Montag, 17. November 2014

Über den Krach, die Ruhe und die Unaufgeregtheit.

Zugegeben, ich war schon fleissiger als Blogger. Dieses Jahr sind die Längen zwischen zwei Posts zugegebenermassen ziemlich lang. Aber keine Bange, ich habe weder einen Schreibstau, noch bin ich des Bloggens müde.

Vielmehr macht sich eine gewisse Ruhe breit. Zu Beginn von Mission Possible hatte ich noch den Anspruch, zu allem und jedem meinen Senf dazu zu geben. Dabei bin ich mehr als einmal ins Fettnäpfchen getreten, habe neben Lob auch Tadel einstecken müssen und habe mir selbst ganz unbemerkt einiges an Druck aufgebaut. Wer lafert muss ja bekanntlich auch liefern!

Heute sehe ich alles rund um den Triathlon und Ausdauersport etwas differenzierter. Im Laufe der Jahre hat der Krach rund um den Sport ungemein zugenommen. Alle möglichen neuen Plattformen sind entstanden, auf denen Athleten ihre Heldentaten besingen können. Und facebook sei Dank erfahren wir postwendend, wer wann wo was geleistet hat. Manche finden das Lösen eines Hallenbadeintritts schon kommunikationswürdig. Oder den Verzehr eines Biberlis.

Dann die Industrie rund um den Sport herum. Coaches preisen die Genialität ihrer Trainingsmethoden, Hersteller die Leistungen ihrer Produkte, Veranstalter die Einzigartigkeit ihrer Rennen. Schneller, leichter, stärker, erfolgreicher .... und alles im Schnellzugstempo. Die meisten wollen alles gleich jetzt und möglichst wenig investieren.

Ja klar, auch ich habe mich vom Hype anstecken lassen. Kam noch dazu, dass ich nach einer "revolutionären" Methode trainiert habe. Grund genug, unablässlich deren Vorteile zu predigen und alles andere in Frage zu stellen. Kurz: ich war schon auch sehr laut und habe meinen Beitrag zum allgemeinen Krach geleistet.

Ungebrochen ist meine Leidenschaft für den Triathlon. Die Faszination Ironman hat mich auch nach dem schwierigen 2014 nicht verlassen. Aber das Bedürfnis überall mit zu reden!

So halte ich viel lieber die Klappe - nicht immer, bissige Kommentare kann ich mir ab und an einfach nicht verkneifen. Aber ich habe mich dazu entschlossen, meinen Sport in Ruhe auszuüben. Das tut sehr gut und nimmt gewaltig Druck weg. Ehrgeizig bin ich immer noch aber nicht mehr geil auf Erfolg. Leistung erbringen und mich darüber freuen, das Optimum erreicht zu haben sind mir wichtiger, als Zeiten, Leistungsdaten und Platzierungen.

Und so kommt es dass ich auch mein Umfeld neu ordnen musste. Als mein alter Coach seinen Claim in "allergic to average" umbenannte, wurde mir zum ersten Mal klar, auf was ich mich eingelassen hatte. Um keinen Preis Durchschnitt sein! Doch was ist so falsch an Durchschnitt. Gibt es nicht Tausende von Athleten, die höchst durchschnittlich sind und trotzdem Freude am Sport haben? Sind nicht gerade sie es, die dem Triathlon atemberaubende Wachstumszahlen bescheren? Und denken wir doch bloss an den "average guy", der sein Leben und das seiner Familie ganz toll gestaltet. Ohne den Anspruch, der Beste der Besten zu sein.

Nach nun rund 13 Wochen der Zusammenarbeit mit Kurt Müller kann ich sagen, was seinen Stil ausmacht: kein Krach, viel Ruhe und eine bemerkenswerte Unaufgeregtheit. Er lässt die Erfolge seiner Athleten sprechen. Ohne viel Tam-Tam.

In der täglichen Zusammenarbeit widerspiegeln sich alle diese Attribute. Die Planung erfolgt mit der Pünktlichkeit einer Schweizer Uhr. Er ist immer ganz nahen beim Athleten und hat das Gespühr und das Fingerspitzengefühl für ihn. Er vereint klassische, erprobte Trainingslehre mit modernster Trainingssteuerung. Und er hat immer ein offenes Ohr für alle Anliegen.

Wo ich heute stehe mit meiner Leistungsfähigkeit sehe ich nicht mehr als Thema für die Öffentlichkeit. So viel sei aber trotzdem verraten: ich fühle mich hervorragend, gesund und voller Energie. Was daraus entsteht wird sich am 29. März in Port Elisabeth, South Africa, zeigen. Den Weg werde ich in vollen Zügen geniessen ... den kann mir - unabhängig vom Resultat - niemand nehmen.


1 Kommentar:

Mike Leoni hat gesagt…

Hei Gilbert, ein echtes "Schmankerl" diese Zeilen! Echt gut zu lesen :-)
What a way: IM SA! Great!
Weil's ja dieses Jahr aus zweierlei Gründen nicht geklappt hat, so drehe ich den Spiess mal um: Werde nun also Dich nächsten Oktober zum Zmorge im Lava Java einladen! Würde mich uhuere freuen wenn's klappt. Ganz ehrlich. Und ohne Druck ;-)