Dienstag, 2. April 2013

Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern!

Vor 38 entschied ich mich, die Badehose an den Nagel zu hängen. Ich war zwar erst 18 Jahre alt, aber im Pool um Jahrzehnte gealtert. Was mit 13, 14 und 15 unglaublichen Spass machte, wurde zur Tortour. Die unglaublichen Fortschritte früherer Jahre verwandelten sich in Schritte rückwärts.

Als ich 1972 während den Olympischen Spielen in München Zeuge des Phänomens Mark Spitz wurde, war für mich alles klar. 1976 wollte ich in Montreal selbst ein Olympionike werden. Die Badehose von Mark hatte ich schon (also nicht seine, aber eben ein mit Stars and Stripes). Hanspeter Würmli hatte sich an den Schweizer Meisterschafen in Lancy mit 54.5 Sekunden über die 100m Freistil für die Spiele in München qualifiziert.

Meine Zeit lag damals bei 1:02,5 Minuten. Aber ich hatte meine Bestzeiten jeweils gleich um gut 6 Sekunden pro Jahr verbessert und nichts sprach dagegen, dass es auch in den folgenden Steil bergauf gehen konnte. Schliesslich trainierten wir aus Mangel an Hallenbädern nur drei Mal pro Woche im Wasser. Und ringsum schossen die Pools wie Pilze aus dem Boden. Viel Platz also für mehr!

Dann stieg mein Trainer aus und hängte die Stoppuhr an den Nagel. Zu ihm hatte ich ein unerschütterliches Vertrauensverhältnis. Er konnte jeden seiner Schwimmer lesen. Man stelle sich vor: schon Anfang der 70er führte er vor Meisterschaften das Tapering ein!

Mein neuer Trainer liebte mich. Ich war völlig besessen von der Idee Olympia. Und so legte ich mich  - ganz nach seinem Gusto - mächtig ins Zeug. Ich wollte mehr machen, härter trainieren, es allen zeigen. Pulswerte von 200 und sogar knapp höher im Training waren nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Und von da an ging es langsam aber stetig bergab.

Bis eben zum Jahr 1976. Die Olympischen Spiele fanden ohne mich statt und ich konnte nicht mehr. Ich rebellierte im Training und wurde vereinsintern gesperrt. Das reichte, ich trat zurück und ging erst einmal ins Volkshaus ans Thin Lizzy-Konzert! Und ich leistete einen Schwur: Nie mehr in meinem Leben werde ich eine Bahn im Hallenbad City schwimmen.


Nun, heute habe ich diesen Schwur gebrochen - und es hat total Spass gemacht. Schliesslich ist das renovierte Bad auch gar nicht mehr mit der Bruchbude von damals vergleichbar. Aber es hat doch noch einige Anläufe gebraucht, bis ich mein Geschwätz von gestern endgültig ignoriert habe.

Eines ist geblieben: der Schmerz. Heute stand eine Stunden Dauerschwimmen mit Pull-Buoy (Ü-Bööt), Paddles und Fesselband (das von Speedo und nicht aus dem Erotik-Versand) auf dem Programm. Im 25er Pool eine Zuckereinheit - im 50m Becken eine äusserst schmerzhafte Angelegenheit (vorläufig noch!). So hat mich das Becken also genau so willkommen geheissen, wie es mich vor 38 Jahre verabschiedet hat. Es gibt halt Dinge, die verändern sich nie. Nur gut, dass der Kopf wieder frisch und motiviert ist!

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