Montag, 30. September 2013

Tapetenwechsel.

Morgen Abend um 22.15 Uhr ist es soweit. Mit Emirates EK 86 hebe ich ab in Richtung Australien, wo ich die nächsten sechs Monate verbringen werde. Velo und Koffer werden morgen ver-, respektive gepackt - ansonsten scheint alles organisiert und geregelt.

In der südlichen Hemisphäre beginnt der Frühling, während hier sich die Blätter bald schon färben und nur wenig später fallen. Dort werden die Tage länger, hier kürzer. Zum ersten Mal im Leben werde ich einen kompletten Winter auslassen und gegen den Sommer eintauschen.

Aber auch sonst wird vieles anders sein. Andere Länder, andere Sitten.

  
 Heute noch das letzte Training im Sportbad Käpfnach - es war ein toller Sommer!! Am Donnerstag schon die erste lockere Einheit im kleinen aber feinen Coolum Aquatic Centre - 25m und Linksverkehr!



Links herum geht es auch auf den Strassen und die Verkehrsschilder kommen einem auf den ersten Blick auch etwas schräg vor. Aber schon bald werde ich mich auch daran wieder gewöhnt haben.




Ganz einfach wird der Tapetenwechsel vom Schnee zum Sand sein. Anstatt steil und buckelig mag ich es nun lieber flach und warm.





Davor habe dann aber schon ein wenig Respekt. Mir sind keine Fälle bekannt, wo in den heimischen Seen ein Hecht einen Schwimmer angefallen hätte.




Auf Bratwurst und Cervelat vom Grill kann ich hingegen gut verzichten. Da ist mir Surf and Turf schon um einiges lieber.






Und last but not least werde ich mich wohl auch an die Klänge des Digeridoos gewöhnen. Wäre doch auch einmal interessant auszuprobieren, ob ein abgesägtes Alphorn wie ein Digeridoo klingt!!



Also dann, lasst mir nichts anbrennen, während ich weg bin. Kommt mir gesund und munter über die kältere Jahreszeit. Ich meinerseits werde euch regelmässig sonnige Grüsse und spannende Geschichten liefern!



Donnerstag, 26. September 2013

It all starts with a bounce.

Auch wenn es um Sport geht, sind die Aussies etwas anders gestrickt. Ok, Fussball, Schwimmen und Triathlon gehören auch Down Under zu den viel beachteten Sportarten. Aber darüber hinaus frönt man einigen ganz eigenartigen sportlichen Betätigungen.

Das Ei muss zwischen die Stangen.



Dauert oft Tage lang und wenig passiert .... und bäng, hechten sie wie von der Tarantel gestochen!



Ironman? Yes, Ironman the Aussie way!


Da bleib ich doch freiwillig beim guten alten swim-bike-run!!

Mittwoch, 25. September 2013

Ask the master to pass the banana.

Ok, für alle, denen ich es schon direkt unter die Nase gerieben habe oder es noch nicht auf dem Latrinenweg vernommen haben: am 1. Oktober mache ich mich für 6 Monate vom Acker. Mein Ziel: Savognin!

Blödsinn! Das war einmal. Ich werde in Australien überwintern und quasi den Sommer an den Sommer hängen. Residieren werde ich wiederum in Perigian Springs bei Tony Baker, dem Nachbarn von Coach Kristian Manietta. Und natürlich hoffe ich, dass sich die Sunshine Coast endlich von ihrer sonnigen Seite zeigen wird.

Weil man fünf Wochen, wie im Februar/März, auch ohne spezifische Vorbereitung easy übersteht, sechs Monate aber wohl kaum, habe ich mich in den letzten Wochen intensiv mit Australien und den landesspezifischen Gegebenheiten auseinander gesetzt. Hier ein paar Eindrücke aus meiner Vorbereitung.

Ask the master to pass the banana.



Buy a stubby.




Nein danke.



Soviel für heute. Morgen gibt's mehr von der Sorte: Wieso will ich da eigentlich hin?

Donnerstag, 19. September 2013

CEO des Unternehmens Körper.

"I'm the CEO of my body. Like to think about it like that." Lisa Norden, 8. August 2013 on Twitter


Wo sie recht hat, hat sie recht. Was auf jeden Einzelnen zutrifft, gilt ganz besonders für Leistungssportler. Als Geschäftsführer des Unternehmens Körper trägt jeder selbst die Verantwortung für seine Leistung. Und so gilt es jeden Tag aufs Neue, viele grosse und kleine Entscheidungen zum Wohl dieses Unternehmens zu fällen. Wer glaubt, seinen Körper nur ausbeuten zu können, der wird scheitern. Im Leben wie im Sport.

Ich hatte das grosse Glück und Vergnügen während 17 Jahren als CEO einer erfolgreichen Unternehmung tätig sein zu dürfen. Der Erfolg baute auf einer klaren Vision auf, der ehrlichen Analyse von Stärken und Schwächen, messerscharfen Zielen und der genauen Kenntnis des Marktes und der Rahmenbedingungen.

Am 11. September 2001 änderten sich die Rahmenbedingungen innert weniger Stunden und alle Visionen und Ziele fielen in sich zusammen. Der Aufstieg wurde mit dem Einstürzen der Twin Towers abrupt gebremst und es gab kein Rezept dagegen. In diesem Moment war auch ich als CEO mit meinem Latein temporär am Ende. Es gab nur eines: Aufstehen, neu beginnen und kämpfen!

Wieso ich das erzähle? Nun, vor drei Wochen veränderte sich einiges in meinem Sportlerleben. Ich nahm meine Verantwortung als CEO meines Körpers wahr und ging zum Arzt. Denn ich fühlte, dass sich die Rahmenbedingungen verändert hatten und ich einen wichtigen Teil meiner Leistungsfähigkeit eingebüsst hatte. Es war kein konkretes Ereignis, auf das dies hätte zurückgeführt werden können. Vielmehr eine schleichende Entwicklung.

Erst stellte ich aber einmal alles in Frage. Was, wenn dies nur der Anfang des spürbaren Alterungsprozesses sein sollte? Was, wenn ich im Training wirklich grundlegende Fehler begangen hatte? Was, wenn mein Anspruch an meine Leistung und meine Resultate nicht mehr zeitgemäss sein sollten? War diese schlicht und einfach der Anfang vom Ende?

Nun, der Befund der Untersuchung brachte zum Glück ein glasklares Ergebnis zu Tage: Belastungs-Asthma. Und im Gegensatz zur Wirtschaft gibt es in diesem Fall ein einfaches Hilfsmittel: Ventolin. Und dieses Hilfsmittel sorgt für nichts anderes als Chancengleichheit im Wettbewerb.

An meinen Visionen musste ich glücklicherweise nichts verändern. Ebenso wenig an meinen Zielen. Aber was meine Stärken und Schwächen angeht, hat ein faszinierender und spannender Prozess begonnen. Mein Motor läuft wieder wie geschmiert und macht ab einer gewissen Belastung nicht einfach zu. Anstatt gegen eine unsichtbare Wand zu schwimmen, fahren, laufen, geht jetzt eine Türe auf in eine schon vergessene Dimension.

Erst jetzt erlebe ich wieder, was es heisst, die Komfortzone wirklich zu verlassen. Erst jetzt habe ich das Gefühl, wieder da hingehen zu können, wo magische Sachen passieren. Und das macht vor allem anderen so richtig Spass - und brennt wie das Höllenfeuer.




So muss ich erst wieder lernen, wie viel ich meinem Körper wirklich zumuten kann. Die Handbremse ist gelöst, der Drehzahlmesser ausgeschaltet, die volle Leistung steht zur Verfügung. Aber ich wäre ein schlechter CEO, wenn ich jetzt einfach blindlings ins Verderben renne!


Donnerstag, 12. September 2013

Auch ein Schwalbe macht noch keinen Frühling!

Triathleten sind ja bekanntlich immer auf der Suche nach ein paar "Gratis-Sekunden oder -Minuten" und darum ein gefundenes Fressen für marketing-gewiefte Anbieter von allerlei Schnick-Schnack. Nun mischt seit neuestem auch der renommierte Reifenhersteller Schwalbe mit im lauten Buhlen um die Gunst der kaufkräftigen Ironman-Athleten.

Unter dem Ironman-Lizenzlabel bringt Schwalbe den Ironman auf den Markt. Daran ist ja nun absolut gar nichts auszusetzen und ich bin mir sicher, dass auch dieses Produkt aus selbigem Hause ein qualitativ gutes und zumindest seinen Preis Wert ist.

Wenn da nur nicht dieses Versprechen wäre:

22 mm Breite: im Windkanal als perfekte Breite für aerodynamisch optimierte Laufräder ermittelt. Spart ordentlich Kraft: Auf der 180 Kilometer Radstrecke mit rund 40 km/h benötigen die Fahrer eine durchschnittliche Leistung von 300 Watt. Mit dem neuen Reifenmaß sind es rund zehn Watt weniger. Das bedeutet eine Zeitersparnis von ganzen drei Minuten!

Aha. 40 km/h auf einer Ironman-Strecke bedeutet eine Fahrzeit von 4:30 Std. Zur Erinnerung: Letztes Jahr beim Ironman Florida (extrem schneller Radkurs) schafften das 15 Teilnehmer. Dieses Jahr in Zürich keiner!

Ein Versprechen also, mit dem die wenigsten eigentlich etwas anfangen können, sollte man meinen. Denn mit abnehmender Geschwindigkeit geht auch der Zeitvorteil überproportional schnell flöten.

Das hat das Fachmagazin tri-mag.de selbstverständlich nicht davon abgehalten, einigen seiner Leser die Reifen zum ausgiebigen Test zur Verfügung zu stellen. Man verzeihe mir den journalistischen Faux-pax, dass ich nicht jeden Einzelnen der im Spezialheft triathlon training, Ausgabe Oktober-November 2013, Seite 41, zitierten Tester nach ihrer persönlichen Radbestzeit auf der Ironman-Distanz gegoogelt habe. Aber ich habe aufgrund der oben genannten, erdrückenden Sachlage einfach einmal angenommen, dass keiner eine 4:30 stehen hat.

Hier nun ein paar Schmankerl, was die Tester zum Ironman-Reifen so an fachmännisch nützlichem dazu meinten:

  • Optisch und vom Fahrverhalten her deutlich besser als mein alter Reifen. Man hat das Gefühl, bei gleichem Kraftaufwand mehr Leistung zu erreichen.
  • Der Ironman macht schon sehr glücklich. Die Kurven, das Beschleunigen - man hat einfach das Gefühl, im Rennen zu sein, herrlich! .... Die Druckangabe muss man suchen, bevor man dann tatsächlich 11 Bar aufpumpen und die Fahrt geniessen kann.
  • Unglaublich schneller Reifen mit einem deutlichen Unterschied zum Ultremo ZX. Bei Regen sehr griffig und nicht weniger schnell. Absolute Emfpehlung!
Noch Fragen? Wahrscheinlich rennen sie schon, um ihn zu kaufen. Schliesslich könnte der direkte Konkurrent ihn ja bereits aufmontiert haben. Auf geht's, 3 Minuten bei 40 km/h, das ist doch mehr als ein Argument. Und bling-bling, schon klingelt die Kasse!

Donnerstag, 5. September 2013

Ein Hoch auf den Lungenzug!

Seit nunmehr einer geschlagenen Stunde sitze ich vor dem PC und weiss nicht so recht, wie ich diesen Blogbeitrag beginnen soll. Denn das Thema ist ein wenig heikel. Es lässt die Frage aufkommen, ob ich darüber überhaupt schreiben sollte. Und, wie ich es richtig verpacken kann.

Am besten schiess einfach einmal los, denn die Einleitung beweist ja, dass ich den Bogen irgendwie gefunden habe.

Ein Hoch auf den Lungenzug - nein, keine Ode an das Inhalieren von blauem Dunst, sei es Zigarette, Pfeiffe oder Zigarre (wobei der Kenner ja letztere beiden nicht bis in die Lunge zieht). Als Ausdauersportler gilt es schliesslich, die Atemwege so sauber wie möglich zu halten, damit das in die Lunge kommt, was Pfupf gibt: O2 - der gute, alte Sauerstoff. Mit jedem Atemzug führen wir unseren Lungen 21% davon zu, neben 78% Stickstoff, 1% Edelgase und 0,03% Kohlendioxid. Erstaunlicherweise bleiben aber nur 4% O2 in den Lungen, denn 17% atmen wir wieder aus.

Aber der Sauerstoff bringt unseren Verbrennungsmotor erst zum Laufen. Je weniger davon zur Verfügung steht, desto mehr stottert unser Motor. Und genau darum geht es heute.

Seit geraumer Zeit lief mein Motor nicht mehr so, wie ich es von ihm erwartete - oder besser, wie er über Jahrzehnte hinweg lief. Natürlich stellte ich mir die Frage, ob es denn schon so weit sei, dass mein Alter mir einfach neue Grenzen setzt. Bloss, meine Leistungsfähigkeit war bis zu einer Belastung von ca. 75% absolut einwandfrei. Sobald es mehr sein sollte, begann ich sehr flach und oberflächlich zu atmen und fast zu hyperventilieren. Wenn die Kollegen am Berg noch munter miteinander quatschten, fuhr ich schon gegen die Wand. Echt frustrierend.

Natürlich suchte ich die Ursachen überall: Traininsgestaltung, Umfänge, Erholungszeit, usw. Aber verwirrend war, dass ich mich eben bis zu diesen  75% Belastung sehr gut und stark fühlte, dann aber nichts mehr kam. Auch wenn ich noch so hart versuchte, diese unsichtbare Wand zu durchbrechen, es führte zu nichts als toten Beinen und Armen und pfeifender Atemnot.

So entschloss ich mich dazu, bei medbase einen Lungenfunktionstest zu machen. Genau im richtigen Moment, denn langsam begannen mich meine Zweifel zu zermürben. Erst schilderte ich Phil meine Symptome so genau ich sie beschreiben konnte, dann folgte eine eingehende Lungenfunktionsprüfung und ein sogenannter Provokationstest.

Das Ergebnis deckte sich haargenau mit meinen beschriebenen Symptomen: meine Lunge machte bei 80% Belastung zu, weil sich die Bronchien verkrampften. Die Diagnose: AIA - AnstrengungsIndiziertes Asthma. Auch bekannt als Leistungsasthma.

Unter diesem Link findet Ihr eine sehr genaue und detaillierte Beschreibung, was AIA ist und wie es nachgewiesen wird.

Mögliche Ursachen gibt es viele, aber vermutlich ist es die Summe aller Belastungen der Atemwege über die vielen Jahre Ausdauersport, welche dazu geführt haben.

Und so bin ich jetzt also ein von medbase offiziell bestätigter und von Swiss Olympic anerkannter Leistungsasthmatiker mit der Lizenz zum Gebrauch von Ventolin Diskus. Bis Ende 2012 musste dafür noch ein ärztliches Zeugnis zum Gebrauch in Training und Wettkampf beigebracht werden. Seit dem 1. Januar hingegen entfällt dies. Der Wirkstoff Salbutamol steht immer noch auf der Dopingliste der verbotenen Substanzen, allerdings nur ab einer Konzentration von 1600 Mikrogramm - ein Inhalationsstoss setzt 200 Mikrogramm frei.

Meine ersten zwei Trainingstage mit vorgängigem Lungenzug habe ich nun hinter mir. Das Ergebnis: ich kann wieder frei und tief atmen - auch bei hoher Belastung. Keine Kurzatmigkeit mehr, kein Hyperventilieren. Was für eine Befreiung - so macht es wieder richtig Spass.

Ob mich das jetzt besser macht? Nun, es bringt mich auf den gleichen Level mit allen Athleten, welche nicht unter Leistungsasthma leiden. Somit starte ich wieder auf gleichem Level mit allen anderen. Besser werden ist auch in diesem Fall nur mit hartem, cleveren Training möglich.

So, das war jetzt doch nicht so schwer, wie es sich eingangs an fühlte. Mal sehen, was dieser Post so alles für Reaktionen auslöst.