Mittwoch, 6. Juni 2012

Wieso läuft jetzt der auf einmal so viel schneller?

Hand aufs Herz: Ich war eigentlich ein hoffnungsloser Fall. Was habe ich nicht alles probiert in den letzten Jahren. Ich wollte schneller laufen - beim Wollen ist es auch geblieben. Und nun, scheinbar aus dem Nichts, ohne Vorankündigung geht es auf einmal schneller - recht viel schneller!

Das kann nicht mit rechten Dingen zugehen? Oder etwa doch?

Nun, erst einmal gilt es festzuhalten, dass ich seit der Vorbereitung auf den IM Cozumel signifikant mehr laufe - in einer normalen Trainingswoche so zwischen 70 und 80 km, in Ausnahmefällen bis zu 90 km. Ich laufe nie einfach nur so drauflos, arbeite viel am Berg, mache hammerharte Intervall-Einheiten und gehe regelmässig einmal die Woche in die Massage - ohne geht es nicht.

Und: ich laufe nicht mehr auf der Bahn. Die Intervalle laufe ich auf gut ausgebauten Wegen oder Asphalt. Die Bahn killt mich und meine Muskulatur. Zudem verzichte ich darauf, meine Grundschnelligkeit verbessern zu wollen - geht nicht mehr mit 55 Jahren. Dafür arbeite ich am Wettkampfspeed, an der Standfestigkeit und speziell der 2. Marathonhälfte. Da liegen nämlich noch 15 Minuten Verbesserungspotential auf der Strasse. Ohne Gefahr, mich zu verletzen!!

Nun aber zu den beiden wirklich entscheidenden Punkten:

  1. Der Bewegungsradius. Ich habe stark verkürzte Hüftbeuger - kommt vom jahrelangen Velofahren und geht bis in meine Kindheit zurück. So blieb ich unter dem Körperschwerpunkt immer kleben, entwickelte keinen natürlichen Versenhub und damit auch keinen Kniehub - und schon gar keine Flugphase.

    Mit drei gezielten Übungen habe ich an der Verbesserung dieses Radius gearbeitet und es geschafft, nach hinten beweglicher zu werden. Das Resultat: ein längerer Schritt, mehr Raumgewinn und somit bei gleichbleibender Laufkadenz eine schnellere Zeit.
  2. Das subjektive Tempogefühl. Ich musste lernen, dass ein schneller Halbmarathon eine ganz andere Belastung des gesamten Laufapparats und des cardiovasculären Systems (der Pumpe!!) bedeutet, als ich aufgrund meiner Trainingswerte angenommen hatte. Ganz einfach: Schnell laufen tut einfach weh und geht ans Lebendige - das gilt für Weltklasseläufer genauso, wie für uns Hobbysportler.

    Ich gebe ganz einfach viel mehr Gas als früher, laufe härter, versuche an mein Limit oder sogar darüber zu gehen und um alles in der Welt das Ding nach Hause zu bringen. Wenn das ein erstes Mal gelungen ist, geht eine Türe in einen neuen Raum auf. Und da liegen die schnelleren Zeiten!
Also, keine Hexerei, es geht alles mit rechten Dingen zu. Nach langen Jahren des erfolglosen Pröbelns habe ich nun endlich die richtigen Fäden gefunden, die ich ziehen muss. Gott sein Dank - jetzt muss ich das nur noch auf den Marathon umlegen. Wünscht mir Glück, denn das brauchts auch!

Endlich eine gescheite Flugphase -
ohne dafür eine einzige Flugmeile ausgegeben zu haben!

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