Dienstag, 19. März 2013

Das Känguru-Syndrom.

G'day! Kurz nach meiner Ankunft hatte ich versprochen, etwas zum Thema Verkehr zu schreiben. Nun, kurz vor meiner Abreise ist es definitiv an der Zeit, mein Versprechen einzulösen.

Australien ist fast 7'700'000 Quadratkilometer gross, hat aber nur ca. 23 Millionen Einwohner - etwa 2.8 pro km2! Die riesigen Distanzen werden per Flugzeug, Bahn (je eine Verbindung Ost/West und Nord/Süd) oder Auto zurückgelegt. Da verwundert es nicht, dass viele Güter per Truck bewegt werden - mit solchen Riesendingern:

Interessant ist das vorne montierte Monstergitter. Damit werden unliebsame Hindernisse aus dem Weg geräumt, denn Anhalten oder Ausweichen steht nicht auf dem Fahrplan der Truckies. So kommt es wenig selten vor, dass auch Kängurus einfach aus dem Weg radiert werden.

Und irgendwie hat sich diese "Weg-damit-Mentalität" scheinbar bei den meisten Aussies festgesetzt. Sobald sie sich ans Steuer setzen, betrachten sie alles auf zwei Beinen oder zwei Rädern als Fremdkörper auf "ihrer" Strasse. Ich nenne dies das Känguru-Syndrom.

So ist man als Fussgänger oder Radfahrer sehr gut beraten, wenn man auf keinerlei Rücksichtnahme durch die Autofahrer zählt. Ausweichen, bremsen oder gar verlangsamen und über die Strasse winken gehören hier nur in ganz seltenen Ausnahmefällen zum Verhaltens-Repertoire der einheimischen Autofahrer. Hupen tun sie übrigens auch nicht - die Hupe ist das überflüssigste Bestandteil in den hiesigen Autos. Während den ganzen rund fünf Wochen habe ich nicht eine Hupe gehört!

So lernt man hier als Velofahrer, seine Absichten unmissverständlich durch lange im Voraus geplante und absolut unverwechselbare und deutliche Handzeichen kund zu tun. Tut man es nicht, endet man schnell als Känguru!

Besonders anspruchsvoll ist dies im Kreiselverkehr. Und davon gibt es hier entlang der Sunshine Coast so viele pro m2, wie wohl auf der ganzen Welt sonst nicht. So nennt man Noosa auch die Roundabout Capital of the world - rund 120 sind es an der Zahl. Wie viele weiss niemand so genau .. man hat irgendwann aufgehört sie zu zählen.

Die meisten Kreisel verbinden mehr als vier Strassen. Und folgen Schlag auf Schlag.

Sich in diesem Wirr-Warr von Richtungsänderungen zurecht zu finden und dabei noch immer schön brav rechtzeitig Zeichen zu geben ist ganz schön schwierig und gefährlich. Eile mit Weile ist die besten Vorwärtsstrategie.







Aber man muss den Aussies auch zugute halten, dass sie alles versuchen, das Radfahren sicher zu machen - zumindest auf dem Reissbrett. Viele Strassen haben grosszügig bemessene Radstreifen, welche unmissverständlich gekennzeichnet sind. Und wenigstens hier geniesst der Radfahrer etwas Respekt - die grüne Farbe scheint das Känguru-Syndrom partiell auszuschalten!

Nun denn, bis auf einen Platten bin ich bisher schadlos an Leib und Material über die Runden gekommen. Und nun stehen für morgen und übermorgen nur noch drei Radeinheiten an und ich habe nicht vor, irgend einem Aussie hinter seinem Steuer einen Grund zu liefern, mich mit einem dieser Artgenossen zu verwechseln. Sollte doch ganz einfach sein: Das Känguru trägt keinen Helm! No worries!


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