Dienstag, 7. April 2009

Wenn einer eine Reise tut - oder besser: When the shit hits the fan!

Für alle, die des Englischen nicht so ganz mächtig sind: "When the shit hits the fan" bedeutet soviel wie "Wenn dir die Scheisse um die Ohren fliegt". Doch erst einmal alles der Reihe nach.

Gestern ging es also weiter von New Orleans nach Tucson. Anstatt direkt musste ich über Denver fliegen. Ich war zeitig am Flughafen, konnte verhindern, dass mir der Gate Agent US$ 187.- für mein Gepäck abknöpfte (man kann es ja versuchen) und ging fröhlich und gelassen an Bord des Flugzeuges. Wir hoben pünktlich ab, der Flug war ruhig und alles war Friede, Freude, Eierkuchen. Nach zwei Stunden musste ich Pipi und ging auf die Toilette. Weil gerade im Flugzeug Stehpinkeln nicht drin ist, setzte ich mich hin und verrichtete mein Geschäft. Als erfahrener Flugpinkler checkte ich, nachdem ich die Hose wieder hinaufgezogen hatte, ob meine Brieftasche noch in der Gesässtasche war. War sie nicht, wie oft schon zuvor. Also drehte ich mich um um sie aufzuheben. Schock! Da war keine Brieftasche auf dem Boden. Noch einmal nachsehen. Nichts. Zurück zum Sitzplatz. Nichts. Unter dem Sitz. Nichts. Zurück auf Toilette. Nichts. Scheisseeeeeeeeeeeeeeeeeeeee!!!!!

Geld weg, Kreditkarten weg, Führerausweis weg, Hausschlüssel weg, Baggage Tags weg. Mein Hirn arbeitete auf Hochtouren. Ich konnte die Brieftasche nur am Gate in New Orleans verloren haben, denn ich habe vor dem Flug am Gate noch Gummibärchen gekauft. Also in Denver gleich zum Gate Agent und Hilfe gerufen. Der rief in New Orleans an, aber niemand hatte das Ding abgegeben. Ich war gestrandet und kam mir fast vor wie Tom Hanks auf der einsamen Insel. Ohne Kreditkarte und Führerausweis kein Mietwagen. Ohne Geld nicht einmal ein Taxi vom Flughafen zum Apartment. Ich war am Arsch. Erstes Glück: Ich hatte meinen Pass noch.

Zweites Glück: Andrea hat Onkel und Tante in Tucson. Also rief ich die an und bat sie, mich abzuholen und mir Geld zu pumpen. Dann - immer noch am Flughafen Denver - liess ich per Telefon meine Kreditkarten sperren, bestellte eine neu MasterCard und eine Notkarte (ja, ja, obwohl es in der Schweiz dunkle Nacht war, wurde ich freundlich bedient und super geholfen). Dann Anfrage an Dollar Rent-a-Car: Reicht ein Voucher aus, um den Mietwagen auszulösen? Denkste. Ohne Kreditkarte und Führerschein geht gar nichts. Also galt es, auf dem Flug nach Tucson die Möglichkeiten auszuloten.

In Tucson angekommen warteten Trudi und Hans schon auf mich (Onkel und Tante). Glücklicherweise kam alles Gepäck an, denn ich hatte ja auch keine Baggage Tags. Ab zu Dollar. Dort nervte eine dicke Mexikanerin, die sich mehr um ihre Fingernägel sorgte, als um mein Anliegen. Aber wir konnten herausfinden, dass mit einer Bestätigung des Strassenverkehrsamtes, dass ich einen Führerausweis besitze, einer Kreditkarte und dem Pass das Mieten des Wagens möglich ist.

Dann gönnten wir uns eine kleine Auszeit und gingen erst einmal fein essen. So gegen Mitternacht war ich dann in meinem Apartment und rief gleich das Strassenverkehrsamt Schwyz an. Da wurde ich ebenfalls sehr nett geholfen und man versprach mir, die notwendige Bestätigung gleich zu Dollar zu mailen. Aber damit hatte ich immer noch keinen Führerausweis - von wegen Polizei und so. Also rief ich Andrea an und erklärte ihr, wie sie für mich am Mitwoch Morgen einen neuen Ausweis machen lassen kann. Ein weitere Anfruf bei Kuoni um die Reservierung anzupassen. Dann schloss ich den Laptop an und konnte keine Internetverbindung herstellen. Toll.

Genervt ging ich ins Bett, wo mich Andrea zwei Stunden später mit ihrem Anruf jäh aufschrecken liess. Falscher Alarm, sie hatte gesehen, dass ich sie noch zu erreichen versuchte, aber vergessen, dass Tucson 9 Stunden hinterher hinkt. Nach einer kurzen Nacht gings heute Morgen dann weiter. Kuoni bestätigte die Reservierung. Bei Dollar hatte man weder Fax noch Email vom Strassenverkehrsamt erhalten - shit, die hatten schon geschlossen. Email ging immer noch nicht, Festentztelefon auch nicht und das Büro des Verwalters öffnete erst um 9.00 Uhr. Noch zwei Stunden warten. Dann endlich wieder ein Lichtblick: MasterCard bestätigte auf meine Anfrage, dass meine Emergency Card morgen um 17.00 Uhr per Overnight geliefert werden würde. Als um 9.00 Uhr das Büro öffnete, hatte ich innert 30 Minuten wenigsten Internet-Anschluss. Und siehe da, da war auch das Email vom Strassenverkehrsamt. Wieder bei Dollar anrufen, die es zwischenzeitlich auf gefunden hatten. Dann noch den neuen Voucher weiterleiten. Es war vollbracht. Halleluhja!!!!

Um 10.20 Uhr ein Email von Caroline Smith, meiner Bekannten aus New Orleans: Ruf mich an, man hat deine Brieftasche gefunden! Was jetzt? Ich rufe an und erfahre, dass meine Brieftasche von Denver aus weiter nach Oakland geflogen war. Auf dem verdammten Lokus, wo ich doch fast dem Boden ableckte, um das Teil zu finden. Ich dachte, ich sei im falschen Film. Die Finderin hatte eine Karte mit Carolines Email-Adresse gefunden und sie kontaktiert. Wow. Ich rufe da also an und jetzt wird mir das Corpus Delicti zugesendet. Zu spät zwar, denn alle Karten sind gesperrt und alle Ausweise bestellt, aber das Geld ist noch da.

Ihr seht, liebe Blog-Leser, das Leben kann auch fernab von Triathlon höchst unliebsame und Kapriolen schlagen. Nun hoffe ich, dass morgen noch alles klappt, die Kreditkarte ankommt und ich das Auto mieten kann. Denn ohne Auto in der Wüste - das funktionier einfach nicht. So viel also zum Thema "Wenn einer eine Reise tut". Der nächste Eintrag wird dann hoffentlich wieder mehr mit der Mission Possible zu tun haben.

Ah ja, Mission Possible. Ich bin immer noch recht kaputt vom Sonntag. Vor allem die Beinmuskulatur schmerzt noch sehr - die Krämpfe haben Spuren hinterlassen. Heute gabs 1km easy Schwimmen. Mehr war nicht drin. Morgen ist noch einmal ein ganzer Ruhetag.

Und bevor ich es vergesse: Ich bin froh, dass ich das Rennen beendet habe. Wenn du nach 1km Laufen schon solche Krämpfe hast, dann ist die Vorstellung, so noch 20 weitere zurück zu legen gelinde gesagt Furcht erregend. Es trotzdem durchzustehen, immer noch achter (Zeit hin oder her) zu werden, macht mich richtig stolz. Das musste ich jetzt einfach noch los werden.

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