Samstag, 17. September 2011

Alte Liebe rostet nicht!

Triathleten sind eine eigenartige Spezies. Sie sind extrem empfänglich für alle Arten von Versprechen bezüglich Leistungssteigerung, Aerodynamik, Ausdauervermögen, Kraftentwicklung ....

Ich habe oft den Eindruck, dass viele meiner Mitstreiter mehr Vertrauen haben in ihr Material , ihre Pillen und Pülverchen, als in ihre eigenen Fähigkeiten. Nun, ein Blick in ein gängiges Triathlon-Magazin zeigt wieso. Alles macht schneller, ausdauernder und härter. Und wenn ich die Versprechen bezüglich Zeiteinsparung aller Produkte zusammenzähle, bin ich im Ziel bevor der Startschuss fällt!!

Vor wenigen Tagen ging die Eurobike zu Ende. Viele Hersteller präsentierten ihre neuen, Windkanal-getesteten Zeitfahrmaschinen und Räder - mit grossartigen Versprechen bezüglich schnellerem Vorwärtskommen. Dabei sei einmal mehr erwähnt, dass diese Versprechen fast ausschliesslich für Geschwindigkeiten über 45 km/h gelten - im normalen Tempobereich gibts keine Werte.

Mein Rat: Wer sich mit der Anschaffung einer Zeitfahrmaschine beschäftigt, sollte voll und ganz auf sein Herz hören. Wenn es höher schlägt beim Anschauen des neuen Hobels, dann kaufen (vorausgesetzt er pass auch ins Budget)! Scheisst auf die Marke und die Versprechungen. Kauft, was euch glücklich macht. Denn entscheidend für den Vortrieb sind eure Beine und an denen müsst ihr arbeiten. Auf einem geilen Velo, das euch vor jedem Training ein Lächeln auf die Lippen zaubert, steigt die Motivation und schon macht das Leiden mehr Spass!

Mein Herz schlägt ganz eindeutig für Colnago. Und irgendwie war ich dann auch den ganzen Sommer über nie so richtig glücklich, wenns mit dem Scott Plasma 3 zur Sache ging. Das Teil ist unbestritten state of the art und nach neuesten aerodynamischen Erkenntnissen gebaut, aber es entlockte mir nie dieses begeisterte Lächeln.

Und so beschloss ich kurzerhand, wieder auf mein geliebtes Colnago Flight zurück zu wechseln. Keiner wollte es haben, also bleibt es bei mir. Die ersten beiden Trainingseinheiten zeigten mir dann auch gleich, dass in diesem Velo viel steckt, weil in meinen Beinen die alte Stärke zurück kommt. So bin ich am Donnerstag zum erstenmal überhaupt mit einer Zeitfahrmaschine über die Ibergeregg gefahren, notabene nach einer Vorbelastung von 100 km. Und heute gings flott durch die Linthebene. Und es fühlte sich einfach grossartig an!

Investiert habe ich in ein neues Cockpit. Von Profile Design gabs den Prosvet Lenker mit den T2 Plus Cobra Extension - wie auf den Plasma 3. Damit fühle ich mich viel wohler als mit dem Oval-Lenker und ich sitze viel entspannter in einer aerodynamisch guten Position. Die entspannte Sitzposition ist auf einem Ironman bekanntlich das mit Abstand wichtigste Kriterium, gefolgt von der optimalen Krafübertragung und (erst an 3. Stelle!!) der Aerodynamik.

Mein Colnago Flight wird mich also nicht nur nach Cozumel begleiten, sondern auch in der Saison 2012 meine erste Wahl sein. Alte Liebe rostet eben nicht - ist bei all dem Carbon ja auch etwas schwierig ;-)!

PS: Wenn einer beim Anglick eines Scott Plasma 3 ein breites Grinsen auf dem Gesicht hat - meins ist zu verkaufen. Für CHF 7000.-, so wie es im Prospekt abgebildet ist - und es hat nur rund 1000 km auf dem Buckel!

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