang an. Und wieder fuhren sie los, wie wenn es kein morgen gäbe. Vielleicht dieses Mal mit dem Hintergedanken: wenn's schnell geht gibt's mehr Fahrtwind. Und wie jeden Morgen bisher dasselbe déja-vu: ich wurde immer wieder abgehängt, denn die Buckel waren an diesem Tag zwar nicht sehr lang, dafür umso steiler.

So kam ich schon ziemlich genervt am ersten Kaffeestopp an, der notabene nicht wie angekündigt nach 60 km, sondern erst nach 75 km zum Absteigen einlud. Ich war echt sauer auf die Kollegen und die Kollegin, denn ich hatte sie gebeten, doch einfach ein klein wenig langsamer die Buckel hinauf zu fahren. Aber offenbar waren sie auf beiden Ohren taub.

Als wir dann weiter fuhren dachte ich mir: leckt mich doch alle, jetzt mache ich einfach trotzig mein Ding. Und tat das dann auch. Mit dem Effekt, dass ich nun auf einmal Spass hatte.

Dann der Mittagshalt. Es war drückend heiss und schwül. Als wir endlich ein schattiges Plätzchen gefunden hatten, kreuzte Naomi mit einer riesen Tüte voller Bigmacs und Fritten auf. Und es kam, wie es kommen musste: Die Jungs stürzten sich darauf, wie die Tiger auf's Steak.

Was dann folgte, war Australischer Sommer vom Feinsten. Das Gelände war nun lediglich noch leicht rollend und so konnte ich mich wieder in die Gruppe einreihen. Dann viel mir auf, dass es von unten tönte, wie wenn man Luftpolsterfolie zerdrückt. Mittlerweile war die Temperatur auf über 38° gestiegen und der Strassenbelag bildete kleine Bläschen, die beim darüberfahren platzten.

Ich traute meinen Augen kaum: alle paar Minuten zeigte mein Garmin einen neuen, persönlichen Hitzerekord an. Erst langsam über 40°, dann immer höher bis auf 44,7°! Und je heisser es wurde, desto weniger Luft bekam ich. Als wir nach einer gefühlten Ewigkeit endlich wieder einen Wasserstopp einlegten hatte ich bereits einen prächtigen Astma-Anfall und hyperventilierte wie ein Ochse.

Leigh und die Jungs deckten mich mit eiskalten, nassen Tüchern zu, reichten mir Wasser und Cola und Salz. Und so langsam beruhigte sich meine Atmung. Zwei Schüsse Ventolin waren dringend nötig, damit ich die Fahrt überhaupt fortsetzen konnte. Aber ich wollte unter keinen Umständen ins Begleitfahrzeug, obwohl mir das alle rieten.

Weiter also der Nase nach. Dann schlug das Wetter um. Hinter uns hatte sich eine mächtige Gewitterzelle aufgebaut, die uns langsam einholte und kurz darauf mit Blitz und Donner begleitet die Schleusen öffnete. Welch eine Wohltat - noch nie bin so begeistert gewesen über Regen auf dem Velo.

Der Sturm baute sich so stark auf, dass wir rund 15 Minuten Schutz suchen mussten vor den Böen und all dem Zeugs, das uns um die Ohren flog. Nur 30 Minuten nach den gemessenen 44,7° war das Thermometer auf knapp unter 20° gesunken! Ein Segen für den überhitzten Körper.

Als wir nach über 220 km  dann unser Motel in Casino erreichten waren wir alle total durchnässt und froh, diesen Hitzetag schadlos überstanden zu haben.

Hier die bewegten Bilder dieses aussergewöhnlichen 4. Tages:


Und wie gehabt der Überlistungslink:

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Sonntag, 5. Januar 2014

33-26 ride for charity:water - Tag 3: Gimme shelter

Tag 2 hatte wirklich schon einiges an Landschaden angerichtet. Ich fand es schwierig einzuschlafen und wachte während der Nacht auch einige Male auf. Als der Morgen dämmerte zeigte sich Nowendoc nebelverhangen und empfindlich kühl. Langsam erwachte unser kleines Fahrerlager und einer nach dem anderen griff sich etwas zum Frühstück.

Naomi und Leigh, unsere beiden Lebensretter und Supporter, sorgten wiederum für leckeren Bacon mit Eggs. Und frisch gestärkt und fast schon wieder hellwach - dem 33-26 fairtrade coffee sei dank - nahmen wir den 3. Tag unter die Räder.

Kristian hatte uns die ersten 60 km als flach versprochen und so fuhren wir zügig bis schnell, wie immer, los. Und schon nach ca. 15 km verzog sich der Nebel und es herrschte eitel Sonnenschein, ohne ein einziges Wölkchen am Himmel. Ich litt wie immer, aber es sollte noch schlimmer kommen.

Kaum hatten wir uns alle warm gefahren und Spass am rollenden Gelände ohne steile Anstiege .... eine neue Wand. Erst dachte ich, das sei einfach ein etwas längerer Hügel aber er wurde länger und länger und steiler und steiler und wollte auch gar nicht mehr aufhören ... bis er nach 8 km dann doch endlich ein Ende hatte. Der Tacho zeigte keine 50 km und schon wieder 900 Höhenmeter an. Erste Strangulierfantasien mit Kristian als Opfer machten sich in meinem Kopf breit.

Aber dieser Tag sollte ein ganz anderes Ende nehmen. Für einmal schien sich die Luftfeuchtigkeit schneller als sonst zu verziehen und der doppelte Espresso beim ersten Halt aus einer Wunderbohne zu bestehen. Wie auch immer, ich konnte das Tempo gut mithalten, meine Führungsarbeit leisten und etwas Respekt zurück gewinnen.

Nach dem Mittagshalt kippte die Stimmung. Keiner wollte so richtig fahren, Kristian aber so schnell wie möglich nach Ebor, unserem Ziel des 3. Tages. Wieso wusste keiner so richtig, denn laut seinen eigenen Aussagen würden wir in einem ähnlich gruseligen Motel übernachten, wie es Norman Bates und seine tote Mutter im Film Psycho betrieben.

So puschte er das Tempo und nur ich ging mit. Das schien ihn total zu irritieren, denn was er auch versuchte, er wurde mich einfach nicht los. Aber war er vor hatte, war Blödsinn, denn es kam ja nun wirklich nicht darauf an, ein paar Minuten früher unter der Dusche zu stehen. Meine Trinkflaschen waren fast leer, als Leigh mit dem einen Support-Fahrzeug am Strassenrand stand und so entschloss ich mich dazu, ihn fahren zu lassen und meine Flaschen aufzufüllen. Und meine Strangulier-Phatasie wich einer Messerattacke unter der Dusche.

Und so kam's, dass wir restlichen 9 Fahrer (und Fahrerin) quasi ein Gruppetto bildeten und zwar zügig aber sehr locker und beschwingt den Rest der Tagesetappe hinter uns brachten. Zum ersten Mal hatte ich das Gefühl, dass so etwas wie eine engere Gruppendynamik aufkam.

Nun denn, Kristian hatte zwar bezüglich der ersten 60 km das Streckenprofil nicht mehr wirklich präsent, aber was das Motel anging, waren seine Schilderungen ziemlich auf dem Punkt. Das Motel hatte wohl auch schon bessere Tage gesehen aber wenigstens waren die Zimmer sauber und die Betten in Ordnung.

Die Anstrengungen zeigten sich jetzt aber schon sehr deutlich, denn erst konnte ich fast zwei Stunden lang nicht einschlafen und dann, kaum war ich im Land der Träume, ging die Alarmanlage eines unserer Begleitfahrzeuge im 15 Minuten-Takt los. Grossartig ....

Es war Halbzeit und irgendwie schlich sich das Gefühl ein, dass die zweiten 3 Tage uns noch mit vielen Überraschungen beglücken würden. Schon der folgende Tag sollte das eindrücklich bestätigen.

Hier aber erst einmal die bewegenden Bilder des 3. Tages:



Und wenn's nicht gezeigt werden sollte, auf diesen Link hier klicken und die Musikindustrie austricksen:

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Samstag, 4. Januar 2014

33-26 ride for charity:water - Tag 2: Back in the saddle again

Wie ich ja schon berichtete, hatten wir eine gefühlte Tonne Lebensmittel und Sportverpflegung in unserem Van gebunkert. Der Plan war, dass wir uns so weit wie möglich autark verpflegen würden. Nun, am Abend des ersten Tages wurde der Grill angeworfen (ja, kein Aussie reist ohne Barbie!!) und gemütlich gepicknickt. Noch waren die Batterien ja voll geladen.

Am Morgen des 2. Tages gab's dann Rühreier und Speck aus zwei Kitchenettes in unseren Motelzimmern. Und pünktlich um 7.00 Uhr ging's los auf die 2. Etappe.

Vor der Abfahrt erklärte uns Kristian kurz die Route und meinte dann noch trocken, dass wir auf den letzten 30 Kilometern nicht nur eine kleine Wand zu bezwingen hätten, sondern in der Folge auch noch einmal ein kleines Feuerwerk an giftigen kürzeren Steigungen. Wird schon nicht so schlimm werden, dachten wir alle. Von wegen.

So rollten wir also los. Oder besser: so preschten wir los. Meine Kollegen fuhren in jeden Hügel hinein, als wäre es der letzte. Dabei war es immer nur der letzte vor dem nächsten. Und dem nächsten. Und dem nächsten. Trotz Doppelladung Ventolin machte mir die Luftfeuchtigkeit zu schaffen und ich musste vom ersten Meter an ein für mich doch recht unkomfortables Tempo mitfahren.

Bereits bei unserem ersten Zwischenhalt machten sich erste kleine Bobos bemerkbar - nicht bei mir, sondern bei zwei unserer drei Ex-Profis. Nicht etwa die Beine sondern die Rücken- und Nackenmuskulatur war bei ihnen schon etwas verspannt. Aber entgegen meinen Hoffnungen, dass dadurch das Tempo etwas zurückgehen würde, preschten wir wie gehabt wieder los.

Unser Tagesziel war Nowendoc. Und weil ich vergessen habe die Streckenkarte im Filmchen unter zu
bringen, zeige ich sie ausnahmsweise hier.

Bis ca. 165 km hatten sich bereits rund 2'300 Höhenmeter angesammelt und entsprechend fühlten sich die Beine an. Ich war abgehängt und richtet mich auf eine mehr oder weniger entspannte Fahrt bis zum Etappenort ein, als ich meinen Augen nicht traute. Vor mir türmte sich eine Wand auf - über 15% steil.

Die Temperatur war auch schon über 35° und so kam, was kommen musste: ich kroch die Steigung hoch. Manchmal zeigte der Garmin weniger als 7 km/h an und der Blick nach oben verhiess wenig Gutes. Dieses Monster wollte einfach nicht aufhören. Und als nach rund 3 km die ersten Krämpfe in die Oberschenkel schossen, musste ich tatsächlich vom Rad. Zu steil um die Krämpfe wieder los zu werden.

Ich wollte den Bettel schon hinschmeissen, als ich zwei Kollegen einholte, denen es noch beschissener ging als mir. Und 2 km vor dem vermeindlichen Kulminationspunkt stand eines unserer Begeitfahrzeuge mit frischer Tranksame und Verpflegung. Und siehe da: Pete und Caroline waren auch da.

Ich entschied mich für kurz aber heftig verpflegen und fuhr weiter. Aber die Steigungen folgten sich wie das Amen in der Kirche. Noch eine, noch eine, noch eine. Und wieder Krämpfe, jetzt auch in den Füssen. Und so kam's, dass ich für die rund 23 km bis nach Nowendoc noch gut 1 1/2 Stunden brauchte. Aber ich kam vor der Gruppe hinter mir an. Ein Teilerfolg.

Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass die Steaks und Sausages vom Barbie himmlisch mundeten. Und selbst das äusserst spartanische Motel in der Mitte des Niemandslandes hatte seinen Charme - besonders das schmale Bett.

Und hier die visuellen Eindrücke dieses 2. Tages:


Freitag, 3. Januar 2014

33-26 ride for charity:water - Tag 1: Highway Star

Langsam lüftet sich der Nebel im Kopf und die Bilder, Geschichten, Anekdoten und Lacher werden wieder klarer und sichtbar. So habe ich mich entschlossen für jeden Tag einen kleinen Fotofilm zu schustern und mit euch zu teilen.

Und selbstverständlich darf auch der kleine Reisebeschrieb nicht fehlen, denn nicht alles, was sich ereignet hat, ist auf Bildern festgehalten.

Als wir uns am 26. Dezember, morgens kurz nach 6 Uhr am Bondi Beach trafen, hatten Kristian, Pete und ich schon vier sehr anstrengende Tage hinter uns gebracht. So nebenbei hatten wir rund 250 gesunde Energieriegel hergestellt, 15 glutenfreie Bananen-, Kürbis- und Zucchini-Brote gebacken und eine gefühlte Tonne sonstiger Lebensmittel und Material durch die Gegend geschleppt. Aber nun war diese Anstrengung vergessen und es konnte endlich losgehen.

So traf die Queensland Crew also zum ersten Mal auf die New South Wales Crew und alle waren gespannt, wie die sechs Tage wohl werden würden. Und nachdem es die ganze Nacht wie aus Kübeln geschüttet hatte, zeigten sich pünktlich zur Abfahrt ein paar Sonnenstrahlen und wärmten uns auf, denn es ging ein kühler, starker Wind.

Nach allerlei Verabschiedungsritualen fuhren wir denn also los mit Ziel Noosa Main Beach, rund 1'300 km entfernt. Erst durch die Innenstadt von Sydney, über die weltberühmte Harbor Bridge und dann durch die Suburbs in Richtung Norden. Aber schon nach rund 40 Minuten gingen die Schleusen wieder einmal auf und schon waren wir klitschnass.

Schon in Sydney musste ich feststellen, dass meine Erholung vom Ironman Western Australia noch nicht so weit fortgeschritten war, dass ich die vielen kleinen, giftigen Anstieg problemlos hätte hochfahren können. Und die lokalen Jungs drückten dann auch gleich einmal aufs Tempo. So kams, dass ich im ersten längeren Anstieg auf super-rauher Strasse schon einmal abgehängt wurde. Das konnte ja heiter werden.

Bis zum ersten Verpflegungshalt hatte ich mich dann aber wieder aufgefangen und so konnte ich erst mitfahren und nach dem Mittagshalt auch meinen Teil an der Führungsarbeit verrichten. Nach rund 3 Stunden hörte dann auch der Regen auf und in der Folge hatten wir wunderbaren Sonneschein bis zu unserem Tagesziel Bolwarra.

Alle waren zwar froh, dass die erste Etappe im Kasten war, aber es herrschte sehr gute Stimmung. Wenig wussten wir, dass das ständige Auf und Ab uns auf der ganzen Fahrt über treu begleiten würde und was uns am Tag 2 erwarten würde. Aber dazu morgen mehr.

Viel Vergnügen beim kleinen Heimkino-Filmchen des ersten Tages:



Achtung: wer den Film nicht anschauen kann, weil er auf youtube gesprerrt wurde, bitte auf diesen Link klicken:

 http://4.hidemyass.com/ip-1/encoded/Oi8vd3d3LnlvdXR1YmUuY29tL3dhdGNoP3Y9NXpKZEFUYzRZYjg%3D

Mittwoch, 1. Januar 2014

33-26 ride for charity:water - 6 Tage Abenteuer durch das wilde Australien

In sechs Tagen vom Bondi Beach, Sydney, nach Noosa Main Beach mit dem Velo. 1'259 km gespickt mit 14'900 Höhenmetern. Hätte ich gewusst, was da auf mich zukommt, wäre ich wohl kaum so entspannt nach Sydney geflogen. Sechs Tage lang physisch und psychisch am Limit - oft hat nur noch der Gedanke an warum wir das machen verhindert, dass ich vom Rad gestiegen wäre und es im nächsten Strassengraben entsorgt hätte.

10 Fahrer, zwei Betreuer, ein Fotograph - alle sind wir gestern Nachmittag gesund aber total kaputt in Noosa angekommen. Im "Gepäck" weit über US$ 70'000 an Spenden, welche Familien in Kambodscha sauberes Trinkwasser ermöglichen. Das genaue Ergebnis wird erst Mitte Januar bekannt sein, denn es werden noch Firmenspenden erwartet, die in den ersten Arbeitstagen des neuen Jahres eingehen.

Wer mit dabei war, wo wir überall durchgeradelt sind, das alles findet ihr auf der Website 33-26.com.

An dieser Stellen möchte ich allen ein prächtiges 2014 wünschen und mich noch einmal für die tolle Unterstützung unseres Projekts bedanken. Ihr seid grossartig!

Es fällt mir immer noch schwer, meine Gedanken richtig zu ordnen und die Eindrücke dieser aussergewöhnlichen Reise zu verarbeiten. Die Tage verschwimmen alle ineinander und jeder Versuch, die Ereignisse chronologisch zu ordnen, scheitert. Die Müdigkeit ist zu gross. Aber ich möchte unbedingt schon heute das Erlebte mit euch teilen. Darum habe ich mich dazu entschieden, ein grosses Bildalbum zu veröffentlichen und anstelle eines "Reiseberichts" Momente und Erlebnisse zu schildern - ohne Anspruch auf Vollständigkeit und chronologisch richtige Reihenfolge.

Hier geht es zur Diashow!

Nun also zu dem, was mir mit weniger als 24 Stunden Abstand und Erholung so alles spontan durch den Kopf geht.

ka bäääää - ka aaaaaa

Nein, das ist keine Geheimsprache und schon gar nicht die Sprache der Urweinwohner. Es sind die fast pausenlos gemachten Ansagen für: Car back (ka bäääää) und car up (ka aaaaaa) und somit nicht anderes als die Warnungen für Auto von hinten und Auto von vorn. Dann gab's noch hole für Loch und stick für Äste. Bis ich allerdings verstanden habe, was meine Kollegen da dauernd so durch die Gegend brüllen, vergingen schon fast zwei Tage. Aber diese Ansagen waren ganz einfach unglaublich wichtig, denn die Strassen waren zum Teil sehr rauh, sehr löchrig und eng. Und die Aussies sind hinter dem Steuer ungeduldig und überholen immer einmal wieder sehr unüberlegt.

Australien ist flach

Nun denn, auf den 8 Millionen Quadratkilometern Fläche wird es wohl flache Gegenden geben. Auf unserer Route hingegen Fehlanzeige. Rauf, runter, rauf, runter ... den lieben langen Tag lang. Und rauf bedeutet dann giftig, schnell immer wieder 7, 8 und mehr Steigungsprozente. Hier zwei Höhenprofil-Müsterchen:


Was sich hier wie eine Wand präsentiert ist ganz einfach ein Wand. Wenn es nach rund 170 km mit schon weit über 2000 Höhenmetern mit bis zu 18% den Berg hochgeht, kann das erwachsene Männer schon einmal brechen. Bei 38° C wird das ganze zur absoluten Tortour. Wen wundert's, dass wir für die letzten 50 km beinahen drei Stunden brauchten?

Das zweite Beispiel zeigt, dass es auch bei tendenziell abwärts führender Route ganz schön positive Höhenmeter gab. Und an diesem Morgen versprach uns Kristian, dass es erst einmal rund 60 km recht flach sein würde. Bis wir schon nach 30 Minuten in eine weitere Wand fuhren.

So gab es nur einen Tag mit knapp unter 2'000 Höhenmetern und 3'700 am Spitzentag. Das entspricht Splügen, Maloja, Julier!!

Muh macht die Kuh

Denkste! Die Kuh, um die es sich in meinem Fall handelt, die machte erst einmal gar nichts, ausser mich ungläubig anzustarren. Da draussen im Niemandsland gibt es viele Herden, die weiden ohne Zäune. Folglich bewegen sie sich halt dahin, wo ihnen gerade der Sinn steht. Ich pedale also grad so gedankenverloren durch eine schattige Waldpartie, da springt dieses brauen Rindvieh ohne Vorwarnung aus seiner Tarnung mitten auf die Strasse, rutscht auf dem Asphalt aus und überschlägt sich. Man stelle sich vor: eine Beinahe-Kollision mit einem Rindvieh in the middle of nowhere.

Bei 30° gibt's Hitzeferien

Ha, ha, irgendwann am Tag war's immer über 30° warm .. und näher bei 35 als 30. Am vierten Tag fuhren wir dann allerdings mitten durch die Hölle. Erst bildeten sich kleine Bläschen auf dem Asphalt und es tönte, wie wenn man Luftposterfolie mit den Fingern zerdrückt. Dann kletterte das Thermometer auf dem Garmin auf 40°. Ganz fasziniert schaute ich immer wieder auf's Display und traute meinen Augen kaum. Da stand doch tatsächlich 44,7° C! Und das bekam meinen Atemwegen nicht wirklich gut. Beim Wasserhalt hatte ich einen prächtigen Astmaanfall und beinahe einen Hitzekollaps. Kalten Tüchern und Ventolin sein Dank, das ich diese Etappe auf dem Velo beenden konnte.

Nur eine halbe Stunde später fuhren wir in eine mächtige Gewitterwand, die uns sogar zum Anhalten zwang. Noch nie habe ich mich so über Regen auf dem Velo gefreut, denn die Temperatur sank innerhalb von nur 25 Minuten um 20°!

Die Aussies sind Sprinter

Stimmt, allerdings auch wieder auf ihre ganz persönliche Art und Weise. Sie sprinten nämlich so ziemlich jeden Buckel hinauf, der sich in den Weg stellt! Ich musste schnell erkennen, dass diese Rhythmus-Wechsel meinen schnellen Tod verursacht hatten und so war ich gezwungen, die Gruppe fahren zu lassen und mein Ding zu machen. Nicht immer zu aller Freude. Allerding waren sie auch immer taub, wenn ich bat, nur ein klein wenig Tempo heraus zu nehmen, damit ich besser mitkomme. Nun denn, am Schluss sind wir dann doch alle zusammen in Noosa angekommen.

Frauen sind härter im Nehmen als Männer

Stimmt. Caroline Steffen war die einzige Frau in unserer Gruppe. Sie liess sich durch nichts und niemanden beirren und machte ihr Ding. Keine emotionalen Ausbrüche, immer präsent und stark in der Führungsarbeit. Während wir Männer schon ab und an einmal ausrasteten blieb sie die Ruhe selbst. Profi durch und durch!

Das Chaosprinzip

Wir waren unterwegs in zum Teil recht abenteuerlichen Motels untergebracht und verpflegten uns vorwiegend Autark. Im Durchschnitt dauerte es drei Minuten ab Zimmerbezug, bis es aussah, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Alles bleibt liegen - der Aussie betrachtet wohl speziell Papierkörbe als rein dekoratives Gestaltungselement.

So, das wär's für's erste. Mir schläft schon wieder das Gesicht ein. Viel Vergnügen mit den Bildern!