Mittwoch, 1. Januar 2014

33-26 ride for charity:water - 6 Tage Abenteuer durch das wilde Australien

In sechs Tagen vom Bondi Beach, Sydney, nach Noosa Main Beach mit dem Velo. 1'259 km gespickt mit 14'900 Höhenmetern. Hätte ich gewusst, was da auf mich zukommt, wäre ich wohl kaum so entspannt nach Sydney geflogen. Sechs Tage lang physisch und psychisch am Limit - oft hat nur noch der Gedanke an warum wir das machen verhindert, dass ich vom Rad gestiegen wäre und es im nächsten Strassengraben entsorgt hätte.

10 Fahrer, zwei Betreuer, ein Fotograph - alle sind wir gestern Nachmittag gesund aber total kaputt in Noosa angekommen. Im "Gepäck" weit über US$ 70'000 an Spenden, welche Familien in Kambodscha sauberes Trinkwasser ermöglichen. Das genaue Ergebnis wird erst Mitte Januar bekannt sein, denn es werden noch Firmenspenden erwartet, die in den ersten Arbeitstagen des neuen Jahres eingehen.

Wer mit dabei war, wo wir überall durchgeradelt sind, das alles findet ihr auf der Website 33-26.com.

An dieser Stellen möchte ich allen ein prächtiges 2014 wünschen und mich noch einmal für die tolle Unterstützung unseres Projekts bedanken. Ihr seid grossartig!

Es fällt mir immer noch schwer, meine Gedanken richtig zu ordnen und die Eindrücke dieser aussergewöhnlichen Reise zu verarbeiten. Die Tage verschwimmen alle ineinander und jeder Versuch, die Ereignisse chronologisch zu ordnen, scheitert. Die Müdigkeit ist zu gross. Aber ich möchte unbedingt schon heute das Erlebte mit euch teilen. Darum habe ich mich dazu entschieden, ein grosses Bildalbum zu veröffentlichen und anstelle eines "Reiseberichts" Momente und Erlebnisse zu schildern - ohne Anspruch auf Vollständigkeit und chronologisch richtige Reihenfolge.

Hier geht es zur Diashow!

Nun also zu dem, was mir mit weniger als 24 Stunden Abstand und Erholung so alles spontan durch den Kopf geht.

ka bäääää - ka aaaaaa

Nein, das ist keine Geheimsprache und schon gar nicht die Sprache der Urweinwohner. Es sind die fast pausenlos gemachten Ansagen für: Car back (ka bäääää) und car up (ka aaaaaa) und somit nicht anderes als die Warnungen für Auto von hinten und Auto von vorn. Dann gab's noch hole für Loch und stick für Äste. Bis ich allerdings verstanden habe, was meine Kollegen da dauernd so durch die Gegend brüllen, vergingen schon fast zwei Tage. Aber diese Ansagen waren ganz einfach unglaublich wichtig, denn die Strassen waren zum Teil sehr rauh, sehr löchrig und eng. Und die Aussies sind hinter dem Steuer ungeduldig und überholen immer einmal wieder sehr unüberlegt.

Australien ist flach

Nun denn, auf den 8 Millionen Quadratkilometern Fläche wird es wohl flache Gegenden geben. Auf unserer Route hingegen Fehlanzeige. Rauf, runter, rauf, runter ... den lieben langen Tag lang. Und rauf bedeutet dann giftig, schnell immer wieder 7, 8 und mehr Steigungsprozente. Hier zwei Höhenprofil-Müsterchen:


Was sich hier wie eine Wand präsentiert ist ganz einfach ein Wand. Wenn es nach rund 170 km mit schon weit über 2000 Höhenmetern mit bis zu 18% den Berg hochgeht, kann das erwachsene Männer schon einmal brechen. Bei 38° C wird das ganze zur absoluten Tortour. Wen wundert's, dass wir für die letzten 50 km beinahen drei Stunden brauchten?

Das zweite Beispiel zeigt, dass es auch bei tendenziell abwärts führender Route ganz schön positive Höhenmeter gab. Und an diesem Morgen versprach uns Kristian, dass es erst einmal rund 60 km recht flach sein würde. Bis wir schon nach 30 Minuten in eine weitere Wand fuhren.

So gab es nur einen Tag mit knapp unter 2'000 Höhenmetern und 3'700 am Spitzentag. Das entspricht Splügen, Maloja, Julier!!

Muh macht die Kuh

Denkste! Die Kuh, um die es sich in meinem Fall handelt, die machte erst einmal gar nichts, ausser mich ungläubig anzustarren. Da draussen im Niemandsland gibt es viele Herden, die weiden ohne Zäune. Folglich bewegen sie sich halt dahin, wo ihnen gerade der Sinn steht. Ich pedale also grad so gedankenverloren durch eine schattige Waldpartie, da springt dieses brauen Rindvieh ohne Vorwarnung aus seiner Tarnung mitten auf die Strasse, rutscht auf dem Asphalt aus und überschlägt sich. Man stelle sich vor: eine Beinahe-Kollision mit einem Rindvieh in the middle of nowhere.

Bei 30° gibt's Hitzeferien

Ha, ha, irgendwann am Tag war's immer über 30° warm .. und näher bei 35 als 30. Am vierten Tag fuhren wir dann allerdings mitten durch die Hölle. Erst bildeten sich kleine Bläschen auf dem Asphalt und es tönte, wie wenn man Luftposterfolie mit den Fingern zerdrückt. Dann kletterte das Thermometer auf dem Garmin auf 40°. Ganz fasziniert schaute ich immer wieder auf's Display und traute meinen Augen kaum. Da stand doch tatsächlich 44,7° C! Und das bekam meinen Atemwegen nicht wirklich gut. Beim Wasserhalt hatte ich einen prächtigen Astmaanfall und beinahe einen Hitzekollaps. Kalten Tüchern und Ventolin sein Dank, das ich diese Etappe auf dem Velo beenden konnte.

Nur eine halbe Stunde später fuhren wir in eine mächtige Gewitterwand, die uns sogar zum Anhalten zwang. Noch nie habe ich mich so über Regen auf dem Velo gefreut, denn die Temperatur sank innerhalb von nur 25 Minuten um 20°!

Die Aussies sind Sprinter

Stimmt, allerdings auch wieder auf ihre ganz persönliche Art und Weise. Sie sprinten nämlich so ziemlich jeden Buckel hinauf, der sich in den Weg stellt! Ich musste schnell erkennen, dass diese Rhythmus-Wechsel meinen schnellen Tod verursacht hatten und so war ich gezwungen, die Gruppe fahren zu lassen und mein Ding zu machen. Nicht immer zu aller Freude. Allerding waren sie auch immer taub, wenn ich bat, nur ein klein wenig Tempo heraus zu nehmen, damit ich besser mitkomme. Nun denn, am Schluss sind wir dann doch alle zusammen in Noosa angekommen.

Frauen sind härter im Nehmen als Männer

Stimmt. Caroline Steffen war die einzige Frau in unserer Gruppe. Sie liess sich durch nichts und niemanden beirren und machte ihr Ding. Keine emotionalen Ausbrüche, immer präsent und stark in der Führungsarbeit. Während wir Männer schon ab und an einmal ausrasteten blieb sie die Ruhe selbst. Profi durch und durch!

Das Chaosprinzip

Wir waren unterwegs in zum Teil recht abenteuerlichen Motels untergebracht und verpflegten uns vorwiegend Autark. Im Durchschnitt dauerte es drei Minuten ab Zimmerbezug, bis es aussah, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Alles bleibt liegen - der Aussie betrachtet wohl speziell Papierkörbe als rein dekoratives Gestaltungselement.

So, das wär's für's erste. Mir schläft schon wieder das Gesicht ein. Viel Vergnügen mit den Bildern!



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