Freitag, 23. August 2013

Quäl dich du Sau: Die Weltrekord-Banane!

Gestern Donnerstag wollten Kristian und ich es noch einmal wissen. Um 8.30 Uhr gings los, wiederum bei Kaiserwetter. Raus aus dem Haus und schon grüsste die Alpe d'Huez zwischen den Dächern! Aber für einmal war sie nicht das Ziel unserer Anstrengungen, sondern fünf andere Pässe.



Auch bei dieser Route war die Einrollstrecke sehr kurz und so gings schon nach rund 10 Minuten wieder den Berg hinauf. Genau gesagt für rund 48 km - das Ziel: der Col du Lautaret (quasi en passant) und weiter hoch zum Col du Galibier. Genau, dieses Mal fuhren wir ihn von der anderen Seite als am Dienstag auf La Marmotte.

Mein bisher längster Aufstieg war der Mount Lemmon in Tucson mit 42 km. Bis zum Col du Lautaret
schien es ewig zu dauern, obwohl die Strasse nur selten über 7% stieg. Dann aber, auf den letzten 8 km hoch zum Galibier, konnte ich das Jauchzen fast nicht unterdrücken. Die Strasse steigt gleichmässig mit 6-7% an, auf dem letzten Kilometer dann doch noch mit über 10%. Aber diese Landschaft lässt einem alle Anstrengung vergessen. Und einmal oben, kommt man sich vor wie ein König!

Übrigens: An allen legendären Pässen der Tour de France stehen kurz unterhalb des Gipfels Fotografen und schiessen Bilder. Dann drücken sie einem eine Karte mit Code in die Hand und so kann man auf der entsprechenden Website seine Schnappschüsse anschauen und bestellen - zum stolzen Preis von 19 €. Aber hey, schliesslich fühlt man sich wie ein Grimpeur in der Tour!
Vom Galibier hinunter führt eine sehr lange Abfahrt, unterbrochen vom Col du Télégraphe mit einer Gegensteigung. Auch die tut weh, denn nach rund 16 km bergab schmerzen die Beine, wenn es ruck-zuck wieder steil hoch geht. So kann man den Télégraphe also guten Gewissens auch auf dieser Route zu den zu erklimmenden Pässen zählen.

Dann geht es noch einmal 12 km hinunter, bevor man wieder auf rund 600m.ü.M. angelangt ist. Aber wir belohnten uns mit einem feinen Käffchen und füllten die Speicher wieder auf.

Mit dabei hatte ich die Weltrekord-Banane, die mich schon am Vortag ungegessen begleitete und so rund 3300 Höhenmeter zurücklegte, bis sie endlich in meinem Magen landete.



Und geschmeckt hat sie ausgezeichnet - kein Wunder bei dieser sorgsamen Höhenluft-Präparierung!

Nach diesem Stopp und der geilen Abfahrt gings in Richtung Col du Mollard. Dieser Pass liegt auf der Anfahrt zum Col de la Croix de Fer, dem letzten grossen Hindernis des Tages. Wir wählten eine weniger bekannte Route, welche uns über 41 Serpentinen durch den Wald hoch führten. Absolute Ruhe, ein Traum. Nachdem wir uns noch kurz verfuhren, konnten wir auch diesen Col auf unserer Bucket List abhaken.

Nun wartete nur noch der Col de la Croix de Fer darauf, von uns an diesem Tag bezwungen zu werden. Natürlich ging es erst wieder mächtig runter auf ca. 1100m.ü.M., bevor der 14km lange Anstieg begann. An allen bekannten Cols werden am Strassenrand die Distanz zur Passhöhe, die Höhe über Meer und die durchschnittliche Steigung bis zur nächsten Markierung angegeben. Der Anstieg begann sehr moderat : nie mehr als ca. 5%. So wurde zwar die Distanz zur Passhöhe schnell kleiner, aber die noch zu überwindenden Höhenmeter nicht. Und so kams, dass auf den letzten sechs Kilometern die Sache noch einmal richtig Steil wurde ... bis zu 12%! Aber die Beine waren so gut, dass sie auch diese Prozente wegdrückten.

Selbstverständlich hatten wir dann auf der Abfahrt über den Col du Glandon wieder einmal heftigen Gegenwind, so dass die drei Gegensteigungen als letzte Tageshindernisse noch einmal so richtig schmerzten.

Am Ende waren es dann auch wieder 175 km, gespickt mit 4300 Höhenmetern. Aber die Müdigkeit wurde von einem unbezahlbaren Glücksgefühl überragt.

In 8 Tagen hatten wir einen kurzen Regenschauer und sonst immer eitel Sonnenschein. Nicht eine kritische Situation wegen ungeduldigen oder genervten Autofahrern. Keinen Platten! Dabei sind wir rund 770 km weit gefahren und haben 19500 Höhenmeter überwunden. Da kommt nichts als Freude auf.

Nun hat mich Horgen wieder. Und morgen geht es gleich an den Schwyzer Triathlon. Mit nur 12 km Lauftraining und 1 km Schwimmen, dafür recht müden Velobeinen wird das wohl eine echte Herausforderung an die Leidensfähigkeit. Von "immer schön gleichmässig" zu " volle Kanne" mit nur einem Tag aktiver Erholung - das kann ja heiter werden!


Keine Kommentare: