Sonntag, 26. Februar 2012

Über San Phra Phum, leere Schläuche, volle Dosen und eine Kasserole.

San Phra Phum sind kleine Geisterhäuschen. Sie werden errichtet, sobald ein Grundstück bebaut wird, um damit die Geister (Phra Phum), die das Gelände bewohnt haben, für den Verlust ihrer Heimat zu beschwichtigen und ihnen auf demselben Grundstück eine Ersatzheimstatt zu geben. Damit der Geist auch in seinem Häuschen bleibt, werden immer wieder Opfergaben wie Getränke und alle zwei Wochen auch Essen deponiert.

Dieser San Phra Phum steht direkt beim Eingang zum Thanyapura Retreat. Wichtig ist, dass er prächtiger gebaut ist als das Gebäude und er nicht vom Schatten desselben getroffen wird. Andere Länder, andere Sitten. Aber dieser Brauch ist doch durchaus liebenswert, denn im Unterschied zu vielen anderen religiösen Ursprungs zielt er nicht darauf ab, andere als Ungläubige zu verteufeln.

Nun sind wir also schon zwei Wochen hier in Phuket und haben uns sehr gut eingelebt. Besonderes Merkmal diese Woche: es war sehr, sehr heiss. Und so müssen wir jeden Tag gut in uns hineinhören, bevor wir die gesteckten Trainingsziele umsetzen. Das ist ein nicht zu unterschätzender Balanceakt. Kleines Beispiel: Am Mittwoch habe ich einen Double Run Day absolviert. Am Morgen 15 km Ausdauerlauf, dann 1,5 km easy Schwimmen und am Abend ein Bahntraining mit der Gruppe. Das ergab insgesamt 26 km Laufen. Und es war der Ausgangspunkt für so richtig leer Schläuche am Wochenende.

So musste ich gestern die Gruppe auf den TT-Einheit ziehen lassen - obwohl, die Jungs sind auch schon nach nur 5 km mit bis zu 55 km/h losgerast. Heute dann Beine zum vergessen. Zumindest zum Anfang und zum Ende. Als wir losfuhren passte gar nichts. Die Beine wollten nicht, der Kopf auch nicht. So ein Tag, wo jedes Tempo zu schnell ist, jede kleine Steigung nervt, jeder Speedbump zum falschen Moment kommt und man ungebremst hineindonnert. Dann das Ritzel, das schon die ganze Woche die Kette verweigert - nur, dass es heute total nervt. Der Kopf sagt dauernd: Vergiss es, das wird nichts. Kehre um. Was soll der Scheiss?

Doch da ist auch diese Stimme, heute ganz weit hinten, die sagt: Hör nicht darauf, fahre weiter, es wird noch!

Auf diese Stimme habe ich dann auch gehört. Ich entschied mich, Tony, Evelyn und Christian fahren zu lassen. Dann bin ich der Gruppe um Jürgen Zäck entgegengefahren und alleine ging es schon besser. Und nach ca. 60 km machte ich einen Cola-Stopp. Und wieder einmal zeigte sich die ganze geballte Power, die in so einer vollen Dose steckt. Innert Minuten lief es - und es machte Spass. Als ich dann auf die Gruppe stiess, konnte ich jedes Tempo mitgehen. Und zum Schluss, auf den letzten gut 15 km Zeitfahren konnte ich mächtig Dampf machen.

Allerdings lässt sich dieses Erlebnis nicht einfach so beliebig wiederholen. Denn die zweite Dose Cola hatte so gut wie keine Wirkung mehr und so wurde ich auf der Fahrt zurück zum Sportzentrum wieder brutal auf den Boden der Realität zurückgeholt: Die Schläuche waren auf einmal wieder leer. Aber hey, mit solchen Beinen noch 125 km trainiert - nicht von schlechten Eltern.

Last but not least komme ich zum Thema Kasserole. Wer kocht weiss: Kasserolen braucht man u.a. zum Schmoren. Nun, kochen tun wir hier nicht - vielmehr werden wir regelmässig gekocht. Im Pool (oder eben besser Kasserole) haben wir fast täglich Wassertemperaturen von über 30° und zusätzlich brennt die Sonne aufs Wasser. Mir bereitet das grösste Schwierigkeiten beim Atmen und mein Körper zeigt Zeichen von Verweigerung. Nach einem Schwimmtraining fühle ich mich, wie wenn mein Fleisch vom Knochen fällt. Dann fehlt nur noch der Kartoffelstock und die Sauce - bon appetit!

Aber genug gejammert. Alles in allem läuft es prima, die Form kommt und meine Hitzeresistenz verbessert sich laufend - physisch und psychisch! Mit Kona vor den Augen sowieso.

Die Woche brachte 14,3 km im Wasser, 340 km auf dem Velo und 62 km per Pedes. Klingt nach nicht sonderlich viel, aber die nackten Zahlen sagen nichts über die Inhalte und die Intensität. Wer also denkt, das hier sei mehr ein Ferienaufenthalt als ein Trainingslager, dem sei versichert: falsch gedacht!

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