Das ist sie, die Finisher Medaille vom IM 70.3 New Orleans. Nicht Gold, Silber oder Bronze, einfach nur die Medaille, die am Sonntag rund 1700 Finisher erhalten haben. Wieso ich auf diese Auszeichnung trotz verpasstem Podest richtig Stolz bin, könnt ihr gleich hier erfahren.
Um 3.30 Uhr piepste der Wecker und ich war sofort hell wach. Vor dem Laptop ass ich mein erprobtes Race Day-Frühstück und erkundigte mich nach dem Stand der Vulkanasche - zumindest diese Infos verhiessen nichts Gutes. Aber erst das Race, dann alles weitere. Kurz nach fünf klopfte Georges an die Türe und wir machten uns auf den Weg zum Shuttle Bus, der uns in die ca. eine halbe Stunde entfernte Wechselzone brachte. Nachdem wir unseren Wechselplatz eingerichtet hatten und einige Zeit vor den Toi-Tois mit Warten verbrachten, wurde die Wechselzone um 6.45 Uhr geschlossen und wir begaben uns zum Schwimmstart.
Punkt 7.00 Uhr wurden die Profis ins Wasser geschickt. Der Lake Pontchatrain war sehr rauh, aber vom Ufer aus sah es nicht allzu schlimm aus. Bis um 7.52 Uhr nahm der Wind noch zu und als der Startschuss für unsere Age Group viel, hatten die Wellen eine beachtliche Grösse angenommen. Nach einem 80m-Lauf im nur knietiefen Wasser konnten wir dann endlich losschwimmen. Schon nach wenigen Zügen war klar: das wird ein hartes Stück Arbeit, denn die Wellen bretterten total unregelmässig über einem herein. Die Orientierung war schwierig und schon nach gut 5 Minuten war ich mitten in den vor uns gestarteten Frauen. Der Rückweg von der Wendeboje wurde erschwert durch die tief liegende Sonne, welche blendete. Und so kam es, dass ich mich an der letzten Boje verschwamm und einen kleinen Umweg in kauf nehmen musste. Trotz sehr, sehr schwierigen Bedingungen war ich nach gut 30 Minuten aus dem Wasser und auf Platz 3.
Ab aufs Velo. Oh je, voll in den Gegenwind. Mit wirklich schlechten Beinen versuchte ich, trotzdem einen Rhythmus zu finden und nicht schon auf den ersten 10 km zu viele Körner zu verschiessen. Der Blick auf den Tacho verhiess nichts Gutes: 31 km/h. Ganz langsam wurden die Beine besser und als es nach rund 10 km aus dem Wind hinaus ging, konnte ich ordentlichen Druck entwickeln. Aber es waren nicht ganz die Beine, die ich mir wünschte. Sie waren nicht schlecht, aber er Aufwand um schnell zu sein war einfach ein bisschen zu gross. Also ging es nun darum, ohne allzu grossen Landschaden anzurichten trotzdem eine gute Pace anzuschlagen. Nach rund 75 km dann ein kleiner Dämpfer: Georges hatte fast zu mir aufgeschlossen - damit hatte ich dann doch nicht gerechnet. Aber ich blieb ruhig und freute mich für ihn, denn offensichtlich erwischte er einen gigantischen Tag auf dem Velo. Als ich die letzte kleine Steigung über eine Brücke hinter mir hatte und meine Beine keine Krampferscheinungen zeigten, war ich schon einmal beruhigt. Denn im letzten Jahr begann zu diesem Zeitpunkt das Desaster. Zu dritt kamen wir geschlossen in T2 an. Aber ich wusste: Diese Beine werden dich nicht zur angestrebten Zeit von 1:38 tragen.
Auf dem ersten Kilometer versuchte ich, eine möglichst hohe Laufkadenz zu entwickeln. Total Konzentration auf die Arm- und Fussarbeit - ich wollte so aktiv wie möglich laufen. Das gelang nicht schlecht, einfach der Speed wollte sich so recht einstellen. Trotzdem überholte ich mehr als ich selbst überholt wurde. Bei Kilometer 10 kreuzte ich Georges, der seinen Vorsprung gar nicht so stark ausgebaut hatte und in Führung lag. Und ich witterte Morgenluft, denn ich kam immer näher an den 2. heran. Dann wurde ich vom nachmaligen Sieger überholt - der flog förmlich an mir vorbei. Ich war nun aber wild entschlossen, mir den 3. Platz zu holen und versuchte, mit mehr Druck zu laufen. Bis auf 60m kam ich an den 3. heran. Dann blieb der Abstand über einige Kilometer gleich. Als wir auf die endlos lange Esplanade einbogen, musste ich für meinen Effort büssen. Erste Wadenkrämpfe stellten sich ein und zu allem Überdruss wurde ich auch noch von einem weitern Konkurrenten überholt. Alles Beissen nützte nichts. So lief ich nach 4:45 Stunden als 5. über die Ziellinie. Erschöpft aber glücklich.
Es war eines dieser Rennen, die ich als Charakter-Rennen bezeichne. Es will sich einfach kein Flow einstellen, man hat immer den Eindruck, dass es einfach ein bisschen zu schwer ist. Anstatt einfach Gas zu geben sucht man ständig den optimalen Krafteinsatz. Aufwand und Ertrag scheinen nicht zu stimmen. Es gibt nur eines: den Kampf und Chrampf vom ersten bis zum letzten Meter. Am Schluss winkt der Sieg über alle fiesen Dämonen!
Mein Fazit: Wohl fast alles richtig gemacht. An einem suboptimalen Tag das Beste herausgeholt. Saisonstart mit einem 5. Rang in einem starken Feld in einem sehr schweren Rennen. Ständig nach vorne orientiert in einem Rennen, das ich wohl vor zwei Jahren noch aufgegeben hätte. Der eingeschlagene Weg stimmt, daran zweifle ich keine Sekunde. Ich freue mich auf St. Pölten!
1 Kommentar:
Lieber Gilbert. Ich hoffe Du hast Dich in der Zwischenzeit auch schon wieder erholt. Super Dein Racebericht. Wie immer, detailliert, interessant und mit allen Facts. Ich habe einen 11 Std. Powerschlaft hintermir (also nichts von Table Dance im French Quarter). Bin immer noch guter Hoffnung, dass ich morgen zurück fliegen kann. Take it easy, Grüsse Christina und Sergio von mir und einem super Dankeschön für die tolle Zeit und Kameradschaft hier in New Orleans. CU
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