Montag, 29. Juli 2013

Finish time .... scheiss drauf!

Die Schweiz scheint im 2013 der weltweite Trendsetter bezüglich Wetterextreme bei Ironman-Veranstaltungen zu sein. Erinnern wir uns: Beim IM 70.3 Switzerland musste erst das Schwimmen wegen fast arktischen Wassertemperaturen im Obersee annulliert und durch einen Lauf ersetzt werden. Dann ergoss sich am Renntag just über der Region der einzige Regenschauer Schweizweit und brachte das Fass zum Überlaufen ... Rennabbruch wegen eines Hangrutsches. Dass damals niemand zu Schaden gekommen ist, grenzt an ein Wunder.

Nun, nur wenige Wochen später ein komplett anderes Bild. Die Schweiz schien am Wochenende regelrecht zu kochen. Erst wurde bereits am Samstag entschieden, dass am Sonntag ohne Neo geschwommen werden musste ... bei fast 26° Wassertemperatur ein einfache zu fällender, regelkonformer Entscheid zur Sicherheit der Athleten.

Dann stieg das Thermometer am Samstag bis auf 36° und die Luftfeuchte schien stündlich zu zunehmen. Als ich um ca. 16.30 Uhr auf der Landiwiese eintraf war es schlicht und einfach unerträglich. Und bei dieser Hitze mussten alle 2500 teilnehmenden Athleten ihr Velo einchecken. Doch bevor sie das tun konnten, standen sie erst sehr lange an ... die Kolonne schien schier endlos.

Das alles raubte schon einmal viel Energie. Und die Aussichten für den Sonntag waren ähnlich Angst einflössend: vielleicht nicht ganz so heiss, aber dafür drückender. Und genau so war es dann auch.

Als ich kurz vor 8 Uhr beim Ausgang aus der Wechselzone ankam, stürmten die schnellsten Schwimmer auf die Radstrecke. Und anstatt in grossen Pulks loszufahren kamen sie einzeln und verstreut an und schwangen sich mehr oder weniger Elegant aufs Rad. Viele waren gleich um zig Minuten langsamer als im Neo. Dazu kam ein wesentlich erhöhter Energieaufwand und, so paradox es klingen mag, ein grosser Energieverlust, weil das Wasser immer noch rund 11° unter der Körpertemperatur lag. Für den Neo wars zu warm, ohne Neo kühlte der Körper aber schon etwas aus.

Prompt wurde eher langsam Rad gefahren. Das Feld mehr in die Länge gezogen als sonst, weniger Windschattenfahren und schon bald die schnell steigenden Temperaturen forderten ihren Tribut. Am Heartbreak Hill zeigte es sich bereits nach einer Runde, dass jeder viel mehr investieren musste, als ihm wohl lieb war. Einige schwitzten schon so stark, dass es wenig Gutes vermuten liess. Und viele hatten wohl auch keinen Plan, wie mit dieser Hitze umzugehen.

Auf Hawaii gibt es alle 10 Meilen eine Aidstation. So kann man sich auf dem Velo regelmässig herunterkühlen. In Zürich gabs die üblichen Stationen und so war es schwierig, kühl zu bleiben. Und wer die wenigen Möglichkeiten nicht konsequent nutzte - auch auf Kosten von einigen Sekunden Fahrzeit - der wurde spätestens beim abschliessenden Marathon brutal bestraft.

Spätestens nach T2 war wohl den meisten klar, dass ihr persönlicher Fahrplan kaum mehr umsetzbar war. Und den meisten wurde es nach wenigen Schritten ebenso klar, dass dies wohl einer der längsten Marathons werden würde, die sie je bestritten haben. Es war schlichtweg brutal. Die Luft schien zu stehen. Ich konnte gut nachvollziehen, wie "klebrig" sich das Laufen angefühlt hat. Und so war den meisten Athleten der Schmerz bei jedem Schritt ins Gesicht geschrieben.

Ganz vielen Athleten war aber auch die Enttäuschung anzusehen. Die Enttäuschung darüber, an diesem aussergwöhnlichen Tag nicht das abzuliefern, was sie sich vorgenommen hatten. Allen diesen Athleten möchte ich sagen: Finish time ... scheiss drauf!

Ironman ist und bleibt eine ultimative Herausforderung für den Körper und den Geist. Besonders dann, wenn eigentlich gar nichts nach Plan geht. Dann geht es um den wahren Wert in diesem Sport: finishen!! Die Ziellinie überqueren um jeden Preis - ausser der Gefährdung der eigenen Gesundheit. Alle Widerwärtigkeiten zum Trotz. Entgegen jedem "logischen" Gedanken, den Bettel hinzuschmeissen.

Seid stolz auf eure Leistung!! Ihr Finisher habt an einem denkwürdigen Tag eine denkwürdige Leistung erbracht, die meine ganze Bewunderung verdient. Dieses Rennen hat euch stärker gemacht, weil ihr nicht daran zerbrochen seid. Und es wird ein ganz wichtiges Puzzleteil sein, wenn ihr bei einem eurer nächsten Ironmans eben diese neue Bestzeit auf den Asphalt brennen werdet, die in Zürich einfach nicht möglich war.

Nehmt alle die Gratulationen eurer Freunde und Lieben an, die damit ihre Bewunderung für eure Leistung zum Ausruck bringen. Es gibt keinen Grund, enttäuscht zu sein - aber tausend Gründe, Stolz zu sein!

Mittwoch, 24. Juli 2013

Eine teuflische Herausforderung.

Bis vor zwei Jahren wohnte ich im Eigenheim in Feusisberg. Besonders bemerkenswert ist daran eigentlich nichts. Ausser vielleicht, dass besagtes Haus auf exakt 667m ü.M. stand. Aber was bitte soll denn nun daran bemerkenswert sein?

Nun, ich pflegte damals zu sagen, dass ich quasi auf der Falltüre zur Hölle lebe. Einen Meter weniger und es wären 666 m gewesen. Genau, die biblische Zahl, die u.a. in der Offenbarung des Johannes vorkommt. Ihr wird auch im Rahmen des Okkultismus und der Zahlenmystik eine Bedeutung zugeschrieben: sie wird als Zahl des Tieres oder des Antichristen bezeichnet. Des Teufels eben.

Da hatte ich ja noch einmal Glück. Um einen Meter der Hölle entronnen. Das hätte ja auch schief gehen können und ich hätte während 17 Jahren immer heisse Füsse gehabt.

Jetzt hat es mich aber dennoch erwischt! Als ich heute auf der Startliste des IM 70.3 Wiesbaden meine Startnummer nachschlug staunte ich nicht schlecht: 666! Ich gehe also am 11. August mit der Nummer des Beelzebubs ins Rennen!

Genauer betrachtet - und in Abwesenheit von jeglichem Aberglauben - bringt diese Startnummer treffend zum Ausdruck, was ich von diesem Rennen eh schon erwarte: es wird eine teuflische Herausforderung.

Nehmen wir die Radstrecke. Die 90 km durch den Taunus ist gespickt mit insgesamt 1'450 Höhenmeter. Das ist fast so viel wie z.B. Susten oder Grimsel und mehr als Alpe d'Huez oder Galibier! Da werden die Beine wohl schon nach der Hälfte höllisch schmerzen.

Ein Blick auf die Startliste der M55 lässt zudem - Hölle hin oder her - fast das Blut in den Adern gefrieren. Das wird das best besetzte Rennen, bei dem ich bisher am Start war, inklusive Hawaii: Caprez, Angelastri, Ledergerber, Mallepell, Abramowski, Balg, Dietrich, Profaska ... alles IM 70.3 Champions, Europameister, Hawaii-Teilnehmer ... und das sind nur die Schweizer und die Deutschen. Mit Sicherheit ist da noch das eine oder andere Dark Horse mit dabei. Teuflisch stark besetzt!

Es geht ja nicht nur um den Europameister-Titel über die IM 70.3 Distanz. Es winkt auch noch ein Kona-Slot. Wenn mir der Teufel heute einen Pakt anbieten würde, dass ich als 8. des Rennens diesen Slot noch bekommen werde, ich wäre wohl fast bereit dazu zu unterschreiben. Wobei: eher doch nicht, denn erstens ist Hawaii nicht alles und zweitens vertraue ich doch lieber in meine Fähigkeiten.

Dann das Wetter. Wer weiss, vielleicht bleibt uns ja das heisse Sommerwetter erhalten. Und dann wird der Wettkampf zu einem Ritt durch die Hölle, denn in Wiesbaden kann es schon mal so gegen 36° heiss werden.

Da kommt also einiges zusammen!

Ein zugegebenermassen etwas eigenartiger Gedanke sei mir an dieser Stelle doch noch gewährt: was wäre ich wohl für ein Teufel? Na ja, wenn sie mir schon die Nummer des Fürsten der Finsternis umhängen, darf ich mir diese Frage wohl stellen. Hier ein paar Ideen, denen ich vielleicht etwas abgewinnen könnte:



Seid also auf der Hut! ;-)

Mittwoch, 17. Juli 2013

Immer wenn er Pillen nahm.

Man schrieb das Jahr 1967 und ich war 10 Jahre alt. Es gab schon Farbfernsehen! Meine Lieblingsserien waren nicht Fury, Daktary, Skippy das Känguru und auch nicht Bonanza, Big Valley oder die Leute von der Shiloh Ranch. Auch nicht Die merkwürdigen Fälle des Franz Joseph Wanninger oder Graf Joster übernehmen sie. Nein, meine Lieblingsserie hiess Immer wenn er Pillen nahm:


Es ging also um diesen trotteligen Tankwart Stanley Beamish, der, immer wenn er diese Pille nahm, zum Superhelden mit übernatürlichen Kräften mutierte. Für die damalige Zeit sehr witzig gemacht.

Nun, am 30. Juni beim Ironman Klagenfurt, also rund 46 Jahre später, wurde ich beim ersten Blick auf die Rangliste meiner AK wieder an diesen Stanley Beamish erinnert. Da stand doch ganz zuoberst ein Slowene, von dem ich noch nie etwas gehört hatte. Und hinter seinem Namen stand eine Zeit, die mir ungläubiges Staunen abrang: 9:23 Std. Damit hatte er dem zweiten Reini Garnitschnig, Austria-Trilegende, nicht weniger als 36 Minuten abgenommen.

Dem musste ich auf den Grund gehen. Erst einmal googelte ich den Sportsfreund - mit mässigem Erfolg, denn das gab nur wenig her. Dann schaute ich in die Rangliste des IM Austria 2012 und fand ihn mit einer Zeit von 14:18. Ok, das war ein Hitzerennen. Aber auch in 2011 kam er nicht über 12:28 hinaus.

Aber er hatte alle Zeitmatten passiert, also nicht abgekürzt oder gar eine ganze Radrunde ausgelassen. Mir blieb nur ein Kopfschütteln. Nicht einmal den Verdacht auf eine Wunderpille wie bei Stanley Beamish konnte ich ernst nehmen, denn eine Leistungsteigerung um über 3 Stunden in so kurzer Zeit ist, wenn überhaupt, in unserer AK ganz einfach unmöglich.

Am Montag anlässlich der Slotverteilung glänzte der Sieger durch Abwesenheit. Immerhin konnte ich so ausschliessen, dass sich da irgend ein Irrer einen Hawaii-Slot erschleichen wollte. Dann hörte ich, dass er auch nicht zur Siegerehrung erschien. Was war hier los?

Wieder zu hause angekommen verglich ich die Bilder von Google mit denjenigen des offiziellen Rennfotografen. Und siehe da ... das waren zwei total unterschiedliche Typen. Und noch am gleichen Abend erhielt ich eine Email, welche klar machte, dass ein anderer am Start war - ein Spitzentriathlet aus der M50, ebenfalls aus Slowenien.

Nun schloss ich mich mit Reini Garnitschnig kurz und fand heraus, dass der Veranstalter schon kurz nach dem Rennen von einem Zuschauer, der beide kannte, auf diese Situation aufmerksam machte. Leider ohne sofortige Reaktion. Die fand erst statt, nachdem Reini und ich massiv Druck machten.

Die Sache ist aufgeflogen, der "Sieger" aus der Rangliste entfernt und die AG-Punkte korrigiert. Beide Athleten werden nun für ein Jahr von allen Ironman-Veranstaltungen ausgeschlossen, was ich persönlich zu milde finde. Was sie zu dieser Aktion bewogen hat, das wissen nur die beiden fehlbaren "Sportsfreunde". Offenbar war keine kriminelle Energie dahinter, sondern lediglich der Versuch, das teure Startgeld nicht verfallen zu lassen.

Aber die drei Erstplatzierten wurden betrogen - um den verdienten Lohn ihrer Anstrengungen und Leistung am Wettkampf. Der emotionale Moment der Siegerehrung kann ihnen niemand zurückgeben.

Zurück bleibt ein fahler Geschmack. Wie war es möglich, dass trotz Ausweispflicht bei der Registration, Armband mit Chip und Fotografie beim Radcheckin dann doch ein anderer Athlet am Start steht als der gemeldete? Wann "erkauft" sich jemand einen Hawaii-Slot, indem er einen starken Athleten an seiner Stelle an den Start schickt? Ist das vielleicht schon vorgekommen?

Nun, wir wissen es nicht. Und noch mehr Kontrolle scheint mir auch wenig sinnvoll. Aber vielleicht sollten solche "Betrüger" sich etwas mehr Gedanken darüber machen, was sie eigentlich anrichten.

Als ich zehn war und Stanley Beamish mein Held, hatten wir dieses geflügelte Wort: dbdbhkp. Das hiess nichts anderes als: doof bleibt doof, da helfen keine Pillen. Da steckt doch auch heute noch viel Wahrheit drin.

Montag, 8. Juli 2013

Das Leben ist voller Gelegenheiten.

Gestern bin ich den Grossteil des Tages vor der Glotze geklebt. Ja, ich weiss, es war schönstes Wetter. Egal, ich wollte mir den Ironman in Frankfurt anschauen. Und weil mir mein Körper am Samstag auf dem Velo signalisierte, dass ein richtiger Ruhetag eine wirklich gute Idee sei, hörte ich auch auf ihn. So verbrachte ich einen perfekten Tag vornehmlich in ruhender Position.

Und was da in Frankfurt geboten wurde, das war wirklich grossartig. Die Sportsfreunde vom Hessischen Rundfunk brachten es tatsächlich fertig, über Stunden spannend zu berichten. Der Experte Faris al Sultan war erfrischend und direkt und sagte Dinge wie: Das mit den Zeiten geht mir echt langsam auf den Sack! Recht hat er.

Bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen der WTC sich das auch angeschaut haben und in Zukunft bessere Livestreams auf die Reihe bekommen. Was wiederum sehr ärgerlich war: Der Athlete Tracker funktionierte über Stunden kaum bis gar nicht. Seit Monaten ist das immer wieder das gleiche Drama und sie versichern laufend, sie würden dran arbeiten. Aber das ist wohl nicht mehr als ein Lippenbekenntnis - eine funktionierende Lösung würde wohl etwas mehr kosten und das ist kaum im Interesse der WTC. Hier wird die Kundenzufriedenheit wieder einmal mit Füssen getreten.

Genug der Kritik. Denn ich habe gestern wieder so richtig Bock auf Ironman bekommen. Es war sowieso erstaunlich, wie milde meine PID (Post Ironman Depression) nach Klagenfurt ausfiel. Dabei hätte ich eigentlich allen Grund gehabt, meine Wunden zu lecken, mit dem Schicksal zu hadern, die Götter zu verfluchen oder mir selbst Vorwürfe zu machen.

Aber das Leben steckt voller Gelegenheiten. Und wer einmal auf die Schnauze fällt, der soll gefälligst wieder aufstehen.


Bloss, bei mir kam nie der Gedanke ans Aufgeben auf. Das hat auch damit zu tun, dass ich mit Coach Kristian von Anfang an einen Plan B im Köcher hatte: IM 70.3 Wiesbaden. Am 11. August werden dort weitere 30 Kona-Slots vergeben. So bleibt nur wenig Zeit für eine perfekte Erholung und einen Schnellaufbau auf dieses Rennen hin.

Und wenn es in Wiesbaden wieder nichts wird? Nun, erst einmal bin ich zu 100% überzeugt, dass es klappt. Ich weiss, was ich kann und das müsste für Hawaii reichen. Aber eben, sollte es doch nicht .... dann steht am 8. Dezember der Ironman Western Australia auf dem Rennprogramm. Das Lava Java muss in diesem Fall auf meinen Umsatz 2013 verzichten, darf sich dann dafür aber auf denjenigen für 2014 freuen.

Heute Morgen hat die Kampagne IM 70.3 Wiesbaden begonnen. Noch etwas verhalten, denn in dieser Woche gibt es nichts Wichtigeres als die vollständige Erholung vom Ironman Austria. Aber die Schwimmeinheit hat schon wieder mächtig gerockt. Schliesslich will ich auch in Wiesbaden wieder first out of the water sein .... und diese Führung dann in der Folge bis aufs Blut verteidigen. Lesson learnt!

Mittwoch, 3. Juli 2013

IronMadness Austria: Licht und Schatten in 11 Bildern

Dieser Beitrag beendet meine Berichterstattung zu meinem 9. Ironman. Die Geschichte noch kurz in 11 Bildern zu erzählen wäre einfach. Aber es ist mir ein Anliegen, erst noch kurz über meine Erkenntnisse aus diesem nur zu 2/3 gelungenen Wettkampf zu schreiben.

Vorab eine ganz persönliche und sehr heikle Anmerkung. Laut Rangliste hat ein Sportsfreund aus Slowenien die M55 gewonnen - in einer Siegerzeit von 9.23 Std. und mit einem Vorsprung von 35 Minuten. Besagter Sportsfreund ist im 2011 mit einer Zeit von 12.28 in Klagenfurt im 34. Rang klassiert und hat laut Google in den letzten Jahre keineswegs durch Heldentaten brilliert. Mit verlaub: Hier kann etwas nicht stimmen ... was, das wissen nur die direkt Beteiligten. In meiner Betrachtung existiert der Herr darum nicht.

Ich bin 5. geworden - 2:44 Minuten hinter dem viertplatzierten John Wilson. Erwähnenswert darum, weil es einen Roll-Down gab und John mir den Kona-Slot vor der Nase weggeschnappt hat. Das ist ärgerlich bis deprimierend. Aber: Ohne meine sehr bescheidene Velovorstellung hätte ich es in den eigenen Beinen gehabt, mir diesen Slot zu holen. Nicht der Pinkelstopp oder die verlorene Wasserflasche sind dafür verantwortlich. Nein, ich selbst und nur ich. Denn ich hatte kein Rezept und keinen Plan, wie ich mit diesen Beinen umgehen sollte. Es war angerichtet auf dem Silbertablett aber ich habe die Chance nicht genutzt. Soviel zum Schatten.

Trotz allem Frust über dieses knappe Verdickt bin ich zufrieden. Mit 55 Minuten kam ich als Erster in der M55 aus dem Wasser und bin so schnell wie noch nie im Süsswasser geschwommen. Und mit 3:37 Std. auf dem Marathon habe ich meine bisherige beste Ironman-Laufzeit um über 18 Minuten verbessert. Das ist die 3. Marathonzeit in der AK. Soviel zum Licht.

Nun werden ich daran arbeiten, auch auf dem Velo das Licht anzuknippsen und alle drei Disziplinen so zu absolvieren, wie es meinem Leistungsniveau entspricht. Wenn das gelingt, dann hallo! Schliesslich bin ich ja unterwegs auf einer Mission mit Höhepunkt im 2017 - Weltmeister fallen eben auch bei den älteren Herren nicht einfach so von den Bäumen.

So, genug Blah-blah. Hier nun also die Geschichte in .. Bildern:


Nach rund 55 Minuten stieg ich am Minisandstrand des Seepark-Hotels aus dem Wasser und fühlte mich prächtig. Alp d'Huez im Wasser hatte mächtigen Spass gemacht.


Beim ersten Aufstieg zum Rupertiberg mit maximal 11.7% Steigung gings eigentlich noch ganz ordentlich - obwoh die Beine nicht so drehten wie erhofft.


Am Wendepunkt zur 2. Runde hatten die Gedanken schon etwelchen Befürchtungen bezüglich den zweiten 90km Platz gemacht.


Heraus beschleunigen wurde schon schwer - wo war nur die Kraft der letzten Wochen geblieben?


Scheiss Anstieg ... das ist aber auch steil hier, menschenskind!


Ich beisse doch, warum kommt bloss nichts? Das kann ja heiter werden bis ins Ziel!


Noch 150 Meter bis ins Ziel!


Noch 30 Meter bis ins Ziel!


Noch 10 Meter bis ins Ziel!


Oh shit ... fast noch auf die Schnauze gefallen!


Yes ... 3:37 Std. - das Leiden hat sich doch gelohnt!

Montag, 1. Juli 2013

IronMadness Austria: Schaust guet aus Burschi.

Auch die letzte Nacht vor dem Start in mein 9. Ironman-Abenteuer war eine ruhige. Ich konnte früh schnell einschlafen und wachte am Sonntag Morgen um 3:45 Uhr ausgeruht auf und war sofort hellwach.

Gut, dass ich im Event-Hotel gleich neben der Wechselzone wohne. Denn als ich um 5 Uhr mein Velo startklar machte, hatte ich doch tatsächlich meine Veloschuhe im Zimmer vergessen. So konnte ich das Malheur ohne Hektik und Stress korrigieren. Vielleicht war das aber auch ein Omen für das, was mich später ereilen sollte.

Ansonsten lief alles wie am Schnürchen. Um 6:30 Uhr ging ich ins Wasser und schwamm mich ein. Perfekte Bedingungen erwarteten uns: Spiegelblankes Wasser mit knapp über 20° und Temperaturen, die den ganzen Tag nie über 24° gingen ... PB-Wetter!

Um punkt 6:45 wurden meine Startwelle mit 400 Teilnehmern auf die Reise geschickt. Schnell fand ich meinen Schwimmrhythmus und ich konnte aufs Tempo drücken, ohne dabei zu viele Körner zu verschiessen. Nach rund 3 km schwammen wir in den schon beschriebenen Lendkanal ein. Das muss man sich in etwa so vorstellen: Alp d'Huez im Wasser. Tausende Zuschauer auf beiden Seiten machen einen Lärm, den man sogar im Wasser hört. Einzig Sigi Senft fehlte!

Nach knapp über 55 Minuten stieg ich aus dem Wasser und der rund 350m lange Lauf in die Wechselzone zeigte mir, dass die Beine gut waren. Auf den ersten 20 Radkilometern waren die Oberschenkel zwar noch etwas kalt, aber es lief gut. Das sollte es dann aber auch schon gewesen sein.

Mit jedem zusätzlichen Kilometer verlor ich etwas Druck auf die Pedalen. Was ich auch tat, es nützte nichts. Ich war ganz einfach zu langsam unterwegs und verlor konstant viel zu viel Zeit. Noch lag ich in Führung, aber nach ca. 100km passierte mich der erste Athlet aus meine AK. Und auf der 2. Runde wurde es noch schlimmer. Egal ob bergauf, bergab oder im Flachen - meine Beine wollten nicht wie mein Kopf.

Als ich in die T2 kam, schaute ich nicht einmal auf meinen Velokomputer um zu sehen, wie lange ich unterwegs gewesen war. Ein Blick zu meinem Hotel löste böse Gedanken aus: Geh duschen! Jetzt war also perfekte Kopfarbeit gefragt und mit dem Ziel Hawaii-Slot in weite Ferne gerückt der Willen, den goldenen Fünfen auf meinen Laufschuhen Ehre zu erweisen.

Nach zügigem Wechsel lief ich los und bremste mich, wie geplant, so ein, dass ich nicht schneller als besagte 5 min/km lief. Als der Garmin nach dem ersten Kilometer zum ersten Mal piepte zeigte ein Blick auf die Uhr 4:59! Und obwohl es sich nicht leicht und flockig anfühlte war es auch nicht schon wirklich hart. Das sollte noch kommen!

So lief ich bis zum Kilometer 26 im angestrebten Tempo. Und mit zunehmender Dauer fühlte es sich immer besser an. So sehr ich einen "jour sans" auf dem Velo einzog, so erfreulich entwickelte sich der Marathon.

Dann, innerhalb von nur 2km lief ich in die mir bestens bekannte Wand. Unglaublich, wie hart es nur wurde nicht über 5:30 zu laufen. Aber ich blieb ruhig und sagte mir immer wieder, dass auch mit diesen Kilometerzeiten noch eine massive PB drin war. Bei Kilometer 33 wollte ich unbedingt den Plan umsetzen und noch einmal alles aus mir herausholen. Mit fast fatalen Folgen, denn innerhalb von nur einem Kilometer krampften die Hamstrings auf beiden Seiten.

Glücklicherweise konnte ich beide Male die Krämpfe herauslaufen. So musste ich die final Attacke auf Kilometer 38 verschieben, was mir auch gelang. Mit 3:37 Stunden im Ziel hatte ich meine bisherige IM-Maratonbestzeit um fast 20 Minuten verbessert. Ein versöhnlicher Abschluss, denn mit Rang 6 verpasste ich die Hawaii-Quali doch deutlich.

Licht und Schatten im selben Rennen! Nie aufgeben und kämpfen, dann muss man sich nichts vorwerfen und kann stolz darauf sein, erneut ein Finisher zu sein. Hawaii wird mich wieder sehen, früher oder später.

Absolut fantastisch ist die Stimmung hier entlang der Strecken. Und besonders amüsant wars, wenn mir jüngere und älter Damen zuriefen: Schaust guet aus Burschi! Das muss man sich schon auf der Zunge zergehen lassen: Burschi mit 56 Jahren - priceless!

Und last but not leas hatte ich nach dem Duschen noch das Vergnügen, mich mit Andy Raelert zu unterhalten, der das Rennen in überlegener Manier gewonnen hatte:


So, das wärs für den Moment. Die Geschichte des Ironman Austria in Bilder gibt's dann in ein paar Tagen. Beine hoch, denn die schmerzen ganz gewaltig.