Donnerstag, 19. September 2013

CEO des Unternehmens Körper.

"I'm the CEO of my body. Like to think about it like that." Lisa Norden, 8. August 2013 on Twitter


Wo sie recht hat, hat sie recht. Was auf jeden Einzelnen zutrifft, gilt ganz besonders für Leistungssportler. Als Geschäftsführer des Unternehmens Körper trägt jeder selbst die Verantwortung für seine Leistung. Und so gilt es jeden Tag aufs Neue, viele grosse und kleine Entscheidungen zum Wohl dieses Unternehmens zu fällen. Wer glaubt, seinen Körper nur ausbeuten zu können, der wird scheitern. Im Leben wie im Sport.

Ich hatte das grosse Glück und Vergnügen während 17 Jahren als CEO einer erfolgreichen Unternehmung tätig sein zu dürfen. Der Erfolg baute auf einer klaren Vision auf, der ehrlichen Analyse von Stärken und Schwächen, messerscharfen Zielen und der genauen Kenntnis des Marktes und der Rahmenbedingungen.

Am 11. September 2001 änderten sich die Rahmenbedingungen innert weniger Stunden und alle Visionen und Ziele fielen in sich zusammen. Der Aufstieg wurde mit dem Einstürzen der Twin Towers abrupt gebremst und es gab kein Rezept dagegen. In diesem Moment war auch ich als CEO mit meinem Latein temporär am Ende. Es gab nur eines: Aufstehen, neu beginnen und kämpfen!

Wieso ich das erzähle? Nun, vor drei Wochen veränderte sich einiges in meinem Sportlerleben. Ich nahm meine Verantwortung als CEO meines Körpers wahr und ging zum Arzt. Denn ich fühlte, dass sich die Rahmenbedingungen verändert hatten und ich einen wichtigen Teil meiner Leistungsfähigkeit eingebüsst hatte. Es war kein konkretes Ereignis, auf das dies hätte zurückgeführt werden können. Vielmehr eine schleichende Entwicklung.

Erst stellte ich aber einmal alles in Frage. Was, wenn dies nur der Anfang des spürbaren Alterungsprozesses sein sollte? Was, wenn ich im Training wirklich grundlegende Fehler begangen hatte? Was, wenn mein Anspruch an meine Leistung und meine Resultate nicht mehr zeitgemäss sein sollten? War diese schlicht und einfach der Anfang vom Ende?

Nun, der Befund der Untersuchung brachte zum Glück ein glasklares Ergebnis zu Tage: Belastungs-Asthma. Und im Gegensatz zur Wirtschaft gibt es in diesem Fall ein einfaches Hilfsmittel: Ventolin. Und dieses Hilfsmittel sorgt für nichts anderes als Chancengleichheit im Wettbewerb.

An meinen Visionen musste ich glücklicherweise nichts verändern. Ebenso wenig an meinen Zielen. Aber was meine Stärken und Schwächen angeht, hat ein faszinierender und spannender Prozess begonnen. Mein Motor läuft wieder wie geschmiert und macht ab einer gewissen Belastung nicht einfach zu. Anstatt gegen eine unsichtbare Wand zu schwimmen, fahren, laufen, geht jetzt eine Türe auf in eine schon vergessene Dimension.

Erst jetzt erlebe ich wieder, was es heisst, die Komfortzone wirklich zu verlassen. Erst jetzt habe ich das Gefühl, wieder da hingehen zu können, wo magische Sachen passieren. Und das macht vor allem anderen so richtig Spass - und brennt wie das Höllenfeuer.




So muss ich erst wieder lernen, wie viel ich meinem Körper wirklich zumuten kann. Die Handbremse ist gelöst, der Drehzahlmesser ausgeschaltet, die volle Leistung steht zur Verfügung. Aber ich wäre ein schlechter CEO, wenn ich jetzt einfach blindlings ins Verderben renne!


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