Sonntag, 30. November 2014

Über den Ultramarathon zum richtigen Weihnachtsgeschenk.



Der 1. Advent - alle Jahre wieder und so sicher wie das Amen in der Kirche. Und trotzdem jedes Jahr derselbe Schock. Schlagartig wird einem bewusst: das Jahr ist fast schon wieder Geschichte. Und noch schlimmer: Quälend bohrt sich die Frage nach dem schönsten Weihnachtsgeschenk für die Liebsten ins Unterbewusstsein.

Eins vorweg: Die Schweiz macht sich heute schon einmal selbst vorgezogenerweise ein schönes Weihnachtsgeschenk und schickt die Ecopop-Initiative dorthin, wo der Pfefferkuchen wächst. Das lässt für die kommenden Jahre hoffen!

Am 1. Advent bringen die Sonntagszeitungen jedes Jahr besonders viel Gewicht auf die Waage. Vollgestopft mit Prospekten und Ratgebern sind sie und es wird mit allen Tricks der Kommunikationskunst um die Gunst - oder besser gesagt das Portemonnaie - der Konsumenten geworben.

Die SonntagsZeitung widmet dem Thema gleich einen ganzen redaktionellen Bund mit 100 Geschenk-Tipps für die ganze Familie. "Vom Whisky-Set für den Vater bis zum edlen Kaschmir-Schal für die Liebste: 10 x 10 aussergewöhnliche Geschenkideen". Ja klar, Whisky für den Alten und Kaschmir für Mutti ... kreative Geschenktöter vom Feinsten!

Les Embassadeurs versprüht mit ihrem Uhrenprospek auf 16 grauslig grauen Seiten morbiden Weihnachtscharme, der eher an zähe Hochnebellagen erinnert als an Lichtlein und Lametta.

Den kreativen Vogel schiesst Globus ab: IDEES CADEAUX - Bayrische Weihnachten 2014. So weiss nun auch der Laie, dass in Bayern Französisch die Landessprache ist. Damit dürfte sich der neuerdings mit Djihadisten-Bart auftetende Bayern-Kicker Frank Ribery nun definitiv zu hause fühlen.

Der Jelmoli verspricht liebevoll ausgewählte Geschenkideen für magische Momente. Schade, dass es im Prospekt nirgends Sigfried und Roy zu mieten gibt. Und in der NZZ-Beilage Stil gibt's Geschenke mit Herz. Ja was jetzt: mit Herz oder von Herzen. Was nützt's mir, wenn ein Herz drauf ist , es aber nicht von selbem kommt??

Nun denn, es ist ja erst der 1. Advent und es folgen noch zwei weiter bis es Weihnachten ist. Vielleicht fällt den ideenlosen Werbern ja noch etwas besseres ein.

Was mich auch dieses Jahr wieder irritiert: Niemand scheint die kaufkraftstarken und spendierfreudigen Triathleten auf der Rechnung zu haben. Wo sind denn die spezifischen Tri-Weihnachtsprospekte mit allerlei nutzlosem Zeugs, das schneller, stärker und schöner macht?

Ich hätte da so ein paar Ideen.

Zum Beispiel der Supplement-Guetzli-Fertigmix. Aus schnöden Mailänderlis würden damit Ma-iländerlis mit Magnesium gegen Winterkrämpfe. Aus klebrigen Brunslis würden B-runslis mit vollständigem Vitamin B-Komplex für mehr rote Blutkörperchen. Chräbeli wären C-hräbeli, geladen mit Vitamin C gegen Husten und Schnupfen. Zimtsterne werden Zi-mtsterne mit Zink für besser Abwehrkräfte.

Nehmen wir Kompressionsstrümpfe. Anstatt in Neongrün im
schicken Norweger-Muster. Im laufe des Jahres hat ja eh jeder gemerkt, dass die grünen Dinger keine weiten Froschsprünge garantieren. Und Hand aufs Herz, das Norweger-Muster schlägt Neongrün um Meilen!

Isotonische Getränke. Niemand bietet die festliche Geschmacksrichtung "Glühwein" an. Zusammen mit einem weihnächtlich bemalten Thermobidon wäre das die perfekte Hydrierung während der kalten Jahreszeit. Natürlich mit etwas Prozenten drin, damit es auch schön von innen heraus wärmt. So würden Gruppenausfahrten um die Weihnachtszeit zum superlustigen Ereignis werden.

Aber eben, mich fragt ja keiner. Darum bleibt wohl alles beim alten.

Und ganz zuletzt: Der Bachelor Rafael Beuti wünscht sich für's neue Jahr 365 Rosen. Ja, ja, hätte er wohl gern - dann könnte er jeden Tag eine Neue flach legen. Da kämen auch ihm die Supplements-Guetzli sicher sehr gelegen!

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