Dienstag, 7. Dezember 2010

Der guten Laune auf der Spur.


Über das Phänomen PIMD (Post Ironman Depression) habe ich ja diesen Sommer schon ausführlich geschrieben. Nun, auch nach dem IM Arizona blieb ich davon nicht verschont - wohl weil die Ausschüttung von Glückshormonen dieses Mal sehr hoch war. Im Unterschied zum Ironman Switzerland, der mitten in der Saison stattfand, endete am 21. November eine fast 25-monatige Reise. Kurz: Es steht gerade nichts an!

Das ist für viele Triathleten das Horrorszenario schlechthin. Ok, ich bin zwar am IM Roth gemeldet und werde mich wohl in Kürze beim IM 70.3 St. Pölten und IM 70.3 Switzerland einschreiben. Aber das ist nun wirklich noch sehr weit weg und so war mein Kopf frei für das Thema Off-season.

Aber der Körper? Nun, der hat seine eigenen Vorstellungen davon, was er will und was er nicht will. Während den ruhigen Tagen in Los Angeles war er Feuer und Flamme fürs Faulenzen abseits von Pools, Velos und Laufschuhen. Dann, nach der Rückkehr in die Schweiz meinte er es weiter gut mit mir und meldete lediglich das Bedürfnis für ein wenig Velo und Laufen an.

Doch nach zwei Wochen begann er eine gewisse Unruhe zu verbreiten. Für einmal aber war der Kopf noch nicht soweit, dem Buhlen um erste Trainingshäppchen nachzugeben. Das Resultat: Schlechte Laune machte sich breit.

Aber ich hatte vorgesorgt. Am Samstag Nachmittag machte ich mich in Richtung Bündnerland auf und ich hatte einen Plan. Der Körper sollte etwas Bewegung bekommen, der Kopf viel Luft in der freien Winterlandschaft. Das Rezept: Langlaufen auf der Lenzerheide. Aber bitte kein anstrengendes Training, sondern Schulung und Verbesserung der Fähigkeiten auf den schmalen Latten.

Ohne einen Meter in den Beinen nahm ich bei Monica Niedermann die erste Langlaufstunde. Drills und Übungen, etwas Laufen, konzentriertes Arbeiten an der Technik. Toll, denn endlich konnte ich es easy und locker angehen. Nach einer Stunde fertig, das Gelernte sacken lassen und nicht noch im alten Bewegungsmuster ein paar Alibikilometer abspulen.

Gestern dann wars warm und stumpf - richtig klebrig. So wiederholte ich alle Technikübungen und packte nach rund 40 Minuten meine Sachen wieder ein.

Heute dann das erste, tolle Erfolgserlebnis. Es funktionierte: ich lief schon viel besser, flüssiger, technisch besser und optisch ansprechender. Und so gönnte ich mir dann noch eine kleine Belohnungsrunde nach Mittelberg und zurück - schon easy und technisch sauber.

Kopf und Körper sind begeistert! Die Laune steigt und das Wohlbefinden stellt sich wieder ein. Wie sehr sich Körper und Geist aber immer noch auch Ruhe wünschen, zeigt sich daran, dass ich fast jede Nacht 9 Stunden schlafe.

Der ganze Dezember ist der lustvollen Bewegung möglichst in der Natur gewidmet. Mit einzelnen unerlässlichen Schlüsseleinheiten dazwischen, damit die hart erarbeiteten Fähigkeiten erhalten bleiben. Wer Off-season mit Pommeschips, Bier und Faulenzen gleichsetzt, ist mächtig schief gewickelt.

So schön kann die Off-season sein!

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