Montag, 29. Dezember 2014

Über den Rückblick, den Ausblick und sonst noch so manchen Schmarrn!

Noch zwei Tage und ein paar Stunden dauert das Jahr 2014. Dann macht es dem 2015 Platz. Zeit also, einen Rückblick zu machen, einen Ausblick zu wagen und so den Hoffnungen, Zielen, Wünschen und Vorsätzen etwas Raum zu geben.

Wirklich? Auch im 2015 wird sich die Erde wieder einmal pro Tag um die eigene Achse drehen und in 365 Tagen einmal die Sonne umkreisen. Was sollte sich also gross ändern? Ok, die Jahreszahl. Aber sonst? Wer so ein überbewertetes Ereignis wie den Jahreswechsel braucht, um sein Leben zu analysieren und neu auszurichten wird meines Erachtens nie sehr weit kommen.

Nehmen wir einmal an, ich würde (also rein hypothetisch) einen Rückblick auf das Jahr 2014 machen - ich müsste wohl gleich in eine mittelprächtige Depression fallen. Nichts funktionierte sportlich und privat gesehen so, wie ich es mir gewünscht, geplant und vorgenommen hatte - mit einer erfreulichen Ausnahme. Die Lehren daraus haben mich täglich gefordert und beschäftigt und sind laufend in den neuen Lebensplan eingeflossen. So erscheint es mir reichlich bescheuert, alles bis zum Jahresende hin auf die lange Bank zu schieben, um es dann nur einen Tag später anzupacken und umzusetzen.

Nehmen wir weiter an, ich würde an dieser Stelle meinen Ausblick für 2015 kund tun. Also nicht konkrete Ziel wie IM Hawaii Qualifikation, etc. Nein, Vorsätze, was sich alles ändern muss. Ich habe keine, weil auch diese laufend mein Leben beeinflussen. Ich suche permanent den Raum ausserhalb der Komfort-Zone um zu wachsen - als Mensch zuallererst, als Athlet, als Partner. Nein, ich erwarte vom 2015 nicht, dass es für mich etwas bereit hält. Ich wünsche mir einfach viele Möglichkeiten, die sich auftun, die Chancen für grosse Dinge werden.

Alles ist also im Fluss und glücklicherweise im Wandel - sonst würde Stillstand herrschen und der ist ja bekanntlich Rückschritt. Ja, es gibt fantastische Projekte, an denen ich seit Wochen arbeite. Aber es gibt nicht eines, dass am 1. Januar startet. Ausser der Zufall will es, dass genau am Neujahrstag sich eines auftut. Kommt Zeit, kommt Blogpost, worum es sich konkret handelt.

Wenden wir uns doch noch ein wenig dem Sport zu. Schliesslich geht es auf meinem Blog ja hauptsächlich im Triathlon und den ihn umgebenden Dunstkreis an allerlei Lustigem, Wissenswertem und Sonderbaren.

Seit einer Woche bin in mit dem Team Koach hier im Las Playitas auf Fuerteventura und geniessen dies:


Geplant und gebucht just zu einem Moment, in dem ich dem Weihnachts- und Neujahrstrubel entfliehen wollte. Und dann kam alles ganz anders und ich wollte nichts lieber als diese Zeit zu hause verbringen. Dumm gelaufen, aber eben so ein laufendes Projekt ohne Ausstiegsklausel.

Nun also tummle ich mich hier im Trainingsmekka mit Dutzenden Triathleten aus ganz Europa. Alles ist hier vertreten: die Sympathischen, die Unauffälligen, die Ruhigen, die Bescheidenen, die Lauten, die Blöden, die Idioten, die Angeber, die Dicken und die Dummen.

Am lustigsten finde ich die Sorte, welche sich nach jedem Schwimmtraining dick in mehrere Schichten einwickelt, alles möglichst auffällige Teile ohne dass diese in entferntesten zusammenpassen und sich dann eine Wollmütze tief ins Gesicht ziehen, welche sie den ganzen Tag nicht mehr ausziehen. Bei 26° Wasser- und 21° Lufttemperatur! Das Motto: seht her, ich war gerade im Pool und habe eine harte Schwimmeinheit absolviert ... und jetzt ist mein Immunsystem unten und ich muss mich vor einer Erkältung schützen. Stand ja schliesslich so im Triathlon-Heftchen ...

Anyway, ich höre dann mal auf zu Lästern .... Leben und Leben lassen.

Zum Schluss noch dies: Es läuft prima, die erste Woche ist im Kasten und es gab weder Wehwehchen noch Pannen. Der Körper scheint wieder bereit zu sein für neue Taten und gute Leistungen. Auch das etwas, was sich fliessend einstellt und nicht auf einen Datumswechsel hin geordert werden kann.

So, euch alles einen guten Start in den Januar. Macht was draus, aus jedem Tag aufs Neue. Packt die Chancen und versauert nicht mit Warten auf Wunder. Seid gute Freunde für die Menschen, die euch am Herzen liegen und schenkt auch euch selbst etwas Liebe. Dann kommt's gut .... im Leben.

Mittwoch, 10. Dezember 2014

Über die gezielte Geschmacksverirrung.

Es war einmal ein blauer Planet - nennen wir ihn Erde. Er war ein Paradies und versorgte alle Lebewesen ausreichend mit Nahrung. Und dann begann alles schief zu laufen.

Heute habe die einen viel zu viel, die anderen zu wenig bis gar nichts. Unsere Nahrung ist zum Spielball der Wissenschaft geworden. An allem wird herumgeschraubt, manipuliert und bald ist nichts mehr so, wie es die Natur vorgesehen hatte. Es sind die Chemiker, welche entscheiden, was wir als schmackhaft zu akzeptieren haben. Das Ziel: Diejenigen, welche eh schon genug haben, sollen noch mehr essen.

Wie vielfältig die Forschungen auf diesem Gebiet sind und welche Manipulationen unseres Gaumens in den nächsten Jahren auf uns zukommen werden, darüber gibt dieser höchst interessante Artikel in der NZZ Auskunft:



Hier wird anschaulich dargestellt, wie die modernen Nachkommen von Miraculix ihre neuen Zaubertränke brauen, die uns zwar nicht stark machen, dafür unseren Gaumen so manipulieren, dass wir entzückt all den Nahrungsmittelmüll in uns hineinstopfen, den sich die Industrie ausgedacht hat.

Bei genauem Durchlesen des Artikels fallen einem Textstellen auf wie:


  • Unser Geschmacksinn ist leicht zu täuschen, ...
  • Die Gewinnung .... ist zwar teuer, doch die moderne Biotechnik soll die Produktion erleichtern.
  • Japanische Forscher haben die Miraculin-Gene schon in Tomaten eingeschleust und die Substanz isoliert.
  • Der Prozess muss in den industriellen Massstab überführt und behördlich genehmigt werden.
  • ... Produktionsverfahren mit genveränderten Lebensmittelzusätzen.
  • Charles Zuker  .... hat die Gene der Geschmacksrezeptoren mit entschlüsselt und seine Erkenntnisse kommerzialisiert.
Und so geht es weiter. Es wird gerührt, gequirlt und gemixt. Und dann wird verdient, verdient, verdient.

Bemerkenswert der Schlusssatz des Artikels:

Für diejenigen, die dennoch an deren Unbedenklichkeit (Zusatzstoffe, Anm. von mir) oder Sinn zweifeln. lautet die Devise: Selbst kochen und backen, statt Fertiggerichte kaufen.

Ich lass dann mal weiterhin meine Finger von möglichst allem, was in einer Verpackung steckt und dort nichts zu suchen hat. Dann verirren sich auch die Geschmacksrezeptoren nicht. Bon appetit!

Sonntag, 30. November 2014

Über den Ultramarathon zum richtigen Weihnachtsgeschenk.



Der 1. Advent - alle Jahre wieder und so sicher wie das Amen in der Kirche. Und trotzdem jedes Jahr derselbe Schock. Schlagartig wird einem bewusst: das Jahr ist fast schon wieder Geschichte. Und noch schlimmer: Quälend bohrt sich die Frage nach dem schönsten Weihnachtsgeschenk für die Liebsten ins Unterbewusstsein.

Eins vorweg: Die Schweiz macht sich heute schon einmal selbst vorgezogenerweise ein schönes Weihnachtsgeschenk und schickt die Ecopop-Initiative dorthin, wo der Pfefferkuchen wächst. Das lässt für die kommenden Jahre hoffen!

Am 1. Advent bringen die Sonntagszeitungen jedes Jahr besonders viel Gewicht auf die Waage. Vollgestopft mit Prospekten und Ratgebern sind sie und es wird mit allen Tricks der Kommunikationskunst um die Gunst - oder besser gesagt das Portemonnaie - der Konsumenten geworben.

Die SonntagsZeitung widmet dem Thema gleich einen ganzen redaktionellen Bund mit 100 Geschenk-Tipps für die ganze Familie. "Vom Whisky-Set für den Vater bis zum edlen Kaschmir-Schal für die Liebste: 10 x 10 aussergewöhnliche Geschenkideen". Ja klar, Whisky für den Alten und Kaschmir für Mutti ... kreative Geschenktöter vom Feinsten!

Les Embassadeurs versprüht mit ihrem Uhrenprospek auf 16 grauslig grauen Seiten morbiden Weihnachtscharme, der eher an zähe Hochnebellagen erinnert als an Lichtlein und Lametta.

Den kreativen Vogel schiesst Globus ab: IDEES CADEAUX - Bayrische Weihnachten 2014. So weiss nun auch der Laie, dass in Bayern Französisch die Landessprache ist. Damit dürfte sich der neuerdings mit Djihadisten-Bart auftetende Bayern-Kicker Frank Ribery nun definitiv zu hause fühlen.

Der Jelmoli verspricht liebevoll ausgewählte Geschenkideen für magische Momente. Schade, dass es im Prospekt nirgends Sigfried und Roy zu mieten gibt. Und in der NZZ-Beilage Stil gibt's Geschenke mit Herz. Ja was jetzt: mit Herz oder von Herzen. Was nützt's mir, wenn ein Herz drauf ist , es aber nicht von selbem kommt??

Nun denn, es ist ja erst der 1. Advent und es folgen noch zwei weiter bis es Weihnachten ist. Vielleicht fällt den ideenlosen Werbern ja noch etwas besseres ein.

Was mich auch dieses Jahr wieder irritiert: Niemand scheint die kaufkraftstarken und spendierfreudigen Triathleten auf der Rechnung zu haben. Wo sind denn die spezifischen Tri-Weihnachtsprospekte mit allerlei nutzlosem Zeugs, das schneller, stärker und schöner macht?

Ich hätte da so ein paar Ideen.

Zum Beispiel der Supplement-Guetzli-Fertigmix. Aus schnöden Mailänderlis würden damit Ma-iländerlis mit Magnesium gegen Winterkrämpfe. Aus klebrigen Brunslis würden B-runslis mit vollständigem Vitamin B-Komplex für mehr rote Blutkörperchen. Chräbeli wären C-hräbeli, geladen mit Vitamin C gegen Husten und Schnupfen. Zimtsterne werden Zi-mtsterne mit Zink für besser Abwehrkräfte.

Nehmen wir Kompressionsstrümpfe. Anstatt in Neongrün im
schicken Norweger-Muster. Im laufe des Jahres hat ja eh jeder gemerkt, dass die grünen Dinger keine weiten Froschsprünge garantieren. Und Hand aufs Herz, das Norweger-Muster schlägt Neongrün um Meilen!

Isotonische Getränke. Niemand bietet die festliche Geschmacksrichtung "Glühwein" an. Zusammen mit einem weihnächtlich bemalten Thermobidon wäre das die perfekte Hydrierung während der kalten Jahreszeit. Natürlich mit etwas Prozenten drin, damit es auch schön von innen heraus wärmt. So würden Gruppenausfahrten um die Weihnachtszeit zum superlustigen Ereignis werden.

Aber eben, mich fragt ja keiner. Darum bleibt wohl alles beim alten.

Und ganz zuletzt: Der Bachelor Rafael Beuti wünscht sich für's neue Jahr 365 Rosen. Ja, ja, hätte er wohl gern - dann könnte er jeden Tag eine Neue flach legen. Da kämen auch ihm die Supplements-Guetzli sicher sehr gelegen!

Freitag, 21. November 2014

Über den Durchschnitt und die Mission.

Wow, mein letzter Post hat ja ziemlich viel Beachtung gewonnen und sehr interessante Reaktionen ausgelöst. Gut so, dafür schreibe ich!

Heute möchte ich auf zwei dieser Reaktionen etwas genauer eingehen und meine Sicht der Dinge klarer darlegen:

  1. Wo fängt im Ironman-Triathlon Durchschnitt an und wo hört er auf?
  2. Muss ich mein Mission Statement anpassen?
Zwei Blogleser haben zu Recht die Frage gestellt, ob die Leistung zur Bewältigung der Ironman-Distanz überhaupt als durchschnittlich bezeichnet werden kann? Unabhängig davon, wie "langsam" der Athlet unterwegs war. Oder noch einmal anders ausgedrückt: Ist ein Ironman-Finish nicht unabhängig von der Zeit als solcher weit über einer durchschnittlichen Leistung?

Nun, normalerweise stehen dem Athleten 17 Stunden zu, um die 226 Kilometer zurückzulegen. Wer also beispielsweise 2 Stunden im Wasser ist und 8 Stunden auf dem Rad hat immer noch 7 Stunden Zeit für den Marathon. Macht dann 3:10 min/100m, 22,5 km/Std und 9:57 min/km. Sieht für mich sehr machbar aus.

Aber was für mich machbar aussieht, ist für andere eine schier unlösbare Aufgabe. Ich persönlich glaube, dass viele Athleten zu früh einen Ironman bestreiten und folglich weder über die notwendige Ausdauer noch Kraft dafür verfügen. Aber genau diese Defizite machen für sie die Aufgabe so herausfordernd.

Dem gegenüber stehen alle diese Athleten, welche hunderte von Stunden trainieren, seit Jahren im Sport sind und es nicht fertig bringen, den abschliessenden Marathon durchzurennen. Fast an jedem Ironman sieht man rund 30% aller Teilnehmer gehen.

Wer ist nun also Durchschnitt? Der Rookie, der zu früh auf diese Distanz wechselt? Der "erfahrene" Triathlet, der an der Distanz zerbricht und trotzdem finisht? Der Athlet mit einem DNF hinter dem Namen? Oder einer der vielen hundert Finisher, der im Niemandsland der Rangliste verschwindet?

Durchschnitt ist, wer auf der Couch sitzen bleibt und nie aus der Komfortzone ausbricht! So gesehen kann ein Ironman-Finisher gar nie durchschnittlich sein, was seine Leistung angeht. Egal, ob sub-9 oder 16:59 Std.! Die schiere Anstrengung verlangt jedem Ironman ab, sich meilenweit aus seiner Komfortzone zu begeben und dort zu "überleben"!

Soweit meine Sicht der Dinge zu diesem Thema.

Nun also zur Frage, ob vor dem Hintergrund, dass ich meinen Fokus weg vom Resultat auf den Weg dorthin verschoben habe, eine Anpassung meines Mission Statements notwendig macht?

Zur Erinnerung: ich möchte 2017 Ironman World Champion werden!

Dieses Ziel umzusetzen und ganz zuoberst auf dem Podest zu stehen kann ich nur bedingt selbst beeinflussen. Was ich nicht beeinflussen kann: Die Leistungsfähigkeit meiner Gegner am Tag X! Das Wettkampfglück , z.B. einen Platten. Was ich beeinflussen kann: Meine Vorbereitung auf den Tag X hin und meine eigene Leistung!

So gesehen gibt es also meines Erachtens keinen Bedarf meine Mission neu zu formulieren. Den Weg kann ich aber nur gehen, wenn ich gesund bleibe. Ich musste am eigenen Körper erfahren, dass fit sein und gesund sein recht weit auseinander driften können. Ich war über Monate immer noch sehr fit aber schon nicht mehr wirklich gesund.

Heute achte ich mehr auf die Gesundheit. In meinem Fall bedeutet das vor allem, die Signale meines Körpers richtig zu deuten und entsprechend zu handeln. Nur ein gesunder Körper kann auf lange Sicht hin auch die bestmögliche Leistung erbringen. Ich habe noch 3 Jahre Zeit um mein volles Leistungspotential entfalten zu können. Voraussetzung: ich muss gesund bleiben.

Also CEO meines Köpers lerne ich, wieder alle Signale richtig zu deuten und entsprechend zu handeln. Und das wird sich auszahlen in der Leistungsbilanz ... auf lange Sicht gesehen.

Zum Schluss noch dies: Der CEO nimmt heute frei. Weil das Wasser zu nass, das Hallenbad zu warm und das Fitness-Center zu überlaufen ist. Nichts Neues also - mit einem Unterschied: alles in mir sagt NEIN!


Montag, 17. November 2014

Über den Krach, die Ruhe und die Unaufgeregtheit.

Zugegeben, ich war schon fleissiger als Blogger. Dieses Jahr sind die Längen zwischen zwei Posts zugegebenermassen ziemlich lang. Aber keine Bange, ich habe weder einen Schreibstau, noch bin ich des Bloggens müde.

Vielmehr macht sich eine gewisse Ruhe breit. Zu Beginn von Mission Possible hatte ich noch den Anspruch, zu allem und jedem meinen Senf dazu zu geben. Dabei bin ich mehr als einmal ins Fettnäpfchen getreten, habe neben Lob auch Tadel einstecken müssen und habe mir selbst ganz unbemerkt einiges an Druck aufgebaut. Wer lafert muss ja bekanntlich auch liefern!

Heute sehe ich alles rund um den Triathlon und Ausdauersport etwas differenzierter. Im Laufe der Jahre hat der Krach rund um den Sport ungemein zugenommen. Alle möglichen neuen Plattformen sind entstanden, auf denen Athleten ihre Heldentaten besingen können. Und facebook sei Dank erfahren wir postwendend, wer wann wo was geleistet hat. Manche finden das Lösen eines Hallenbadeintritts schon kommunikationswürdig. Oder den Verzehr eines Biberlis.

Dann die Industrie rund um den Sport herum. Coaches preisen die Genialität ihrer Trainingsmethoden, Hersteller die Leistungen ihrer Produkte, Veranstalter die Einzigartigkeit ihrer Rennen. Schneller, leichter, stärker, erfolgreicher .... und alles im Schnellzugstempo. Die meisten wollen alles gleich jetzt und möglichst wenig investieren.

Ja klar, auch ich habe mich vom Hype anstecken lassen. Kam noch dazu, dass ich nach einer "revolutionären" Methode trainiert habe. Grund genug, unablässlich deren Vorteile zu predigen und alles andere in Frage zu stellen. Kurz: ich war schon auch sehr laut und habe meinen Beitrag zum allgemeinen Krach geleistet.

Ungebrochen ist meine Leidenschaft für den Triathlon. Die Faszination Ironman hat mich auch nach dem schwierigen 2014 nicht verlassen. Aber das Bedürfnis überall mit zu reden!

So halte ich viel lieber die Klappe - nicht immer, bissige Kommentare kann ich mir ab und an einfach nicht verkneifen. Aber ich habe mich dazu entschlossen, meinen Sport in Ruhe auszuüben. Das tut sehr gut und nimmt gewaltig Druck weg. Ehrgeizig bin ich immer noch aber nicht mehr geil auf Erfolg. Leistung erbringen und mich darüber freuen, das Optimum erreicht zu haben sind mir wichtiger, als Zeiten, Leistungsdaten und Platzierungen.

Und so kommt es dass ich auch mein Umfeld neu ordnen musste. Als mein alter Coach seinen Claim in "allergic to average" umbenannte, wurde mir zum ersten Mal klar, auf was ich mich eingelassen hatte. Um keinen Preis Durchschnitt sein! Doch was ist so falsch an Durchschnitt. Gibt es nicht Tausende von Athleten, die höchst durchschnittlich sind und trotzdem Freude am Sport haben? Sind nicht gerade sie es, die dem Triathlon atemberaubende Wachstumszahlen bescheren? Und denken wir doch bloss an den "average guy", der sein Leben und das seiner Familie ganz toll gestaltet. Ohne den Anspruch, der Beste der Besten zu sein.

Nach nun rund 13 Wochen der Zusammenarbeit mit Kurt Müller kann ich sagen, was seinen Stil ausmacht: kein Krach, viel Ruhe und eine bemerkenswerte Unaufgeregtheit. Er lässt die Erfolge seiner Athleten sprechen. Ohne viel Tam-Tam.

In der täglichen Zusammenarbeit widerspiegeln sich alle diese Attribute. Die Planung erfolgt mit der Pünktlichkeit einer Schweizer Uhr. Er ist immer ganz nahen beim Athleten und hat das Gespühr und das Fingerspitzengefühl für ihn. Er vereint klassische, erprobte Trainingslehre mit modernster Trainingssteuerung. Und er hat immer ein offenes Ohr für alle Anliegen.

Wo ich heute stehe mit meiner Leistungsfähigkeit sehe ich nicht mehr als Thema für die Öffentlichkeit. So viel sei aber trotzdem verraten: ich fühle mich hervorragend, gesund und voller Energie. Was daraus entsteht wird sich am 29. März in Port Elisabeth, South Africa, zeigen. Den Weg werde ich in vollen Zügen geniessen ... den kann mir - unabhängig vom Resultat - niemand nehmen.


Mittwoch, 29. Oktober 2014

Über den unvorbereiteten Kontakt mit Nicht-Triathleten in der Off-Season!

Die Ironman Corporation ist ein sehr umtriebiges Unternehmen. Zumindest was die Kommunikation mit ihren Kunden angeht, legen sich die Mitarbeiter in Tampa, Florida, immer mächtig ins Zeug. Manchmal wünschte ich mir, die Kundenorientierung würde über das oft unerträgliche Blah-Blah hinausgehen, das täglich serviert wird. Aber das ist eine andere Geschichte.

Nun, heute hat ein Facebook-Link meine Aufmerksamkeit erregt (jawohl, erregt!), in dem auf einen höchst bemerkenswerten Post auf der Ironman-Website hingewiesen wurde. Er trägt den vielsagenden Titel

10 Things Not to Say to a Triathlete!

und handelt von 10 Dingen, welche Triathleten nicht mehr hören mögen - und liefert gleich die korrekte Antwort darauf mit. Schliesslich müssen Triathleten weltweit mit einer Stimme und einer Meinung auftreten! Wo kämen wir den hin, wenn jeder seine eigenen Antworten gäbe?? One sport, one voice!

Besonders zu dieser Jahreszeit sind Triathleten sehr gefährdet, denn während der Off-Season kann es durchaus vorkommen, dass sie hier und da auf einen Nicht-Triathleten treffen und mit ihm oder ihr sogar ein paar Worte wechselt. Und weil Triathleten eben über nichts lieber schwätzen als ihren Sport, sind solche Hilfeleistungen durch die Ironman Corporation wahrscheinlich höchst willkommen (pure Spekulation des Autors).

Auf zwei der 10 Dinge möchte ich etwas näher eingehen.

1. "Alles, was du tust, ist trainieren. Hast du kein Leben?"

Ironman Corporation-Antwort: Aber ja, habe ich. Nichts verleiht mir MEHR Lebensfreude als meine Kindheit zurück zu bringen mit Schwimmen, Radfahren und Laufen und alles mit Wettkampffreude aufzuwerten.

Na bravo. Also nichts ausser Schwimmen, Radfahren und Laufen! Ein Leben ausserhalb des Schuhkartons mit der Aufschrift "Triathlon-Universum"? Wein, Weib (Eber) und Gesang? Kunst und Kultur? Hatten alle Triathleten eine Friede-Freude-Eierkuchen-Kindheit voller sportlicher Aktivitäten? Schwimmen fällt da doch bei den meisten schon mal weg!

4. "Triathleten sind selbstverliebt."

Ironman-Corporation-Antwort: Wenn es den Eindruck erweckt, wir sprechen häufig über Triathlon, dann ist es weil wir oft gezwungen sind zu erklären, was ein Ironman-Rennen überhaupt ist. Wir sind begeistert von unseren Zielen und Leistungen und viele haben damit begonnen, weil sie von anderen inspiriert wurden. Die Liebe ist überall - und ja, man gewinnt an Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen - aber das ist nichts Schlechtes.

Ich liebe den ersten Satz. Das steht doch ganz oben auf der Wunschliste der Tri-Narzisten! Die Welt besteht ja eh nur aus Triathlon-Gläubigen und -Ungläubigen. Wieso gibt es eigentlich noch keine Triathlon-Scharia?

So, jeder kann sich sein eigenes Bild darüber machen, was er oder sie nicht gerne hört. Ich hoffe aber sehr, dass nun niemand die vorgefertigten Antworten auswendig lernt. Scheint mir auch eher auf die Amis zugeschnitten, die eh jeden Scheiss nachplappern - oder etwa doch nicht nur??

Zum Schluss dies: Ich will niemanden beleidigen oder gar richten! Aber ich weiss jetzt schon, dass alle (vielleicht) amüsiert den Kopf schütteln werden ... ich doch nicht. Dann ist ja alles gut.


Montag, 27. Oktober 2014

Über das Picken von Rosinen!

90 Tage, 6'500 Kilometer, eine Million Ruderschläge. Auf dem offenen Meer zwischen Portugal und Barbados. Alleine als Frau, ohne Begleitboot. Mit Proviant für maximal vier Monate, in einem rund  sieben Meter langen Ruderboot.

Das ist die Geschichte einer Frau, die alleine über den Atlantik gerudert ist - Janice Jakait. Ihr Abenteuer hat sie im Buch "Tosende Stille" packend festgehalten.

Dagegen ist ein Ironman im besten Fall ein Kindergeburtstag. Zwar auch ein Abenteuer, eine anstrengende Reise, aber immerhin gibt's auf Schritt und Tritt Essen und Trinken und wirkliche Gefahren lauern auch keine.

Tosende Stille ist eines der Bücher, welche man als Abonnent von Cherry Pickings in Form eines sog. Cherries auf sechs Seiten schmackhaft zusammengefasst lesen kann. Um dann, und das geht wohl allen so, das Buch zu bestellen und in voller Länge zu verschlingen.

Cherry Pickings ist ein kleines, feines Start-up, in das Andrea Wedel und Nadine Dubach die letzen zwei Jahre viel Herzblut, Zeit und Geld investierten. Es handelt von ihrer Leidenschaft für besondere Bücher, inspirierende Menschen und alles, was das Leben schön und die Welt ein bisschen besser macht.

Diese Leidenschaft teilen Andrea und Nadine nun mit der Welt und laden alle dazu ein, sich dieser Community anzuschliessen.

Wenn du also auch gerne über den Pasta-Tellerrand hinaus schaust, dem Muskel (der eigentlich gar keiner ist) zwischen deinen Ohren gelegentlich gerne geistige Nahrung anstatt Glukose zuführst und ab und an den Proteinshake gegen ein Glas Wein eintauschst, dann bist du bei Cherry Pickings bestens aufgehoben.

Jeden Monat entdeckst du eine faszinierende Persönlichkeit im Interview und erfährst mehr über deren Lieblingsbücher - eben als Cherries. Und so bekommst du Lust auf fantastische Bücher, die auch dein Leben bereichern.

Die Mutigen gehen auf www.cherrypickings.ch und lösen gleich ein Starterabo für nur CHF 49.- bzw. EUR 39 und bekommen dafür während sechs Monaten jeden Monat ein spannendes Interview und fünf ganz besondere Bücher präsentiert. Plus jede Menge Good News!

Die Vorsichtigen sind hier eingeladen, Cherry Pickings während drei Monaten als Gast gratis kennenlernen zu können. Dazu einfach den Gutschein-Code auf der Website eingeben, unverbindlich schnuppern und danach entscheiden. Gutschein-Code: FvF10143

Selbstverständlich darf Cherry Pickings auch den Freunden weiterempfohlen werden. Der Gutschein-Code gilt auch für deine Freunde und Freunde von Freunden. Er ist bis Ende 2014 gültig. Also fleissig weiterempfehlen, wenn's gefällt!






Montag, 13. Oktober 2014

Über den Blick nach vorne.

Genau heute vor zwei Jahren, am 13. Oktober 2012, erfüllte sich mein Traum vom Finish in Hawaii und gleichzeitig war ein neuer geboren: Mission Possible 2017 - Weltmeister! Viel ist passiert seit diesem Tag. Viel Gutes aber auch viel, sagen wir mal, Schwieriges.

"Aus Fehlern lernt man" oder "Durch Schaden wird man klug" sind zwar geflügelte Worte aber so einfach von alleine geht es dann eben auch nicht, wenn man auf Abwege geraten ist und den neuen Weg einschlagen will.

Ich habe die schwierige Zeit zu nutzen versucht und vieles in Frage gestellt. Am wichtigsten war die Erkenntnis, dass meine Innenwahrnehmung massiv gestört war. Einerseits bezog ich mein Selbstwertgefühl zunehmend aus dem Sport. Andererseits ignorierte ich vermehrt die Signale, welche mein Körper aussendete. Anstatt ehrlich mit mir selber zu sein begann ich mich zu belügen.

Viele wissen, dass ich seit 6 Jahren nach der Methode der umgekehrten Periodisierung trainiert habe. Ein wesentlich Bestandteil davon ist die Absenz von Puls- und Wattmetern zur Trainingssteuerung. Alles passiert über die Wahrnehmung. Keine schlechte Methode, ausser das Ego stellt sich in den Weg und diktiert, was passiert.

So bin ich - neben vielen anderen, zum Teil sehr persönlichen Erkenntnissen - zum Schluss gekommen, dass ein Wechsel meines Coaches mit ein zwingender Punkt ist, wenn sich meine Träume erfüllen sollen.

Damit will ich nicht sagen, dass mein bisheriger Coach schlechte Arbeit geleistet hätte oder die Philosophie nichts taugt. Vielmehr ging es darum jemanden zu finden, der mir hilft, mich vor mir selbst zu schützen.

Und dieser Jemand ist Kurt Müller. Was er innert kurzer Zeit mit seinem Team Koach auf die Beine gestellt hat ist sehr, sehr bemerkenswert. Seine Gelassenheit im Umgang mit dem Athleten paar er mit grosser Leidenschaft für den Triathlon. Dieses Spannungsfeld, angereichert mit viel Wissen um die modernsten Trainingsmethoden, machen ihn zu einem aussergewöhnlichen und sehr erfolgreichen Coach.

Für mich ist Kurt ein Glücksfall. Auch, weil er mich innert weniger Wochen wieder soweit gebracht hat, dass ich guten Mutes die Anmeldung für den Ironman South Africa vom 29. März 2015 machen konnte. Ganz langsam, Schritt für Schritt führt er mich momentan zurück und verhilft mir zu neuem Vertrauen in einen Körper, dem ich nichts mehr zugetraut habe.

Nein, ich posaune nicht "I'm back" oder "Ich werde stärker denn je sein!" hinaus in die Welt. An meinem Ziel, im 2017 um den WM-Titel mitreden zu können, hat sich nichts geändert. Aber der Weg dahin wird ein ganz anderer sein. Und meine IMotions in den kommenden Jahren ebenfalls.


Mittwoch, 8. Oktober 2014

Über das schöne Leben im falschen Film.

Seit dem 1. Oktober komme ich mir ein bisschen vor wie im falschen Film. Das war der Tag, an dem ich ursprünglich die Reise nach Kona antreten wollte. Ich wäre dann spät Abends lokaler Zeit gelandet, nach rund 30 Stunden ermüdender Reise erschöpft ins fremde Bett gesunken, um nach kurzem Schlaf (Jetlag lässt grüssen) aufzustehen und das zu sehen:


Nun wache ich jeden Morgen in gewohnter Umgebung auf und es kommt zum Tagesbeginn ein klitzekleiner Funken Wehmut auf. Der Blick aus dem Fenster bestätigt: ich bin am Zürichsee.


Immerhin ... da ist sogar eine Palme!

Anstatt im warmen Pazifik mit Schildkröten und Delfinen zu Schwimmen ziehe ich meine Bahnen im viel zu stark geheizten Hallenbad Adliswil unter Meeressäugern ähnelnden Badegästen. Immerhin gibt's da im Moment viel Platz und meist eine Bahn für mich ganz alleine.

Anstatt auf dem Queen K Highway in die Lavafelder hinauszufahren in Richtung Hawi kurve ich im Zugerland umher und klettere in Richtung Rotenthurm. Immerhin meint es der Altweibersommer gut mit mir und ich komme auch ein wenig ins Schwitzen.

Anstatt dem Alii Drive entlang zu Laufen und ab und an von einem Pro oder überholt zu werden cruise ich dem Seeuferweg entlang und muss (gestern tatsächlich so passiert) eine Mutter mit Säugling im Buggy ziehen lassen. Immerhin kann ich schon wieder gut 60 Minuten Laufen!

Anstatt im Lava Java einen feinen Kona-Espresso zu geniessen lasse ich mir einen aus der Nespresso-Maschine. Immerhin habe ich zwei Stangen Kona Edition zurückbehalten eben für einen solchen Notfall.

So treibe ich armes Schwein also dahin und jedes Facebook-Föteli ist wie ein Messerstich für mein gebeuteltes Ego. Ich sollte ganz einfach nicht hier sein sondern dort!!

Wirklich?

OK, wer jubelt schon, wenn er mit Kona-Quali dennoch zu hause bleiben muss? Muss? Na ja, ich hätte ja trotzdem hinreisen können und den Marathon gehend zurücklegen können. Wirklich? Um die halbe Welt reisen im Wissen, das es im besten Fall für einen Finish reicht und im schlechtesten für ein erneutes Aufbrechen der Verletzung? Keine Option.

So bin ich also hier in der Schweiz. Ich freunde mich nach Saison-Ende im geliebten Käpfnach wieder dem dem Hallenbad an. So locker und kontrolliert bin ich seit langem nicht mehr geschwommen. Es läuft richtig rund.

Jetzt, wo sich die Blätter langsam verfärben und sich die Natur zur Ruhe legt, geniesse ich die Ausfahrten auf dem Velo erst recht. Der Herbst war schon immer eine meiner Lieblingsjahreszeiten. Die Landschaften sind spektakulär, das Licht oft atemberaubend. Was für ein schönes Land ist die Schweiz doch.

Und dann geniesse ich jeden Meter per pedes und sauge die frische Luft tief in meine Lungen. Langsam kommt das schöne Laufgefühl wieder zurück. Aber weil ich eben so piano piano unterwegs bin halte ich auch immer einmal wieder inne und sehe Dinge, die mir vorher noch nie aufgefallen sind. Oder wie cool ist denn das?


Es ist so viel besser im Moment zu leben und das zu geniessen, was greifbar ist - quasi auf dem Silbertablett vor einem liegt - als dem Unmöglichen nachzutrauern.

Ich freue mich für alle meine Freunde und Bekannten, die sicher auf Big Island angekommen sind und nun den Mythos Hawaii hautnah erleben können. Und ich drücke ihnen und allen Teilnehmern am Samstag beide Daumen, dass sie Mike Reillys Worte "You are an Ironman" hören werden! Gebt alles ... und geniesst!

Dienstag, 16. September 2014

Über den Anfang vom Anfang.

Am 11. September war es endlich soweit: nach einer gefühlten Ewigkeit konnte ich endlich wieder schmerzfrei laufen. Ganz vorsichtig selbstverständlich. Also um genau zu sein: 8 Minuten Gehen, 10 Minuten Traben, 8 Minuten Gehen! Aber welch ein Hochgefühl, denn bis dato scheiterten alle Laufversuche nach spätestens 2 Minuten.

Am 12. und 13 ging's dann schon rund 2,5 km weit. Und heute rund 5.5 km! Das Beste: keine Schmerzen mehr im Gesäss und den Hamstrings. Dafür melden sich die Adduktoren. Aber Entwarnung: die sind sich einfach das Laufen nicht mehr gewöhnt und melden sich mit sanftem Protest zu Wort. Faule Hunde!

Nun gilt es mit einer Kombination aus Aqua-Jogging und Laufen im Gelände die spezifische Muskulatur und Mobilität zurück zu gewinnen. Langsam und sachte. Gleichzeitig ist dieser Neuaufbau auch eine gute Gelegenheit, meine motorischen Defizite zu adressieren und beheben. Schliesslich soll es ja dann in einigen Monaten möglichst flott voran gehen.


Dienstag, 26. August 2014

Über den Hang zum Drang.

Letzte Woche hatte ich eine angeregte Unterhaltung über die Geduld. Dabei fiel der Satz "Als der liebe Gott die Geduld verteilte, stand ich hupend im Stau!". Wie treffend, dachte ich, bringt's irgendwie genau auf den Punkt.

Die letzten Wochen und Monate haben mir glasklar vor Augen geführt, welchen Hang zum Drang in mir steckte. So sehr ich das im Ausdauersport unverzichtbare Konzept "Geduld bringt Rosen" verinnerlicht hatte, mein Drang, immer wieder zu neuen Ufern aufzubrechen war unstillbar. Anstatt geduldig abzuwarten, bis sich die Früchte der Anstrengungen einstellen, drehte ich, besonders während den sechs Monaten in Australien, an mehreren Schräubchen gleichzeitig. Ich wollte den Prozess beschleunigen. Mit fatalen Folgen.

Wenn der Körper rebelliert, wird dieser Hang zum Drang zum alles zerstörenden Gift. Dann hilft nur der Entzug!

Das Schlimme an diesem Entzug ist, dass er durchaus ähnliche Symptome hervorbringt, wie der Entzug von Suchtmitteln. Erst einmal leugnet man ja, dass das Problem überhaupt existiert. Wie bei einem Alkoholiker ist die Chance auf den erfolgreichen Entzug erst dann gegeben, wenn man offen zu gibt: Ich bin ein Ausdauer-Junkie!

Dann folgt die Entzugsphase. Pausenlos pocht im Kopf der Gedanke: Geh raus und trainiere! Glücklicherweise erlaubt diese Phase immer noch regelmässig leichtes Erholungstraining. Aber kaum unterwegs quälen dich die Stimmen im Kopf, die nach Leistung, nach Verausgabung, nach Endorphinen schreien. Ihnen nachzugeben ist fatal - es wirft dich sofort um Tage zurück.

Nun, da bin ich heute glücklicherweise durch. Denn ist der Hang zum Drang erst einmal besiegt, macht sich eine neue Gelassenheit breit. Und die fühlt sich wunderbar an!

Jetzt erst kann ich nachvollziehen, wie getrieben ich gewesen bin. Oberstes Ziel meiner Trainingsphilosophie war es, das Körperempfinden so zu schulen, dass die Trainingssteuerung ganz ohne technische Hilfsmittel möglich war. Wer braucht schon Puls-und Wattmesser, wenn der beste Computer der eigene Körper ist?

Irgend wo auf diesem Weg ging die Sensibilität verloren. Müdigkeit wurde zum ständigen Begleiter und auf einmal ganz normal. Körper, Geist und Seele waren nicht mehr im Einklang. Und das war der Moment des Selbstbetrugs.

Es wäre vermessen zu behaupten, dass ich nun wieder alles im Griff habe und frisch, fröhlich die nächsten Ziele in Angriff nehmen kann. Dieses fragile Gleichgewicht entsteht nicht von einem Tag auf den anderen und bedarf laufender Pflege.

Aber ich bin auf gutem Weg. Ich bin wieder ehrlich zu mir selbst und gehe alles ruhig und besonnen an. Ein Tag ohne Training ist ein gewonnener Tag und nicht ein verlorener. Mein Körper ist zunehmend wieder bereit, Herausforderungen anzunehmen - aber er dürstet nicht mehr danach. Und erfolgreich bestandene Herausforderungen ziehen eine Belohnung in Form von Ruhe und Entspannung nach sich.

Welch ein Genuss!

Sonntag, 3. August 2014

Über das Gleichgewicht der Schieflage.

Vor gut zwei Wochen musste ich mir eingestehen, dass es aus meiner Schieflage kein schnelles entrinnen gibt. Es bestand keine Aussicht darauf, innert nützlicher Frist wieder Rennen zu können. Und die unendliche Müdigkeit und der fehlende Antrieb, die sich tief in meinem Körper ausgebreitet hatten, löschten jeden Funken Hoffnung auf Hawaii 2014 aus.

In dem Moment, wo ich die Niederlage meines Willens gegen meinen Körper eingestehen konnte, ging es mir schon wieder viel besser. Ich realisierte, dass meine Psyche während der ganzen Zeit der Ungewissheit einem enormen Stress ausgesetzt war. Ich litt unter einer permanenten inneren Unruhe. Fight or Flight-Modus nennt man das, wenn der Sympathikus rund um die Uhr auf Hochtouren läuft.

Dieses System steckt tief verankert im Stammhirn und ist dazu gedacht, bei drohender Lebensgefahr sicherzustellen, dass der Entscheid zu kämpfen oder zu fliehen sofort gefällt werden kann. Vor tausenden von Jahre war das die Bedrohung eines Säbelzahntigers oder eines Mammuts und diese Situation war nach wenigen Minuten vorüber. Heute funktionieren wir immer noch gleich aber der permanente Stress, dem wir uns aussetzen setzt die gleichen Vorgänge frei, wie ein Raubtier damals. Das Resultat: der Körper erholt sich nicht mehr und aus die Maus.

Darum war es enorm wichtig, den Entscheid für oder gegen Kona sofort zu treffen. Auch wenn mein Parasympathikus immer noch nicht ganz aufgeholt hat und ich ab und an diese innere Unruhe wieder spüre - ich bin viel ruhiger geworden. Und die Belohnung dafür ist, dass ich wieder mehrheitlich ordentlich durchschlafen kann.

Jetzt aber zu glauben, das Ganze sei ausgestanden, wäre ein grosser Irrtum. Davon werden ich fast täglich erinnert, wenn ich etwas leichten Sport betreibe. Zur Klarstellung: kein Training, mehr die Art von Bewegungstherapie wie beispielsweise nach einem Ironman.

Ich versuche mich im Regenenerationsbereich zu bewegen, weil ich fest davon überzeugt bin, dass dies meine Gesundung und Wiedererlangung meiner Leistungsfähigkeit positiv beeinflusst. Dabei bewege ich mich nur so lange, bis mein Körper sagt: das war schön, aber jetzt reicht es. Heute tat er das beispielsweise nach 1500m Schwimmen. An die Bemerkungen wie "schon fertig" habe ich mich auch schon gewöhnt.



Es ist immer wieder aufs Neue die Suche nach dem Gleichgewicht in der Schieflage. Den Körper mit Sauerstoff zu fluten, den Metabolismus anzuregen, Freude an der Bewegung zu erfahren, ohne weiteren Schaden anzurichten. Für einen Ironman eine ganz schön grosse Herausforderung.

Aber es gelingt mir Tag für Tag immer besser. Schliesslich bin ich doch immer noch ein Glückspilz, der sich bewegen kann und die Schönheit eben dieses sich bewegens erleben darf. Das macht Mut, denn der Weg ist noch lang und wird viel Geduld benötigen.

Zum Schluss noch ein Lesetipp aus der heutigen SonntagsZeitung (leider online nur gegen Bezahlung verfügbar): Das Interview mit Dario Cologna. Steckt voller interessanter Information über Be- und Entlastung im Training.

Mittwoch, 30. Juli 2014

Über die Zeit zwischen dem Ende und dem Anfang.

Erst einmal vielen Danke an alle, welche mir Mut zugesprochen und gute Besserung gewünscht haben. Das hat mich sehr gefreut!

Nun, es stand ja noch eine Entscheidung aus: Hawaii ja oder nein? Und damit verbunden: Saison 2014 zu Ende oder nicht?

Die Würfel sind gefallen: die Saison 2014 ist zu Ende und damit muss Kona auch dieses Jahr ohne mich stattfinden.

Das ist zwar sehr schade, aber die richtige Entscheidung. Denn damit habe ich alle Zeit, welche notwendig ist, um meine Wehwehchen ohne Hast gesund zu pflegen. Es wird wohl mindestens drei Monate dauern, bis ich wieder an gezieltes, strukturiertes Training denken kann. In der Zwischenzeit steht therapeutische Bewegung im Erholungsbereich an - eine ganz und gar verlockende Aussicht.

Nach Jahren der Disziplin und des Strebens nach höheren Sportweihen wird es nun erst einmal sehr ruhig und gemütlich voran gehen:


Aber keine Angst, ich werde darob nicht verstummen und der Blog erfährt auch keine Kunstpause. Nur weil ich nicht Ballern kann, heisst das noch lange nicht, dass ich nichts zu sagen habe. Aber anstelle von Heroen-Geschichten übers schneller, stärker, besser, grossartiger werden, konzentriere ich mich auf die Dokumentation meines Weges zurück. Wer weiss, aus diesen Erkenntnissen kann vielleicht manch einer mehr herausziehen und selbst anwenden.

Donnerstag, 24. Juli 2014

Über fertig Puff und 20% auf die genialen Ogio Athletic Bags

Im Mai habe ich über die genialen Ogio Athletic Bags berichtet. Leider gab es damals nur die Möglichkeit Online zu bestellen. Wer sich aber gerne erst ein persönliches Bild über die hervorragend durchdachten Details und die einwandfreie Qualität der verschiedenen Bags machen möchte, kann dies am kommenden Wochenende auf der IM Switzerland Expo.

Am Stand der Ogio Sport Country AG gibt es alle Modelle und Grössen zum Anschauen und Anfassen. Und die netten Mitarbeiter zeigen anhand eines fertig gepackten Bags, dass tatsächlich alles für einen erfolgreichen Wettkampf oder fürs Training Platz hat.

Hier findest du die komplette Auflistung aller Modelle und die Möglichkeit, gleich Online zu bestellen:


Aber es wird noch besser! Am Stand auf der IM Expo und online bis Ende August profitieren alle  meine Blogleser von 

20% Spezialrabatt 

auf alle Ogio Athletic Bags. Merke dir einfach den Code:

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Und so funktioniert es:
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Und wer am Stand vorbei schaut, kann zusätzlich und ohne Kaufzwang einen tollen Preis gewinnen:

Eine exklusive Trainingssession mit Ronnie Schildknecht!

Die Gelegenheit, dem 7-fachen Gewinner des IM Switzerland einmal persönlich die Geheimnisse seines Erfolgs zu entlocken!

So, nun wünsche ich allen Teilnehmern beim IM Switzerland viel Erfolg, allen Zuschauern viel Vergnügen und allen neuen Ogio Bag Fans viel Spass mit ihrer genialen Neuerwerbung!


Mittwoch, 16. Juli 2014

Über eine Leidenschaft, die Leiden schafft!

Ungewöhnlich lange herrschte Stille auf meinem Blog. Tut mir leid, aber mir war ganz einfach nicht nach Schreiben. Aber ich wusste die ganze Zeit, dass ich in meinem nächsten Post, also diesem, eine nicht ganz einfache Geschichte erzählen wollte. Meine Geschichte, die offen darlegen soll, wie mir meine grosse Leidenschaft urplötzlich viele Leiden schaffte. Und heute habe ich nun das letzte Puzzleteil erhalten, das notwendig ist, um diese Geschichte so präzise wie nur möglich zu erzählen.

Genug der Vorworte - hier ist sie:

Zufälligerweise beginnt sie just im gleichen Moment, als dieser Blog geboren wurde: im November 2008. Andrea, damals noch meine Frau, hatte sich für die 70.3 WM in Clearwater qualifiziert. Ich trotz einigen Versuchen nicht und so war ich als ihr persönlicher Talisman(n) mitgereist. Im Gepäck mein Velo, denn ich wollte die warmen Temperaturen für den Trainingsaufbau der Saison 2009 nützen - dem Jahr meines ersten Ironmans.

Weil ich von Ironman-Training keine Ahnung hatte, suchte ich mir einen Coach. Bei ironguides fand ich nicht nur den grossartigen Sergio Borges, sondern auch eine Trainingsphilosophie, die mir auf Anhieb einleuchtete: The Method. Ein Kernstück dieser Methode war, dass der Athlet seine Erholungstage selber bestimmt.

Das klang nach einem sehr einfachen Unterfangen: Bist du müde und dein Körper sagt Stopp - take a day off. Verplant waren also immer 7 Tage der Woche und der Athlet musste selbst entscheiden, wann es soweit war.

Obwohl ich heute nicht mehr von Sergio gecoacht werde, hat sich daran nichts geändert. Denn mein neuer Coach Kritstian Manietta war damals ebenfalls ein ironguide coach und trainiert alle Athleten auch heute noch nach demselben Prinzip.

Für den weiteren Verlauf meiner Geschichte ist dieser Punkt sehr wichtig, darum habe ich ihn an den Anfang gestellt.

Ich sprach auf das neue Trainingsregime hervorragend an. Schon zu Beginn des Jahres 2009 gewann ich den 70.3 Switzerland, legte mit 10.03 Std. beim IM Switzerland eine tolle Premiere hin und verpasste die Hawaii-Quali nur um eine Bisel-Pause. Aber dank Glück im Rolldown-Roulette in Monaco konnte ich im Oktober dennoch meine Kona-Premiere feiern - mit einem DNF.

Ich war so euphorisch, dass ich mich im Vorfeld total kaputt trainierte und am raceday ganz einfach leer wie ein Schlauch war.

Es sollte bis 2012 dauern, bis mich Big Island wieder als Gast willkommen hiess. Inzwischen schrieb ich meine Trainingspläne selbst. Nicht, weil ich mit Sergio unzufrieden war, sondern weil ich mich zum Mentaltrainer im Sport weitergebildet hatte und folglich mein sportliches Geschick ganz in meine eigenen Hände nehmen wollte.

Dann kam die Idee, dass ich im 2017 mit 60 ironman-Weltmeister werden wollte. Und mit diesem Projekt die Einsich, dass ich wieder einen kompetenten coach brauchte: Kristian Manietta. Ich kannte sein System und seine professionelle Einstellung gefiel mir - er lebt für seine Athleten!

Die neue Zusammenarbeit funktionierte gleich hervorragend und ich machte laufend Fortschritte. Aber es zeigte sich, dass die Sache mit den frei wählbaren Ruhetagen doch recht tricky ist. Laut coach sollte man bei Müdigkeit quasi einen testdrive absolvieren. Verflog die Müdigkeit war alles ok, im umgekehrten Fall hiess es zusammenpacken und ruhen.

Aber wer gesteht sich schon gerne ein, dass es wirklich nicht geht? Schliesslich hatte Mike Reilly mir ja bestätigt: You are an ironman!

Und so kam es, dass ich mir immer wieder sagte: Jetzt bist du eh schon dabei, also kannst du die Einheit auch gleich absolvieren. Selbst wenn der Kilometer 20 Sekunden langsamer war als noch die Woche zuvor oder die Wattzahl bei Intervallen um satte 50 tiefer - Aufgeben ist für pussies!

Bis vor kurzem war ich glücklicherweis verletzungsfrei und gesund. Also Ausdauerathlet reiht man ja so einen Schnupfen nicht als Krankheit ein. Solange kein Fieber da ist kann man den kratzenden Hals, die laufende Nase und den darauffolgenden Husten gar nicht ernst nehmen.

Denkste! Im Winter 2012/13 und 2013/14 hatte ich jeweils so richtig hartnäckige Erkältungen aber ohne Fieber. Also raus in die Kälte und immer schön weiter trainieren! Als ich im Februar 2013 das erste Mal nach Australien flog dauerte es dort im Sommer noch volle vier Wochen, bis ich keine Hustenanfälle mehr hatte. Und prompt wurde ich im darauffolgenden Sommer mit Leistungsasthma diagnostiziert und hänge seither am Ventolin.

Bekanntlich ging ja die Saison 2013 - wohl auch wegen des Asthmas - ziemlich in die Hose. Der Plan war, nach Hawaii direkt nach Australien zu fliegen, Off-season einlegen, den 33-26 ride for charity:water bestreiten und dann Ende März in Melbourne das Hawaii-Ticket 2014 lösen.

Weil es nichts wurde mit Hawaii haben wir kurzerhand den Plan geändert. IM Western Australia, 18 Tage später 33-26, Mitte Februar IM 70.3 Geelong und Ende März wie geplant IM Melbourne. Nun, IM Western Australia brachte mir das ersehnte Hawaii-Ticket und endlich die 9:XX. Und von da an ging es nur noch bergab.

Der charity ride wurde für mich zur Höllenfahrt und hat das letzte Stück Energie aus meinen Knochen gesogen. Geelong zum Supergau .... dehydriert und zerstört gab ich bereits auf dem Velo auf. Und in Melbourne machte mein Fuss schlapp.

Wieder zu hause bildete ich mir ein, ich könne Ende Mai in St. Pölten, meinem erklärten Lieblings-70.3, schon wieder in toller Form sein. Es harzte von Anfang an. Und dann zogen die Wolken eines perfekten Sturms auf.

Erst trainierte ich mir die Hamstrings zu Mus. Dann der Stolperer und der Muskelfaserriss. Seit 8 Wochen kann ich nicht Laufen. Und so machte ich am letztenMontag ein MRI, denn es wurde einfach nicht besser. Nun, der Muskelfaserriss ist verheilt aber dafür habe ich eine Entzündung im Hamsting-Ansatz am Sitzbeinhöcker. Diese Entzündung war die ganze Zeit da, wurde aber vom Muskelfaserriss quasi überlagert. Wenn ich Glück habe, kann ich in zwei Wochen ganz langsam wieder mit dem Laufen anfangen.

Mit ein Grund für diese Verletzungen: zu viel Neues aufs Mal. Nach 6 Monaten Tri-Bike wieder aufs Strassenvelo, Steigungen im Sitzen, damit die hintere Beinmuskulatur im Hinblick auf die Tour Transalp stärker wird. Neue Rad- und Laufschuhe. Und auch beim Laufen viel bergauf - der Felsenegg-Anstieg mit 20% im Durschnitt lässt grüssen.

Aber es sollte noch schlimmer kommen!

Radfahren war eingeschränkt möglich, nur Schwimmen konnte ich ohne Probleme. Also nichts wie in den Pool und bei jedem Wetter Mördereinheiten schwimmen. Obwohl geheizt war das Wasser nur 22 - 23 Grad warm. Und die Einheiten bis zu 5.5 km oder 1.45 Std. lang. Zitter, zitter. Dann, nach sechs Jahren, Pull-buoy raus und grössere Paddles. Hawaii ist schliesslich ohne Neo. Ein Riesenstress insgesamt.

Und permanent die Angst, dass Hawaii den Bach runter gehen könnte.

Dann habe ich einen Bluttest machen lassen, einfach um wieder einmal alle Werte zu messen. Und schon kamen einige Werte etwas unbefriedigend heraus. Nein, nicht so profane Sachen wie Magnesium oder Eisen - mehr im hormonellen Bereich. Meine Herzfrequenz-Variabilität zeigt abnorme Sympathikus-Werte und ich schlief sehr schlecht. Ich war einfach immer unter Strohm.

Und so kam es, wie es kommen musste: innerhalb von zwei Tagen stellte mein bisher so folgsamer Körper seine Kooperation ein und streikte. Ich stand am Beckenrand und konnte nicht hineinspringen. Ging nicht.

PANIK!

Aber immerhin verstand ich die Message: kein Training bitte. So schaltete ich auf psycho-hygienisches, therapeutisches Bewegen im nicht messbaren Belastungsbereich. In Absenz jeglichen Endorphins tauchte ich ein in eine ziemlich beängstigende Scheindepression. Alle Recherchen über Übertraining, Cortisol-Stress und ähnliches machte das Ganze nur noch schlimmer.

Erst schien viel Ruhe gar nichts zu bringen. Aber dann, so nach 10 Tagen, vielen Gedanken und Hinterfragen von Sinn und Zweck des Ganzen machte sich neuer Mut breit. Die Lust an der Bewegung kam zurück - nein, nicht nach Training, lediglich nach Bewegung. Mit Freuden gab ich ihr nach und bewegte mich. Der Stress wich ... obwohl er noch nicht ganz weg ist.

Weiter Test brachten hervor, dass die Hormonwerte ok sind. Die Aussicht auf Heilung am Allerwertesten stehen gut. Der Energie-Pegel ist am steigen. Ob Hawaii für mich stattfinden wird, das werde ich wohl erst in ca. 2 Wochen wissen. Aber ich habe keinen Stress mehr damit. Wenn es klappt, dann hurrah, wenn nicht, dann halt im 2015!

Ja, liebe Freunde, ich habe es übertrieben. Einige haben es schon immer gewusst, andere schon immer gewarnt und wiederum andere hinter hervorgehaltener Hand getuschelt. Wie kann man auch 7 Tage die Woche trainieren, ohne Ruhetag, wochenlang? Nun, man kann, wie ich es 6 Jahre lang bewiesen habe. Ob's richtig war scheint vor dem Hintergrund der eben erzählten Geschichte eher fragwürdig. Also gilt es, die Weichen neu zu stellen und aus dem perfekten Sturm zu lernen.

Das Leben ist ein einziger Lernprozess. Vom ersten bis zum letzten Tag. Das sollten wir alle nie vergessen. Und dieselben Fehler kein zweites Mal machen!



Dienstag, 24. Juni 2014

Über die Freude an der Freude

Mehr als zwei Wochen ist es schon wieder her seit meinem letzten Post. Während dieser Zeit wurde mein Geduldsfaden arg strapaziert ... aber er ist immer noch nicht gerissen. Und da wollte ich nicht den Geduldsfaden meiner Leser mit endlosen Berichten über meine linke Füdlibacke testen, auch wenn diese im Moment in meinem Universum eine ganz wesentliche Rolle einnimmt.

Trotzdem ein kurzes Update. Die Schwimmbrille und die Badekappe nehme ich nur noch ab, wenn mehr als 24 Stunden zwischen zwei Schwimmeinheiten liegen. Auf dem Velo fahre ich mit angezogener Handbremse, werde auf der Strasse pausenlos überholt und verbringe die meiste Zeit im Trocknungsraum. Da stören dann die Schwimmbrille und die Badekappe nicht und keiner lacht mich aus.

Laufen? Fehlanzeige. Der letzte Versuch dauerte ca. 50 Meter. Das stimmt auch den Physiotherapeuten etwas nachdenklich.

So kommt es, dass ich in Absenz von normalen Mengen von Endorphinen meine Momente der Freude anderswo finden muss. Im Pool, wenn ich die Einheit überlebt habe. Auf dem Velo, wenn es ohne Schmerz oder Irritation geht und die Leistung aus dem Bereich "therapeutische Bewegungseinheit zur Erhaltung der sportspezifischen Mobiliät " heraus kommt.

Und dann gibt es ja zum Glück noch die Freude, die man mit Freunden teilen kann. Also ich meine das so, dass sie ihre Freude mit mir teilen. So geschehen am letzten Wochenende, als meine Freude über ihre Freude kein Ende nehmen wollte.

An der ETU Europameisterschaft in Kitzbühl gab es so viele strahlende Gesichter, dass ich sie hier gar nicht alle aufzählen kann. Fantastische Leistungen quer durch alle Altersgruppen hindurch. 19 Medaillen waren insgesamt über die Sprint und die Olympische Distanz. Und mit über 30 Teilnehmern war die Delegation so gross wie wohl kaum je zuvor. Gratulation an alle Teilnehmer!

Am Sonntag fand zum zweiten Mal der Swissman statt. Da ist ja bekanntlich nur die Schwimmstrecke im Lago Maggiore flach. Dann geht es auf zwei Rädern über Gotthard, Furka und Grimsel und zu Fuss hoch zur kleinen Scheidegg. Macht dann so 5'500 Höhenmeter! Zugelassen werden 250 Teilnehmer, Rangliste gibt es keine, nur ein Finisherbild ... das finde ich grossartig, denn alle sind sie Sieger!


Von den 250 Startern schafften es 217 bis ins Ziel. Unter ihnen ein paar Freunde ... einer davon finishte seinen ersten Ironman. Spannende Wahl, aber grosse Freude über das gute Gelingen!!

In Zug bolzten sie am Weekend wie in jedem Jahr um den Zugersee. Obwohl im Vergleich zum Swissman nur ein Sonntagsspaziergang, auch diese Leistungen waren zum Teil ausserirdisch. Auch hier: Chapeau!

Und last but not least gab's beim 70.3 Luxemburg noch eine PB, die mir doch beinahe durch die Lappen gegangen wäre. Gut gibt es facebook.

Danke an alle, die mir an nur einem Wochenende so viel Freude bereitet haben. Ich werde mich revanchieren, wenn ich wieder fit bin. Versprochen!

Sonntag, 8. Juni 2014

Über den ersten Triathlon-Finish im 2014

Am letzten Mittwoch war es endlich soweit. Nach zweiwöchiger Laufpause stand ein erster Trabtest an. Der sollte erste Erkenntnisse über den Genesungsfortschritt des Lümmels Obturator bringen. Und das tat er dann auch ganz unmissverständlich: nach 500 Metern war klar, dass dieser noch absolut keine Lust aufs Laufen verspürte. Rechtsumkehrt und gehend zurück nach hause.

Das war ein Tiefschlag. Insgeheim war ich davon ausgegangen, dass ich es zumindest 30 Minuten locker Joggen bringen würde. Und das ohne Schmerzen, notabene. Nun, nicht nur, dass mein Hintern nicht mitmachte, er schmerzte auch wieder ganz ordentlich.

Der nächste Frust kam beim Telefonat mit medbase. Natürlich musste ich meinen Arzttermin vorverschieben in Anbetracht der Situation. Dass ich aber bis Dienstags nach Pfingsten warten muss, ärgerte mich und trug nicht gerade dazu bei, meine Stimmung zu verbessern.

Dann schlug mein Coach vor, erst einmal drei Tage gar nichts zu machen. Wie bitte? Ich bin doch nicht invalide oder im Gips! Wir einigten uns dann auf zwei.

Als ich am Samstag wieder ins Wasser durfte, kam der nächste Hammer - oder besser gesagt Amboss. So fühlte ich mich nämlich im Pool. Wie ein Stück Eisen, das jeden Moment unter zu gehen drohte.

Alles in allem zu viele Tiefschläge auf einmal, sogar für mich!! Und für einmal drohte sogar die Weisheit, an nichts Energie zu verschwenden, das man nicht beeinflussen kann. zu kippen. In eine mittelprächtige Depression mit für die nähere Umwelt eher unangenehmen Begleiterscheinungen.

Heute dann endlich der erste Silberstreifen am Horizont. Denn zum ersten Mal im 2014 überquerte ich sozusagen die Ziellinie eines Triathlons.

So schwamm ich in diesem wunderbaren Sommerwetter einen ganzen Kilometer im Sportbad Käpfnach. Bei viel Getümmel in der Bahn und für Pool-Verhältnisse ordentlichem Wellengang. Für einmal nahm ich mir in der Wechselzone viel Zeit und genoss den Espresso in Sams Beizli.

Dann ging es zu Fuss zurück nach hause und weil der Hinweg auch schon per pedes war, kamen sagenhafte 5 km Spazieren zusammen.

Zu hause angekommen dann der Höhepunkt des Tages: 90 Minuten auf der Rolle im fensterlosen Trocknungsraum. Unbeschwertes Pedalieren mit 75 Umdrehungen pro Minute und 80 Watt. Ziel dieser Übung: finishen ohne den kleinsten Schmerz.

Und das funktionierte auch tatsächlich! Ich stieg vom Rad und der Muskel machte keinen Mucks!

Dafür gab's dann die ultimative Finisher-Medaille mit Grüssen vom berühmten Geduldsfaden, der zum Glück nicht gerissen ist.


Na dann hoffen wir doch mal, dass es in den nächsten Tage weiter aufwärts geht mit der Genesung und der Geduldsfaden weiterhin hält!

Freitag, 30. Mai 2014

Über Schwimmen, Bummeln und Spazieren.

Eine Woche ist vergangen, seit ich die Diagnose Muskelfaserriss bekommen habe und damit verbunden die Auflage, während 14 Tagen nur ganz locker und flach Velo zu fahren und überhaupt nicht zu rennen. Immerhin: Schwimmen darf ich und muss mich auch in keinster Art und Weise zurückhalten.

Nun, am 29. Juni möchte ich an der Schwalbe Tour Transalp starten - im Team mit Peter Fierz. In 7 Etappen werden wir die Kleinigkeit von 880 km zurücklegen, über 19 Pässe kraxeln und dabei 19'318 Höhenmeter überwinden. Da kann man ruhig davon sprechen, dass meine Vorbereitung auf dieses Event - gelinde gesagt - ziemlich am Arsch ist.

Aber ändern kann ich eh nichts - nur versuchen, rechtzeitig gesund und so fit wie möglich zu sein. Und das bedeutet, dass ich momentan alle Register der unkonventionellen Vorbereitung im Rahmen des Möglichen ausschöpfe.

Die Basis meines Trainings, sowohl was aerobe und anaerobe Ausdauer angeht, findet im Pool statt. So bin ich in den letzten 7 Tagen rund 25 km geschwommen. Fast wie früher als Teenager, als ich noch von Olympischen Spielen träumte - Montreal 1976, um genau zu sein. War dann aber nichts, bloss viel Aufwand und ein ziemlicher Frust.

Er hat es mit einer Wildcard nach Sydney geschafft und dort Geschichte geschrieben als der langsamste Schwimmer der Spiele.



Seine Zeit für die 100 m Freistil war 1.52.72 Minuten. Lachen sollte nur, wer bei Ironman im Neo die 3.8 km unter  1.11.23 Std. schwimmt. Dann ist er/sie zwar 38 x Erics Zeit über 100 m hintereinander geschwommen, aber auch 38 x hintereinander genau so langsam!

Zum Glück darf ich ja trotzdem aufs Velo. Bis jetzt maximal 60 Minuten, am Wochenende sogar 2 Stunden. Aber nur flach und nur ganz easy. Und das ist dann so im Stil der Blüemli-Gruppe im Frühlingstrainingslager oder beim Seniorenausflug mit den Elektrovelos. Und schon hat man Zeit für Dinge, die einem sonst nie in den Sinn kämen.


So lange mit Rennen nichts ist, verlege ich mich aufs Gehen. Ganz nach Brett Suttons' Maxime: Wer nicht schnell Rennen kann, soll langsam und wer das auch nicht kann, soll Gehen! Das ist grausam: von 70 km die Woche runter auf drei Mal 60 Minuten Spazieren. Sogar die Stöcke müssen im Keller bleiben. Da überlege ich mir doch glatt, ein Haustier anzuschaffen, mit dem ich Gassi gehen kann.


Der Vorteil dieser Spezies wäre, dass es auch in der Bratpfanne eine gute Figur macht, wenn ich dann wieder richtig Rennen kann.

Nun denn, so viel zu meinem kleinen Zwischenbericht bezüglich dem Genesungsfortschritt des fiesen, kleinen Verräters.

Alle Rappi-Startern wünsche ich einen tollen Wettkampf, gute Beine, einen starken Kopf und viel Spass. Geniesst swim, bike, run ... Schwimmen, Bummeln, Spazieren sucks!

Mittwoch, 28. Mai 2014

Über das ultimative must-have jenseits von aero und carbon.

Die Triathlon-Saison 2014 nimmt langsam Fahrt auf. IM 70.3 Rapperswil steht unmittelbar vor der Türe, der Swiss Triathlon Circuit ist in vollem Schwung und auch der IM Switzerland ist nicht in allzu weiter Ferne. Jetzt werden sie also über die Strecke geprügelt, die Aero-Geschosse aus Karbon mit ihren schnellen Rädern, die federleichten Laufschuhe und die high-techn Neos verhindern bei vielen zumindest, dass sie noch vor dem Schwimmausstieg auf Grund laufen.

Fertig geshopt, könnte man meinen. Doch hier naht frohe Kunde. Es gibt tatsächlich noch etwas, das bei keinem Triathleten im Besitz- und Wertsachenverzeichnis fehlen sollte:

Das OGIO Endurance 9.0 Backpack!

Was auf diesem Bild aussieht wie eine ganz normale Sporttasche ist in Wirklichkeit ein 100%ig durchdachter Sportsbag speziell für den Triathleten. Denn in ihm lässt sich alles verstauen, was für ein Rennen benötigt wird - nur das Velo hat keinen Platz. Das sind die Features
  • Stosssicheres, abschliessbares Fach für elektronische Geräte/Wertsachen
  • Wasserdichtes Fach für Neopren
  • Belüftetes Schuhfach für 2 Paar
  • Helmtasche für alle Formen
  • Handtuchfach
  • Verpflegungsfach
  • 2 isolierte Bidonhalter
  • grosses Innenfach
  • Aufhängeclip
  • Reflektionsstreifen
Skeptisch? Dann schau dir doch kurz dieses Video an, in dem die Funktionalität dieser Tasche/dieses Rucksacks sehr schön demonstriert wird.


Bei aller Genialität kostet das Teil nur CHF 169.-! Wenig Geld, wenn man bedenkt, dass damit Schluss ist mit dem Puff vor und nach den Rennen. Und wer mit dem Velo zur Arbeit fährt kann alles mitnehmen, was für den Tag und weitere Trainings benötigt wird.

Dieses Backpack und weitere Modelle des Herstellers OGIO kannst du hier bequem online bestellen:

http://shop.sportbrands.ch/collections/ogio/products/endurance-9-0-backpack-conversion

Oder du wartest bis zum Ironman Switzerland und besuchst den Stand des Schweizer Importeurs Sport Country auf der Expo. Dort wird man dir alle Vorteile des OGIO Endurance 9.0 Backpacks und weiterer Modelle gerne präsentieren.

Donnerstag, 22. Mai 2014

Über den kleinen, fiesen Verräter.


Heute Morgen bei medbase ist der kleine, fiese Verräter entlarvt und überführt worden. Tatsächlich, es handelt sich quasi um Meuterei im innersten Kreis der drei Muskeltiere: Der Obturator ist der Übeltäter.

Muskelfaserriss lautete das Verdickt und somit road closed für den IM 70.3 St. Pölten. Schade, denn erstens ist das mein Lieblings-Halbironman und zweitens war ich prächtig in Form - auch mit nur kurzer Vorbereitungszeit!

Nein, ich bin weder am Boden zerstört noch mächtig angepisst. Abgerechnet wird im 2014 am 11. Oktober. Und nun muss ich zwar einen kleinen Umweg nehmen aber Umwege bieten auch immer wieder Chancen.

So kann ich trotz allem bedenkenlos Schwimmen. Und aufs Velo darf ich auch - allerdings nur flach und vorerst ohne viel Druck. Einzig das Laufen muss ich mindestens für zwei Wochen sein lassen. Also werde ich mir im Pool eine verbesserte anaerobe und auf dem Velo eine ebensolche aerobe Ausdauer holen. Klingt doch vielversprechend.

Und wer weiss, vielleicht hat ja der eine oder andere Leser (Leserinnen sebstverständlich mit eingenommen) Lust, mir im Pool oder auf dem Velo Gesellschaft zu leisten. Nach den Mottos: "H2O = Hard2Orgasmic" und "Kette links/Kaffee rechts"!

Montag, 19. Mai 2014

Über drei kleine Muskeltiere.

Eigentlich wollte ich ja heute eine kleine Vorschau auf den IM 70.3 St. Pölten verfassen. Aber da hatte ich die Rechnung ohne die drei Muskeltiere gemacht. Ja, ja, schon richtig gelesen: drei Muskeltiere - im Gegensatz zu den drei Musketiere Arthos, Porthos und Aramis aus der Feder von Alexandre Dumas.


Ganz zufällig ist die Anlehnung an die streitfreudigen Freunde nicht, denn immerhin haben sie bei vielen Gelegenheiten ganzen Herscharen von Soldaten im Dienste von Kardinal Richelieu den Hintern versohlt.

Nun, mir sind in den letzten Tagen die drei Muskeltiere Obturator, Quadratus und Gemellus in die Quere gekommen. Bei diesen drei dreisten Gesellen handelt es sich um kleine, fiese Muskelstränge unter dem Gluteus und gleich oberhalb des Quadrizeps.



Kurz: Sie entschieden sich gestern für einen kleinen Aufstand und demonstrierten damit gegen die wohl etwas harten Manöverübungen, denen ich sie im Laufe der letzten Woche unterzogen hatte. Gar nicht gut, so kurz vor dem Showdown vor den Toren Wiens.

Schon am Samstag nach der Veloeinheit meldeten Sie ihr Missfallen an, noch zu laufen. Und dann, gestern Morgen, versagten sie ihren Dienst nach rund 6 km und meuterten. Es blieb mir nichts anderes übrig, als gehend den Rückweg anzutreten - dermassen gross waren die Schmerzen.

Heute präsentiert sich die Lage schon wieder etwas entschärft. Nachdem mein Physiotherapeut die Übeltäter entlarvt hatte, gab er ihnen Saueres. Und schon die erste Behandlung war ein riesengrosser Fortschritt gegenüber dem gestrigen Tag. Nun bleiben noch die drei Tage bis zum Donnerstag um diese fiesen Gesellen endgültig handzahm zu machen.

Ich bin zuversichtlich, dass ich am Sonntag starten kann und auch eine gute Leistung abrufen werde. Die Vorschau kommt dann halt erst am Donnerstag, wenn es die letzten News bezüglich dem Befinden meines linken Allerwertesten gibt.

Ah ja, sorry übrigens, dass ich schon wieder über den Arsch berichte - hoffentlich zum letzten Mal im 2014!

Dienstag, 13. Mai 2014

Über die fetten Energiereserven.

Seit etwas über einem Jahr ernähre ich mich nicht nur möglichst mit naturbelassenen Nahrungsmitteln aus biologischen Quellen sondern auch ketogen. Ohne nun allzu tief ins Detail zu gehen: ketogen bedeutet, dass ich nur noch sehr wenige Kohlehydrate zu mir nehme. Wenn, dann in Form von Gemüsen und Früchten mit einem tiefen glykämischen Index. Hauptenergielieferanten sind gute Fette.












Damit habe ich meinen Körper trainiert, möglichst lange Energie aus dem Fettstoffwechsel zu ziehen. Mit Erfolg, denn zwischenzeitlich kann ich bei tiefer Intensität über Stunden Velo fahren ohne Kohlenhydrate zu mir zu nehmen. Der Hungerast gehört der Vergangenheit an.

Nun wollte ich es aber etwas genauer wissen und absolvierte einen Spiroergometrie-Test. Und der brachte Bemerkenswertes zum Vorschein.

Am meisten interessierte mich der maximale Fettstoffwechsel. Das ist der Punkt, an dem die Energiegewinnung auf Fett quasi am Ende ist und der Körper Kohlenhydrate braucht. Und natürlich, wie das Verhältnis Fett/Kohlenhydrate im Bereich meiner angestrebten Ironman-Velobelastung aussieht.

Nun, das Verhältnis präsentiert sich vielversprechend: Um die 230 Watt Leistung verbrenne ich 70g Fett (630 Kcal) und lediglich 30g Kohlehydrate (120 Kcal) pro Stunde. Der maximale Fettstoffwechsel liegt bei 44g Fett pro Stunde bei einem Puls von 144 (94% des Maximalpulses). Das Fazit: Ich verbrenne bis hinauf zu hohen Belastungen immer noch Fett.

Die Energie wird also wunderbar durch viel körpereigenes Fett bereitgestellt. Und das ist es auch, was bei langen Distanzen so wichtig ist. Denn je weniger zusätzliche Kohlenhydrate zugeführt werden müssen, desto geringer die Gefahr eines Hungerastes oder Magenproblemen.

Aber das Ganze hat auch eine Kehrseite. Meine Werte für die maximale Sauerstoffaufnahme pro Minute war biederer Durchschnitt. Dies bei einer sehr guten Sauerstoffaufnahme. Kurz und bündig: Ich bringe die Luft rein in die Lunge aber der Sauerstoff kommt nicht in gewünschter Menge im Blut an.

Hier wiederum kommen offenbar die Kohlenhydrate ins Spiel. Nur, wenn der Körper im Training an die Leistungsgrenze gehen kann, verbessern sich diese Werte. Und an der Leistungsgrenze verbrennt er ausschliesslich Kohlenhydrate. Bingo.

So nehme ich also aus diese ersten Test die Erkenntnis mit, dass ich einen hervorragenden Motor habe, aber ganz ohne Kompressor oder Turbo.

Und daran gilt es jetzt zu arbeiten. Strategisch zugeführte Kohlenhydrate im Spitzenleistungsbereich sollen die Energieschübe sicherstellen, um die harten Ausbelastungen ohne Einschränkung durchzustehen. Oder im Töfflibuebe-Jargon: Jetzt wird der Mocken frisiert!

Sonntag, 4. Mai 2014

Über die Zeit, wo fast nichts am Arsch vorbei geht.


Mein Einstieg in die Saison 2014 verläuft ja etwas a-typisch. Während meine Mitbewerber, begünstigt vom supermilden Winter, den Aufbau der neuen Saison vorantrieben, bereitete ich mich auf den IM Melbourne vor. Und so kam es, dass ich meine off-season just zu dem Moment genoss, als alle anderen auf irgendwelchen Inseln fleissig an ihrer Form feilten.

So bin ich nun erst in der 3. Woche zurück im Training und es bleiben nur noch weitere 3 bis zum Wettkampfstart 2014 in St. Pölten. Nun, im 2014 ist alles auf den 11. Oktober ausgelegt und so kann mich auch die Aussicht auf den IM 70.3 nicht dazu verleiten, eine schnelle Superform ohne Basis zu finden.

Der Fokus liegt im Moment hauptsächlich auf dem Allerwertesten. Nicht, dass mich irgendwelche Flatulenzen plagen würden, nein, ich spreche von der Konzentration der Trainingseinheiten auf die heilige Dreifaltigkeit, bestehend aus Gluteus maximus, medius und minimus.


Fälschlicherweise wird ja der Ironman als Ausdauerevent bezeichnet. Nun gut, Ausdauer ist natürlich von Nöten. Aber neben dieser spielen zwei weitere Systeme eine mindestens gleichwertige Rolle, wenn es um das Erbringen von Spitzenleistungen geht: Der aerobe Fettstoffwechsel und die Kraft. Um letztere geht es also heute.

Der Gluteus maximus ist der grösste Muskel im menschlichen Körper. Zusammen mit den Kollegen medius und minumus bildet er das wichtigste Antriebsaggregat, wenn es um die Fortbewegung per pedes oder Velo geht. Und im Ironman ist diese Muskelgruppe meist dafür verantwortlich, wenn es im abschliessenden Marathon nicht mehr vorwärts geht.

So verwundert es nun nicht, dass ich diesen 3 Verdächtigen - eigentlich sind es ja 6! - einen Grossteil meiner Aufmerksamkeit schenke. Sind sie stark, werde ich schnell sein - so einfach ist das.

Im Training bringt das Formen mit sich, welche wohl den einen oder anderen Leser zu einem stillen Kopfschütteln animiert. Da wäre zum Beispiel die freitägliche Wandereinheit: möglichst steil bergauf, mit Nordic Walking-Stöcken und hoher Konzentration auf den Abstoss nach hinten. Oder der Aufstieg auf die Felsenegg, mit 300 Höhenmetern auf 1,5 km gespickt. Aber nicht nur einfach so, sondern als Dessert nach einem rund 80 minütigen, coupierten Dauerlauf. Auch hier: walken statt rennen, Konzentration auf das 3er-Gestirn statt schludrigem bergaufrennen.

Und auf dem Velo bleibt der Arsch auf dem Sattel. Ganz gleich wo, wie lang oder wie steil es bergauf geht. Sitzen bleiben bis das Hinterteil Feuer fängt heisst die Devise.

Da mag es wenig verwundern, dass ich oft am nächsten Tag noch eindeutig daran erinnert werde, was am Vortag auf dem Programm stand. Gut so, denn stark und ausdauernd soll er werden, der Arsch. Und in jeder Art der Beinbekleidung knackig aussehen ... kann gar nie schaden!

Montag, 28. April 2014

Über eine dringend notwendige Atempause.


Lange hat sie gedauert, die Saison. Genauer gesagt vom 8. November 2012 bis zum 23. März 2013! Dazwischen lagen Siege und Niederlagen, Hochs und Tiefs, Lust und Frust, verpasste und erfolgreiche Hawaii-Qualis und eine lang ersehnte 9 ganz links bei der Finisher-Zeit.

Und so kam es, dass eine Atempause ganz dringend notwendig wurde. Oder besser gesagt: Bei aller Liebe zum Triathlon zeigte ich diesem den Stinkefinger. Und dem Blog gleich mit dazu, denn die Lust, meine Pause auch noch zu dokumentieren, war gleich 0.

Sicher, ich hätte mich auch abmelden können. Anmelden auch, denn schliesslich bin ich ja nach 6 Monaten im fernen Australien wieder in die Heimat zurückgekehrt. Aber irgendwie ist mir selbst die Lust darauf abhanden gekommen.

So habe ich erst einmal vier Woche des süssen Nichtstuns genossen. Mein Fuss erinnerte mich regelmässig daran, dass er weder Rennen noch Velofahren wollte. Und Wasser benützte ich fast ausschliesslich zum Löschen des Durstes und zum Duschen. Kurz: sportlich gesehen lag ich vor allem auf der faulen Haut.

Langeweile kam dabei nie auf. Es galt meiner Fussverletzung auf den Grund zu gehen, mit X-rays und MRI-Bildern. Jetzt weiss ich, dass meine rechte Achillessehne ziemlich verkalkt ist - ohne mir auch nur die entferntesten Probleme zu bereiten. Was genau die Ursache meiner Fussschmerzen war, lässt sich auch mit Hilfe aller noch so faszinierenden Bilder nicht so recht herausfinden. Nur gut, dass die Schmerzen zwischenzeitlich wieder verschwunden sind.

Es galt aber auch einige Korrekturen im Materialbereich vorzunehmen. Eine Laufband-Analyse ergab, dass ich barfuss fadengerade laufe. Sobald ich die ons anziehe fange ich an stark zu supponieren. Also raus aus den ons und neue Schuhe finden. So laufe ich nur den NIKE LunarSpider und den Mizuno Sayonara. Ersterer wurde sinnigerweise für den japanischen Markt entwickelt und der einzige online-Versand, der ihn anbietet, ist in den USA.

Neue Bike-Schuhe gab es auch: Bont Vaypor. Bont ist bekannt für seine inline skates, fertigt aber tolle Veloschuhe in drei Breiten pro Grösse. Und wenn das immer noch nicht passt, werden sie auf Mass gefertigt. So habe ich nun für meinen hohlen Spreizfuss mit hohem Rist und Fersenbein endlich den passenden Schuh am Fuss.

Und so verging die Zeit, ohne dass Langeweile aufgekommen wäre.

Dann war sie wieder da, die Lust auf Triathlon, auf Training und das gezielte Arbeiten auf neue Ziele hin. Und schon habe ich zwei Wochen langsamen, subtilen Aufbau hinter mir. In vier Wochen steht dann auch schon der IM 70.3 St. Pölten an, mein absoluter Lieblings-Halbironman. So, wie es momentan läuft, werde ich trotz kurzer Vorbereitung recht parat sein, um meine Haut so teuer wie nur möglich zu verkaufen.

Die Atempause hat gut getan, die Freude ist zurück. Und auch wenn es draussen regnet, in der Schweiz ist es halt einfach wunderschön. Heimat eben.