Mittwoch, 6. April 2011

Desertation aus dem Paradies.

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Über eine Woche kein Blogeintrag mehr aus Phuket, da muss etwas faul sein, wird sich der eine oder andere von Euch gedacht haben. Richtig vermutet.

Aus langjähriger Erfahrung wusste ich, dass mein Körper mit Hitze in Verbindung mit hoher Luftfeuchtigkeit nur schlecht umgehen kann. Die Idee, ein Trainingslager in genau diesen klimatischen Gefilden zu absolvieren, kam mir aber doch sehr gelegen. Ich wollte herausfinden, ob ich bei entsprechender Akklimatisierung lerne, besser damit umzugehen und meine "Klimatoleranz" etwas nach oben verschieben kann.

Nun, dieses Experiment ist kläglich gescheitert. So schön es auf Phuket ist, mein Körper wollte dem feuchtheissen Klima einfach gar nichts positives abgewinnen. So konnte ich auch nach Tagen immer noch nicht mehr als fünf Stunden pro Nacht schlafen. Meist wachte ich nach nur zwei Stunden Schlaf zum ersten Mal wieder auf, ab 3 Uhr morgens wälzte ich mich im Bett bis es um 5 Uhr Frühstück gab. An die so wichtige Erholung war so nicht zu denken und so wurde ich von Tag zu Tag schlapper. Einmal im Sattel ging es noch, aber die Beine und Arme wurden schwerer und schwerer. Und der Dauerregen half auch nicht, das ganze positiver zu gestalten.

Während meine Kollegen von Tag zu Tag enthusiastischer ab den länger und länger werdenden Veloeinheiten wurden, sank meine Begeisterung langsam aber sicher gegen den Nullpunkt. Die Aussicht auf eine sonnige zweite Woche mochte mich keineswegs zu motivieren. Im Gegenteil: Sonne bedeutet Hitze und nach all den Regenfällen auch höchste Luftfeuchte.

So entschloss ich mich am Freitag der ersten Woche, das Trainingslager abzubrechen und am Samstag vorzeitig nach hause zu fliegen. Erleichtert wurde mir dieser Entscheid durch die Aussicht auf schönes Frühlingswetter in der Schweiz während der ganzen Woche.

Am Freitag nach dem Abendessen kündigte sich dann neues Unheil an: Durchfall. Ich mass dem nicht allzu grossen Stellenwert bei, vielleicht hatte ich einfach etwas zu kalt getrunken. Aber die Nacht wurde dann doch zum Spiessrutenlauf zwischen dem Bett und der Toilette. Schöne Aussichten auf eine 12-stündigen Flug!!

Nun, ich erspare euch alle ekligen Details zu diesem Thema. Aber bis am letzten Mittwoch ging gar nichts mehr. Ich war leer, platt und hatte kaum Energie um die Treppen hoch zu steigen. Training? Keine Chance. Na bravo, anstatt so richtig fit für die Saison lag ich flach. Draussen perfektes Trainingswetter, drinnen dicke Luft.

Am Donnerstag dann die unerwartete Wende. Anstatt sich gleich wieder zu verabschieden lieferte mir mein Essen tatsächlich wieder Brennstoff. Und so schwang ich mich aufs Velo und absolvierte ein erstaunlich gute Koppeleinheit. Am Freitag lagen schon wieder 15km per pedes drin und ab Samstag normales Training nach Plan.

Die Laboruntersuchungen brachten nichts zum Vorschein: Keine Würmer, keine Parasiten, kein gar nichts! Nun vermute ich, dass mir das Müesli und Brot einen Strich durch dich Rechnung machten. Ich ernähre mich ja vorwiegend Glutenfrei, weil bei mir eine Unverträglichkeit festgestellt wurde, die bei übermässigem Genuss von Getreideprodukten Zöliakie hervorruft. Das verursacht nicht nur Durchfall, sondern führt auch zu einer verminderten Aufnahme von Nährstoffen und somit zu einer Unterversorgung des Körpers. Ich dachte, dass ich das hinter mir habe, aber offenbar hat die abrupte Umstellung auf stark glutenhaltige Lebensmittel diese Reaktion ausgelöst.

Nun, meine gewohnte Ernährung gibt mir wieder die Energie, die ich brauche. Natürlich ist es sehr schade, dass ich die zwei Wochen Phuket nicht mit meinen Freunden so geniessen konnte, wie ich mir das vorgestellt habe. Aber ich habe daraus gelernt. Die lange Reise, das subtropische Klima, die radikale Umstellung der Ernährung, das alles hat meinen Körper zu sehr gestresst, als dass er bereit war, jeden Tag aufs Neue 100% Leistung zuzulassen. Es soll mir eine Lehre sein.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Lieber Gilbert,ich wünsche Dir aus ganzem Herzen viel Kraft und Gesundheit,und dass Du wieder in Super Form kommst!!!!

Lovey hat gesagt…

Hallo Gilbert
Manchmal ist der Körper halt klüger als der Kopf … jetzt weisst du wenigstens umso besser, was dir gut tut – und was nicht. Ich bin sicher, du wirst wieder in Form kommen – und viel Spass haben im Training und im Ernstfall. Toitoitoi!

Anonym hat gesagt…

Lieber Gilbert
Versuche Körper und Seele in Einklang zu bringen.
Körper und Seele sind nicht unabhängig voneinander,sondern beeinflussen einander gegenseitig.Du kennst ja das von deiner Erfahrung:Wenn du krank bist,dich schwach und müde,was deine Seele fühlst,ist auch deine Stimmung eher niedergeschlagen und du fühlst dich eventuellen Problemsituationen weniger gewachsen als in gesundem Zustand.Umgekehrt findet das was deine Seele bewegt,auch seinen unmittelbaren Ausdruck in deinem Körper:Bist du glücklich oder stolz,wird deine Haltung vermutlich eher aufrecht sein,du trägst den Kopf hoch und wirkst auf andere grösser.Traurigkeit oder Scham dagegen drücken uns im buchstäblichen Sinne zu Boden.Zahlreiche Untersuchungen weisen nämlich darauf hin, dass man diese Leib-Seele-Verbindung nutzen kann,um die eigene Stimmung und sogar seine Leistungsfähigkeit ganz gezielt zu beeinflussen.Die Psyche erhält nämlich ständig Rückmeldungen aus dem Körper über dessen Aktivitäten und Befindlichkeit,z,B.über Muskelbewegung und-spannung.Und während wir unsere Emotionen normaleweise nur bedingt kontrollieren können,tifft das für unsere Skelettmuskulatur so nicht zu.Wir können also quasi eine Art "Umweg" gehen,und über diesen dann Einfuss auf unsere Gefühle nehmen.Lichtvolle Grüsse......

Anonym hat gesagt…

Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt...sagte bereits Goethe, in diesem Sinne wünsche ich Dir gute Trainings in den schönen Schweizer Bergen...
Roman