Sonntag Morgen, 6.30 Uhr, Strandbad Mythenquai. Es herrschte gelöste Anspannung (so etwas gibt es tatsächlich). Ironnonno und Ironshark sind voller Tatendrang. Endlich war es soweit: mein dritter Ironman! Alles Säbelrasseln im Vorfeld mutierte zu Makulatur. Könnte ich wohl am Denkmal Angelastri sagen? Würde ich die zehn Stunden knacken? Würde mich mein Weg wieder nach Kona führen? Knapp elf Stunden später wurden meine Fragen allesamt mit Nein beantwortet. Und Ironnonno stand als souveräner Sieger der M50 fest. Was war passiert?
Ich war so etwas von bereit für diesen Ironman. Perfekte Vorbereitung, alle Systeme auf go, fokussiert und trotzdem locker, etwas nervös aber voller Zuversicht. Endlich ging es ins Wasser. Nichts wie ab zur Startlinie, wo ein wesentlich grösseres Gerangel als im letzten Jahr herrschte. Das Wasser gerade erträglich warm für den Neo. Und schon ging es los. Nach wenigen Metern war ich aus dem Getümmel heraus und fand sofort meinen Rhythmus. Der Kopf war frei, gute Gedanken und ruck-zuck war das Schwimmen auch schon vorbei. Ich wechselte ruhig, ohne Hektik aufs Velo - allerdings vergass ich beinahe meine Startnummer umzubinden und als ich es versuchte, wollte der blöde Klickverschluss nicht einrasten. 30 Sekunden futsch! Aber es sollte noch dicker kommen.
Nach ein paar Kilometern fand ich meine Beine und fuhr zügig in Richtung Rapperswil. Schon bald waren wir zu viert. Ich versuchte peinlichst die 10 Meter einzuhalten und hatte ein super Gefühl. Es ging irgendwie fast wie von selbst. Dann, etwa bei Km 20 das Geräusch eines Motorrades neben mir - ein Marshall. Und der nuschelte in seinen Unterlagen und ..... zeigte mir die schwarze Karte für Drafting. Wie bitte? Ja, ich war für einen Moment bei ca. 8 Metern und liess mich schon wieder zurückfallen. Aber ohne Warnung und ohne, dass ich über längere Zeit zu nahe war? Kein Chance, ich musste in die Penalty Box, wo auch an diesem Tag wieder rund 1'000 Teilnehmer hingehört hätten und ungeschoren davon kamen. Shit happens ... und nach unendlich langen sechs Minuten gings endlich weiter. Ich fühlte mich immer noch super, aber war wohl nach der Strafe ein wenig übermotiviert, wollte wieder etwas Zeit gutmachen. Meine innere Uhr sagte mir, ich sei schneller unterwegs als im letzten Jahr, doch dem war nicht so.
Nach den 180 Km auf dem Velo wechselte ich in die Laufschuhe. Ich hatte gut verpflegt und fühlte mich bereit, um schnell zu laufen. Die erste paar Schritte hingegen verhiessen nichts Gutes: mein rechter Hamstring war wieder verhärtet und sofort machte sich ein äusserst unangenehmer Schmerz breit, bis ins Knie. Verdammt, nicht schon wieder! Auf den ersten 18 Km war der Schmerz mein ständiger Begleiter. Aber das Wort Aufgabe existierte an diesem Tag nicht in meinem Vokabular. Ich hielt mich strickte an meinen Verpflegungsplan und schluckte vier Gels pro Runde. So war ich im Kopf immer stark und konnte positiv denken. Alleine, die Rechenkapazität des Hirn reichte nicht aus, um die Schmerzen zu ignorieren, positiv zu bleiben und gleichzeitig noch die angestrebte volle Körperspannung für ein aktives Laufen auszulösen. Immerhin löste sich die Verhärtung, aber schon ein paar Minuten später schoss ein Stich durch mein Sprunggelenk - wie letztes Jahr in Kona. Aber ich war nicht gewillt, ein DNF zu akzeptieren. So versuchte ich, mit wechselnden Belastungen diesem Schmerz Herr zu werden. Und tatsächlich, so um Km 30 wurde es besser. Aber es war so ein Krampf, dass ich keine Reserven mehr mobilisieren konnte - ich war muskulär einfach am Ende.
Nach 10:20 Stunden war ich im Ziel. Glücklich, den härtesten Tag in meinem Leben gemeistert zu haben. Glücklich, Freunde anzutreffen - im Bild Albi Meier. Glücklich, ein Finisher Medaille umgehängt zu bekommen. Und dennoch: ich hatte keine Ahnung, dass man so kaputt sein kann!
Danke, danke, danke an alle, die mich so toll unterstützt haben. Allen voran meinem Betreuerteam Andrea und Christian. Meinen Schwiegereltern Ilse und Geri, Georges und Nicci, den Schawis, Primin, Werner, meinem Bruder Chris, Claudia, Caroline, Ellen und Michi, Nici, Luca, Lesley und Keri, Reto und, und, und .... sorry, wenn mir der eine oder andere Namen durchgegangen ist.
Gratulation an alle Finisher: you are Ironman now. Besonders gefreut habe ich mich über die finishes von Patrik Hinder und Steffen Kömpf, die beide seit einigen Wochen bei mir im Coaching sind. Sie habe alle Dämonen besiegt und endlich ihren ersten Ironman erfolgreich beendet. Way to go, Jungs!
Und dann natürlich die geilen Sieche Ironnonno, Dario Zarro und Finn Borg - you are Ironman Champions und wahre Vorbilder für mich! You guys rock!
Mission Possible. On the Road to Kona again. Der Blogname war gleichzeitig Programm. Mein 10. Rang reichte nicht - kein Hawaii in diesem Jahr. Das Ende des Blogs?
Morgen mehr dazu an dieser Stelle.
1 Kommentar:
Hey, wie bereits erwähnt Gratulation...unter den Umständen - Top Kona bereits aufgeben - das gleicht doch nicht dem Gilbert den ich kenne???? Gruss ROman
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