Sonntag, 5. April 2009

Race Report IM 70.3 New Orleans.

Wie beschreibt man ein Rennen, bei dem viel gut oder sogar sehr gut gelaufen ist, am Ende aber eine bittere Niederlage zu Buche steht? Beim Triathlon ist das nämlich so eine Sache. Wenn es erst gut läuft und dann doch in die Hose geht, klingt es immer so nach Ausreden, wenn man sich zu sehr am Guten festhält. Denn eines ist klar: Abgerechnet wird auf der Ziellinie - was vorher war ist eigentlich Makulatur. Aber was solls, ich berichte halt einfach einmal frisch fröhlich drauflos, was heute abgegangen ist.

Wie schon in den letzten beiden Tagen bin ich putzlimunter aufgewacht und nach dem improvisierten Zimmerfrühstück schon um 4:30 Uhr mit dem Shuttle-Bus in die Wechselzone gefahren. Es war schon drückend warm und sehr feucht, zwischendurch hat es immer wieder kurz geregnet. Dies im Gegensatz zu den beiden Vortagen, als die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit richtig angenehm waren.

Um 7:56 ging mein Abenteuer los. Der See war flach und der Schwimmstart problemlos, weil in AK-Wellen gestartet wurde. Ich bin gleich weggeschwommen und habe rund vier vor mir gestartete AKs "durchschwommen" - alles ganz ohne Probleme, weil viel Platz war. Die Strecke kam mir sehr lang vor, darum war ich doch sehr überrascht, dass ich schon nach 30 Minuten aus dem Wasser kam. Das Paddles-Training zahlte sich aus, ich konnte kraftvoll aber kontrolliert schwimmen und die 83. Tageszeit zeugt von einer guten Leistung. Auf die schnellsten Pros habe ich nur knapp 6 Minuten verloren.

So bin ich also als Erster auf die Radstrecke. Nach ca. 8 km fand ich endlich meinen Rhythmus und konnte guten Druck aufbauen. Anfangs kam der Wind von der Seite - no problem. Aber bald schon zeigte sich, dass es eigentlich nur zwei Arten Steckenabschnitte gab: Solche mit Seitenwind oder Gegenwind. Und der Wind wurde immer stärker. Im Gegenwind musste ich dann schon richtig hart arbeiten, um das Tempo um die 33 km/h zu halten. Aber ich bin geflogen und habe hunderte vor mir gestartete Teilnehmer überholt. Es gab absolute keine Gruppen und nicht einer konnte mein Hinterrad halten. Der Puls war tief (merkt man auch ohne Pulsmesser). Ich habe genau nach Plan verpflegt und getrunken und hatte dauernd dieses Grinsen im Gesicht - es ging mir einfach blendend. Schade, dass es so stark windete, denn am Anfang sah es so aus, als ob ich einen 38er-Schnitt fahren konnte. Nach 75 km der erste Schreck: Ich bekam einen Oberschenkelkrampf! Druck raus, trinken, was das Zeugs hält. Dummerweise mussten wir bis in Ziel gegen den Wind kämpfen. Aber es gelang mir, den Krampf einigermassen unter Kontrolle zu halten. In der Wechselzone kein Velo im Rechen - ich war immer noch in Führung! Und ich war die 89. Zeit aller Teilnehmer gefahren.

Dann ab auf die Laufstrecke. Meine Strategie war, erst einmal die ersten 5-6 Minuten recht easy den Laufrhythmus finden und die Beine schnell bewegen. Dann wollte ich anfangen, ein solides Lauftempo aufzubauen. Aber kaum fing ich an zu drücken, begann es zu Zucken. Erst in den Oberschenkeln. Schon nach rund 2,5 km machte die Muskulatur zu und krampfte. Autsch. Ich fing an. Becherweise Gatorade in mich hinein zu schütten und meine Salztabletten hinunter zu spülen. Es half wenig bis nichts. Ich musste zum ersten mal gehen. Aber es kam noch schlimmer: Nun fing auch die linke Wade an zu verkrampfen. Bei etwas Km 10 knallte es mir so einen Wadenkrampf hinein, dass ich mich an einem Zuschauer festhalten musst, damit ich nicht um fiel. Es zog mir den ganzen Fuss nach vorne und ich brauchte etwa zwei Minuten, bis ich den Krampf lösen konnte. Nun war definitiv Gehen - Laufen - Gehen angesagt. Und die Minuten verstrichen, aber nicht die Distanz. Ich war immer noch vierter, aber mittlerweile verkrampften sich beide Beine so stark, dass es nur noch ums Überleben ging. Dann, etwa 4 km vor dem Ziel schien das Gatorade endlich zu wirken und ich konnte wieder ganz ansehnlich laufen. Aber das Rennen war ruiniert, zumal mich noch einmal zwei Konkurrenten überholten und ich zu dem Zeitpunkt nichts entgegen zu setzen hatte. Am Schluss bin ich dann noch einmal näher gekommen, aber es war zu spät. Der längste Halbmarathon in meinem Leben dauerte volle 2:15 Std.

Ein 8. Platz in 5:13 Std. ist enttäuschend. Was war passiert? Zu schnell Velo gefahren? Zu wenig getrunken? Zu wenig Salz? Zu wenig Akklimatisation? Zu hohe Ambitionen? Schwer zu sagen. Die klimatischen Voraussetzungen haben hunterten von Teilnehmern schwer zugesetzt - ich habe noch nie so viel gehenden, von Krämpfen geplagte Athleten gesehen. Nun, es gibt wie gesagt Licht und Schatten. Ein neues Rennen bedeutet auch immer wieder neues Glück. Ich nehme viel Positives mit aus New Orleans: Schwimmen und Velo sind Top - hier gilt es gezielt den eingeschlagenen Weg weiter zu gehen. Laufen was Flop - Schwamm drüber. Ich weiss, ich kann es besser und werde es auch zeigen. Ganz sicher!

Für die persönliche Analyse: Hier geht es zu den Resultaten.

Herzliche Gratulation an Natascha Badmann. Sie hat dank einem unglaublichen Bike-Split in 2:15 Std. das Rennen der Pro Frauen gewonnen und ein Weltklassefeld besiegt.

Und ganz grossartig hat sich Caroline Steffen in Down-Under geschlagen. Hinter der wieder einmal unwiderstehlichen Chrissie Wellington und Rebekah Keat belegte sie im IM Australia den 3. Platz und holte sich das Kona-Ticket. Fantastisch.

Nicht vergessen wollen wir unseren Ronnie Schildknecht: 3. Platz beim IM 70.3 California!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hoi Gil

Tja, diese verdammten Krämpfe können einen ganz schön einen Strich durch die Rechnung machen. Aber schön zu sehen, dass du trotzdem viel Positives von New Orleans mitnehmen kannst kannst. Auf jeden Fall bist du um eine ganz spezielle Erfahrung reicher und schliesslich ist dies ja auch einer der Gründe weshalb wir uns diese "Quälerei" antun...

Gruss Bruno

Anonym hat gesagt…

hoi mein Held;)
Andrea hat mich mit sms auf dem Laufenden gehalten und als dann das Schlussresultat eintraf dachte ich ou shit was ist passiert und vorallem wie geht es dir jetzt.
Mit Krämpfen zu Laufen ist überhaupt nicht lustig und man muss Mental sehr stark sein will man ein Rennen beenden. Es ist ein Kampf gegen sich selbst und in diesem Moment zählt kein Rang sondern nur der eigene Sieg und zwar dieses Rennen zu beenden. Ich bewundere deine Leistung die dich sicherlich sehr weit bringt in Zukunft.
Möchte dir gratulieren und für dein Training alles Gute wünschen.. liebe Grüsse Martina