Donnerstag, 6. September 2012

Offener Brief an Swiss Triathlon.

Sehr geehrte Damen und Herren

Am letzten Sonntag nahm ich in Locarno am Triathlon über die Medium Distanz (1.9/90/21.1) teil. Dem Veranstalter und den vielen Helfern möchte ich an dieser Stelle für eine gute und engagierte Organisation dieses Anlasses danken. Leider war die Leistung der durch Swiss Triathlon gestellten Schiedsrichter mehr als dürftig. Meine nachfolgenden Ausführungen beruhen auf meinen Erlebnissen auf der Velostrecke.

Auf der Website von Swiss Triathlon heisst es:

Die Schiedsrichter von Swiss Triathlon sorgen für faire und sichere Wettkämpfe. Sie müssen die Wettkampfregeln, Reglemente, Statuten, Weisungen und Publikationen von Swiss Triathlon zur Anwendung bringen.

Und:

Swiss Triathlon ist bestrebt, durch einen qualitativ hochwertigen Schiedsrichterdienst faire und sichere Wettkämpfe zu garantieren. Die Grundlagen dafür werden in den entsprechenden Ausbildungskursen geschaffen.  

Davon war in Locarno wenig bis gar nichts zu spüren. Vor allem bei der Durchsetzung der Wettkampfregeln waren erhebliche Defizite vorhanden.

Im Wettkampfreglement heisst es:

1.2 Zweck:
a.) Das Wettkampfreglement bezweckt:
  .....
(iv) Sanktionen gegen Athleten, die unzulässige Vorteile erlangen.

 Und:

7.6 Sanktionen im Fall von Drafting
a.) Das Drafting ist bei einem Rennen ohne Drafting untersagt.
b.) Die Schiedsrichter setzen die Athleten, die das Drafting-Verbot nicht beachten, davon in Kenntnis, dass gegen sie eine Zeitstrafe verhängt wird. Diese Erklärung muss eindeutig sein.
c.) Der sanktionierte Athlet muss in der nächsten Strafzone anhalten und dort bleiben während einer bestimmten Dauer, die von der Länge des Rennens abhängt: 1 Minute bei Sprint-Rennen, 2 Minuten bei Standard-Distanz und 5 Minuten bei langer Distanz.
d.) Es obliegt dem Athleten, in der Strafzone anzuhalten. Tut er dies nicht, so wird er zu einer zusätzlichen Zeitstrafe von 15 Minuten verurteilt (Sprint- oder Standard-Distanz) oder von 30 Minuten (lange Distanzen).
e.) Eine zweite Verletzung des Drafting-Verbots führt zur Disqualifikation ( Standard- oder kürzerer Distanz).


Zudem heisst es, dass erst eine mündliche Verwarnung ausgesprochen werden kann, aber nicht muss. Diese kann durch einen Pfiff erfolgen.

Nun, ich bin in Locarno von Kilometer 60 - 90 hinter einer ca. 25-30 Teilnehmer umfassenden Gruppe hergefahren. Am Schluss einer Gruppe ist es am einfachsten, die geforderten 10m Abstand zum Vordermann einzuhalten. Voraus fuhren drei Athleten, welche sich Regelkonform verhielten. Am Schluss ebenfalls. Alle anderen haben während rund 40 Minuten ununterbrochen gegen die Drafting-Regel verstossen. Ausnahmslos und kontinuierlich.

Ständiger Begleiter war ein Schiedsrichter, der alle 2-3 Kilometer neben den Pulk fuhr und wild in der Gegen herumtrillerte. Ob und wie viele Penalties er ausgesprochen hatte, konnte ich ich nicht einwandfrei feststellen, aber ich habe ihn keine Karten zücken sehen.

Ich möchte auch festhalten, dass sich mindestens 60% aller Teilnehmer in solchen Pulks über die Radstrecke bewegt haben und folglich hätten bestraft werden müssen.

Laut Rangliste wurden 8 Teilnehmer mit 15 Minuten Penalty belegt, weil sie ihre Zeitstrafen nicht abgesessen hatten. Ihnen war also nicht klar, dass sie eine erhalten hatten. Dies bestägtigt mich in der Beobachtung, dass die Schiedsrichter nicht klar kommuniziert hatten.

Das bringt mich zur Schlussfolgerung, dass die Schiedsrichter offenbar sehr schlecht ausgebildet sind. Laut Reglement müssen sie Windschattenfahren ahnden. Es ist keine Ermessensfrage bei einem Pulk, wo Dutzende Teilnehmer über Kilometer hinweg Rad and Rad fahren. Diese Teilnehmer MÜSSEN laut Reglement bestraft werden. Die Schiedsrichter hingegen sind offenbar entweder blind oder ganz einfach mutlos.

Alle Teilnehmer in Locarno hatten entweder eine gültige Swiss Triathlon Competition-Lizenz oder eine Tageslizenz à Fr. 30.-. Dafür habe sie auch das Recht auf einen reglementskonformen Wettkampf erworben.

Sie müssen sich davon verabschieden, die Verantwortung und den schwarzen Peter immer den Teilnehmern zuzuschieben und an deren Fairplay zu appellieren. Unsere Gesellschaft kennt immer weniger Fairplay und so wird inzwischen auch im Triathlon beschissen, was das Zeugs hält.

Was nützen Schiedsrichter, die wie pfeiffende Hampelmänner in der Gegen herumfahren und hier und da einmal einen Sünder herauspicken, während rund herum gedraftet wird, was das Zeugs hält? Wer konstant am Hinterrad klebt, gehört bestraft - ist doch eigentlich total einfach, oder etwa nicht?

Ich freue mich auf Ihren Feedback.

Freundliche Grüsse

Gilbert Fisch

3 Kommentare:

patrick jaberg hat gesagt…

den nagel auf den kopf getroffen! gratuliere zu diesem gelungenen blog!!!

andrea haslebacher hat gesagt…

sehr gut geschrieben... leider war es auf der radstrecke wirklich ein sehr unfaires und vorallem gefährliches rennen...

Anonym hat gesagt…

...ja, tragisch was sich einmal mehr auf einer "schweizer" Triathlon-Radstracke abgespielt hat! Unfairer geht nimmer! Liebe Schiedsrichter: Nehmt endlich diese Pulks auseinander und knallt jedem "Lutscher" einen Penalty rein. Und büsst bitte nicht diejenigen, welche fair fahren und immerhin versuchen solche Ansammlungen zu überholen ... denn das geht nun mal nicht in 20 Sekunden bei >45km/h! gruss mike