Donnerstag, 5. September 2013

Ein Hoch auf den Lungenzug!

Seit nunmehr einer geschlagenen Stunde sitze ich vor dem PC und weiss nicht so recht, wie ich diesen Blogbeitrag beginnen soll. Denn das Thema ist ein wenig heikel. Es lässt die Frage aufkommen, ob ich darüber überhaupt schreiben sollte. Und, wie ich es richtig verpacken kann.

Am besten schiess einfach einmal los, denn die Einleitung beweist ja, dass ich den Bogen irgendwie gefunden habe.

Ein Hoch auf den Lungenzug - nein, keine Ode an das Inhalieren von blauem Dunst, sei es Zigarette, Pfeiffe oder Zigarre (wobei der Kenner ja letztere beiden nicht bis in die Lunge zieht). Als Ausdauersportler gilt es schliesslich, die Atemwege so sauber wie möglich zu halten, damit das in die Lunge kommt, was Pfupf gibt: O2 - der gute, alte Sauerstoff. Mit jedem Atemzug führen wir unseren Lungen 21% davon zu, neben 78% Stickstoff, 1% Edelgase und 0,03% Kohlendioxid. Erstaunlicherweise bleiben aber nur 4% O2 in den Lungen, denn 17% atmen wir wieder aus.

Aber der Sauerstoff bringt unseren Verbrennungsmotor erst zum Laufen. Je weniger davon zur Verfügung steht, desto mehr stottert unser Motor. Und genau darum geht es heute.

Seit geraumer Zeit lief mein Motor nicht mehr so, wie ich es von ihm erwartete - oder besser, wie er über Jahrzehnte hinweg lief. Natürlich stellte ich mir die Frage, ob es denn schon so weit sei, dass mein Alter mir einfach neue Grenzen setzt. Bloss, meine Leistungsfähigkeit war bis zu einer Belastung von ca. 75% absolut einwandfrei. Sobald es mehr sein sollte, begann ich sehr flach und oberflächlich zu atmen und fast zu hyperventilieren. Wenn die Kollegen am Berg noch munter miteinander quatschten, fuhr ich schon gegen die Wand. Echt frustrierend.

Natürlich suchte ich die Ursachen überall: Traininsgestaltung, Umfänge, Erholungszeit, usw. Aber verwirrend war, dass ich mich eben bis zu diesen  75% Belastung sehr gut und stark fühlte, dann aber nichts mehr kam. Auch wenn ich noch so hart versuchte, diese unsichtbare Wand zu durchbrechen, es führte zu nichts als toten Beinen und Armen und pfeifender Atemnot.

So entschloss ich mich dazu, bei medbase einen Lungenfunktionstest zu machen. Genau im richtigen Moment, denn langsam begannen mich meine Zweifel zu zermürben. Erst schilderte ich Phil meine Symptome so genau ich sie beschreiben konnte, dann folgte eine eingehende Lungenfunktionsprüfung und ein sogenannter Provokationstest.

Das Ergebnis deckte sich haargenau mit meinen beschriebenen Symptomen: meine Lunge machte bei 80% Belastung zu, weil sich die Bronchien verkrampften. Die Diagnose: AIA - AnstrengungsIndiziertes Asthma. Auch bekannt als Leistungsasthma.

Unter diesem Link findet Ihr eine sehr genaue und detaillierte Beschreibung, was AIA ist und wie es nachgewiesen wird.

Mögliche Ursachen gibt es viele, aber vermutlich ist es die Summe aller Belastungen der Atemwege über die vielen Jahre Ausdauersport, welche dazu geführt haben.

Und so bin ich jetzt also ein von medbase offiziell bestätigter und von Swiss Olympic anerkannter Leistungsasthmatiker mit der Lizenz zum Gebrauch von Ventolin Diskus. Bis Ende 2012 musste dafür noch ein ärztliches Zeugnis zum Gebrauch in Training und Wettkampf beigebracht werden. Seit dem 1. Januar hingegen entfällt dies. Der Wirkstoff Salbutamol steht immer noch auf der Dopingliste der verbotenen Substanzen, allerdings nur ab einer Konzentration von 1600 Mikrogramm - ein Inhalationsstoss setzt 200 Mikrogramm frei.

Meine ersten zwei Trainingstage mit vorgängigem Lungenzug habe ich nun hinter mir. Das Ergebnis: ich kann wieder frei und tief atmen - auch bei hoher Belastung. Keine Kurzatmigkeit mehr, kein Hyperventilieren. Was für eine Befreiung - so macht es wieder richtig Spass.

Ob mich das jetzt besser macht? Nun, es bringt mich auf den gleichen Level mit allen Athleten, welche nicht unter Leistungsasthma leiden. Somit starte ich wieder auf gleichem Level mit allen anderen. Besser werden ist auch in diesem Fall nur mit hartem, cleveren Training möglich.

So, das war jetzt doch nicht so schwer, wie es sich eingangs an fühlte. Mal sehen, was dieser Post so alles für Reaktionen auslöst.

Keine Kommentare: