Samstag, 17. August 2013

Quäl dich du Sau: Alles Monster oder was?

Seit drei Tagen bin ich nun hier in Bourg d'Oisan am Fusse der Alpe d'Huez. Genau genommen erst ab morgen Sonntag, denn bis dahin logieren wir (Kristian Maniettas Familie und ich) am Berg zwischen Oz en Oisan Village und Station auf ca. 1100 m.ü.M. Was nichts anderes bedeutet, dass jede Trainingsfahrt mit einem ca. 5 km langen Aufstieg mit rund 300 Höhenmetern endet!

Am Donnerstag Mittag bin ich also angekommen und um 15 Uhr machten wir uns schon auf den Weg für eine kleine Nachmittagsrunde: Alpe d'Huez. Nach kurzer Anfahrt gings ausserhalb von Bourg d'Oisans gleich richtig zur Sache. Erst geht es einmal für ca. 2 km mit fast 15% in den Berg hinein. So quasi als kleiner coup de reveil pour les jambes. Und dann wird es nie wirklich einfach, eigentlich immer so zwischen 8 und 10%. 21 Kehren, alle nach Siegern auf der Alpe benannt. 13 km und 1130 Höhenmeter gilt es zu bewältigen. Was auf dem Papier nicht wirklich schwer aussieht ist in Tat und Wahrheit ein ganzes Stück harte Arbeit.

Nach 60 km und 1600 Höhenmetern waren wir dann in gut 3 Stunden wieder zurück. Der Schlussaufstieg zum Hotel war einfacher als angenommen, aber schliesslich hatten wir ja auch nicht so viel in den Beinen. Das sollte sich am Freitag dann schlagartig ändern.

Tag 2 und ein weiteres Tour de France Monster stand auf dem Programm: Der Col de Glandon. Mit "nur" 1924 m.ü.M. sieht der auf den ersten Blick zwar nicht wie ein Monster aus, aber der Schein trügt. Wir leisteten uns nämlich das Vergnügen, ihn sowohl von Süden - quasi als amuse bouche -, wie auch von Norden zu erklimmen.

Der Aufstieg von Süden her bietet immerhin den Luxus von drei kurzen Abfahrten innerhalb der Steigung, ansonsten ist er erst steil und wird dann gegen Ende doch noch etwas erträglicher. Von Norden her steigt er erst recht regelmässig mit rund 8% und wird dann gegen Ende immer steiler. Auf den letzten 3 km gilt es noch einmal rund 400 Höhenmeter und hat Werte bis zu 13%.

Beide Aufstiege waren je rund 21 km lang. Und eigentlich gings recht ordentlich hoch, bis auf die letzten 3 km beim zweiten Aufstieg. Just als es richtig steil wurde kamen die Oberschenkelkrämpfe. Absteigen unmöglich, sonst kommt man nie mehr zurück in den Sattel. Also gabs nur eines: Quäl dich du Sau! Und so erreichte ich die Passhöhe zum zweiten Mal an diesem Tag mit zwei brennenden Fackeln in beiden Oberschenkeln.

Die Freude an der folgenden Abfahrt währte nicht lange, denn nun galt es die drei Abfahrten vom Morgen in der Gegenrichtung zu erklimmen. Und wieder Krämpfe. Diese Tour-Monster!!! Und noch galt es ja den Schlussaufstieg zum Hotel zu bewältigen. Und siehe da, der hatte mit der Steigung vom Vortag fast nichts mehr gemeinsam.

Am Ende des Tages zeigte der Velocomputer 102 km und 3300 Höhenmeter. Und einen Schnitt von 18,6 km/h! In meinem ganzen Leben bin ich noch nie so langsam unterwegs gewesen.

Heute Samstag dann eine etwas leichtere Affiche: Der Col de Sarenne. Der wurde dieses Jahr zum ersten mal von der Tour befahren und zwar über Alpe d'Huez. Wir fuhren ihn von der anderen Seite und trafen wieder auf ein Monster. Wenn es einmal nur 8-10% hoch geht fühlt sich das beinahe schon wie ein Kindergeburtstag an. Immer wieder hat es Rampen mit 13%, sogar 15%. Und die letzten 4 km in den Serpentinen sind im Durchschnitt 9,5% steil.

Gestern habe ich mir im lokalen Bikeshop einen 28er montieren lassen. Der hat mir heute das Leben gerettet. Und nur damit ich es auch erwähnt habe: ich fahre eine Kompakt-Kurbel mit 50/34! Der grosse Unterschied zu den schweizer Alpenpässen ist, dass es hier im Schnitt einfach rund 1.5% steiler hoch geht. Klingt nach wenig, ist im wahren Leben aber ein riesiger Unterschied.

So gab's denn heute auf 80 km wieder schöne 2100 Höhenmeter. Und nach drei Tagen sind wir zwar "nur" knappe 250 km weit gekommen, haben aber dafür 7000 Höhenmeter überwunden. Und in den nächsten Tagen warten weitere Monster: Galibier, Telepraph, Croix de Fer, etc.

Die ersten drei Tage auf dem Weg zum Überbiker wären also geschafft. Nur noch 727 to go!

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