Mittwoch, 29. April 2009

Der Weg - Woche 23.

Kurzer Nachtrag zur letzten Woche. Mit Ausnahme der schnellen Laufeinheit am Donnerstag (Stefanie hatte mir mit ihrer deep tissue Massage alle Spannung aus den Beinen wegmassiert) lief alles nach Plan. Hier die Zusammenfassung (Total 20:11 Std.):

Swim 3:40 Std. / 10.6 km
Bike 11:12 Std. / 359.9 km
Run 2:59 Std. / 35.5 km
Kraft 1:40 Std.

How stupid is that?

Kurzer Abstecher nach New York. Das US Verteidigungsministerium überarbeitet gerade seine Website. Da wollte man ein paar tolle Fotos der Airforce One mit der Freiheitsstatue neu aufschalten. Also schickt man die 747 in die Luft, lässt sie von zwei Kampfjets begleitet im Tiefflug mehrmals über Manhattan kreisen. Dumm nur, dass die Bevölkerung keine Ahnung hatte, was da ab lief und böseste Erinnerungen an 9/11 wach wurden. Panik brach aus, Gebäude wurden evakuiert.


Präsident Obama wusste von nichts, hat sich aber mittlerweile entschuldigt. Gekostet hat das Fotoshooting nach Medienangaben über US$ 300'000. Und das in einer Zeit, in der wirklich viele Amerikaner der Gürtel ganz eng schnallen müssen. Das Verteidigungsministerium erklärte lapidar, es seine keine zusätzlichen Kosten entstanden. Die Jets wären eh geflogen und hätten Kosten verursacht. Now, how stupid is that?

Montag, 27. April 2009

Are you a lifeguard?

"Are you a lifeguard?" werde ich immer wieder gefragt. Im grocery store. Bei Starbucks. Am pool. Wieso stellen mir die Leute hier dauernd diese Frage? Immerhin, wenn ich verneine, meinen sie, ich könnte aber easy einer sein. Ist doch ein tolles Kompliment. Wenn wir einmal David Hasselhoff ausblenden und uns nur die anderen Guys aus Baywatch vors Auge rufen, sogar ein grosses Kompliment.

Wieso aber immer diese Frage? Vorgestern dämmerte es mir. Mein baseball hat! Hier die Auflösung:














So trage ich also fernab vom Meer (na ja, der Golf von Mexico ist nur ca. 2.5 Autostunden von hier entfernt - aber wer reist heute schon nach Mexico und holt sich die Schweinegrippe?) das Schweizerkreuz zur Schau und geniesse die unausweichliche Frage: "Are you a lifeguard?"

Hello Mr. President.

Heute war wieder ein grosser Tag: Mount Lemmon zum zweiten. Es ist eigentlich immer das gleiche. Am Morgen, wenn du losfährst hast du irgendwie ein flaues Gefühl im Bauch. Wie sind die Beine? Wie wird der Wind sein? Macht der Kopf mit? Reicht das Wasser? Wird es hart oder wird es sehr hart?

Mount Lemmon ist nicht der steilste Berg. Ich bin viel härtere Pässe gefahren. Aber ich kenne keinen Berg, der wie Mount Lemmon irgendwie einfach nie endet (ok, ich bin das Stilvserjoch noch nie gefahren). Nach 22 km kommt der sogenannte Windy Point, ein Aussichtspunkt, von dem man über ganz Tucson sieht. Aber Windy Point ist erst die halbe Miete. Und dann, etwa 2 km nach Windy Point fährt man auf eine Felsformation zu, und denkt: Hmm, irgendwie sieht das aus wie ein Gesicht. Je näher man komm, desto bekannter kommt einem das Gesicht vor. Und dann ist es klar: President Nixon!


















Der Felsen hiess erst Indian Head Rock. Als Richard Nixon Präsident der Vereinigten Staaten wurde, haben sie der Felsformation seinen Namen gegeben. Passt doch ganz gut!

Und dann wäre da noch die Sache mit dem Skifahren am Mount Lemmon. Irgendwie konnte ich mir nicht so recht vorstellen, dass diese kleine Skistation wirklich etwas hergeben würde, bis ich auf diesen Bild gestossen bin:

Sieht aus wie eine Gruppe Powderpigs beim Treeskiing (aber schon einige Jahre her). Nicht schlecht, aber deswegen meine Weihnachtsferien in Tucson zu verbringen wäre dann schon etwas übertrieben.

Zurück zum sportlichen Teil. Auch heute war der Berg hart, es gab Wind, es war ziemlich frisch, die Beine waren auch schon besser. Dafür hat das Wasser problemlos gereicht. Und zur Belohnung gabs oben am Kiosk ein Chocolate-Walnut-Fudge-Brownie. Will heissen: dick, cremig, süss und super lecker. Dann auf dem Rückweg die Härteprobe: Gegenwind. Wo es letzte Woche mit über 50 km/h zügig vorwärts ging musste ich heute hart arbeiten um wenigstens knapp 40 km/h zu halten. So schmerzten die Beine gewaltig, als ich die Laufschuhe schnürte und mich gedanklich auf die 20x200m einstellte. Aber einmal mehr bewahrheitete sich das Sprichwort: "It ain't over till it's over, baby!" (funktioniert in beide Richtungen). Kurz: Die Beine wirbelten (ja, ja, ich laufe immer noch Stakato-Style) und es war ein richtiges Vergnügen. Das lässt doch für den Ironman hoffen!

Samstag, 25. April 2009

Nutrition Facts.

Die Amis sind ja ein unglaublich pingeliges Volk. Meist reiten sie sich erst einmal total in die Scheisse, dann wird nach den Ursachen und den Schuldigen gesucht, um in der Folge mit gross angelegten und breit angekündigten Massnahmen das Übel zu beseitigen - ausser das Übel hat eine mächtige Lobby im Rücken.

Ein Beispiel gefällig? Erst frassen (und fressen immer noch) sie sich hier massenhaft Speck an, bis sie zum Teil nicht einmal mehr in einen Flugzeugsitz oder eine Schulbank passten. Als das Problem flächendeckende Ausmasse angenommen hatte, wurde ein Sündenbock gesucht und gefunden: Fett. Das war die Geburtsstunde der Lowfat-Produkte. Und der Vorschrift, die Nutrition Facts auf jede Packung zu drucken. Kurz: Was drin ist, musst deklariert werden. Aber die Amis wurden nicht dünner, nein, sie werden immer dicker. Wieso? Überall ist Zucker drin und zwar massig. Die Zuckerlobby ist so stark, dass ihr bisher keiner an den Karren fahren konnte. Fett raus, Zucker rein - die perfekte Gleichung für mehr Profit. Denn Zucker ist billig und bringt den Geschmack, der mit dem Fett verloren geht, zurück. So ist denn in einem 0% Fat Joghurt tatsächlich kein Fett mehr drin, dafür etwa 20 Gramm Zucker und massenhaft Gelatine - es soll ja immer noch schön cremig sein.

Noch ein Beispiel. Gatorade und Powerade (Ironmen müssen das Zeugs gern haben, denn sonst verdursten sie auf der Strecke) beinhalten hier in den USA lediglich Corn Fructose Syrup, also flüssigem Maiszucker. Keine Spur von Maltodextrin, dem mehrkettigen Zucker, der langsamer ins Blut geht, den Insulinspiegel weniger hochtreibt und folglich die Bauchspeicheldrüse entlastet. In Europa hingegen ist in beiden Produkten Maltodextrin drin - die Eurpäer scheinen sich schlechter verarschen zu lassen.

Da lohnt es sich doch, etwas genauer hinzusehen:



Mein Ausrede, wieso ich Beef Jerkey esse: Hier in Tucson brauchst du viel Salz. Es ist heiss und trocken und man hat eigentlich immer Durst. Heute beispielsweise betrug die Luftfeuchtigkeit am Nachmittag lediglich 5%. Da fühlt man sich schon fast wie eine Mumie. Und im Gegensatz zu den Amis fresse ich aber nicht gleich den ganzen Beutel, sondern kaue zwischendurch mal eine Serving Size (28g!) - ehrlich!

Lassen wir die Fressalien Fressalien sein und wenden uns dem Training zu. Die Hitze und die trockene Luft haben mir die letzten drei Tage doch sehr zu schaffen gemacht. Und die Deep Tissue-Massage von Stefanie ebenfalls. Gestern fühlte ich mich schon beim Einlaufen schlapp wie ein Waschlappen. Als ich nach 20 Minuten mit den Intervallen beginnen wollte, weigerten sich die Beine und der Kopf gleichermassen. Es ging einfach nicht. Also habe ich kurz angehalten, meine mentale Programmierung neu gestartet, bin losgelaufen, mit demselben Ergebnis: "All systems will shoot down immediatley!" Keine Chance - also locker zurücklaufen und die Einheit abhaken. Wenigstens hat dann die Recovery-Schwimmeinheit im Zeitlupentempo (bildet euch nichts ein, für euch ist das immer noch fast Race Pace!!) noch Spass gemacht.

Heute ging es wieder besser. Allerdings wird die Atmung beim Laufen doch recht stark beeinträchtigt. Es ist fast, wie wenn man durch Schmirgelpapier atmet. Dennoch: Eine starke Veloeinheit mit 20 Minuten Big Gear (50er Kadenz), gefolgt vom Schmirgelpapier-Lauf (Fartlek) und abschliessendem Krafttraining mit Maximalgewicht für 10 Wiederholungen machten den Tag zu einem erfolgreichen Trainingstag.

Jetzt gilt es die Speicher wieder zu füllen - und erst Nutrition Facts zu lesen!

Freitag, 24. April 2009

Bye, bye Gregory!


Heute war es also soweit und Pechvogel Gregory trat seine beschwerliche Heimreise nach Genf an. Tucson - Denver - Frankfurt - Genf. Glücklicherweise zahlt ihm seine Versicherung einen Business Class-Upgrade. Da sitzt er mit seinem Monstergips wenigstens einigermassen bequem.

Schade, schade, schade. Gregory war schon ausgezeichnet in Form. Vorbei die Trainings wo er mich in der Ebene mit einem 48er hinausschraubte. Aber ich bin mir sicher, er wird zurückkommen - stärker als zuvor. Und dann werden seine Konkurrenten wieder nur sein Hinterrad sehen - nicht für lange. Get well soon Greg!

Donnerstag, 23. April 2009

Who said life was fair?

Gestern Morgen gegen 8.15 Uhr, ich war gerade auf dem Velo unterwegs in Richtung Helms Peak, läutete mein Handy. Normalerweise lasse ich mich davon auf dem Velo nicht stören, aber ich dachte, vielleicht ist es Andrea, die von den Malediven anruft. Also halte ich an und nehme ab. Es war nicht Andrea, sondern mein Freund Gregory. Er war im wahrsten Sinne des Wortes am Boden zerstört. Auf dem Nachhauseweg vom Shootout (rennmässige Trainingsfahrt jeden Dienstag hier in Tucson) war er an einem Speedbump (diese kurzen, hohen Minischwellen - Ruedi lässt grüssen) gestürzt und sein Ellenbogen war alles andere als ok. Diesesmal konnte ich ihn nicht retten, war ich doch etwa eine Stunde von ihm entfernt. Mein nächstes Telefongespräch mit ihm, zwei Stunden später, bestätigten die bösesten Vorahnungen: Ellenbogenfraktur und kurzzeitige Dislokation des Ellenbogengelenks. Ich holte ihn im Unispital ab - mit einem enormen Gips am linken Arm war er kaum in der Lage, ohne Hilfe ins Auto zu steigen.

Seither fahre ich mit ihm in der Gegend herum und helfe seine Rückreise zu organisieren. Morgen am frühen Nachmittag kann er über Denver und Frankfurt nach Genf fliegen, zum Glück mit einem Business-Upgrade.

In einem Sekundenbruchteil der Unaufmerksamkeit ist es passiert. Wie lange Gregory pausieren muss, wird sich erst zeigen. Who said life was fair?

Dienstag, 21. April 2009

Der Weg - Woche 22.

Allen lustigen und weniger amüsanten Erlebnissen zum trotz wollen wir nicht vergessen, weshalb ich in erster Linie hier bin: Mission Possible - Ironman Switzerland 2009. Darum eine kurze Zusammenfassung, was trainingsmässig in der letzten Woche so alles gelaufen ist:

Swim 3:50 Std. / 10.8 km
Bike 12:18 Std. / 366.7 km
Run 3:16 Std. / 39.6 km
Kraft 1:40 Std.

Montag, 20. April 2009

Mount Lemmon - DER Berg ruft!

Grosser Tag heute in Tucson: Gregory und ich erstürmten den Mount Lemmon - DER Berg für alle Velo-Afficionados in und um Tucson. Die Fakten: 30 km Anfahrt - Start der Steigung bei 0 Miles auf 2544 ft (= 775 m.ü.M) - 29.5 Miles Steigung (= 47.4 km) - Höchster Punkt 8141 ft (= 2481 m.ü.M.). Länge der Tour total: 144 km. Fahrzeit: 5:15 Std. Total Höhenmeter: 2125 m. Nein, Mount Lemmon ist nicht besonders steil. Aber laaaaaaang! Fast 50 km geht es fast immer bergauf - eine Herausforderung für den Kopf. Und dann ist da noch der Wind. Es gibt Abschnitte, da bläst er dich fast rückwärts, wenn du Pech hast. Heute hatten wir vor allem in unteren Teil starken Gegenwind, oben drehte er. Nach den Strapazen ist es jedesmal ein unbeschreibliches Glücksgefühl, wenn man oben ankommt. Oben, das ist die südlichste Skistation in den USA. Ja, hier wurde bis Ende Februar noch fleissig Ski gefahren! Die Bilder von der Skistation:


Hier geht der Lift hoch - nicht gerade das neueste Modell!


Der Beweis: a) ich war oben und b) man kann Skipässe kaufen!


Seit heute Ehrenmitglied der Mount Lemmon Ski Patrol!


"Si j'avais un mountain bike je voudrais augmonter jusqu'au sommet!"

Oh ja, bevor ich es vergesse: Auf dem Berg trafen wir Alexander Vinokurov, der sich auf sein Comback vorbereitet. Hier ein kurzes Interview mir ihm:




Das Geilste an dieser Tour ist die Abfahrt. Die Strasse ist für einmal perfekt, keine Delle, kein Loch. So kann man wirklich Vollgas hinunter düsen - ohne ein einziges Mal die Bremse zu betätigen. Nur Fliegen ist schöner.

Als ich dann nach genau 144.7 km wieder an der Silverbell Road war, warteten mein Laufschuhe ganz ungeduldig und wollten bewegt werden. 20x200 FAST mit 45 Sekunden Trabpause! Zwischenzeitlich war es 32° C warm und die Beine nicht mehr ganz frisch. Aber ohne Fleiss keinen Preis. Es tat weh, aber ihr wisst, der Smoothie ....... mhmhm!

Sonntag, 19. April 2009

Picture Rocks.

Keine Angst, Picture Rocks hat nichts mit Heavy Metal zu tun. Es handelt sich viel mehr um eine der von den Locals bevorzugten Velorouten, die praktischerweise genau vor meiner Haustüre durchführt. Die Runde ist ziemlich genau 60 km lang und führt über den Gates Pass in den Saguaro National Park West. Nicht zu verwechseln mit dem Park East am anderen Ende von Tucson, wo ich gestern einen unglaublich schönen Lauf über 13 km machen durfte. Gates Pass ist eher ein Pässchen, das man ohne Probleme auf der grossen Scheibe fahren kann (vorausgesetzt man ist ein Ironhead!!!). Ennet dem Pass erstreckt sich die für diese Gegend typische, üppige Kaktus- und Busch-Wüstenlandschaft:




Auf durchwegs guten Strassen (Ausnahme: das "Pavéestück Rudasil Road) führt der Weg durch den Park. Das rollende Terrain eignet sich hervorragend für den 30minütigen TT - über die Wellen heisst es den grossen Gang in Schwung zu halten. Dann geht es ein letztesmal kurz, aber heftig, bergauf und man hat einen wunderbaren Ausblick über Tucson:




Nach 1:48 Std. war ich wieder zu Hause. Und dann ging es ab zum Pool, wo eine recht kurze, aber knackige Schwimmeinheit das Tageswerk schloss. Wie nach jedem harten Training gab's zur Belohnung einen leckeren Smoothie: heute mit Banane, gefrorenen Kirschen, Schokoladen-Sojamilch, Recoverite und Soja-Protein. Das schmeckt himmlisch - probieren, Leute. Und natürlich durfte auch der Powernap nicht fehlen. Kurz: Alles paletti, es läuft fantastisch!

Freitag, 17. April 2009

Green is the color of the Dollar.


Kein Zweifel, in Amerika regiert das Geld. Hier wurde der Kapitalismus nicht nur erfunden, nein, er wurde von schamlosen, gierigen Geldhaien dermassen korrumpiert, dass wir ihn heute getrost als eine der grossen Geisseln der Menschheit bezeichnen können. Aber regiert im Land der unbegrenzten Möglichkeiten das Geld wirklich? Nun, hier in der Apartment-Anlage Puesta del Sol, wo ich mein Zelt aufgeschlagen habe, scheint das nicht der Fall zu sein.

Mit Cash kommt man hier nicht weit. So auch im Massage-Center in Oro Valley, wo ich mich einmal die Woche von Stephanie durchkneten lasse. Ok, ich war es, der auf dem hier obligaten Fragebogen das Feld "deep tissue" angekreuzt habe. Will heissen, Stephanie legt sich im wahrsten Sinne des Wortes "Tiefenmassage" ins Zeug und knetet die Beine mit ihren Ellenbogen - unterstützt von ihrer gelinde gesagt opulenten Körpermasse. Und das präsentiert sich dann etwa so:



Aber zurück zum Thema Geld. Irgendwann haben die Amis dann den Cheque erfunden. Rechteckig, praktisch, Scheisse .... denn damit hat man als Tourist nur Probleme. Als United Airlines meine Brieftasche gefunden hat, haben sie gleich allen Cash entfernt und mir dafür einen Cheque über US$ 399 geschickt. Company policy, wie es so schön heisst. Nun sitze ich auf diesem Ding und keiner will es haben. Ohne Konto löst ihn keine Bank ein. Und die ausstellende Bank Northern Trust (die haben tatsächlich zwei Filialen hier in Tucson, halleluja) macht auch einen auf Schwierig. Jeanie (nein, nicht die bezaubernde, aber sie ist sehr freundlich) musste beim Hauptsitz in Chicago anfragen, ob der Cheque gedeckt ist. Das liess sich aber nicht einfach so bewerkstelligen, ich musste erst eine Kopie faxen. Jetzt kann Chicago bei United Airlines anfragen, ob sie für die US$ 399 gerade stehen. Mir bleibt nur die Hoffnung, dass sie das tun, sonst ist der Cheque nicht einmal das Papier wert, auf dem er gedruckt ist. Ah ja, bevor ich es vergesse: Um ihn dann einzulösen muss ich quer durch die ganze Stadt fahren! Lasst euch nie einen Cheque andrehen - NIE!

Zum Glück haben die Hirnis hier selber gemerkt, dass Cheques nicht das Gelbe vom Ei sind und flugs die Kreditkarte erfunden. Ohne Kreditkarte existierst du in Amerika nicht! Egal was man kauft und wie wenig es kostet, hier regiert die Kreditkarte. Man zieht den Magnetstreifen durch das Lesegerät und unterschreibt elektronisch - fertig. Wehe aber, wenn der Magnetstreifen keine Informationen enthält (wer erinnert sich nicht an Ugly Betty!!!!) oder wenn das Lesegerät merkt, dass auf der Karte ein Chip ist. Dann bricht die kollektive Ratlosigkeit aus - wohl aufgrund zweifelhafter Vorbilder in den letzten Jahren:



So ähnlich passiert gestern im Fitness-Center. Aber der gemeine amerikanische Angestellte wird ja von der ersten Minute an auf Kundenfreundlichkeit getrimmt. Und so kam es, dass der nette Junge mir anbot, meinen Mitgliederbeitrag am Freitag in Cash zu zahlen. So schliesst sich der Kreis - oder etwa doch nicht? Rund ums Geld läuft hier eben gar nichts rund!

Oh ja, das Training. Das läuft prima, wie am Schnürchen.

Dienstag, 14. April 2009

Long live the smoothie!

Wer hart arbeitet muss auch gut essen! Wissenschaftler habe ja bekanntlich herausgefunden, dass Ausdauerathleten das "Fenster" von ca. 20 Minuten nach Beendigung des Trainings für die Zufuhr von Kohlehydraten, Proteinen, Vitaminen und Spurenelementen nutzen sollten. Das beschleunigt die Erholung, weil der Körper diese Stoffe besonders schnell verwertet. Klingt kompliziert und wenig lecker. Das Gegenteil ist der Fall, wenn man weiss wie.

Als Smoothie bezeichnet man hier alles, was dickflüssig, kalt und süss ist. Kalorienbomben halt, wie sie die Amerikaner ja mit Vorliebe gleich im XXL-Format verdrücken. Mein Smoothie hingegen ist nicht nur super lecker sondern auch super gesund. Dazu gebe ich frische Früchte und Beeren (je nach Saison) in den Blender (Standmixer), je nach Lust und Laune auch gefrorene Beeren (direkt auch dem Tiefkühler), gebe Sojamilch dazu und zwei Messlöffel Hammer Recoverite, einen Messlöffel Sojaprotein und eine Prise Salz. Jetzt kräftig mixen und fertig ist der perfekte Erholungsdrink. Hier das ganze noch als cineastische Anleitung für alle, die auf Kochsendungen am Fernsehen stehen.




Aber so ein lecker Smoothie will natürlich verdient sein. Nun, gestern und heute war das der Fall. Gestern gings kurz und hart zu: Hill repeats (10x2 Min.) auf dem Velo, 30 Minuten Laufen als Koppeleinheit (komfortabel unkomfortabel, mit 10 Min. hart am Schluss), plus als Schwimmschwerpunkt 18x100yds mit Vollgasteilen. Heute um 6.00 Uhr schon wieder im Wasser (8x25yds, 8x50yds Vollgas plus Pullbuoy/Paddles-Serien). Dann ab auf's Velo auf die berühmte Shootout-Strecke. 40km lang blies mir der Südwestwind ins Gesicht, so stark, dass selbst im Flachen kaum mehr als 24 km/h drin lagen. Dann auf dem Nachhauseweg die Belohnung: Rückenwind. Die 20 Minuten Vollgas waren supergeil - wann kann man schon einmal einen 50er-Schnitt blochen? So, jetzt gilt es zu regenerieren: Ein Schläfchen, eine leichter Lunch und um 16 Uhr eine Massage! Ihr dürft ruhig etwas neidisch sein!

Sonntag, 12. April 2009

Let it rock!

Endlich. Ich darf es wieder krachen lassen. Um 10 Uhr traf ich Gegory und seinen Freund Yves (Triathlon Profi aus Kanada) und wir machten uns auf in die Wüste. Yves bog Richtung Mount Lemmon ab, wir entschieden uns im Tal zu bleiben. Nachdem es gestern empfindlich kalt war und es immer wieder regnete, kehrte heute die Sonne und strahlend blauer Himmel zurück, aber es ging ein frischer Wind. Und auf dem Mount Lemmon war eine Maximaltemperatur von 6°C vorausgesagt - brrrrh!

Auf dem Programm stand eine 3-4stündige Ausfahrt, easy/moderate und 30 Minuten hart am Schluss. Dann ab in die Laufschuhe und 10x200m schnell mit 45 Sekunden Trabpause. Auf den ersten Kilometern hatten wir leichten Rückenwind, dann nahm der Wind laufend zu und drehte immer dann, wenn wir es taten. Aber er kam nicht mehr von hinten, nein, wir mussten rund 95 km gegen ihn ankämpfen. So wurde es härter als geplant, vor allem die 30 Minuten Vollgas. Trotz steifem Gegenwind fuhren wir stellenweise mit 44 km/h. Gregory liess seine Dampfhämmer wirbeln und hängte mich zweimal ab. Der Junge hat einen Power - ok, er ist auch erst 28 Jahre alt (ich könnte also locker sein Vater sein!!). Als ich wieder zu Hause war, zeigte der Polar 113 km und einen Schnitt von 34 km/h. Not bad for an old fart!

Laufschuhe gebunden und ab die Post. Hoppla, die Hamstings hatten doch etwas gelitten im Gegenwind. Da hiess es, auf die Zähne beissen, denn die 200m wurden von Mal zu Mal länger. Aber auch diese Herausforderung habe ich heute gemeistert. Nicht so schnell wie Usain Bolt (komisch, ich habe früher auch hin und wieder gekifft, aber schnell hat es mich nicht gemacht!) dafür mit viel Herz.

Jetzt steht relaxen auf dem Programm. Mit guter Musik. Wie jede grössere Amerikanische Stadt hat auch Tucson seinen Classic Rock-Sender: 96.1 KLPX.

Hier rocken die Grössen aus meiner Jugend: Beatles, Deep Purple, Rush, Boston, Black Sabbath, Dio, Led Zeppelin, Genesis, Eagles, Tom Petty, Scorpions, Iron Maiden, usw. Da fallen doch gleich 20 Jahre von einem ab. Reinhören Leute, das geht ab wie Zäpfchen!

Der Höhepunke des Ostersonntags steht allerdings noch bevor. Trudi und Hans, meine Retter in der Portemonnaie-Not, haben Greg und mich zum Osterschmaus eingeladen. Trudi zaubert Lammbraten und Hans plündert seinen Weinkeller - let it rock!

Freitag, 10. April 2009

Back to normal.

Endlich! Mein Leben hier in Tucson hat begonnen. Dank sei meiner neu gewonnen Mobilität (Dodge Caliber) und finanzieller Flexibilität (MasterCard). Was tut Frau normalerweise mit diesen beiden Attributen? Richtig, sie belohnt sich und geht shoppen. Was Frau kann, kann Mann schon lange. Also ab zu TriSports mit einer langen Liste von Musthaves und Goodies. 1 1/2 Stunden später war meine Einkaufstasche prall gefüllt mit: 1 Paar Mizuno Wave Rider, 1 Trinkgurt mit Flasche, 1 Bidon, 1 Triathlon-Outfit von Zoot (ja, mein Outfit für IM Switzerland!!), 2 CO2 Patronen, 1 Collée, 1 Kettenoel, 1 Kettenreiniger, 1 Paar Flipflops von Zoot und von Hammer Heed, Recoverite, Soja-Protein, Riegel und Endurolyte-Pulver. Leider passen mir die neuen Tri-Schuhe von Shimano nicht, die musste ich schweren Herzens da lassen. Das alles habe ich wieder mit 20% Rabatt erhalten und so echte Schnäppchen gemacht.

Dann ging es weiter zum Schwimmen. Ich habe mich entschlossen, nicht mit den Masters zu schwimmen, weil meine Ironguides-Einheiten sehr stark von denen der Masters abweichen. Also ging es zum Archer-Pool (25 yards - da kommt die Wand aber superschnell!!), wo ich mein erstes Normaltraining nach New Orleans absolvierte. Das ging ganz prima und ich fühlte mich sehr gut. Jetzt bin ich schon wieder richtig geil auf harte Einheiten. Morgen gibt's noch einmal einen leichten Lauf, aber am Sonntag geht es dann wieder richtig zur Sache: 4-5 Std. Velo mit anschliessender Laufeinheit (10x200m mit 45 Sek. Pause - autsch!).

Auf dem Weg nach Hause dann eine grosse Überraschung. Die Amis lassen ja ihre Infrastruktur total verlottern, leider auch hier in Tucson. Hier und da wird dann aber doch investiert und beispielsweise eine Strasse saniert. Geschehen hier:


Temporärer Wahnsinn mit Happy End.

Donnerstag Morgen. Grossartig, heute darf ich 30 Minuten Laufen. Ich gehe zur Türe hinaus und schon sendet die Sonne die ersten Strahlen über die Bergkette am Horizont. Wie wird es wohl gehen? Nach zehn Schritten die Antwort: Wunderbar. Zwar fühlt sich die Muskulatur immer noch etwas angegriffen an, aber schnell finde ich einen zügigen, lockeren Rhythmus und die halbe Stunde geht im Nu vorüber. Soweit meine Berichterstattung über den Trainings-, oder wohl besser Erholungsalltag.

Gestern kam ein Anruf von MasterCard: "We are sorry but your emergency card will only be delivered tomorrow by noon." So eine Scheisse. Ich hatte doch einen Massagetermin auf Mittag vereinbart. Ich musste eine Massage haben. Also ans Telefon - endlich konnte ich meinen Festenetzanschluss benützen, der endlich freigeschaltet war - und gerade zum Trotz den Termin auf Mittwoch Nachmittag vorverlegt. Das Taxi hat dann mehr gekostet als die Massage, die wunderbar war.

Zurück zum heutigen Morgen. Nach dem inspirierenden Morgenjog und einem feinen Frühstück wartete ich also auf den UPS-Mann mit meiner Kreditkarte. Gegen 10 Uhr klopfte es an der Türe - es war der Fedex-Mann mit meiner Brieftasche. Super, jetzt hatte ich wenigsten wieder einen Fahrausweis, die Kreditkarten waren leider nicht mehr zu reaktivieren. Es wurde Mittag, es wurde ein Uhr, es wurde zwei Uhr ..... wo zur Hölle war der UPS-Mann. Also wieder ans Telefon und MasterCard angerufen. "Ja, ja, die Karte ist unterwegs .... nein, leider können wir nicht genau sagen, wann sie ankommt." Ich liess mir die Tracking-Nummer geben und checkte die Lieferung auf der UPS-Website. Dort bekam ich die Info, dass es zwar eine Versandetikette gab, aber keinen Umschlag dazu. Wie bitte? Wieder ans Telefon und MasterCard anrufen. Bevor ich eine Auskunft bekam, war der Akku meines Telefons leer! Ich war kurz vor dem Explodieren. Innerlich gab ich schon auf, als um 16.20 Uhr jemand an meine Türe klopfte - der UPS-Mann mit meiner Kreditkarte! Yuppieeee!

Ab an den Flughafen, wo mich Ugly Betty (ja genau, die fette Mexicana mit den Fingernägeln) frostig begrüsste. Sie bewegte sich so langsam wie eine Zeitlupenschnecke nach einem Joint. Sie erklärte mir, dass zuerst ein Mitarbeiter meinen neuen Voucher am Hauptsitz holen müsse, dieser aber nur einen Block weit weg sei. Als sie dann alle Unterlagen hatte, war im Computer nichts mehr zu finden und sie musste erst alles wieder neu erfassten. Dann händigte ich ihr meine MasterCard aus und wies sie darauf hin, dass es sich um eine temporäre Karte ohne Magnetstreifen handelte. Die dumme Kuh zieht das Ding trotzdem durch - die Karte wird abgelehnt! Ich bitte sie, die Nummer manuell einzugeben - geht nicht mehr. Sie sagt mir, die Karte sei halt nur temporär und darum könne sie sie nicht annehmen. Jetzt platzt mir der Kragen und ich verlange den Manager. Dieser ist ein freundlicher, junger Mann mit guten Manieren und vorzüglicher Kundenfreundlichkeit. In nur 5 Minuten habe ich mein Auto und muss Ugly Betty hoffentlich nie mehr ins fette Gesicht sehen. Yes, I am back in business!

Und so löst sich (hoffentlich) alles in wohlgefallen auf, auch wenn ich innerlich immer noch ein wenig angespannt bin.


Mittwoch, 8. April 2009

Nach der Hölle das Trauma.

So habe ich mir das nicht vorgestellt. Meine Beine scheinen einen post-traumatischen Schock zu verarbeiten - die Oberschenkel schmerzen immer noch sehr stark. Da scheine ich ja einen mittelgrossen Landschaden angerichtet zu haben. Der Geist hat zwar über das Fleisch gesiegt, aber das Fleisch zahlt es jetzt doppelt zurück. Zum Glück ist heute ein weitere Ruhetag und morgen kann ich zur Massage (wäre eigentlich heute schon fällig, aber ohne Auto geht hier halt nur wenig). Und das herumhängen geht mir gewaltig auf den Sack. So bin ich also momentan moralisch etwas angeschlagen und leide still und bedauernswert vor mich hin, wie es halt nur Männer hinkriegen. Aber keine Sorge, das ist alles nur temporär und schon bald darf ich ja wieder hart trainieren. Bis dahin sollten auch meine Beine wieder die alten sein.

Es gibt aber auch einige kleine Freuden des Lebens, wie der heutige cineastische Beitrag zeigt:

Dienstag, 7. April 2009

Wenn einer eine Reise tut - oder besser: When the shit hits the fan!

Für alle, die des Englischen nicht so ganz mächtig sind: "When the shit hits the fan" bedeutet soviel wie "Wenn dir die Scheisse um die Ohren fliegt". Doch erst einmal alles der Reihe nach.

Gestern ging es also weiter von New Orleans nach Tucson. Anstatt direkt musste ich über Denver fliegen. Ich war zeitig am Flughafen, konnte verhindern, dass mir der Gate Agent US$ 187.- für mein Gepäck abknöpfte (man kann es ja versuchen) und ging fröhlich und gelassen an Bord des Flugzeuges. Wir hoben pünktlich ab, der Flug war ruhig und alles war Friede, Freude, Eierkuchen. Nach zwei Stunden musste ich Pipi und ging auf die Toilette. Weil gerade im Flugzeug Stehpinkeln nicht drin ist, setzte ich mich hin und verrichtete mein Geschäft. Als erfahrener Flugpinkler checkte ich, nachdem ich die Hose wieder hinaufgezogen hatte, ob meine Brieftasche noch in der Gesässtasche war. War sie nicht, wie oft schon zuvor. Also drehte ich mich um um sie aufzuheben. Schock! Da war keine Brieftasche auf dem Boden. Noch einmal nachsehen. Nichts. Zurück zum Sitzplatz. Nichts. Unter dem Sitz. Nichts. Zurück auf Toilette. Nichts. Scheisseeeeeeeeeeeeeeeeeeeee!!!!!

Geld weg, Kreditkarten weg, Führerausweis weg, Hausschlüssel weg, Baggage Tags weg. Mein Hirn arbeitete auf Hochtouren. Ich konnte die Brieftasche nur am Gate in New Orleans verloren haben, denn ich habe vor dem Flug am Gate noch Gummibärchen gekauft. Also in Denver gleich zum Gate Agent und Hilfe gerufen. Der rief in New Orleans an, aber niemand hatte das Ding abgegeben. Ich war gestrandet und kam mir fast vor wie Tom Hanks auf der einsamen Insel. Ohne Kreditkarte und Führerausweis kein Mietwagen. Ohne Geld nicht einmal ein Taxi vom Flughafen zum Apartment. Ich war am Arsch. Erstes Glück: Ich hatte meinen Pass noch.

Zweites Glück: Andrea hat Onkel und Tante in Tucson. Also rief ich die an und bat sie, mich abzuholen und mir Geld zu pumpen. Dann - immer noch am Flughafen Denver - liess ich per Telefon meine Kreditkarten sperren, bestellte eine neu MasterCard und eine Notkarte (ja, ja, obwohl es in der Schweiz dunkle Nacht war, wurde ich freundlich bedient und super geholfen). Dann Anfrage an Dollar Rent-a-Car: Reicht ein Voucher aus, um den Mietwagen auszulösen? Denkste. Ohne Kreditkarte und Führerschein geht gar nichts. Also galt es, auf dem Flug nach Tucson die Möglichkeiten auszuloten.

In Tucson angekommen warteten Trudi und Hans schon auf mich (Onkel und Tante). Glücklicherweise kam alles Gepäck an, denn ich hatte ja auch keine Baggage Tags. Ab zu Dollar. Dort nervte eine dicke Mexikanerin, die sich mehr um ihre Fingernägel sorgte, als um mein Anliegen. Aber wir konnten herausfinden, dass mit einer Bestätigung des Strassenverkehrsamtes, dass ich einen Führerausweis besitze, einer Kreditkarte und dem Pass das Mieten des Wagens möglich ist.

Dann gönnten wir uns eine kleine Auszeit und gingen erst einmal fein essen. So gegen Mitternacht war ich dann in meinem Apartment und rief gleich das Strassenverkehrsamt Schwyz an. Da wurde ich ebenfalls sehr nett geholfen und man versprach mir, die notwendige Bestätigung gleich zu Dollar zu mailen. Aber damit hatte ich immer noch keinen Führerausweis - von wegen Polizei und so. Also rief ich Andrea an und erklärte ihr, wie sie für mich am Mitwoch Morgen einen neuen Ausweis machen lassen kann. Ein weitere Anfruf bei Kuoni um die Reservierung anzupassen. Dann schloss ich den Laptop an und konnte keine Internetverbindung herstellen. Toll.

Genervt ging ich ins Bett, wo mich Andrea zwei Stunden später mit ihrem Anruf jäh aufschrecken liess. Falscher Alarm, sie hatte gesehen, dass ich sie noch zu erreichen versuchte, aber vergessen, dass Tucson 9 Stunden hinterher hinkt. Nach einer kurzen Nacht gings heute Morgen dann weiter. Kuoni bestätigte die Reservierung. Bei Dollar hatte man weder Fax noch Email vom Strassenverkehrsamt erhalten - shit, die hatten schon geschlossen. Email ging immer noch nicht, Festentztelefon auch nicht und das Büro des Verwalters öffnete erst um 9.00 Uhr. Noch zwei Stunden warten. Dann endlich wieder ein Lichtblick: MasterCard bestätigte auf meine Anfrage, dass meine Emergency Card morgen um 17.00 Uhr per Overnight geliefert werden würde. Als um 9.00 Uhr das Büro öffnete, hatte ich innert 30 Minuten wenigsten Internet-Anschluss. Und siehe da, da war auch das Email vom Strassenverkehrsamt. Wieder bei Dollar anrufen, die es zwischenzeitlich auf gefunden hatten. Dann noch den neuen Voucher weiterleiten. Es war vollbracht. Halleluhja!!!!

Um 10.20 Uhr ein Email von Caroline Smith, meiner Bekannten aus New Orleans: Ruf mich an, man hat deine Brieftasche gefunden! Was jetzt? Ich rufe an und erfahre, dass meine Brieftasche von Denver aus weiter nach Oakland geflogen war. Auf dem verdammten Lokus, wo ich doch fast dem Boden ableckte, um das Teil zu finden. Ich dachte, ich sei im falschen Film. Die Finderin hatte eine Karte mit Carolines Email-Adresse gefunden und sie kontaktiert. Wow. Ich rufe da also an und jetzt wird mir das Corpus Delicti zugesendet. Zu spät zwar, denn alle Karten sind gesperrt und alle Ausweise bestellt, aber das Geld ist noch da.

Ihr seht, liebe Blog-Leser, das Leben kann auch fernab von Triathlon höchst unliebsame und Kapriolen schlagen. Nun hoffe ich, dass morgen noch alles klappt, die Kreditkarte ankommt und ich das Auto mieten kann. Denn ohne Auto in der Wüste - das funktionier einfach nicht. So viel also zum Thema "Wenn einer eine Reise tut". Der nächste Eintrag wird dann hoffentlich wieder mehr mit der Mission Possible zu tun haben.

Ah ja, Mission Possible. Ich bin immer noch recht kaputt vom Sonntag. Vor allem die Beinmuskulatur schmerzt noch sehr - die Krämpfe haben Spuren hinterlassen. Heute gabs 1km easy Schwimmen. Mehr war nicht drin. Morgen ist noch einmal ein ganzer Ruhetag.

Und bevor ich es vergesse: Ich bin froh, dass ich das Rennen beendet habe. Wenn du nach 1km Laufen schon solche Krämpfe hast, dann ist die Vorstellung, so noch 20 weitere zurück zu legen gelinde gesagt Furcht erregend. Es trotzdem durchzustehen, immer noch achter (Zeit hin oder her) zu werden, macht mich richtig stolz. Das musste ich jetzt einfach noch los werden.

Sonntag, 5. April 2009

Race Report IM 70.3 New Orleans.

Wie beschreibt man ein Rennen, bei dem viel gut oder sogar sehr gut gelaufen ist, am Ende aber eine bittere Niederlage zu Buche steht? Beim Triathlon ist das nämlich so eine Sache. Wenn es erst gut läuft und dann doch in die Hose geht, klingt es immer so nach Ausreden, wenn man sich zu sehr am Guten festhält. Denn eines ist klar: Abgerechnet wird auf der Ziellinie - was vorher war ist eigentlich Makulatur. Aber was solls, ich berichte halt einfach einmal frisch fröhlich drauflos, was heute abgegangen ist.

Wie schon in den letzten beiden Tagen bin ich putzlimunter aufgewacht und nach dem improvisierten Zimmerfrühstück schon um 4:30 Uhr mit dem Shuttle-Bus in die Wechselzone gefahren. Es war schon drückend warm und sehr feucht, zwischendurch hat es immer wieder kurz geregnet. Dies im Gegensatz zu den beiden Vortagen, als die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit richtig angenehm waren.

Um 7:56 ging mein Abenteuer los. Der See war flach und der Schwimmstart problemlos, weil in AK-Wellen gestartet wurde. Ich bin gleich weggeschwommen und habe rund vier vor mir gestartete AKs "durchschwommen" - alles ganz ohne Probleme, weil viel Platz war. Die Strecke kam mir sehr lang vor, darum war ich doch sehr überrascht, dass ich schon nach 30 Minuten aus dem Wasser kam. Das Paddles-Training zahlte sich aus, ich konnte kraftvoll aber kontrolliert schwimmen und die 83. Tageszeit zeugt von einer guten Leistung. Auf die schnellsten Pros habe ich nur knapp 6 Minuten verloren.

So bin ich also als Erster auf die Radstrecke. Nach ca. 8 km fand ich endlich meinen Rhythmus und konnte guten Druck aufbauen. Anfangs kam der Wind von der Seite - no problem. Aber bald schon zeigte sich, dass es eigentlich nur zwei Arten Steckenabschnitte gab: Solche mit Seitenwind oder Gegenwind. Und der Wind wurde immer stärker. Im Gegenwind musste ich dann schon richtig hart arbeiten, um das Tempo um die 33 km/h zu halten. Aber ich bin geflogen und habe hunderte vor mir gestartete Teilnehmer überholt. Es gab absolute keine Gruppen und nicht einer konnte mein Hinterrad halten. Der Puls war tief (merkt man auch ohne Pulsmesser). Ich habe genau nach Plan verpflegt und getrunken und hatte dauernd dieses Grinsen im Gesicht - es ging mir einfach blendend. Schade, dass es so stark windete, denn am Anfang sah es so aus, als ob ich einen 38er-Schnitt fahren konnte. Nach 75 km der erste Schreck: Ich bekam einen Oberschenkelkrampf! Druck raus, trinken, was das Zeugs hält. Dummerweise mussten wir bis in Ziel gegen den Wind kämpfen. Aber es gelang mir, den Krampf einigermassen unter Kontrolle zu halten. In der Wechselzone kein Velo im Rechen - ich war immer noch in Führung! Und ich war die 89. Zeit aller Teilnehmer gefahren.

Dann ab auf die Laufstrecke. Meine Strategie war, erst einmal die ersten 5-6 Minuten recht easy den Laufrhythmus finden und die Beine schnell bewegen. Dann wollte ich anfangen, ein solides Lauftempo aufzubauen. Aber kaum fing ich an zu drücken, begann es zu Zucken. Erst in den Oberschenkeln. Schon nach rund 2,5 km machte die Muskulatur zu und krampfte. Autsch. Ich fing an. Becherweise Gatorade in mich hinein zu schütten und meine Salztabletten hinunter zu spülen. Es half wenig bis nichts. Ich musste zum ersten mal gehen. Aber es kam noch schlimmer: Nun fing auch die linke Wade an zu verkrampfen. Bei etwas Km 10 knallte es mir so einen Wadenkrampf hinein, dass ich mich an einem Zuschauer festhalten musst, damit ich nicht um fiel. Es zog mir den ganzen Fuss nach vorne und ich brauchte etwa zwei Minuten, bis ich den Krampf lösen konnte. Nun war definitiv Gehen - Laufen - Gehen angesagt. Und die Minuten verstrichen, aber nicht die Distanz. Ich war immer noch vierter, aber mittlerweile verkrampften sich beide Beine so stark, dass es nur noch ums Überleben ging. Dann, etwa 4 km vor dem Ziel schien das Gatorade endlich zu wirken und ich konnte wieder ganz ansehnlich laufen. Aber das Rennen war ruiniert, zumal mich noch einmal zwei Konkurrenten überholten und ich zu dem Zeitpunkt nichts entgegen zu setzen hatte. Am Schluss bin ich dann noch einmal näher gekommen, aber es war zu spät. Der längste Halbmarathon in meinem Leben dauerte volle 2:15 Std.

Ein 8. Platz in 5:13 Std. ist enttäuschend. Was war passiert? Zu schnell Velo gefahren? Zu wenig getrunken? Zu wenig Salz? Zu wenig Akklimatisation? Zu hohe Ambitionen? Schwer zu sagen. Die klimatischen Voraussetzungen haben hunterten von Teilnehmern schwer zugesetzt - ich habe noch nie so viel gehenden, von Krämpfen geplagte Athleten gesehen. Nun, es gibt wie gesagt Licht und Schatten. Ein neues Rennen bedeutet auch immer wieder neues Glück. Ich nehme viel Positives mit aus New Orleans: Schwimmen und Velo sind Top - hier gilt es gezielt den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen. Laufen was Flop - Schwamm drüber. Ich weiss, ich kann es besser und werde es auch zeigen. Ganz sicher!

Für die persönliche Analyse: Hier geht es zu den Resultaten.

Herzliche Gratulation an Natascha Badmann. Sie hat dank einem unglaublichen Bike-Split in 2:15 Std. das Rennen der Pro Frauen gewonnen und ein Weltklassefeld besiegt.

Und ganz grossartig hat sich Caroline Steffen in Down-Under geschlagen. Hinter der wieder einmal unwiderstehlichen Chrissie Wellington und Rebekah Keat belegte sie im IM Australia den 3. Platz und holte sich das Kona-Ticket. Fantastisch.

Nicht vergessen wollen wir unseren Ronnie Schildknecht: 3. Platz beim IM 70.3 California!

Samstag, 4. April 2009

Countdown IM 70.3 New Orleans - 26:30 Stunden vor dem Start.



Halli, hallo from New Orleans in die Schweiz (und überall dort hin, wo mein Blog gelesen wird). Es ist 5:26 Uhr Ortszeit, also genau 26:30 Stunden vor dem Start morgen früh. Um es vorweg zu nehmen: Alles ist im grünen Bereich, die Nervosität hält sich in Grenzen und die Zuversicht ist ungebrochen hoch.

Es läuft eh alles wie am Schnürchen. Gestern morgen habe ich meinen nagelneuen Neopren erstmals mit dem Wasser bekannt gemacht. Wir haben uns auf Anhieb sehr wohl gefühlt! Dann habe ich meine Bekannte aus Cancun, Caroline Smith, mit Freunden zum Mittagessen getroffen und anschliessend sind wir zum Racebriefing gefahren und haben die Startunterlagen abgeholt. Und schwups war der Tag schon fast wieder gelaufen.

Heute wird das Velo kurz getestet und dann eingecheckt. Vielleicht gibt's auch noch einen kurzen Schwumm im Lake Pontchartrain, von dem die Einheimischen sagen, es sei eine Kloake und man müsse immer damit rechnen, dass einem ein Gagel oder noch schlimmer, ein Leichenteil eines Kathrina-Opfers entgegen schwimmt. Na bravo! Da gilt einfach die alte Regel: Mund nur zum Atmen öffnen!

Meine Race-Nummer ist aben abgebildet. Hier geht es zu den Resultaten. Wenn ich das nächste Mal schreibe, ist alles schon vorbei - hoffentlich mit einem Happy End!!

Vielen, vielen Dank für all die tolle Unterstützung, die ihr mir hier zukommen lässt! I love you!