Donnerstag, 28. Juni 2012

IronMadness Switzerland: Die innere Stimme.

T-3 oder besser T-2,5 - nur noch 2 1/2 Wochen bis zum Ironman Switzerland. Die letzte volle und dementsprechend harte Trainingswoche ist in vollem Gange. Ab nächstem Montag beginnt die Taperphase. Eigentlich nichts Neues für mich, weil schon ein halbes Dutzend Mal durchexerziert.

Und dennoch immer wieder spannend. Denn auf einmal ist sie da - die innere Stimme. Wie aus dem Nichts nimmt sie platz im Kopf, obwohl ich sie weder eingeladen, geschweige denn hereingebeten habe. Genau genommen ist es auch nicht nur eine Stimme, es sind deren zwei.


Je nach Situation spricht das Engelchen oder das Teufelchen, wenns ganz bös kommt, sprechen beide gleichzeitig. Überflüssig zu erwähnen, dass in diesem Fall ein unerträglicher Streit im Kopf stattfindet. Aber wie auch immer, egal, wer sich gerade meldet, ich könnte sehr gut darauf verzichten.

Worum geht es eigentlich? Nun, Teufelchen und Engelchen sind ganz einfach die Metapher für eine gewisse Unsicherheit, welche mich immer in der 3. Woche vor einem Ironman befällt. Auch heuer macht da keine Ausnahme, nur, dass ich die Unsicherheit ziemlich gut unter Kontrolle halten kann.

Noch nie habe ich mich so minuziös und akribisch auf einen Ironman vorbereitet. Die gesamte Vorbereitung lief bisher perfekt ab - keine Infekte, keine Verletzungen, keine Durchhänger, keine Tiefs. Kein Grund also, an mir selbst zu zweifeln ... und trotzdem sind die beiden Störenfriede da.

Eben weil bisher alles so problemlos abgelaufen ist, will ich jetzt keinen Fehler mehr machen. Und in meinem Fall heisst Fehler: zuviel machen. So höre ich jeden Tag tief in mich hinein und entscheide erst dann, wie umfangreich und hart ich trainieren werde. Die Beine sind hervorragend, wenn auch ein klein bisschen müde. Kein Problem, denn Speed, Stehvermögen und nicht zuletzt das Gefühl stimmen zu 100%. Im Pool fühle ich mich besser, als je zuvor.

So sagt also das Teufelchen: Hau rein, du bist in toller Form, gib noch einmal Gas. Das Engelchen mahnt zur Vorsicht: Nicht übertreiben, mach dich ja nicht kaputt. Und hand aufs Herz: Als Ausdauer-Athlet hört man doch eigentlich lieber auf das Teufelchen - wir sich doch schliesslich Eisenmänner und -frauen! Da kann doch ein letztes hartes Training drei Wochen vor dem Ironman keinen Schaden anrichten! Und dann noch eins, und noch eins, und noch eins ....

Nun, mein Teufelchen und mein Engelchen stehen kurz vor einer mittleren Depression. Denn ich habe beschlossen, sie zu ignorieren. Meine Beine und meine Arme geben mir nämlich ganz unmissverständliche Zeichen, was für sie gut ist und was nicht. Im Fachjargon nennt man das wohl Selbstvertrauen.

Und überhaupt, spätestens am Montag, wenn das Tapering beginnt, verschwinden die beiden Störenfriede wieder so wundersam, wie sie erschienen sind. Dann kehr erst recht Ruhe ein. Dann ist die Arbeit getan, der Rucksack prall voll und es geht nur noch um eines: Erholung - mit der Einschränkung, dass der Körper nicht in Ferienstimmung verfällt. Aber das habe ich inzwischen wirklich total im Griff.

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