Samstag, 25. April 2009

Nutrition Facts.

Die Amis sind ja ein unglaublich pingeliges Volk. Meist reiten sie sich erst einmal total in die Scheisse, dann wird nach den Ursachen und den Schuldigen gesucht, um in der Folge mit gross angelegten und breit angekündigten Massnahmen das Übel zu beseitigen - ausser das Übel hat eine mächtige Lobby im Rücken.

Ein Beispiel gefällig? Erst frassen (und fressen immer noch) sie sich hier massenhaft Speck an, bis sie zum Teil nicht einmal mehr in einen Flugzeugsitz oder eine Schulbank passten. Als das Problem flächendeckende Ausmasse angenommen hatte, wurde ein Sündenbock gesucht und gefunden: Fett. Das war die Geburtsstunde der Lowfat-Produkte. Und der Vorschrift, die Nutrition Facts auf jede Packung zu drucken. Kurz: Was drin ist, musst deklariert werden. Aber die Amis wurden nicht dünner, nein, sie werden immer dicker. Wieso? Überall ist Zucker drin und zwar massig. Die Zuckerlobby ist so stark, dass ihr bisher keiner an den Karren fahren konnte. Fett raus, Zucker rein - die perfekte Gleichung für mehr Profit. Denn Zucker ist billig und bringt den Geschmack, der mit dem Fett verloren geht, zurück. So ist denn in einem 0% Fat Joghurt tatsächlich kein Fett mehr drin, dafür etwa 20 Gramm Zucker und massenhaft Gelatine - es soll ja immer noch schön cremig sein.

Noch ein Beispiel. Gatorade und Powerade (Ironmen müssen das Zeugs gern haben, denn sonst verdursten sie auf der Strecke) beinhalten hier in den USA lediglich Corn Fructose Syrup, also flüssigem Maiszucker. Keine Spur von Maltodextrin, dem mehrkettigen Zucker, der langsamer ins Blut geht, den Insulinspiegel weniger hochtreibt und folglich die Bauchspeicheldrüse entlastet. In Europa hingegen ist in beiden Produkten Maltodextrin drin - die Eurpäer scheinen sich schlechter verarschen zu lassen.

Da lohnt es sich doch, etwas genauer hinzusehen:



Mein Ausrede, wieso ich Beef Jerkey esse: Hier in Tucson brauchst du viel Salz. Es ist heiss und trocken und man hat eigentlich immer Durst. Heute beispielsweise betrug die Luftfeuchtigkeit am Nachmittag lediglich 5%. Da fühlt man sich schon fast wie eine Mumie. Und im Gegensatz zu den Amis fresse ich aber nicht gleich den ganzen Beutel, sondern kaue zwischendurch mal eine Serving Size (28g!) - ehrlich!

Lassen wir die Fressalien Fressalien sein und wenden uns dem Training zu. Die Hitze und die trockene Luft haben mir die letzten drei Tage doch sehr zu schaffen gemacht. Und die Deep Tissue-Massage von Stefanie ebenfalls. Gestern fühlte ich mich schon beim Einlaufen schlapp wie ein Waschlappen. Als ich nach 20 Minuten mit den Intervallen beginnen wollte, weigerten sich die Beine und der Kopf gleichermassen. Es ging einfach nicht. Also habe ich kurz angehalten, meine mentale Programmierung neu gestartet, bin losgelaufen, mit demselben Ergebnis: "All systems will shoot down immediatley!" Keine Chance - also locker zurücklaufen und die Einheit abhaken. Wenigstens hat dann die Recovery-Schwimmeinheit im Zeitlupentempo (bildet euch nichts ein, für euch ist das immer noch fast Race Pace!!) noch Spass gemacht.

Heute ging es wieder besser. Allerdings wird die Atmung beim Laufen doch recht stark beeinträchtigt. Es ist fast, wie wenn man durch Schmirgelpapier atmet. Dennoch: Eine starke Veloeinheit mit 20 Minuten Big Gear (50er Kadenz), gefolgt vom Schmirgelpapier-Lauf (Fartlek) und abschliessendem Krafttraining mit Maximalgewicht für 10 Wiederholungen machten den Tag zu einem erfolgreichen Trainingstag.

Jetzt gilt es die Speicher wieder zu füllen - und erst Nutrition Facts zu lesen!

3 Kommentare:

Christian Fässler hat gesagt…

Hoi Gilbert,

Also bisher habe ich deine Blog-Einträge immer mehr oder weniger entspannt gelesen: Anderes Niveau, andere Age-Group usw. Aber wenn du nun schreibst, das für uns (die Leser) auch eine Recovery-Schwimmeinheit von dir bereits "fast Race Pace" ist, dann wird mir langsam mulmig im Magen. Müsste ich auch noch mehr ins Wasser? Bisher habe ich eigentlich gemeint, dass ich zumindest im Wasser mithalten kann.

Grüsse aus Horgen,
Christian

Anonym hat gesagt…

Ciao Christian

Das kommt davon, wenn man eine grosse Klappe schwingt. Bei dir wäre ich schon froh, wenn ich deine Füsse 200 Meter lang kitzeln könnte. Also bleib ruhig ganz entspannt, wegen mir musst du keine zusätzlichen Wassereinheiten absolvieren. War eigentlich als kleiner Seitenhieb an Sandro gerichtet, der in Thailand die Badehose mehrheitlich zum sünnele anzieht. Gruss aus Tucson. Gilbert

IRONNONNO hat gesagt…

Toll, dass ich für die beiden Topschwimmer immer wieder ein Schwimmthema bin. Klar hast Du, lieber Gilbert, recht, meine Schwimmeinheiten hier sind eher Bescheiden dafür hab ich zu alter Stärke auf dem Velo gefunden. Meine 2009er Strategie wird sein, dass ich meine friendly Gegner mit meinen eigenen Waffen bekämpfen muss. Einen Fisch kann ich nicht im Haifischbecken bezwingen und einen Bürgi nicht beim Laufen. Aber auf dem Velo, da gibt's schon mal eine Recoveryausfahrt mit einem 30iger plus Schnitt.

Happy Training und bis bald in der Schweiz.
Ironnonon training in Paradise