Mittwoch, 21. April 2010

Auf dem richtigen Weg.

Geplant war die Rückkehr aus New Orleans gestern Dienstag. Daraus wurde nichts. Als am Montag definitiv feststand, dass Georges und ich nicht abfliegen können, teilte uns US Air mit, dass bis am Montag nächster Woche alle Flüge total ausgebucht sind. Also buchte ich den erstmöglichen Rückflug. Georges tat das gleiche 10 Minuten später - und erwischte einen freien Sitz auf dem Flug von heute Mittwoch! Glück gehabt. Ich dagegen entschied mich, die "Wartezeit" in San Diego bei Coach Sergio zu verbringen. Not a bad place to recover from a hard race!

So bin ich nun also seit zwei Tagen wieder in der Männer-WG mit Hund. Das Wohnzimmer ist renoviert und neu möbliert und in meinem Zimmer gibt es jetzt auch ein Lampe! Leider spielt das Wetter hier verrückt - es ist recht kalt und es erinnert an das typische Schweizer Aprilwetter. Schwamm drüber, diese Tage sind eh fürs wenig tun reserviert.

Da bleibt auch genügend Zeit, um den einen oder anderen Gedanken über den bisherigen Verlauf der Vorbereitung auf die Mission Possible 2010 - On the way to Kona again festzuhalten.

Der erste Test in New Orleans ist erfolgreich verlaufen. Natürlich habe ich mit einem Podestplatz geliebäugelt. Gescheitert ist dieses Vorhaben aber mehr an der Stärke der Gegner als an meinem Unvermögen, etwas mehr als 2 Minuten schneller zu sein. An einem absolut perfekten Tag - so wie beispielsweise bei meinem Sieg am IM 70.3 Switzerland im letzten Jahr wäre wohl der 3. Platz möglich gewesen. Der Sieg oder 2. Platz nicht - Dana und Georges waren ganz einfach zu stark und zeigten ein absolut fantastisches Rennen mit dem Prädikat "Weltklasse".

Was stimmt mich also so positiv? Das Schwimmen war unglaublich schwierig. Die Wellen waren so unberechenbar, dass es zum reinen Kraftakt mutierte. Es galt, eine hohe Kadenz anzuschlagen und zu hämmern. Die vielen Kilometer mit Paddles zahlten sich voll aus. Wäre ich nicht noch falsch geschwommen bei der letzten Boje, ich hätte die 30 Minuten unterboten - an diesem Tag eine super Zeit (so zum Beispiel 2 Minunten schneller als Sam Warriner, Siegerin bei den W-Pro).

Auf dem Velo war ich drei Minuten schneller als im letzten Jahr - mit schlechteren Beinen. Nicht wirklich schlecht, aber, wie ich schon im Race Report geschrieben habe, einfach nicht ganz so gut. Schwierig zu umschreiben. Was zählt: auch wenn die Beine nicht ganz so wollen wie ich, kann ich immer noch sehr schnell fahren. Ich habe weiter an Kraft gewonnen. Und was ganz wichtig ist: an Erfahrung. Denn ich bin immer ruhig geblieben und hatte alles unter Kontrolle. Ich habe auf den ersten 10 Kilometer mit brutal schmerzenden Beinen nicht überzockt und bin dann in der Folge so kontrolliert gefahren, dass das Laufen nicht zum Desaster wurde. Nicht einfach, wenn man feststellen muss, dass die Gegner aufholen.

Um das Laufen richtig einzuordnen, musste ich erst ein paar Tage darüber schlafen. Ich wollte satt unter 1:40 Std. laufen - 1:36-1:38! Meine Trainingsleistungen deuteten allesamt darauf hin, dass ich diese Zeit drin habe. Schon auf den ersten Metern merkte ich, dass es eine zähe Angelegenheit geben würde. Es war heiss und feucht - nicht mein Ding. Aber mein Selbstvertrauen war da, gestärkt von den vielen harten Einheiten in der Vorbereitung. Ich wusste: Du kannst auch mit müden Beinen noch gut laufen. Also konzentrierte ich darauf, aktiv zu laufen, die Arm- und Fussarbeit und hielt die Laufkadenz möglichst hoch. So war ich schnell am überholen und wurde nur ganz sporadisch selber überholt, obwohl nur 4 Minuten hinter uns die AG 30 ins Rennen gegangen war. Bis Kilomter 10 lief es mir dann auch wirklich gut. Keine Krämpfe und ich kam immer näher an den 3. heran. Zum ersten Mal in einem Halbironman orientierte ich mich voll und ganz nach vorne. Ich wollte diesen 3. Platz. Nun, ich bin letztendlich mehr an der Stärke meines Gegners gescheitert, als an mir selbst. Die Zeit von 1:45 ist natürlich nicht gerade berauschend, aber hinter jeder Zeit verbirgt sich eine Geschichte. Ohne Krämpfe auf den letzten 3 Kilometern wäre es vielleicht noch aufgegangen. Ist es aber nicht. Ich habe noch nie so gelitten bei einem Lauf - und ich habe noch nie so sehr an mich selbst geglaubt. Das zählt, darauf kann man aufbauen und schon bald werde ich unter 1:40 laufen.

Meine Message an alle meine Athleten: Auch ihr werdet stark sein! Freut euch auf den Ernstfall - die Arbeit wird sich auszahlen. Ihr bringt alles mit, was es braucht, um tolle Rennen abzuliefern. Konzentriert euch auf das, was ihr beeinflussen könnt, nicht auf das, was ausserhalb passiert. Glaubt an euch - dig deep - you can do it!

Keine Kommentare: