Dienstag, 26. April 2011

Dörfs äs bitzeli weniger sii?

Bevor ich mich dem heutigen Thema widme, möchte ich mich für die lange Absenz entschuldigen. Bei einem Schriftsteller (nein, ich bin keiner!) spricht man von einem Schreibstau - er muss, aber es kommt nichts! Während das für den Schriftsteller nicht nur frustrierend sondern unter Umständen existenzbedrohend sein kann, kräht beim Blogger wohl kein Hahn danach. Oder etwa doch? Wie auch immer, ich bin zurück, mein temporärer Schreibstau ist überstanden. Ein herzliches Dankeschön an alle treuen Leser, die immer einmal wieder nachgeschaut haben, ob es etwas Neues gibt, ob ich noch lebe oder sich einfach aus Gewohnheit auf meinen Blog verirrt haben.

Nach meinem unrühmlichen Abgang aus dem Bootcamp von General Ironnonno kam mir der sensationelle Frühling prächtig gelegen. Es dauerte ein paar Tage, bis ich wieder soweit bei Kräften war, dass ein geregeltes Training mehr oder minder nach Plan wieder möglich war. Eine positive Nebenerscheinung hatte die ganze Geschichte mit dem Durchfall: ruck-zuck hatte ich mein Formgewicht erreicht!

Aber ich musste mit meiner Energie und meinen Kräften sehr haushälterisch umgehen. Die Energiespeicher in der Muskulatur waren ziemlich leer und so galt es, Qualität vor Quantität zu stellen. Und an diesem Konzept finde ich immer mehr Gefallen. Schliesslich ist mein Motor über die Jahre an einem Ausbaustadium angekommen, wo einfach keine Evolutionsstufe mehr möglich ist. Die Pumpe leistet, was sie zu leisten vermag - mehr geht nicht. Darum pfeife ich auf die überlangen Einheiten. Sechs, sieben Stunden auf dem Velo oder nahe an drei Stunden Laufen bringen nichts als müde Muskeln und Knochen. Was bei einem jungen Athleten, dessen Körper noch entwicklungsfähig ist, Sinn macht, ist bei reifen Semestern wie ich es bin schlichtweg Unsinn. Maximal 4 1/2 Stunden Rad und 2 1/4 Stunden Laufen reichen völlig aus. Und im Pool tuns 4 km auch.

Ich freunde mich immer mehr mit der Strategie "Dörfs äs bitzeli weinger sii?" an. Anstatt immer mehr vom immer gleichen zu machen, setze ich auf weniger aber dafür spezifische Reize. Sechs Stunden auf dem Bock durch die Gegend zu radeln ist nicht Training, sondern eine Ausfahrt - wogegen ich absolut nichts einzuwenden habe, im Gegenteil, denn Spass muss sein. Aber um mein Niveau zu halten oder zu verbessern, muss ich spezifisch Arbeiten, an meinen Schwächen, an allen Systemen und in allen Belastungsbereichen.

Nur auf lang setzen resultiert in treten an Ort. Oder der Gefahr, ins Übertraining zu fallen. Hier kurz, was Dave Scott zum Thema Übertraining zu sagen hat:



Interessant ist vor allem seine Aussage, dass der Körper einen eingebauten Schutzmechanismus hat. Kann ein Athlet im Training nicht mehr an seine Schwelle gehen, ist das ein Zeichen dafür, dass der Körper nicht erholt ist und er folglich gegen die Belastung rebelliert. Wohl verstanden, das ist noch kein Anzeichen für effektives Übertraining, sondern einfach ein Zeichen dafür, dass es dem Körper nicht mehr passt. Aber nur wer regelmässig Schwelleneinheiten absolviert kann erkennen, wie es um seinen Erholungszustand tatsächlich bestellt ist. Wer immer nur lang und langsam trainiert, der wird es viel zu spät merken. Und was rät Dave Scott denjenigen, die den Puls nicht mehr hoch bringen? Zwei Tage absolute Ruhe und danach drei Tage nur ganz leichtes, kurzes Training. Und schon brennen beim Triathleten alle Sicherungen durch!!

Seit ich nach dem "weniger-ist-mehr-Prinzip" trainiere kann ich (meist) supergeile, hammerharte Laktattoleranz-Einheiten absolvieren, ohne dass meine Beine schon nach zwei, drei Intervallen schlapp machen und der Blick auf die Uhr den Kriechgang übelst bestätigt. Das macht Spass und motiviert. Ob es mich weiter bringt, wird ein erster Test am Sonntag in Stettfurt beweisen. Meine Ziele: Viele alte Freunde treffen, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Und alles geben. Und Spass haben.

Ah, noch dies: Falls sich jetzt jemand auf den Schlipps getreten fühlt - don't worry. Jeder soll es so anpacken, wie es für ihn stimmt. Schliesslich ist auch jeder für seinen eigenen Körper verantwortlich. Ich schreibe ja nur darüber, was sich für mich gut anfühlt. Ah ja, meine Beine fühlen sich schon heute prima an. Das wird sicher ein Spass werden!

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