Montag, 31. Dezember 2012

31'536'000



Heute neigt sich (schon) wieder ein Jahr zu Ende. Eben erst hat es begonnen und schwupps, schon ist es wieder vorbei.

Nun, das neue Jahr 2013 wird uns wie jedes Jahr exakt 31'536'000 Sekunden Zeit zur Verfügung stellen. Das sind zwar 86'400 Sekunden weniger als im 2012, aber wer will denn schon kleinlich sein. Viel Zeit also, mit der wir alle hoffentlich etwas Gescheites anzufangen wissen. Ich weiss nicht, wie es euch beim betrachten dieser Zahl geht, aber ich finde, knapp über 31 Millionen Sekunden eigentlich ziemlich mickrig. Mag sein, dass sich unser Zahlenverständnis insgesamt etwas verschoben hat, seit wir in den Medien fast nur noch mit Milliarden-Beträgen (meist Defizite) konfrontiert werden.

Aber was ist eigentlich Zeit? Nun, physikalisch gesehen ist Zeit eine Grössenart mit dem Formelzeichen t und ihre SI-Einheit ist die Sekunde s. Die Zeit beschreibt die Abfolge von Ereignissen, hat also im Gegensatz zu anderen physikalischen Größen eine eindeutige, unumkehrbare Richtung.

Aus einer philosophischen Perspektive beschreibt die Zeit das Fortschreiten der Gegenwart von der Vergangenheit kommend zur Zukunft hinführend. Eine dichterische Annäherung an das Wesen der Zeit stammt von Michael Ende: „Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken je darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bisschen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit.“ (Momo, 1973).

Der Mann hat recht. Wir leben mit der Zeit ohne uns gross darüber Gedanken zu machen. Es ist auch gar noch nicht so lange her, da begann ein Tag mit dem Sonnenaufgang und endete, als die Sonne wieder am Horizont unter ging. Der Tag gehörte der Arbeit, die Nacht der Ruhe. Nur wenige Begüterte konnten die Nacht zum Tage machen.

Das Unheil mit der Zeit begann zu jenem Zeitpunkt, als der Mensch anfing, sie zu messen. Mit der Erfindung der mechanischen Uhr war die Zeit auf einmal eine genau messbare Einheit. Die innere Uhr des Menschen wich dem Sekundenzeiger auf dem Zifferblatt. Und je wichtiger die genaue Uhrzeit wurde, desto grösser der Leistungsdruck, denn schon bald setzte sich durch: Zeit ist Geld.

Heute rennen wir alle permanent der Zeit hinterher. Es gibt so viel zu tun in so kurzer Zeit. Jeder Tag hat nun einmal nur 86'400 Sekunden und diese lassen sich nicht vermehren. Ganz im Gegensatz zu den Projekten, welche wir in diesen 86'400 Sekunden erfolgreich zum Abschluss bringen wollen. Und so hetzen wir durch den Tag, getrieben vom tickenden Sekundenzeiger, der unbarmherzig die Zeit zerrinnen lässt. Vorbei ist vorbei.

Wer sich als Ausdauersportler beweisen will steht ganz besonders unter Zeitdruck. Zusätzlich zu allem, was der Tag ihm abverlangt, muss er auch noch sein Training in den von der Natur unwiderruflich festgelegten Zeitrahmen quetschen. Da bleibt wenig Zeit, einmal nur entspannt durchzuatmen.

Subjektiv gesehen verrinnt die Zeit hingegen absolut nicht linear. Schöne Momente erscheinen viel zu kurz, quälende viel zu lang. Aktive Momente gehen schnell von dannen, während in der Langeweile die Zeit nur zäh zu fliessen scheint. Aber gerade darin liegt doch die grosse Chance: im Genuss der Zeit.

Wer die Zeit realistisch für schöne Momente plant, wird von ihr mit reichen Erinnerungen belohnt. Wer aus jeder Situation das Beste für sich schöpfen kann, erlebt keine Langeweile. Wer den wirklich wichtigen Momenten genug Raum lässt damit sie sich entwickeln können, den wird die Zeit nicht bestrafen.

Das wünsche ich euch allen für 2013. Lüftet das Geheimnis der Zeit und "move in the right direction"!


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