Mittwoch, 29. Oktober 2014

Über den unvorbereiteten Kontakt mit Nicht-Triathleten in der Off-Season!

Die Ironman Corporation ist ein sehr umtriebiges Unternehmen. Zumindest was die Kommunikation mit ihren Kunden angeht, legen sich die Mitarbeiter in Tampa, Florida, immer mächtig ins Zeug. Manchmal wünschte ich mir, die Kundenorientierung würde über das oft unerträgliche Blah-Blah hinausgehen, das täglich serviert wird. Aber das ist eine andere Geschichte.

Nun, heute hat ein Facebook-Link meine Aufmerksamkeit erregt (jawohl, erregt!), in dem auf einen höchst bemerkenswerten Post auf der Ironman-Website hingewiesen wurde. Er trägt den vielsagenden Titel

10 Things Not to Say to a Triathlete!

und handelt von 10 Dingen, welche Triathleten nicht mehr hören mögen - und liefert gleich die korrekte Antwort darauf mit. Schliesslich müssen Triathleten weltweit mit einer Stimme und einer Meinung auftreten! Wo kämen wir den hin, wenn jeder seine eigenen Antworten gäbe?? One sport, one voice!

Besonders zu dieser Jahreszeit sind Triathleten sehr gefährdet, denn während der Off-Season kann es durchaus vorkommen, dass sie hier und da auf einen Nicht-Triathleten treffen und mit ihm oder ihr sogar ein paar Worte wechselt. Und weil Triathleten eben über nichts lieber schwätzen als ihren Sport, sind solche Hilfeleistungen durch die Ironman Corporation wahrscheinlich höchst willkommen (pure Spekulation des Autors).

Auf zwei der 10 Dinge möchte ich etwas näher eingehen.

1. "Alles, was du tust, ist trainieren. Hast du kein Leben?"

Ironman Corporation-Antwort: Aber ja, habe ich. Nichts verleiht mir MEHR Lebensfreude als meine Kindheit zurück zu bringen mit Schwimmen, Radfahren und Laufen und alles mit Wettkampffreude aufzuwerten.

Na bravo. Also nichts ausser Schwimmen, Radfahren und Laufen! Ein Leben ausserhalb des Schuhkartons mit der Aufschrift "Triathlon-Universum"? Wein, Weib (Eber) und Gesang? Kunst und Kultur? Hatten alle Triathleten eine Friede-Freude-Eierkuchen-Kindheit voller sportlicher Aktivitäten? Schwimmen fällt da doch bei den meisten schon mal weg!

4. "Triathleten sind selbstverliebt."

Ironman-Corporation-Antwort: Wenn es den Eindruck erweckt, wir sprechen häufig über Triathlon, dann ist es weil wir oft gezwungen sind zu erklären, was ein Ironman-Rennen überhaupt ist. Wir sind begeistert von unseren Zielen und Leistungen und viele haben damit begonnen, weil sie von anderen inspiriert wurden. Die Liebe ist überall - und ja, man gewinnt an Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen - aber das ist nichts Schlechtes.

Ich liebe den ersten Satz. Das steht doch ganz oben auf der Wunschliste der Tri-Narzisten! Die Welt besteht ja eh nur aus Triathlon-Gläubigen und -Ungläubigen. Wieso gibt es eigentlich noch keine Triathlon-Scharia?

So, jeder kann sich sein eigenes Bild darüber machen, was er oder sie nicht gerne hört. Ich hoffe aber sehr, dass nun niemand die vorgefertigten Antworten auswendig lernt. Scheint mir auch eher auf die Amis zugeschnitten, die eh jeden Scheiss nachplappern - oder etwa doch nicht nur??

Zum Schluss dies: Ich will niemanden beleidigen oder gar richten! Aber ich weiss jetzt schon, dass alle (vielleicht) amüsiert den Kopf schütteln werden ... ich doch nicht. Dann ist ja alles gut.


Montag, 27. Oktober 2014

Über das Picken von Rosinen!

90 Tage, 6'500 Kilometer, eine Million Ruderschläge. Auf dem offenen Meer zwischen Portugal und Barbados. Alleine als Frau, ohne Begleitboot. Mit Proviant für maximal vier Monate, in einem rund  sieben Meter langen Ruderboot.

Das ist die Geschichte einer Frau, die alleine über den Atlantik gerudert ist - Janice Jakait. Ihr Abenteuer hat sie im Buch "Tosende Stille" packend festgehalten.

Dagegen ist ein Ironman im besten Fall ein Kindergeburtstag. Zwar auch ein Abenteuer, eine anstrengende Reise, aber immerhin gibt's auf Schritt und Tritt Essen und Trinken und wirkliche Gefahren lauern auch keine.

Tosende Stille ist eines der Bücher, welche man als Abonnent von Cherry Pickings in Form eines sog. Cherries auf sechs Seiten schmackhaft zusammengefasst lesen kann. Um dann, und das geht wohl allen so, das Buch zu bestellen und in voller Länge zu verschlingen.

Cherry Pickings ist ein kleines, feines Start-up, in das Andrea Wedel und Nadine Dubach die letzen zwei Jahre viel Herzblut, Zeit und Geld investierten. Es handelt von ihrer Leidenschaft für besondere Bücher, inspirierende Menschen und alles, was das Leben schön und die Welt ein bisschen besser macht.

Diese Leidenschaft teilen Andrea und Nadine nun mit der Welt und laden alle dazu ein, sich dieser Community anzuschliessen.

Wenn du also auch gerne über den Pasta-Tellerrand hinaus schaust, dem Muskel (der eigentlich gar keiner ist) zwischen deinen Ohren gelegentlich gerne geistige Nahrung anstatt Glukose zuführst und ab und an den Proteinshake gegen ein Glas Wein eintauschst, dann bist du bei Cherry Pickings bestens aufgehoben.

Jeden Monat entdeckst du eine faszinierende Persönlichkeit im Interview und erfährst mehr über deren Lieblingsbücher - eben als Cherries. Und so bekommst du Lust auf fantastische Bücher, die auch dein Leben bereichern.

Die Mutigen gehen auf www.cherrypickings.ch und lösen gleich ein Starterabo für nur CHF 49.- bzw. EUR 39 und bekommen dafür während sechs Monaten jeden Monat ein spannendes Interview und fünf ganz besondere Bücher präsentiert. Plus jede Menge Good News!

Die Vorsichtigen sind hier eingeladen, Cherry Pickings während drei Monaten als Gast gratis kennenlernen zu können. Dazu einfach den Gutschein-Code auf der Website eingeben, unverbindlich schnuppern und danach entscheiden. Gutschein-Code: FvF10143

Selbstverständlich darf Cherry Pickings auch den Freunden weiterempfohlen werden. Der Gutschein-Code gilt auch für deine Freunde und Freunde von Freunden. Er ist bis Ende 2014 gültig. Also fleissig weiterempfehlen, wenn's gefällt!






Montag, 13. Oktober 2014

Über den Blick nach vorne.

Genau heute vor zwei Jahren, am 13. Oktober 2012, erfüllte sich mein Traum vom Finish in Hawaii und gleichzeitig war ein neuer geboren: Mission Possible 2017 - Weltmeister! Viel ist passiert seit diesem Tag. Viel Gutes aber auch viel, sagen wir mal, Schwieriges.

"Aus Fehlern lernt man" oder "Durch Schaden wird man klug" sind zwar geflügelte Worte aber so einfach von alleine geht es dann eben auch nicht, wenn man auf Abwege geraten ist und den neuen Weg einschlagen will.

Ich habe die schwierige Zeit zu nutzen versucht und vieles in Frage gestellt. Am wichtigsten war die Erkenntnis, dass meine Innenwahrnehmung massiv gestört war. Einerseits bezog ich mein Selbstwertgefühl zunehmend aus dem Sport. Andererseits ignorierte ich vermehrt die Signale, welche mein Körper aussendete. Anstatt ehrlich mit mir selber zu sein begann ich mich zu belügen.

Viele wissen, dass ich seit 6 Jahren nach der Methode der umgekehrten Periodisierung trainiert habe. Ein wesentlich Bestandteil davon ist die Absenz von Puls- und Wattmetern zur Trainingssteuerung. Alles passiert über die Wahrnehmung. Keine schlechte Methode, ausser das Ego stellt sich in den Weg und diktiert, was passiert.

So bin ich - neben vielen anderen, zum Teil sehr persönlichen Erkenntnissen - zum Schluss gekommen, dass ein Wechsel meines Coaches mit ein zwingender Punkt ist, wenn sich meine Träume erfüllen sollen.

Damit will ich nicht sagen, dass mein bisheriger Coach schlechte Arbeit geleistet hätte oder die Philosophie nichts taugt. Vielmehr ging es darum jemanden zu finden, der mir hilft, mich vor mir selbst zu schützen.

Und dieser Jemand ist Kurt Müller. Was er innert kurzer Zeit mit seinem Team Koach auf die Beine gestellt hat ist sehr, sehr bemerkenswert. Seine Gelassenheit im Umgang mit dem Athleten paar er mit grosser Leidenschaft für den Triathlon. Dieses Spannungsfeld, angereichert mit viel Wissen um die modernsten Trainingsmethoden, machen ihn zu einem aussergewöhnlichen und sehr erfolgreichen Coach.

Für mich ist Kurt ein Glücksfall. Auch, weil er mich innert weniger Wochen wieder soweit gebracht hat, dass ich guten Mutes die Anmeldung für den Ironman South Africa vom 29. März 2015 machen konnte. Ganz langsam, Schritt für Schritt führt er mich momentan zurück und verhilft mir zu neuem Vertrauen in einen Körper, dem ich nichts mehr zugetraut habe.

Nein, ich posaune nicht "I'm back" oder "Ich werde stärker denn je sein!" hinaus in die Welt. An meinem Ziel, im 2017 um den WM-Titel mitreden zu können, hat sich nichts geändert. Aber der Weg dahin wird ein ganz anderer sein. Und meine IMotions in den kommenden Jahren ebenfalls.


Mittwoch, 8. Oktober 2014

Über das schöne Leben im falschen Film.

Seit dem 1. Oktober komme ich mir ein bisschen vor wie im falschen Film. Das war der Tag, an dem ich ursprünglich die Reise nach Kona antreten wollte. Ich wäre dann spät Abends lokaler Zeit gelandet, nach rund 30 Stunden ermüdender Reise erschöpft ins fremde Bett gesunken, um nach kurzem Schlaf (Jetlag lässt grüssen) aufzustehen und das zu sehen:


Nun wache ich jeden Morgen in gewohnter Umgebung auf und es kommt zum Tagesbeginn ein klitzekleiner Funken Wehmut auf. Der Blick aus dem Fenster bestätigt: ich bin am Zürichsee.


Immerhin ... da ist sogar eine Palme!

Anstatt im warmen Pazifik mit Schildkröten und Delfinen zu Schwimmen ziehe ich meine Bahnen im viel zu stark geheizten Hallenbad Adliswil unter Meeressäugern ähnelnden Badegästen. Immerhin gibt's da im Moment viel Platz und meist eine Bahn für mich ganz alleine.

Anstatt auf dem Queen K Highway in die Lavafelder hinauszufahren in Richtung Hawi kurve ich im Zugerland umher und klettere in Richtung Rotenthurm. Immerhin meint es der Altweibersommer gut mit mir und ich komme auch ein wenig ins Schwitzen.

Anstatt dem Alii Drive entlang zu Laufen und ab und an von einem Pro oder überholt zu werden cruise ich dem Seeuferweg entlang und muss (gestern tatsächlich so passiert) eine Mutter mit Säugling im Buggy ziehen lassen. Immerhin kann ich schon wieder gut 60 Minuten Laufen!

Anstatt im Lava Java einen feinen Kona-Espresso zu geniessen lasse ich mir einen aus der Nespresso-Maschine. Immerhin habe ich zwei Stangen Kona Edition zurückbehalten eben für einen solchen Notfall.

So treibe ich armes Schwein also dahin und jedes Facebook-Föteli ist wie ein Messerstich für mein gebeuteltes Ego. Ich sollte ganz einfach nicht hier sein sondern dort!!

Wirklich?

OK, wer jubelt schon, wenn er mit Kona-Quali dennoch zu hause bleiben muss? Muss? Na ja, ich hätte ja trotzdem hinreisen können und den Marathon gehend zurücklegen können. Wirklich? Um die halbe Welt reisen im Wissen, das es im besten Fall für einen Finish reicht und im schlechtesten für ein erneutes Aufbrechen der Verletzung? Keine Option.

So bin ich also hier in der Schweiz. Ich freunde mich nach Saison-Ende im geliebten Käpfnach wieder dem dem Hallenbad an. So locker und kontrolliert bin ich seit langem nicht mehr geschwommen. Es läuft richtig rund.

Jetzt, wo sich die Blätter langsam verfärben und sich die Natur zur Ruhe legt, geniesse ich die Ausfahrten auf dem Velo erst recht. Der Herbst war schon immer eine meiner Lieblingsjahreszeiten. Die Landschaften sind spektakulär, das Licht oft atemberaubend. Was für ein schönes Land ist die Schweiz doch.

Und dann geniesse ich jeden Meter per pedes und sauge die frische Luft tief in meine Lungen. Langsam kommt das schöne Laufgefühl wieder zurück. Aber weil ich eben so piano piano unterwegs bin halte ich auch immer einmal wieder inne und sehe Dinge, die mir vorher noch nie aufgefallen sind. Oder wie cool ist denn das?


Es ist so viel besser im Moment zu leben und das zu geniessen, was greifbar ist - quasi auf dem Silbertablett vor einem liegt - als dem Unmöglichen nachzutrauern.

Ich freue mich für alle meine Freunde und Bekannten, die sicher auf Big Island angekommen sind und nun den Mythos Hawaii hautnah erleben können. Und ich drücke ihnen und allen Teilnehmern am Samstag beide Daumen, dass sie Mike Reillys Worte "You are an Ironman" hören werden! Gebt alles ... und geniesst!