Dienstag, 29. Januar 2013

Die Ätsch-Wochen.

Wir befinden uns mitten in den Ätsch-Wochen, obwohl ... noch ist nicht einmal Halbzeit. Ätsch-Wochen? Die Frage, was denn Ätsch-Wochen sind, ist durchaus berechtigt, zumal sie auch ziemlich Facettenreich sind.

Normalerweise beginnen die Ätsch-Wochen mit dem ersten Schnee und der simultanen Einkehr der zähen Hochnebellagen im Flachland. Kaum beginnen die unten-grau-oben-blau-Tage geht es los. Social Media sei Dank reibt man sich gegenseitig jeden Sonnenstrahl in die Winterdepression und zelebriert visuell und verbal sein Glück, der Nebelsuppe für ein paar Stunden entflohen zu sein. Ätsch, bei mir scheint die Sonne.

Zusätzliches Salz in diese Wunden streuen fast alle Radiostationen, welche aus jedem Sonnenstrahl, der durch die Nebeldecke dringt, schon einen sich ankündigenden Sommer machen. Dabei werden die Wetterfrösche andauernd genötigt, diese Hoffnungen mit verlässlichen Prognosen zu untermauern. Wie Bucheli, Blumer, Wick und wie sie alle heissen das tagtäglich aushalten ist mir persönlich ein Rätsel. Kein Wunder lassen sie ihrem Frust ab und an freien Lauf, indem sie verkünden: Ätsch, das mit dem Sommer dauert noch.

Dann geht es auf Weihnachten zu und zu den zelebrierten unten-grau-oben-blau-Ätschs gesellt sich eine weitere Ätsch-Sorte. Die ersten Verrückten fliegen ins Trainingslager, meist auf die Kanaren, aber auch schon einmal Südafrika. Nun wirds schon ganz heftig. Denn, sind Menschen in warmen Klamotten auf Langlauf-Skis gerade noch erträglich, bringen einem blutte Velobeine schon fast zur Verzweiflung. Vorausgesetzt, man gehört zu der Spezies, welche glaubt, einem Age Grouper bringe ein Trainingslager so früh im Jahr etwas.

So geht es dann weiter durch den Januar, Februar, März ... Ätsch, ich fahre in kurzen Hosen Velo.

Aber im März und April kann es dann schon einmal vorkommen, dass sich die Vorzeichen ändern. Im Süden schifft es, was das Zeugs hält und in unseren Breitengraden ist es schon aussergewöhnlich warm. Dann sind es natürlich die Daheimgebliebenen, welche kräftig auf der Ätsch-Schiene kommunizieren.

Gerade bei diesen Trainingslagern Ende Winter und Anfang Frühling geht es mit dem Ätsch ja noch ein ganzes Stück weiter. Ätsch, heute haben wir den ersten 200er gemacht. Ätsch, wir sind in einer Woche über 800 km gefahren. Ätsch, wir haben schon die ersten Rändchen an den Beinen. Komisch nur, dass keiner sagt: Ätsch, ich habe mich zu Mus gefahren.

Funktionieren tut das Ganze aber doch nur, weil diejenigen, welche gerade zu hause bleiben müssen, den berühmten "Neid der Besitzlosen" an den Tag legen. Was wäre ein Ätsch-Post auf facebook ohne die Neid-Kommentare? Nichts!

Dann geht es jetzt mit noch einer Sorte Ätsch los. Neue Velos. Ätsch, mein neuer Bock ... Begleitet von boah, geil, stark und ähnlichem Proll-Wortschatz. Wieso hat eigentlich noch nie jemand seine neue Badehose gepostet? Richtig, weil das mit Sicherheit kein "gefällt mir" oder Geil-Kommentare generiert.

Meine persönlichen Ätsch-Wochen dauern nun auch schon seit geraumer Zeit an. Sie beinhalten Dinge wie: Ätsch, ich schwimme so hart wie noch nie! Und: Ätsch, meine Beine werden auf der Rolle von Woche zu Woche stärker. Aber das interessiert ja keine Sau. Macht nichts, schliesslich muss es mir ja gefallen, was ich so unternehme, um möglichst bald wieder nach Hawaii reisen zu dürfen.

Aber Hand aufs Herz: so unschuldig bin ich dann auch wieder nicht und, wenn ich die Gelegenheit habe ein schönes Ätsch zu platzieren, dann tue ich das auch genüsslich. Also:

Ätsch, am 15. Februar fliege ich für fünf Wochen nach Noosa. Sorry!

Sonntag, 20. Januar 2013

Mein Geständnis: Ich vertraue auf leistungssteigernde Mittel!

Es ist die Woche der grossen Beichten. Endlich hat Lance Armstrong gestanden, was eh schon lange klar war. Und schon bleibt wieder ein komischer Nachgeschmack hängen, weil er behauptete, dass er bei seinem Comeback paniagua gefahren sein - also nur mit Brot und Wasser, wie die Rennfahrer es bezeichnen. Dies, obwohl seine Blutwerte mit höchstwahrscheinlicher Sicherheit das Gegenteil sagen. Nun denn, diese Geschichte wird uns wohl noch einige Zeit begleiten.

Taktisch klug hat sich meiner Meinung nach auch Thomas Dekker verhalten. Just in dem Moment, als alle nur auf das Armstrong-Interview schauten, beschuldigte er sein altes Team Rabobank, Doping in grossem Stil unterstützt und betrieben zu haben.

Heute möchte auch ich meine schwer belastete Seele erleichtern und ein vollumfängliches Geständnis ablegen: Ich vertraue auf leistungssteigernde Mittel! Ich möchte dieses Geheimnis nicht mehr länger mit mir herumtragen und die Wahrheit verstecken müssen. Darum gestehen ich hier und jetzt alles, womit ich mir einen Leistungsvorsprung verschaffen will.

Ich konsumiere seit Monaten ausgeklügelte Cocktails mit allgemein bekannten Inhaltsstoffen wie Musa, Actinidia deliciosa, Vaccinium myrtillus. Dazu mixe ich geheimnisvolle Wirkstoffe aus der Familie der Amaranthaceae, Daucus carota subsp. sativus, Salvia hispanica, Früchtes des Prunus dulcis und Cocos nucifera, zudem Aminosäuren. Die geheimen Rezepturen erhalte ich von meinem Coach. Aufbereitet werden diese Cocktails in einer eigens dafür angeschafften Zentrifuge mit Häckselvorrichtung.

Ich vertraue auf Trainingseinheiten, welche einen anabolen Stimulus auslösen und in deren Folge Testosteron und Wachstumshormone ausgeschüttet werde. Diese Ausschüttung unterstütze und verstärke ich durch ausgiebigen Schlaf von manchmal bis zu 10 Stunden pro Nacht.

Ich mache mir die leistungssteigernde Wirkung von Vitamin D zu nutze. Anstatt in den Wintermonaten, wenn mangels Sonneneinstrahlung auf die Haut kein Vitamin D produziert wird, Ergänzungspräparate einzunehmen, reise ich der Quelle nach. So werde ich dieses Jahr am 15. Februar für fünf Wochen nach Australien fliegen, genauer gesagt nach Noosa, dem Epizentrum des Triathlons Down Under. Dort, im Spätsommer, wird meine Vitamin D-Haushalt schnell wieder auf Top-Level sein.

So, nun ist es draussen und ich fühle mich befreit. Aber ich zeige keine Anzeichen von Reue und werde weitermachen wie bisher. Das bin ich meiner Gesundheit schuldig!

Mittwoch, 16. Januar 2013

Alles auf on!

Nachdem ich mit schon im letzten Juni (zwangsläufig) für den IM Austria in Klagenfurt angemeldet hatte und mein Lieblings-70.3 in St. Pölten keinesfalls in meinem Race-Kalender fehlen darf, habe ich heute meine Wettkampfplanung für das erste Semester 2013 vervollständigt. Wie es im 2. Semester aussehen wird, das wird sich erst nach Klagenfurt zeigen - Kona lockt, lässt sich aber nur mit etwas Glück realisieren!

Ich werde am 13. April auf Fuerteventura in die Saison einsteigen. Der Challenge 70.3 im Playitas eignet sich hervorragend für eine erste Standortbestimmung. Die Logistik ist einfach, der Austragungsort ideal und die Strecke schwer. Dort werden die noch vorhandenen Schwächen schonungslos aufgedeckt und so kann ich wertvolle Erkenntnisse für die Vorbereitung auf Klagenfurt gewinnen.

Am 5. Mai gehts dann in den Kanton Thurgau nach Stettfurt. Da freue ich mich sehr darauf, denn endlich kann ich wieder einmal die Klinge mit allen meinen Freunden auf der Olympischen Strecke kreuzen. Mal sehen wie viel Speed ich entwickeln kann um den einen oder anderen etwas zu ärgern.

Dann am 26. Mai versuche ich meinen Titel vom letzten Jahr in St. Pölten zu verteidigen, oder es zumindest super schwer für meinen Nachfolger zu gestalten. Ich liebe diese Rennen, alles daran - das Schwimmen in zwei Seen, die Radstrecke mit allem, was das Herz begehrt und die ultraschnelle Laufstrecke. Insgeheim hoffe ich, meine Zeit vom letzten Jahr noch einmal verbessern zu können und möglichst nahe an die 1:30 Std. heranzulaufen.

In Klagenfurt am 30. Juni gehts dann um die Wurst - oder besser gesagt um das Kona-Ticket. Es wird ein Kampf auf biegen und brechen werden, denn ein paar der anderen Jungs zieht es auch wieder auf Big Island. Und mit maximal zwei Slots ist es klar: Sieg oder runner up, sonst wirds nichts. Aber in erster Linie möchte ich einfach nur einen hammermässigen Wettkampf erleben, auf einer sehr schnellen Strecke. Richtig Gas geben und alles herausholen. Wenn es dann reicht, umso besser!

Wettkampfmässig stehen also alle Schalter auf on. Und seit heute auch meine Füsse.

Nach langem Abwägen und Einholen von verschiedensten Meinungen habe ich mich zu einem Test mit dem on cloudsurfer entschieden. Im Vordergrund steht dabei nicht die Hoffnung auf schnellere Laufzeiten dank dem Schuh. Da bin ich nach wie vor der Meinung, dass es keine schnelleren oder langsameren Schuhe gibt. Aber diese Schuhe sind nun wirklich ein sehr markanter Schritt in eine neue, zukunftsweisende Richtung. Und wenn selbst Coaching-Guru Doc Sutton sein Geprüft-und-als-herausragend-befunden-Siegel darunter setzt, dann kann man so einen Test durchaus mit grossen Erwartungen durchführen.

Aber Erwartungen worauf? Nun, in meinem Fall möchte ich einfach weiterhin verletzungsfrei bleiben, auch wenn ich hohe Umfänge und super harte Intensitäten laufe. Das bringt das Wichtigste im Ausdauersport mit sich: Kontinuität. Und wenn ich kontinuierlich auf hohem Niveau trainieren kann, dann sollte es auch noch ein bisschen schneller gehen.

Mein erster Eindruck heute war denn schon einmal sehr positiv. Der Schuh passt perfekt an meinen (breiten) Fuss. Obwohl es stellenweise sehr rutschig war gab er mir guten Halt und gute Stabilität. Überrascht war ich von der Dynamik im Abdruck. Auch als ich schon recht müde war hatte ich immer den Eindruck besser zu laufen, als mit meinen alten Schuhen. Nun, die nächsten Wochen werden zeigen, wie es weiter geht und ob der on auf on bleibt oder vielleicht doch wieder im off landet.

Sonntag, 13. Januar 2013

Darf es ein bisschen mehr (Schmerz) sein?

Ich gehöre einer Generation an, die sich noch an die guten alten Dorfläden, Bäckereien und Metzgereien erinnert. Im Allenmoos-Quartier in Zürich, wo ich aufgewachsen bin, hatten wir in derselben Strasse je einen solchen Laden. Und weil noch ganz viele Lebensmittel nicht abgepackt sondern frisch aufgeschnitten wurden, war die Frage "Darf es ein bisschen mehr sein?" unumgänglich mit dem Einkauf verbunden.Wer in der heutigen Zeit nur noch beim Grossverteiler einkauft und die Theken mit den Frischeprodukten umgeht, der kennt diese Frage nicht mehr.

In unserer heutigen konsumwütigen Gesellschaft nehmen viele für sich in Anspruch, ein Anrecht auf etwas mehr zu besitzen. Dies im krassen Gegensatz dazu, für dieses "etwas mehr" auch eine zusätzliche Leistung zu erbringen. Her damit was gratis ist, weg mit der Aufforderung etwas Zusätzliches zu leisten. Schlimmer noch: viele Träume bleiben Träume, weil es mit dem Träumen alleine nicht getan ist. Oder: wer zu faul ist, sich aus seiner comfort zone heraus zu begeben, wird kaum etwas Aussergewönliches erreichen.

Wie oft habe ich diese einfache und simple Grafik schon gesehen. Nicht nur im Sport, nein, überall, in Seminaren, Vorträgen usw. Aber erst seit kurzem handle ich auch wieder danach.

Dazu gehört, dass ich jede Trainingseinheit nach Signal-Hinweisen untersuche. Fast .. beim Schwimmen. Power Intervall oder TT ... beim Radfahren.  Hard ... beim Laufen. Das sind die Elemente, die ein Verlassen der comfort zone notwendig machen. Diese Hinweise bringen automatisch diese Frage aufs Tapet:

Darf es ein bisschen mehr (Schmerz) sein?

Und die Antwort darauf kann nur lauten: JA!

Das bedeutet nichts anderes, als dass jeder dieser spezifischer Trainingsinhalte mit 100% oder mehr der momentanen Leistungsfähigkeit absolviert werden muss. Immer noch etwas schneller, immer noch mehr Widerstand wegdrücken, immer noch mehr auf die Zähne beissen. Ein berühmter Football-Coach hat gesagt: Du brauchst keine Fähigkeiten um etwas zu leisten ... nur den Willen dazu, immer dein Bestes zu geben!

Wohlverstanden: es gibt viele Trainingsinhalte, welche innerhalb der comfort zone angesiedelt sind. Aber diejenigen, welche es nicht sind, sie sind das Salz in der Suppe. Hier gibt es kein Nachgeben, kein Schwächeln, keine Ausreden ... nur harte, schmerzhafte und ehrliche Arbeit. Den Schmerz umarmen, ihn akzeptieren und lernen, damit umzugehen. Dann stehen die Chancen gut, dass magic happens!


Montag, 7. Januar 2013

Einblick ins Aquarium

Seit Trainingsbeginn für die Saison 2013 und darüber hinaus arbeite ich mit Kristian Manietta von TriSpecific zusammen. Zwei Jahre lang hatte ich meine Trainingspläne selbst geschrieben.

Ich war auf der Suche nach neuen Impulsen. Nein, nicht nach den geheimen Trainingsmethoden, welche in null Zeit grosse Fortschritte versprechen. Mein Wahl viel auf Kristian, weil ich ihn und seine Einstellung kannte, ebenso seine Trainingsphilosophie. Und diese basiert auf der umgekehrten Periodisierung, derselben also, nach der ich seit 2008 schon trainiere.

Wieder mit einem Coach zusammen zu arbeiten bedeutet für mich:
  • hohe Leistungsbereitschaft;
  • mentale Stärke durchzuhalten und umzusetzen, was er von mir verlangt;
  • Verantwortung zu übernehmen und alles so auszuführen, wie er es verlangt.
Es braucht also viel Vertrauen in den Coach und unerschütterlichen Glauben an ihn und seine Methode. Nur schon darum ist es von grösster Bedeutung, genau zu wissen, was auf einen zukommt.

So bin ich nun also Woche für Woche total gespannt, was er sich für neue, kleine "Gemeinheiten" für mich ausdenkt. Meine ersten Eindrücke zu Beginn der Zusammenarbeit waren denn auch in die Richtung: was, so wenig. Aber diese Bedenken verflogen schnell, denn ich fühlte mich laufend besser, erholte mich gut und wurde langsam stärker.

Heute startete ein neuer Zyklus, in dessen Verlauf die Schraube laufend stärker angezogen wird. Die Umfänge halten sich immer noch im Rahmen, aber jede Minute ist gespickt mit kleineren und grösseren Herausforderungen, die mich jedes mal an die Grenze meiner momentanen Möglichkeiten bringen.

Nehmen wir meine heutige Schwimmeinheit. Die beiden Schwerpunkte lagen auf 25ern auf 30 Sekunden. Richtig gelesen: 25er! Aber der Reihe nach.

Erst bin ich 600m eingeschwommen, gefolgt von 8 x 50m mit Spielzeug und 10 Sekunden Pause. Dann war mein Motor warm und es konnte losgehen. 40 x 25m als 3 Sprint und 1 easy, alle auf 30 Sekunden. Dann 200m mit Pull-Buoy und Fesselband. Jetzt 8 x 100m moderat bis hart, gleichbleibendes Tempo und wieder nur 10 Sekunden Pause. Und - autsch - noch einmal 20 x 25m, alle Sprint. Zum Schluss 300m Ausschwimmen.

Jeder einzelne 25er Sprint - das heisst volle Kanne. So bin ich also insgesamt 1250m volle Kanne geschwommen. Mit dem Kopf, Armen und Beinen, Lunge und Herz! Die zweite Serie mit 20 x 25m schon müde und mit schmerzenden Armen und brennenden Lungen.

"Nur" 25er, aber das ist mein härtester Schwimm-Workout der Woche. Er bringt mich an meine Grenzen und darüber hinaus. Ohne Leistungsbereitschaft geht das nicht. Ohne mentale Stärke auch nicht. Aber dafür übernehme ich volle Verantwortung.

Kaputt und glücklich ging ich unter die Dusche. Und mit dem festen Vorsatz, nächste Woche schnellere 25er zu schwimmen!