Mittwoch, 17. Juli 2013

Immer wenn er Pillen nahm.

Man schrieb das Jahr 1967 und ich war 10 Jahre alt. Es gab schon Farbfernsehen! Meine Lieblingsserien waren nicht Fury, Daktary, Skippy das Känguru und auch nicht Bonanza, Big Valley oder die Leute von der Shiloh Ranch. Auch nicht Die merkwürdigen Fälle des Franz Joseph Wanninger oder Graf Joster übernehmen sie. Nein, meine Lieblingsserie hiess Immer wenn er Pillen nahm:


Es ging also um diesen trotteligen Tankwart Stanley Beamish, der, immer wenn er diese Pille nahm, zum Superhelden mit übernatürlichen Kräften mutierte. Für die damalige Zeit sehr witzig gemacht.

Nun, am 30. Juni beim Ironman Klagenfurt, also rund 46 Jahre später, wurde ich beim ersten Blick auf die Rangliste meiner AK wieder an diesen Stanley Beamish erinnert. Da stand doch ganz zuoberst ein Slowene, von dem ich noch nie etwas gehört hatte. Und hinter seinem Namen stand eine Zeit, die mir ungläubiges Staunen abrang: 9:23 Std. Damit hatte er dem zweiten Reini Garnitschnig, Austria-Trilegende, nicht weniger als 36 Minuten abgenommen.

Dem musste ich auf den Grund gehen. Erst einmal googelte ich den Sportsfreund - mit mässigem Erfolg, denn das gab nur wenig her. Dann schaute ich in die Rangliste des IM Austria 2012 und fand ihn mit einer Zeit von 14:18. Ok, das war ein Hitzerennen. Aber auch in 2011 kam er nicht über 12:28 hinaus.

Aber er hatte alle Zeitmatten passiert, also nicht abgekürzt oder gar eine ganze Radrunde ausgelassen. Mir blieb nur ein Kopfschütteln. Nicht einmal den Verdacht auf eine Wunderpille wie bei Stanley Beamish konnte ich ernst nehmen, denn eine Leistungsteigerung um über 3 Stunden in so kurzer Zeit ist, wenn überhaupt, in unserer AK ganz einfach unmöglich.

Am Montag anlässlich der Slotverteilung glänzte der Sieger durch Abwesenheit. Immerhin konnte ich so ausschliessen, dass sich da irgend ein Irrer einen Hawaii-Slot erschleichen wollte. Dann hörte ich, dass er auch nicht zur Siegerehrung erschien. Was war hier los?

Wieder zu hause angekommen verglich ich die Bilder von Google mit denjenigen des offiziellen Rennfotografen. Und siehe da ... das waren zwei total unterschiedliche Typen. Und noch am gleichen Abend erhielt ich eine Email, welche klar machte, dass ein anderer am Start war - ein Spitzentriathlet aus der M50, ebenfalls aus Slowenien.

Nun schloss ich mich mit Reini Garnitschnig kurz und fand heraus, dass der Veranstalter schon kurz nach dem Rennen von einem Zuschauer, der beide kannte, auf diese Situation aufmerksam machte. Leider ohne sofortige Reaktion. Die fand erst statt, nachdem Reini und ich massiv Druck machten.

Die Sache ist aufgeflogen, der "Sieger" aus der Rangliste entfernt und die AG-Punkte korrigiert. Beide Athleten werden nun für ein Jahr von allen Ironman-Veranstaltungen ausgeschlossen, was ich persönlich zu milde finde. Was sie zu dieser Aktion bewogen hat, das wissen nur die beiden fehlbaren "Sportsfreunde". Offenbar war keine kriminelle Energie dahinter, sondern lediglich der Versuch, das teure Startgeld nicht verfallen zu lassen.

Aber die drei Erstplatzierten wurden betrogen - um den verdienten Lohn ihrer Anstrengungen und Leistung am Wettkampf. Der emotionale Moment der Siegerehrung kann ihnen niemand zurückgeben.

Zurück bleibt ein fahler Geschmack. Wie war es möglich, dass trotz Ausweispflicht bei der Registration, Armband mit Chip und Fotografie beim Radcheckin dann doch ein anderer Athlet am Start steht als der gemeldete? Wann "erkauft" sich jemand einen Hawaii-Slot, indem er einen starken Athleten an seiner Stelle an den Start schickt? Ist das vielleicht schon vorgekommen?

Nun, wir wissen es nicht. Und noch mehr Kontrolle scheint mir auch wenig sinnvoll. Aber vielleicht sollten solche "Betrüger" sich etwas mehr Gedanken darüber machen, was sie eigentlich anrichten.

Als ich zehn war und Stanley Beamish mein Held, hatten wir dieses geflügelte Wort: dbdbhkp. Das hiess nichts anderes als: doof bleibt doof, da helfen keine Pillen. Da steckt doch auch heute noch viel Wahrheit drin.

1 Kommentar:

rene eugster hat gesagt…

übrigens: dbddhkp stammt aus einem sketch von didi hallervorden.