Mittwoch, 13. November 2013

Ironman Western Australia - Kernfusion.

Noch etwas mehr als drei Wochen bis Busso. Ich bin mitten in den volumenreichsten Wochen der Vorbereitung und mein Coach Kristian geizt auch nicht mit Intensitäten der schmerzhaften Sorte.

So kommt es, dass ich momentan so eine gewisse "Basis-Müdigkeit" mit mir herumtrage. Ich fühle mich zwar stark und gut, aber es fehlt - noch - die notwendige Frische, um das Leistungspotential voll auszuschöpfen. Gut so, denn das spare ich mir für den 8. Dezember auf.

Gestern Dienstag war ich nach zweiwöchiger Abwesenheit wieder mit dabei beim World Champs Ride, der jeweils um 6 Uhr in der Früh stattfindet. Treffpunkt ist der Noosa Bike Shop, etwa 15 km von meinem Wohnort in Peregian Springs entfernt. Das ergibt dann gleich ein gutes Einfahren, denn dieser Ride auf einer rund 45 km langen Schlaufe geht meistens gleich ab wie die Feuerwehr. Aber der Reihe nach.

Nach einem massiven Block von Donnerstag bis Montag meldeten meine Beine schon beim Hinfahren zum Treffpunkt gewisse Bedenken zum Unterfangen an. Aber oft verwandeln sich ja müde Schinken in stampfende Kolben und so mass ich diesen Signalen wenig bis keine Bedeutung zu.

Die Strecke führt durch Noosa und Tewantin erst ca. 8 km flach an den Gyndier Drive. Dabei handelt es sich um eine autofreie Steigung von ca. 3 km mit rund 100 m Höhendifferenz. Auf dieser mit 16 Kurven ausgestatteten Strecke findet jedes Jahr auch ein Autorennen statt.



Nun, das Profil lässt ja wirklich nichts Böses vermuten, ich  meine im Schnitt 3% ist für einen alpenerprobten Velofahrer nun wirklich kein erwähnenswertes Hinderniss. Aber wie hatte doch schon Sepp Fuchs so treffend bemerkt: "Es gibt eigentlich keine leichten oder schweren Anstiege. Es sind die Fahrer, die eine Steigung leicht oder schwer machen, je nachdem, wie schnell sie hinauffahren." Wo der Mann recht hat, hat er recht.

Wende wir uns also kurz der gestrigen Gruppe zu. Nun, meines Wissens war ausnahmsweise kein Weltmeister mit dabei, mit Sicherheit ein Profi aus einem Australischen Continental Team. Dann der Sieger des Noosa Tri AK 50. Aber alles sackstarke Velofahrer und ich meine, ich war wahrscheinlich der älteste. Auf alle Fälle war ich der einzige mit einem Tri-Göppel. Und es war auch keiner mit dabei, der Ironman macht.

Wieso ich das alles erwähne. Nun, diese Strassenfahrer fahren ganz einfach ganz anders als wir Triathleten. Da wird attackiert, gesprintet und ausgeschert, was das Zeugs hält. Und mit ihren Kadenzen so um die 90-100 sind sie einfach viel wendiger uns spritziger als wir Dieselmotoren.

Anyway. Rein in den Berg und schon geht's los. Das Tempo ist horrend, immer schön etwas über 30 km/h. Und spätestens jetzt hatte ich echte Zweifel, ob denn meine Beine noch aufgehen würden. Schon nach rund 1 km kämpfte ich um mein Leben. Und weil ich ja jetzt so ein Watt-Dings habe, kann ich auch schön nachverfolgen, wieso dem so war.

Während den ersten drei Minuten des Anstiegs musste ich 323 Watt treten um nur mitzukommen. Dabei hatte ich fünf Spitzen von 450 Watt und darüber ... bis zu 630 Watt. Während fünf Minuten 305 Watt - dabei ist meine anaerobe Schwelle bei 281 Watt. Das war zu viel: 300 Meter vor dem rettenden Kulminationspunkt passierte es: Kernfusion in beiden Oberschenkeln.


10 Meter war das Loch, aber keine Chance, es wieder zuzufahren. Denn wenn einmal oben beginnen die Jungs erst recht auf's Tempo zu drücken und eine Attacke folgt der anderen.

So entschied ich mich, die Runde einfach als windschattenfreies Zeifahren zu absolvieren und herauszufinden, was denn mit mittelprächtigen Beinen in diesem hügeligen Gelände mit sehr rauhen und holprigen Strassen noch drin liegt. Und so konnte ich mit 257 Watt Durchschnittleistung immerhin noch vermelden, dass meine Beine auch Leistung bringen können, wenn sie keinesfalls optimal sind.

Dieser World Champs Ride hat es wirklich in sich. Da wird gekeilt, dass sich die Balken biegen. Die meisten Jungs machen den schon seit Jahren und sind sich diese Intensitäten mit Zwischensprints und Attacken gewöhnt. Mein Ziel ist es, die ganze Runde mithalten zu können, bevor ich mich wieder in Richtung Europa verabschiede. Mal schauen, ob's gelingen wird.

Bezüglich des IMWA wird es auch interessant sein, wie sich solche neue Reize auszahlen werden. Eines ist klar: die Erholungszeit nach so einer Einheit ist nicht zu unterschätzen. Aber spannend wird es allemal.

Und noch eine kleine, persönliche Anmerkung für alle, die glauben, ich würde nun auch mit meinen Augäpfeln am Computerdisplay klebend durch die Gegend fahren. Weit gefehlt. Im Moment habe ich keine Wattzahlen auf dem Display. Hab's versucht und musste feststellen, dass sich der Tritt fundamental verändert. Dazu ist mir die Zeit bis zum IMWA zu kurz. So fahre ich wie immer und leiste mir den Spass, nach dem Download einfach kurz nachzuschauen, ob die Zahlen mit meinem persönlichen Eindruck übereinstimmen. Wenn ja, gut, wenn besser, hervorragend und wenn nicht .... schei.. drauf!

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