Montag, 8. Juni 2009

Per aspera ad astra.


"Durch das Rauhe zu den Sternen." Schon vor 35 Jahren, als wir noch im SV Zürileu schwammen, zierte diese lateinische Redewendung unsere Team-T-Shirts. Gestern hat sich diese Redewendung Jahre danach wieder bestätigt. Endlich, im fünften Anlauf, hat es geklappt (notabene am gleichen Tag wie bei Roger Federer, hihi, aber keine Angst, ich hebe nicht ab). Nach Rapperswil 2008 (ein Virus, vielleicht aber auch nur der Kopf!?!), Monaco 2008 (eigenes Unvermögen), Cancun 2008 (Speichenbruch) und New Orleans 2009 (Krämpfe - gilt eigentlich nicht als Rechtfertigung, denn wer zu blöd ist ausreichend zu trinken, hat es wohl nicht besser verdient) meinte es das Schicksal diesesmal gut mit mir. An einem perfekten Tag in einem fast perfekten Rennen (welches Rennen ist schon wirklich perfekt?) gelang mir der grosse Coup: Sieg in der AK 50-54 am IM 70.3 Rapperswil!

Völlig ruhig ging ich um 9.54 Uhr ins kalte Wasser und fühlte mich gleich pudelwohl (Vorteil eines Fischs). Als die Sirene los ging, schwamm ich besonnen und kontrolliert an, fand gleich meinen Rhythmus und zog fünf Meter hinter dem Führungskanu meinen Bahn, begleitet von einem anderen Athleten. Ich dachte es sei mein alter Schwimmkumpel Jürg Mallepell, aber der schwamm etwas hinter uns. Nichts auf der Welt konnte mich dazu verleiten, mehr Gas zu geben. Ich wusste, ich war recht schnell unterwegs und, dass es noch ein langer Tag werden würde. Nach 29:16 Min. war ich aus dem Wasser und unterwegs zur T1, 1:50 Min. später ging ab auf dem Velo. Ich hatte sofort gute Beine, nein sehr gute Beine. Der erste Aufstieg zum Witches Hill war zwar sehr schmerzhaft, aber danach lief es wie geschmiert. In den Steigungen hielt ich bewusst etwas zurück und abwärts und im Flachen machte ich viel Druck - besonders im starken Gegenwind. Nach 2:32:43 waren die 86 km (nein, es sich keine 90 km¨) absolviert und ich lag mit etwas über 6 Minuten Vorsprung auf Georges Bürgi recht überlegen in Führung. T2 gelang mir nicht so schnell, wie geplant und ich verlor mit 2:02 Min. gleich wieder fast 40 Sek. auf Georges. Viel wichtiger aber war, dass ich vom ersten Meter an wieder sehr gute Beine zum Laufen hatte und gleich einen gut weg kam. In Rapperswil kreuzten wir uns und ich ging davon aus, dass ich rund 4-5 Minuten Vorsprung hatte. Nur nicht nervös werden, Laufen wie im Training, sagte ich zu mir. Wieder in Rapperswil auf der 2. Runde rief mir Sandro Angelastri zu, ich hätte immer noch 2 Minuten Vorsprung. Nun fing ich an zu rechnen. Bei acht verbleibenden Kilometern würde das 15 Sekunden pro Kilometer machen. Wer weiss, wie schnell Georges rennen kann, begreift, dass ich etwas beunruhigt war. Aber ich widmete meine letzte Laufrunde Andrea. Das gab mir die Kraft, zügig weiter zu rennen, ohne in Hektik zu verfallen. Lauf wie im Training, einfach schneller, war meine Devise. Dann bei Kilometer 18 wusste ich: Jetzt läufst du das Ding heim. Ich konnte noch einmal beschleunigen und traf nach 4:46:56 Stunden im Ziel ein. Was für ein Gefühl - ich war ein Ironman 70.3 Champion. Ich hatte die Clearwater Quali im Sack! Ich war glücklich.

Ich möchte allen Freunden und Bekannten danken für die tolle Unterstützung vor, während und nach dem Rennen. Was mich am meisten freut, ist die ehrliche Freude und Anerkennung von euch allen, für das, was ich gestern geleistet habe. Danke, danke, danke.

Auch Andrea hatte ein gutes Rennen und belegte in der Endabrechnung den 15. Rang. Dies hätte wiederum für Clearwater gereicht, aber sie möchte dieses Jahr als "Begleit-Queen of Clearwater" mitkommen. Denn in Clearwater werden gleich zwei Fische am Start stehen. Auch mein Bruder Christoph holte sich mit einem 8. Rang in der AK 45-49 die Quali und bot am gestrigen Sonntag grossen Sport. Gratulation!!!!!!

Mein ganz besonderer Dank gilt meinem Coach Sergio, der mich in nur sieben Monaten vom Wackelkandidat zum Ironman-Sieger gemacht hat. Sergio, you rock!!

Nun gönne ich mir ein paar Tage passive und aktive Erholung, bevor ich am nächsten Sonntag meinen Lieblingstriathlon in Zug bestreiten werde. Mal sehen, wie nahe ich dieses Jahr an die 2-Stunden-Marke herankomme.


Eine Reihenfolge, an die ich mich gewöhnen könnte - besonders wenn auch Georges damit nicht allzu unglücklich scheint!

1 Kommentar:

Roman Stettler hat gesagt…

Guten Tag Gilbert, vielen Dank für den spannenden Blog, den ich immer wieder mal lese...
Gruss Roman